Titel: | Beschreibung einiger Maschinen und Apparate, welche sich auf der dießjährigen Dubliner Industrie-Ausstellung befanden. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LX., S. 247 |
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LX.
Beschreibung einiger Maschinen und Apparate,
welche sich auf der dießjährigen Dubliner Industrie-Ausstellung
befanden.
Aus dem Practical Mechanics' Journal, Octbr. 1853, S.
153.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Beschreibung einiger Maschinen und Apparate, welche sich auf der
Dubliner Industrie-Ausstellung befanden.
I. W. Service's Maschine zur Anfertigung
elastischer Geflechte.
Dieser in Fig.
3 in perspectivischer Ansicht dargestellte Apparat dient zur Anfertigung
dünner elastischer Geflechte, z.B. der Schnüre zum Schließen der Sonnen- und
Regenschirme, der elastischen Strumpfbänder und dergleichen. ES ist dieses zugleich
die erste Maschine, welche elastische Bänder von zwei verschiedenen Farben
anzufertigen im Stande ist, wie sie sich zum Besatz von Kinderkleidern eignen. Eine
wichtige Verbesserung besteht bei der vorliegenden Maschine darin, daß sie von selbst in Stillstand kommt, wenn ein Faden reißt
oder wenn die Spulen leer sind, während in diesem Falle bei den älteren
Maschinen der Treibriemen erst durch den Arbeiter von der Laufrolle auf die
Leerrolle geschoben werden mußte. Die Bewegung wirkt nämlich, wenn ein Faden reißt,
selbstthätig auf die Triebkraft zurück, indem ein herabfallendes Gewicht mit einem
Aufhälter in Berührung kommt, der mit der Treibrolle in Verbindung steht, wodurch
eine Kuppelung ausgerückt und der seitwärts an der Maschine befindliche Hebel zum
Anlassen der Bewegung vorwärts gezogen wird. Um die Maschine wieder in Gang zu
setzen, nachdem der zerrissene Faden wieder angeknüpft worden ist, schiebt man den
besagten Hebel zurück, wodurch die Treibrolle mit der Maschine in Verbindung kommt,
und der Flechtproceß wieder wie vorher von von statten geht.
II. Smith's farbiger Lichtdruck auf
Gewebe.
Unter den bedruckten Fabricaten befanden sich einige von sehr schönem Aussehen, deren
Färbung durch die chemische Wirkung des Lichtes hervorgebracht wurde. Diese neue und
elegante Erfindung ist das Verdienst des Hrn. R. Smith zu Blackford in Yorkshire, welcher
seinem System den Namen „farbiger Lichtdruck (Chromatic Photo-Printing) beigelegt hat. Die Hauptfarben, welche er
hervorbringt, sind Roth, Gelb, Purpur, Blau, Weiß und Grün. Der Zeug, er mag aus
animalischen oder vegetabilischen Fasern bestehen, wird zuerst mit einer (nicht
näher angegebenen) chemischen Lösung getränkt, dann im Dunkeln getrocknet und
endlich, gerade so wie der Photograph sein Papier behandelt, der Einwirkung der
Lichtstrahlen ausgesetzt. Diejenigen Theile, welche das Muster bilden sollen, werden
durch Stücke geschwärzten Papiers geschützt oder durch negative photographische
Bilder (Blumen, Pflanzenblätter und sonstige Objecte) welche an eine Glasplatte
befestigt sind. Die zur Sicherung des gehörigen Effectes erforderliche Zeit wechselt
von 2 bis 20 Minuten, je nach der Beschaffenheit des in Behandlung befindlichen
Musters. Nach erfolgter Exposition wird derjenige Theil des Zeuges, welcher auf
diese Weise behandelt worden ist, aus der Maschine gebracht, um die Farbentöne zu
fixiren. Während der letzteren Procedur wird ein neuer Theil des Gewebes dem Lichte
ausgesetzt, und so geht der Lichtdruck ununterbrochen vor sich. Mehrere solcher
Lichtdruckmaschinen werden neben einander angeordnet und durch einen einzigen
Arbeiter bedient.
Versuche haben gezeigt, daß sogar das Licht trüber Wintertage für den in Rede
stehenden Zweck hinreicht; nur ist mit solchem längere Zeit erforderlich, als bei
einem hellen und sonnigen Sommerhimmel.
Um eine blaßblaue oder weiße Figur auf blauem Grunde zu erhalten, wendet der Erfinder
Auflösungen von citronensaurem oder weinsaurem Eisenoxydul und
Kalium-Eisencyanid (rothem Blutlaugensalz) an und taucht den Zeug nachher in
verdünnte Schwefelsäure. Braun erhält er mittelst einer Auflösung von
doppelt-chromsaurem Kali, indem er das überschüssige Salz an denjenigen
Stellen, auf welche das Licht nicht einwirkte, nachher entweder auswascht, worauf
diese Stellen weiß bleiben, oder es durch ein Bleisalz zersetzt, um Chromgelb zu
bilden. Indem er diese beiden Verfahrungsarten mit der Anwendung von Krapp,
Campecheholz und andern Farbstoffen verbindet, kann er eine große Mannichfaltigkeit
der Nüancirung hervorbringen.
Fig. 4 ist
eine perspectivische Ansicht dieser chemischen Druckmaschine. Dieselbe besteht aus
einem rectangulären tischähnlichen Gestell mit einer Walze A an dem einen Ende, um welche der präparirte Zeug gewickelt ist. Von
dieser Walze bewegt sich der Zeug nach der Richtung des Pfeils unter eine Glastafel
B, auf welcher das Muster (auf angegebene Weise)
durch Verbindung durchsichtiger und undurchsichtiger Theile gebildet ist. Nachdem
die betreffende Stücklänge der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt worden ist, wird es
weiter bewegt, und zwar um die Leitwalzen C, D in den
Trog E. Dieser enthält die Auflösung zum Entwickeln des
Eindruckes, wozu entweder reines Wasser, oder eine verdünnte Säure, oder eine
Auflösung von Kalium-Eisencyanid angewandt wird, je nach der Beschaffenheit
der Composition womit der Zeug vorbereitet oder für das Licht empfindlich gemacht
wurde. Das Stück wird mit Hülfe zweier Walzen F, deren
eine mittelst einer Kurbel gedreht wird, durch den Entwickelungs-Trog E gezogen und in dem Wassertrog G abgesetzt, um es schließlich auszuwaschen. Bei H befindet sich ein Kiffen, bestehend aus einem Brett und mehreren Lagen
Flanell; unter jedem Eck dieses Kissens ist eine Feder angebracht, um den
präparirten Zeug mit der unteren Fläche des Muster-Glases in dichtem Contact
zu halten. An die Mitte dieses Kissens ist das Ende eines um I drehbaren Hebels befestigt. Sobald nun die dem Lichte ausgesetzte
Zeugfläche weiß oder braun wird, je nach der zum Präpariren angewandten Composition,
hebt man den Druckhebel in die Höhe und bewegt den Zeug weiter, um eine neue
Zeuglänge unter die Glastafel zu bringen. Dieses System des Bedrückens ist bereits
in großem Maaßstabe in Anwendung gebracht worden.
III. Dr. Lover's Contact-Unterbrecher und elektrische Uhr.
Fig. 5 ist
eine Ansicht des Contact-Unterbrechers. A ist ein
Wasserbehälter, welcher durch den Hahn B den nöthigen
Zufluß erhält, während das überschüssige Wasser durch C
abfließen kann. Aus diesem Behälter fließt das Wasser in die Kammer D, worin dasselbe vermittelst des Schwimmers E auf constantem Niveau erhalten wird. Ein gläsernes
Gehäuse F schützt den ganzen Mechanismus gegen Staub und
äußere Einflüsse. Beim Oeffnen des am Boden des Behälters D befindlichen Hahns G bewirkt der
ausfließende Wasserstrahl das Umkippen des Eimers H,
bringt seinen Platinstift I mit dem Platinstück J in Berührung und stellt somit den Contact her. Der
letztere dauert so lange, bis die obere Abtheilung mit Wasser gefüllt ist und das
Uebergewicht bekommt. Der Zufluß läßt sich nun leicht so reguliren, daß diese
Operation des Oeffnens und Schließens der Kette genau eine Minute dauert. –
Dieser Apparat steht mit dem höchst einfachen elektromagnetischen
Uhrwerks-Mechanismus (des Hrn. Bain) Fig. 6 in Verbindung. A ist ein Elektromagnet, welcher, wenn die galvanische
Kette geschlossen ist, die um C drehbare Armatur B anzieht, wodurch der Einfallhaken D über einen Zahn des mit 60 Zähnen versehenen
Sperrrades E hinweggeschoben wird. So oft nun die Kette
geöffnet wird, was in jeder Minute einmal geschieht, zieht die Feder F die Armatur zurück und somit das Zahnrad um einen Zahn
vorwärts. Mit der Achse des Rades steht ein Uhrwerk in Verbindung, welches Stunden
und Minuten zeigt; und somit hat man einen Zeitmesser ohne Pendel, Gewichte, Feder
oder Unruhe. Daß eine beliebige Anzahl in die Kette eingeschalteter Uhren durch den
Apparat gleichzeitig in Thätigkeit gesetzt werden kann, bedarf wohl kaum der
Erwähnung.
IV. Fadeuilhe's Fabrication von Milch in
fester Form.
Die Reduction der Milch in feste Form und das Extrahiren jeder gröberen und
nachtheiligen Substanz, so daß sich die Milchessenz längere Zeit conservirt, ist
bereits der Gegenstand vieler Bemühungen und Versuche gewesen, und Hr. Fadeuilhe theilt uns mit, daß er auf
denselben sieben Jahre
verwendet habe. Das Material, die Kuhmilch, ist einer der empfindlichsten
animalischen Stoffe, welcher zu seiner Reinigung und Abdampfung eine besonders
sorgfältige Behandlung erfordert, damit das erhaltene Milchpulver den Einflüssen der
verschiedenen Elemente widersteht und nach längerer Aufbewahrung durch bloßes
Zugießen von siedendem Wasser ein schmackhaftes und nahrhaftes Getränk liefert. Hr.
Fadeuilhe bedient sich bei
seinem Abdampfungsprocesse der Hitze des Wasserdampfs in Verbindung mit mechanischem
Umrühren; die Hauptsache ist aber die genaue Regulirung der
Wärme in den verschiedenen Stadien des Processes. Der in Fig. 7 dargestellte
Grundriß eines Theils der Fabrik des Hrn. Fadeuilhe genügt zur Erläuterung der allgemeinen Anordnung seines
einfachen mechanischen Apparates. Der Dampfkessel A,
welcher eine Ecke des Gebäudes einnimmt, ist mit zwei Röhren B, C versehen, wovon die erste nach dem Sicherheitsventil geht und die
zweite die Heiz- und Rührpfannen F versieht.
Diese Pfannen sind geräumige mit rotirenden Rührvorrichtungen versehene Behälter.
Nachdem die Milch auf diese Weise gehörig erhitzt und bearbeitet worden ist, wird
sie durch das Ventil D abgelassen. Sollte die Milch
nicht ganz frisch oder das Product einer Kuh seyn, welche erst vor Kurzem gekalbt
hat, so zeigt sich dieses bei der zweiten Erwärmung, sobald die Hitze 160 oder
170° Fahrenheit (57 bis 61° Reaumur) erreicht; denn sie gerinnt
alsdann unfehlbar. Derartige Milch kann also nicht abgedampft werden, so daß die
Anwendung eines ungeeigneten Materials an diesem Umstande selbst ihre Schranke
findet.
Damit sich das Milchpulver vollkommen conservirt und in heißem Wasser fast
augenblicklich auflösen läßt, müssen die in der Milch enthaltenen (geronnenen)
Klümpchen beim Abdampfen vollständig abgesondert werden, und alles was hinterher
noch nöthig ist, besteht in der genauen Regulirung der Wärme und in der Procedur des
Rührens. Die ausgestellten Exemplare sind in Form fester Tafeln, von denen 1 Pfund 8
Pinten Milch entspricht. Um diese dichten Massen zur theilweisen Verwendung
geeigneter zu machen, bedient sich der Erfinder eines mit Stahlspitzen besetzten
Cylinders, welche den Kuchen in dem Sagomehl ähnliche Körner verwandeln. Dieses
Milchpulver wird sowohl in der englischen als in der französischen Marine mit einem
kleinen Zusatz von Zucker und Gummi verwendet.
V. Barter's und Bushe's
Wurzelreibmaschine.
Dieser nützliche Apparat dient zum Zerkleinern aller Arten von Wurzeln. Die Erfinder,
selbst bedeutende Oekonomen, überzeugten sich von dem Vortheil, welchen rohe statt
gekochter Wurzeln als Futter für Vieh und Geflügel gewähren, und construirten den
für dieses System der Fütterung sich eignenden Apparat, welcher Fig. 8 in der
Seitenansicht und Fig. 9 in der Endansicht dargestellt ist. Fig. 10 ist die
Frontansicht der schneidenden Scheibe, Fig. 11 zeigt die
schneidende Kante der Messer. A ist ein schweres
metallenes Rad mit sechs Speichen, welches an eine Achse B befestigt ist und an jeder Seite eine eiserne Scheibe C mit auswärts stehenden schneidenden Flächen enthält.
Diese Scheiben sind durch sechs eiserne Querstangen mit einander verbunden, deren
jede durch eine Radspeiche geht und an die Scheiben festgenietet ist. Da diese
Querstangen sechs Zoll lang sind, so bleibt zu beiden Seiten des Rades zwischen ihm
und der Scheibe ein Raum, welcher weit genug ist um den Brei herausfallen zu lassen.
Rad und Scheiben werden vermittelst der an den Enden der Welle B angebrachten Kurbeln in Umdrehung gesetzt. E, E sind die Behälter zur Aufnahme der Wurzeln, deren
jeder mit einer gegen die schneidenden Flächen gerichteten Seitenöffnung versehen
ist. Die Scheibe Nr. 1, Fig. 10, ist mit zwölf
stählernen, an dieselbe festgenieteten Messern F
versehen. Ein Theil der Scheibe unter jedem Messer ist weggeschnitten, damit die
Abschnitte der Wurzel seitwärts durch die Scheibe gehen können. Diese Operation
schneidet die Wurzeln in lange Stücke, im Querschnitt 1/2 Zoll auf 3/4 Zoll
enthaltend, welche sich für Schaffutter eignen. Die andere Scheibe Nr. 2 besitzt
achtzehn Messerreihen, welche zusammen 150 schneidende Flächen darbieten. Die Messer
werden hergestellt, indem man aus dem Eisen viereckige Löcher ausschlägt, an den
beiden Ecken jedes Loches Einschnitte macht, das Eisen an dieser Stelle umbiegt und
die Kanten scharf zufeilt. Diese zweite Scheibe schabt die Wurzeln in 1/2 Zoll
breite Streifen von der Dicke eines Shillings, für Ferkel, Pferde und Geflügel.
Major Bushe hat einen sehr erfolgreichen Versuch gemacht,
Schweine mit diesem groben Brei zu mästen. Die Ersparniß bei diesem System der
Fütterung ist nicht unbedeutend. Der Erfinder erhielt für diesen Apparat im August
d. J. von der Royal Irish Agricultural Society die
Medaille erster Classe.