Titel: | Verfahren bei der Scheidung des Goldes und Silbers durch Salpetersäure; von Petrie. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXIX., S. 285 |
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LXIX.
Verfahren bei der Scheidung des Goldes und
Silbers durch Salpetersäure; von Petrie.
Aus dem Technologiste, August und Septbr. 1853,
durch das polytechn.
Centralblatt, Liefer. 20.
Petrie's Verfahren bei der Scheidung des Goldes und Silbers durch
Salpetersäure.
Für die Scheidung des Goldes und Silbers mittelst Salpetersäure schlägt Petrie folgendes Verfahren vor: Man nimmt sechs oder mehr
cylindrische Gefäße und stellt dieselben so neben einander auf, daß das eine immer
zwei Zoll niedriger steht als das vorhergehende. Jedes dieser Gefäße hat dicht über
seinem Boden einen zweiten durchlöcherten Boden, und von dem zwischen beiden Böden
befindlichen Raum aus geht eine Röhre, die außerhalb des Gefäßes in die Höhe steigt
und am oberen Ende über dem folgenden Gefäße oder in dem oberen Theile desselben
ausmündet. Vorausgesetzt, jedes Gefäß sey mit der Gold und Silber im Verhältniß von
1 zu 3 enthaltenden Legirung beschickt und der Apparat vollständig im Gange, so ist
jedes Gefäß bis zum Niveau der Ausflußöffnung der an ihm angebrachten Röhre mit
Salpetersäure gefüllt. Man läßt nun in das oberste Gefäß beständig tropfenweise
warme Salpetersäure einfließen. Dieß hat zur Folge, daß die in dem ersten Gefäße
enthaltene Flüssigkeit durch die an demselben befindliche Röhre beständig in das
zweite, und eben so die Flüssigkeit aus dem zweiten Gefäße in das dritte übertropft
u.s.w. Die Salpetersäure übt in jedem Gefäße ihre auflösende Wirkung auf das Silber
aus. Hat die in dem obersten Gefäße enthaltene Legirung ihren ganzen Silbergehalt an
die Salpetersäure abgegeben, so wird dieses Gefäß weggenommen, jedes der übrigen
Gefäße um eine Stufe heraufgerückt, und auf die dadurch frei gewordene unterste
Stufe ein Gefäß mit frischer, der Wirkung der Säure noch nicht ausgesetzt gewesener
Legirung gestellt. Jede Portion der Legirung rückt in dieser Weise von unten nach
oben hinauf, während die Salpetersäure den entgegengesetzten Weg nimmt. Auf diese
Weise wird erreicht, daß die Salpetersäure möglichst vollständig zur Wirkung gelangt,
da sie in dem Maaße, als sie sich mehr und mehr mit Silber sättigt und dadurch
schwächer wird, mit immer silberreicheren Portionen der Legirung, aus denen sie noch
Silber auflösen kann, in Berührung kommt, und nach der Versicherung des Verf. ist
die aus dem letzten Gefäße abfließende Flüssigkeit mit Silber ganz gesättigt.
Andererseits wird eine möglichst vollständige Ausziehung des Silbers aus der
Legirung erreicht, weil diese, in dem Maaße als sie silberärmer wird und deßhalb den
Rest des Silbers schwerer an die Säure abgibt, mit immer stärkerer Säure in
Berührung kommt. Auch ist es insofern günstig, daß die frische Legirung nicht gleich
mit der starken Säure in Berührung kommt, als diese durch ihre heftige Einwirkung
das zurückbleibende Gold zum Theil in Pulver verwandeln würde, was vermieden werden
muß, weßhalb auch bei dem gewöhnlichen Verfahren meistens erst schwächere, und dann,
um den noch ungelösten, schwieriger ausziehbaren Theil des Silbers auszuziehen,
starke Säure in Anwendung gebracht wird. Der Verf. schlägt übrigens noch vor, die
Unterlage, auf der die Gefäße stehen, hohl zu machen, und durch dieselbe heiße Luft
zu leiten, um die Gefäße während der Arbeit auch von außen zu erwärmen.
Wenn eine Anzahl Gefäße die im Vorstehenden beschriebene Behandlung durchgemacht hat,
stellt man sie in gleicher Weise wie zuvor wieder neben einander auf, und läßt nun
durch diese Reihe von Gefäßen, in derselben Weise, wie zuvor Salpetersäure, jetzt
reines Wasser laufen, um die Säure und die Silberlösung, welche dem in den Gefäßen
enthaltenen schwammigen Golde anhängen, von demselben abzuwaschen und zu gewinnen.
Jedes Gefäß rückt in dieser Reihe ebenfalls nach und nach von unten nach oben. Auf
diese Weise wird mit möglichst wenig Wasser eine vollständige Auswaschung
erreicht.
Während der Behandlung der Gold-Silber-Legirung mit Salpetersäure ist
jedes Gefäß mit einem Deckel versehen, welcher durch hydraulischen Verschluß
mittelst der Säure selbst schließt. Von jedem Gefäße aus geht eine Röhre von
Steinzeug, welche die salpetrigen Dämpfe aus demselben weg und in einen
Sammelbehälter führt, von wo aus sie in einen Apparat gelangen, der dazu bestimmt
ist, sie wieder als Salpetersäure zu verdichten. Dieser Apparat steht mit einem
Kamine oder Zugrohre in Verbindung, welches sowohl die salpetrigen Dämpfe, als auch
Luft in denselben einsaugt. Die Luft strömt durch die Fugen zwischen den
verschiedenen Theilen der Vorrichtung ein, die deßhalb nicht lutirt werden. Der zur
Verdichtung der Dämpfe dienende Apparat (oxidateur
genannt) besteht in einer Säule von Cylindern aus Steinzeug, die mit Kieselsteinen
von gleichmäßiger passender Größe gefüllt sind. Die salpetrigen Dämpfe und die Luft treten unten in die
Säule ein und strömen in derselben aufwärts, während oben Wasser in dieselbe
eingespritzt wird, so daß es sich über den Kieselsteinen verbreitet und zwischen
denselben hinabfließt. Unter dem Einfluß der großen Oberfläche der Kieselsteine
werden nun nach dem Verf. die salpetrigen Dämpfe zu Salpetersäure oxydirt, welche
von dem Wasser aufgenommen wird. Die salpetersäurehaltige Flüssigkeit fließt unten
aus der Säule continuirlich ab, während die von schädlichen Gasen befreite Luft
durch das Zugrohr entweicht.
Aus der erhaltenen Lösung von salpetersaurem Silberoxyd wird das Silber auf
galvanischem Wege niedergeschlagen. Dazu dienen flache Gefäße von Steinzeug, oder
von Holz, innen mit Gutta-percha überzogen, die neben einander so aufgestellt
sind, daß das eine immer etwas höher steht wie das folgende. In das oberste dieser
Gefäße läßt man die Silberlösung langsam einfließen; hat sie darin eine gewisse nur
geringe Höhe erreicht, so fließt sie aus demselben durch ein Ausgußrohr
continuirlich in das zweite, eben so wenn sie in diesem eine gewisse Höhe erreicht
hat, in das dritte Gefäß ab und so fort. In diesen Gefäßen sind Zellen von poröser
Thonmasse so angebracht, daß sie mit ihrem unteren Theile in die Silberlösung
eintauchen. Diese Zellen enthalten sehr verdünnte Schwefelsäure, die man in die
obersten Zellen continuirlich eintropfen läßt, und die aus diesen in die niedriger
stehenden Zellen sich ergießt und die ganze Reihe der Zellen in ähnlicher Weise
durchläuft, wie die Silberlösung die Reihe der flachen Gefäße. In die Zellen werden
Zinkstreifen gestellt, die man vorher mit einer verdünnten Sublimatlösung bestrichen
hat. Die Zinkstreifen werden außerhalb der Zellen mit einer auf dem Boden der die
Silberlösung enthaltenden Gefäße vorgerichteten geeigneten Fläche (über deren
Beschaffenheit nichts Näheres gesagt wird) in leitende Verbindung gesetzt. Dadurch
entstehen zwischen den Zinkstreifen und den besagten Flächen galvanische Ströme,
welche in den Zellen die allmähliche Auflösung des Zinks, und auf jenen Flächen,
also auf dem Boden der flachen Gefäße, die Ausscheidung des Silbers bewirken. Das
Silber schlägt sich hierbei nicht als lockere pulverige Masse nieder, sondern bildet
zusammenhängende feste Platten, die man von Zeit zu Zeit herausnimmt. Indem die
Silberlösung in den verschiedenen Gefäßen nach einander dieser Wirkung ausgesetzt
ist, schlägt sich das Silber fast vollständig daraus nieder, so daß die aus dem
untersten Gefäße ausfließende Flüssigkeit fast bloß aus Salpetersäure und Wasser
besteht. Diese Flüssigkeit wird aufs Neue zur Auflösung von Silber benutzt. Eine
Vermischung der Silberlösung mit der in den Zellen entstehenden Zinklösung durch die
Wand der Zellen hindurch findet nur langsam statt, da die Masse der Zellen nur insoweit porös ist,
um die Fortleitung des Stromes nicht zu hindern, aber eine Flüssigkeit nur schwierig
durch sich hindurch läßt. Wenn übrigens die Salpetersäure die Auflösungs- und
Fällungsgefäße mehreremale durchlaufen hat, wird sie vor der weiteren Benutzung von
den darin angesammelten Metallen (hauptsächlich Kupfer und etwas Silber) gereinigt,
was durch eine besondere galvanische Batterie bewirkt werden soll. Der Zinkverbrauch
soll nicht mehr als 40 Proc. vom Gewichte des gewonnenen Silbers betragen. Die in
den Zellen gebildete Zinklösung wird auf schwefelsaures Zinkoxyd verarbeitet.