Titel: | Verbesserungen im anastatischen Druck, welche sich Rudolph Appel in London am 14. Dec. 1852 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LI., S. 211 |
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LI.
Verbesserungen im anastatischen Druck, welche
sich Rudolph Appel in
London am 14. Dec. 1852 patentiren
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Sept. 1853,
S. 209.
Appel's Verbesserungen im anastatischen Druck.
Ich bin durch meine Verbesserungen im anastatischen Druck in den Stand gesetzt, von
allen lithographischen, typographischen und Kupferplatten-Drucken,
deßgleichen von Zeichnungen oder Schriften welche mit dem Pinsel oder der Feder mit
Anwendung gewisser Arten von Tinte gemacht worden sind, untadelhafte Copien durch
Ueberdruck herzustellen.
Vorbereitung der Zinkplatte für den Ueberdruck. –
Das Poliren der Zinkplatte wird auf gewöhnliche Weise ausgeführt, indem man sie
zuerst mit nassem Schmirgel reibt, dann mittelst eines Lappens trocknet, hierauf mit
feinem Schmirgelpapier reibt, und endlich mittelst Papiers vollkommen reinigt. Wenn
der zu überdruckende Kupferstich etc. abgestufte Töne oder außerordentlich feine Linien
enthält, so lasse ich auf die Zinkplatte salzsaure Dämpfe einwirken, indem ich sie
über ein Gefäß mit Salzsäure halte und sie dabei herumbewege, um eine gleichförmige
Einwirkung der Dämpfe zu erzielen. Oder ich lege auf die polirte Platte Papier mit
glatter Oberfläche, welches vorher mit verdünnter Salzsäure (1 Theil Säure mit 5 bis
6 Theilen Wasser gemischt) getränkt und dann nahezu getrocknet wurde.
Die Zeit, während welcher die Zinkplatte der Einwirkung der Säure ausgesetzt werden
muß, hängt von dem Grade der Feinheit des zu überdruckenden Kupferstichs etc. ab; je
feiner derselbe ist, desto kürzer muß die Dauer der Behandlung seyn.
Wenn hingegen auf dem zu übertragenden Druck abgestufte Töne oder sehr feine Linien
nicht vorkommen, so kann man die Zinkplatte auf die
Art präpariren, daß man verdünnte Salzsäure über sie gießt, die überschüssige Säure
mittelst Wasser wegwascht, die Oberfläche der Platte mit einem Pinsel von allen
losen Theilchen reinigt, sie endlich mit Wasser wascht und rasch trocknet, indem man
sie mit einem Handtuch tupft und sie dann über ein Holzkohlenfeuer oder eine
sonstige Wärmequelle hält. Oder man kann die polirte Zinkplatte dadurch präpariren,
daß man Papier auf dieselbe legt, welches mit verdünnter Salzsäure oder
Salpetersäure (1 Theil Säure auf 5 oder 6 Theile Wasser) getränkt und von aller
überflüssigen Säure dann durch Löschpapier befreit worden ist; über dieses Papier
legt man ein Blatt Löschpapier und einen Filz, worauf man das Ganze mit sanftem
Druck zwischen Walzen passirt; nach Entfernung des sauren Papiers ist die Zinkplatte
zum Gebrauch fertig.
Behandlung der zu überdruckenden Kupferstiche etc. mit
Säure. – Ich befolge hierzu eine Methode, wobei die feinsten Linien
erhalten bleiben, welche bisher oft verletzt worden sind. Ich lege nämlich den
Kupferstich, die Zeichnung etc. auf ein reines Papierblatt, die gedruckte Seite nach
unten; auf die Rückseite lege ich ein Stück Löschpapier von gleicher Größe, welches
vorher mit verdünnter Salpetersäure (1 Thl. Säure auf 5 oder 6 Thle. Wasser)
befeuchtet wurde; dasselbe muß nöthigenfalls erneuert werden, indem der Zweck ist,
den zu überdruckenden Kupferstich etc. gleichförmig mit verdünnter Säure befeuchtet
zu erhalten. Der Kupferstich u. muß auf einmal auf die Zinkplatte gelegt werden,
welche nach einer der vorhergehenden Verfahrungsarten präparirt ist (es versteht
sich, daß eine der zwei ersten angewandt worden seyn muß, wenn außerordentlich feine
Linien oder abgestufte Töne vorhanden sind); über den Kupferstich muß ein Blatt
Papier und dann ein Filz gelegt, und das Ganze durch eine Walzenpresse mit
beträchtlichem Druck passirt werden.
Behandlung der aus der Ueberdruckpresse genommenen
Zinkplatte. – Ich behandle die Oberfläche dieser Platte mit
Gerbstoff oder Gallussäure, was zur Folge hat, daß die feinsten Schattirungen sich
eben so gut einschwärzen lassen als die dunkelsten (ich nenne diese Methode
„Appelotypie“). Wenn man Zeichnungen mit abgestuften Tönen
absichtlich für das Ueberdrucken nach dieser Methode macht, so muß man ein Papier
anwenden, welches mit einer starken Auflösung von Knochenleim und einer schwachen
Auflösung von Ochsengalle präparirt ist und die Zeichnung des Originals mit
lithographischer Tinte ausführen. Um nun den vorher erwähnten Effect
hervorzubringen, behandle ich die aus der Ueberdruckpresse genommene Zinkplatte,
nachdem der Kupferstich etc. entfernt worden ist, folgendermaßen: ich gieße über die
Platte einen Absud von Eichenrinde (man erhält ihn von geeigneter Stärke, wenn man 3
3/4 Pfd. Wasser mit 1 Pfd. Eichenrinde in einem irdenen Topf auf den dritten Theil
der Flüssigkeit einkocht), und lasse diesen auf der Platte eintrocknen; nun wasche
ich die Platte mit Wasser und dann reibe ich Gummi und Wasser über sie, worauf ich
mittelst eines Flannels Olivenöl, welches ein wenig Terpenthinöl (30 Tropfen auf die
Unze Olivenöl) enthält, einreibe, bis alle Schwärze von der Platte entfernt ist, die
ich dann mit einem nassen weichen Tuch abwische. Ich trage hierauf mittelst eines
andern Tuchs Wasser, welches ein wenig Gummi enthält, auf, und zuletzt dünne
lithographische Tinte mittelst einer weichen lithographischen Walze; die Zinkplatte
ist dann zum Einschwärzen und Abdrucken bereit, was wie bei einem lithographischen
Stein geschieht; es ist jedoch rathsam, das Wasser womit man die Zinkplatte während
des Druckes benetzt, mit ein wenig Gummi und mit Eichenrinde-Absud (1 1/2
Unzen desselben auf 2 1/2 Pfd. Wasser) zu versetzen.
Behandlung alter Drucke. – Alte Drucke, deren
Schwärze so ausgetrocknet ist, daß sich auf gewöhnliche Weise kein Ueberdruck von
denselben machen läßt, behandle ich mit Strontianwasser, worauf sie sich eben so
leicht Überdrucken lassen wie frische Drucke. Ich lege nämlich den alten
Kupferstich etc. in eine heiße Auflösung von Strontianerde (eine halbe Unze
Strontianhydrat auf 1 1/4 Pfd. Wasser) einige Minuten lang bis eine Stunde, indem
ich sie von Zeit zu Zeit herausnehme, um zu untersuchen, ob sich davon ein schwacher
Ueberdruck erhalten läßt; sobald dieß der Fall ist, muß der Kupferstich aus der
Strontianlösung genommen, zwischen Bögen Löschpapier ausgepreßt und dann in eine
Schale mit verdünnter Salpetersäure (1 Th. Säure auf 7 Th. Wasser) gelegt werden,
bis der im Papier enthaltene Strontian aufgelöst ist; dann muß der Kupferstich aus
der Säure genommen und alle von ihm aufgenommene überflüssige Säure zwischen Löschpapier
ausgedrückt werden; mm legt man den Kupferstich auf die Zinkplatte und macht den
Ueberdruck auf die gewöhnliche Weise.
Behandlung von Schriften, Zeichnungen u. deren Tinte sich
nicht zum Ueberdruck eignet. – Ich lege die gedruckte oder
geschriebene Oberfläche des Documents von welchem ein Ueberdruck gemacht werden
soll, auf ein Blatt reinen Papiers, und auf die Rückseite desselben mit Wasser
genetztes Papier, so daß das Original durch seine ganze Textur hindurch befeuchtet
wird. Hierauf lege ich das Original, die Vorderseite nach unten, auf mit Wachs oder
Fett getränktes Papier, und nachdem ich es mit reinem Papier bedeckt habe,
unterziehe ich das Ganze einer heißen Pression. Dabei wird das Wachs oder Fett von
der Tinte aufgesogen und verbindet sich mit derselben, ohne dem Papier anzuhaften;
die Schrift oder Zeichnung kann dann auf gewöhnliche Weise übergedruckt werden.Der Verfasser bemerkt noch, daß Drucke, welche auf dem ihm und Hrn. Glynn patentirten Sicherheitspapier dargestellt
sind (s. polytechn. Journal Bd. CXXVII S.
303), nach diesen Methoden nicht übergedruckt werden können, wobei
er jedoch irrthümlich voraussetzt, daß es nicht möglich ist solchem Papier
vor dem Ueberdruck durch chemische Behandlung das Kupfersalz, die Seife und
das Fett zu entziehen. A. d. Red.