Titel: | Ueber den Ventilator oder die Wettermaschine des Hrn. Fabry; Bericht von Hrn. Callon. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXXXIII., S. 337 |
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LXXXIII.
Ueber den Ventilator oder die Wettermaschine des
Hrn. Fabry; Bericht von
Hrn. Callon.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juli 1853, S. 397.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Callon, über Fabry's Ventilator oder Wettermaschine.
In einer ausgedehnten Grube, besonders in einer Steinkohlengrube, in welcher sich
mehr oder weniger brennbare Gase oder schlagende Wetter entwickeln, kann die
Erneuerung der Luft, sowohl durch bloße Diffusion, als durch Strömungen die auf
natürliche Weise durch verschiedene Tageöffnungen und durch den
Temperaturunterschied über und unter Tage entstehen, nicht immer hinlänglich und so
bewirkt werden, daß die Wetter in den Grubenbauen gesund und ohne nachtheiligen
Einfluß auf die Arbeiter sind und daß sich auch keine explodirbaren Gemische oder
schlagenden Wetter bilden.
Es ist daher häufig eine künstliche Wetterführung nothwendig und ihre gehörige
Vorrichtung einer der wichtigsten Punkte eines guten Bergbaubetriebes. Man muß sogar
sagen, daß ihre Wichtigkeit in dem Maaße größer wird, als die Mittel der
Strecken- und der Schachtzimmerung sich vervollkommnen, um mittelst einer
gesteigerten Förderung die Productionskosten der gewonnenen Substanzen zu
vermindern. Denn es ist klar, daß eine größere Förderung auch im Allgemeinen ein
ausgedehnteres Abbau- oder Grubenfeld, eine stärkere Arbeiter-Belegung
erfordert, wobei aber zu gleicher Zeit eine stärkere Entwickelung von schlagenden
Wettern stattfindet, indem dieselben bis auf einen gewissen Punkt mit der Menge der
gewonnenen Kohlen im Verhältniß stehen.
Die künstliche Wetterführung einer Grube wird entweder durch Wetteröfen, oder
mittelst verschiedener saugender oder blasender Maschinen hervorgebracht. Die
Anwendung der erstem ist älter als die der letztern; sie bilden noch jetzt die
einfachsten, die am wenigsten Reparaturen bedürfenden und dadurch Unterbrechungen
veranlassenden Mittel, und die einzigen, welche die Schächte, aus denen die Wetter
ausziehen, zur Förderung ganz frei lassen. Wenn die Wetteröfen unter den
erforderlichen Bedingungen angelegt worden sind, d.h. auf der Sohle hinlänglich
tiefer und weiter und so trockener Schächte, daß ihre Wirkung einen gehörigen
Wetterzug veranlaßt, so wird ihre Anwendung auch noch fortwährend von Nutzen seyn.
In den Steinkohlengruben zu Newcastle in England werden nur Wetteröfen und gar keine
Maschinen angewendet.
Der Haupteinwurf gegen die Wetteröfen besteht in der Möglichkeit, daß in denselben
eine Explosion veranlaßt werde, oder vielmehr, daß wenn eine solche durch andere
Ursachen herbeigeführt worden ist und dadurch die Wetterdämme und Wetterthüren
zerstört wurden, schlagende Wetter zum Ofen gelangen und eine zweite Explosion
erzeugen. Unser College, Hr. General-Bergwerksinspector und Professor
Combes (zu Paris), hat
jedoch in seinem Traité de l'exploitation des
mines
Handbuch der Bergbaukunst, oder die Lehre von der Aufsuchung und Gewinnung
der nutzbaren Mineralien; deutsche Bearbeitung von Carl Hartmann 2te Aufl. Weimar 1851, Bd. II, S. 120.
H. nachgewiesen, daß die erstere Ursache einer Gefahr bei gut eingerichteten Oefen gar nicht existirt,
und daß die zweite mit vollkommener Sicherheit vermieden werden kann. Es ist zu dem
Ende hinreichend, dem Ofen mittelst einer engen Strecke, die von den schlagende
Wetter führenden Theilen der Grube durch starke Dämme und Thüren abgesondert worden
ist, einen besondern Strom frischer Wetter zuzuführen; ferner die Esse hoch genug in
dem Schacht, aus welchem die Wetter ziehen, in die Höhe zu führen, und endlich die
Oefen so einzurichten, daß man als Verbrennungs-Product nicht Kohlenoxyd,
sondern Kohlensäure erhält. Es darf angenommen werden, daß man unter diesen
Verhältnissen mit den Oefen eine eben so große Sicherheit erlangt als mit Maschinen,
welche nebst ihren Motoren mancherlei Brüchen und sonstigen Störungen unterworfen
sind, wodurch Betriebsstörungen veranlaßt werden und in manchen Fällen das Leben der
sämmtlichen Belegschaft einer Grube aufs Spiel gesetzt wird.
Die Wetteröfen haben aber eine beschränkte Wirksamkeit. Wenn man in der Praxis
Temperaturen von 40, 50, höchstens 60° C. erreicht, so gewinnt man weiter
nichts, wenn man stärker feuert, und erlangt selbst bei Aufopferung bedeutender
Brennmaterialmengen kein besseres Resultat. Wenn daher, wegen geringer Tiefe der
Schächte, oder wegen Feuchtigkeit ihrer Wände, oder wegen der Krümmungen und des
geringen Querschnitts der Strecken, die Wirkung des Ofens für eine lebhafte
Wetterführung unzureichend ist, so muß man Maschinen anwenden, deren Wirkung keine
Gränze hat, ungeachtet sie den doppelten Nachtheil haben, daß sie Raum im Schacht
beanspruchen und leicht Betriebsstörungen veranlassen.
Die Wettermaschinen werden hauptsächlich in Belgien angewendet und haben daselbst
seit einer Reihe von Jahren sehr verschiedenartige Einrichtungen erhalten. Es haben
sich damit in verschiedenen Bänden der Annales des Travaux
publics de Belgique mehrere belgische Bergwerks-Ingenieure
beschäftigt, wie die HHrn. Trasenster, Glépin und Jochams. Man findet sie auch sämmtlich beschrieben und abgebildet im
zweiten Bande (S. 17) des trefflichen Traité de
l'exploitation des mines de houille (1853), welchen der belgische
Bergingenieur Ponson zu Lüttich in 4 Bänden mit einem
Atlas von 80 Tafeln herausgibt.
Die bis jetzt angewendeten Maschinen zerfallen in zwei Classen: einerseits in
Apparate, wie die Ventilatoren mit Centrifugalkraft, mit geraden oder gekrümmten
Flügeln, die Windschrauben, und im Allgemeinen diejenigen, worin die Luft eine
bestimmte relative Bewegung auf Flächen annimmt, die eine drehende Bewegung um einen
festen Punkt haben. Die zweite Classe besteht in saugenden Kolben- oder
Glocken-Maschinen.
Die mathematische Theorie der erstem Apparate kennt man jetzt genügend in Folge der
Arbeiten des Hrn. Combes;
dennoch scheint keine von diesen Maschinen in der Praxis einen Vorzug erhalten zu
haben; keine hat bei den zahlreichen Versuchen, die damit angestellt worden sind,
ganz genügende Resultate gegeben.
Was nun die Kolben- oder die Glockenmaschinen betrifft und im Allgemeinen
diejenigen, welche mit Ventilen versehen sind, so haben sie bei der Anwendung zur
Wetterhaltung der Gruben einen Nachtheil, von welchem man sich leicht Rechenschaft
geben kann. Um einen hinlänglichen Wetterzug herzustellen, ist es nur erforderlich,
in dem Schacht aus welchem die Wetter ausziehen, eine Luftverdünnung herzustellen,
die einer Wassersäule von einigen Centimetern Höhe entspricht und gleich der
Differenz des Druckes ist, welche unter und über einer Klappe vorhanden seyn muß,
damit dieselbe functionirt. Man kann daraus leicht folgern, daß die von dem Motor
erzeugte Kraft auf diese Weise ohne Nutzeffect verdoppelt oder verdreifacht werden
kann. Nun kann man zwar diesen Verlust sehr vermindern, indem man möglichst viel
Klappen anbringt und sie sehr sorgfältig und genau mit Gegengewichten versieht, oder
indem man eine den Luftpumpen der Physiker ähnliche Vorrichtung anwendet, wobei die
Ventile durch die Bewegung des Apparats selbst, anstatt durch den Druck der Luft
gehoben werden. Man könnte auch den Vertheilungsmechanismus mit Schiebern anwenden,
wie man ihn jetzt bei den Gebläsen anbringt. Aber selbst bei diesen Verbesserungen
würde man den Nachtheil bedeutender Anlagekosten haben, weil die Cylinder und Kolben
solcher Maschinen große Dimensionen haben müssen. Zur Wetterführung in einer
ausgedehnten Grube ist nämlich eine weit größere Luftmenge erforderlich, als zur
Speisung mehrerer Hohöfen.
Diese Mängel und Nachtheile der verschiedenen Wettermaschinen veranlaßten den
belgischen Bergingenieur Fabry zu Charleroi, einen neuen
Apparat herzustellen, der jetzt in Belgien sehr verbreitet ist und bereits auch im
nördlichen Frankreich angewendet wird. Der Erfinder hat denselben der Beurtheilung
der Société d'Encouragement unterstellt,
die ihn einer Kommission überwies, in deren Auftrag ich diesen Bericht erstatte. Der
Fabry'sche Apparat ist in Belgien und Frankreich
patentirt und unter der Benennung Roue pneumatique
bekannt. Er besteht im Wesentlichen aus zwei horizontalen parallelen Wellen, die mit
Flügeln und mit Zahnrädern versehen sind, welche ineinander greifen und sich mit
einer gleichen Winkelgeschwindigkeit in zwei Läufen oder Mänteln bewegen, die sie so
genau als möglich umfassen.
Zum Verständniß, wie die Flügel, je nach der Bewegung in einer oder der andern
Richtung, die Wetter aus dem Schacht oder der Strecke, welche mit dem untern Theil
der beiden Mäntel in Verbindung stehen, ansaugen, oder sie in dieselben einblasen,
sind einige Details erforderlich. Es sollen dieselben, der Deutlichkeit wegen, an
dem Riß nachgewiesen werden, welcher die geometrische Verzeichnung der Maschine
enthält.
Es sey Fig. 1,
A, B, die Oeffnung des Schachtes, über welchem der
Fabry'sche Apparat angebracht ist und durch den die Wetter einfallen oder ausziehen
können; ich nehme an, diese Oeffnung sey länglich-viereckig, von A bis B 2 Meter breit und in
senkrechter Richtung darauf 2 bis 3 Meter lang.
Ueber den Punkten A und B, in
O und O', liegen die
Mittelpunkte zweier Zahnräder von 1 Meter Durchmesser. Die Welle des Treibrades
erhält ihre Bewegung von irgend einem Motor, meistens von einer horizontalen
Dampfmaschine, deren Kurbelstange direct mit einer an dieser Welle angebrachten
Kurbel verbunden ist.
Betrachten wir den Theilkreis dieser Räder und theilen wir dieselben von den Punkten
C und C' aus in drei
gleiche Theile. Die den Theilungspunkten entsprechenden Halbmesser gehörig
verlängert, werden auf dem Grundrisse der Figur, die Entwürfe für die Scheider oder
Flügel seyn, welche auf den Wellen befestigt worden. Sie endigen einerseits an der
cylindrischen Oberfläche, deren Basen die mit den Halbmessern OA und O'B beschriebenen Peripherien sind,
andererseits an zwei ebenen Wangen oder Wänden, welche, wenn man will, die
Verlängerung der beiden Flächen des als rechteckig angenommenen Schachtes seyn
können.
Tragen wir mm, von den Theilungspunkten ausgehend, die 1/12 der Peripherie gleichen
Theile zu beiden Seiten auf, nehmen wir die auf diese Weise erlangten Punkte als
Anfangspunkte von Epicykloiden, welche durch das Wälzen des einen Theilkreises auf
dem andern erzeugt werden und verzeichnen wir diese Epicykloiden, so erhalten wir
eine Art Räderwerk mit drei Zähnen, dessen Spiel leicht zu begreifen ist.
Wir wollen, um bestimmte Begriffe zu haben, annehmen, daß es sich um eine saugende
Ventilation handle, und es muß alsdann die Bewegung in der Richtung der Pfeile
stattfinden.
Das Profil mn tritt nach der Stellung der Figur in
Berührung mit dem Anfang m' des Profils m'n' und bleibt darin, bis die beiden Halbmesser O'm', Om auf die Mittelpunktslinie gelangen.
Von diesem Moment ab, ist es das Profil m'n' welches
längs des Anfanges m des Profils mn gleitet, bis zu dem Augenblick wo der Halbmesser O'D' mit der Mittellinie zusammenfällt. In demselben Augenblick wird der Halbmesser OD mit der Mittellinie einen Winkel gleich dem Winkel
D'O'O oder von 60° machen, und die beiden
Profile pq, p'q' werden in Eingriff treten, wie so eben
die Profile m'n' und mn.
In Folge dieser Einrichtung und vorausgesetzt daß die Ränder der Läufe eine
hinlängliche Ausdehnung haben, sieht man, daß zwischen den beiden Achsen O und O' niemals eine
directe Verbindung von Außen nach Innen stattfinden kann.
Wir wollen nun das Luftvolum ermitteln, welches bei jedem vollständigen Umgange der
Räder ausgetrieben wird.
So oft zwei Profile in Eingriff mit einander treten, schließt man ein Volum äußerer
Luft ein, gleich einem Prisma, dessen Basis das ungleichseitige Polygon O'D'k'm'klsl'E', d.h. der Sector O'D'E' plus der Summe der vier ungleichseitigen Dreiecke ist, welche zwei
und zwei gleich sind D'k''m', nkC, Cls, r'l'E', die man
durch zweimal das sphärische Dreieck nCm ersetzen kann.
Diese Verhältnisse kehren bei jedem Umlauf sechsmal wieder. Das Gesammtvolum ist
daher gleich der Summe der zwei Cylinder OC, O'C', plus
zwölfmal das Volum des Prismas nmC. Das Volum der
ausgetriebenen Luft ist offenbar gleich der Summe der zwei Cylinder O'B und OA. Demnach ist das
nutzbar ausgetriebene Luftvolum, nach Abzug der sehr geringen Ausdehnung, welche die
äußere Luft erleidet, indem sie sich mit der aus der Grube ausströmenden verdünnten
Luft vermischt, gleich der Summe der zwei äußern Kränze der Theilkreise, weniger dem
zwölffachen Volum nmC.
Es seyen
OC
=
O'C'
=
r,
OA
=
O'B'
=
r,
und L die Breite des Laufs oder
Mantels, so wird das bei einem Radumlauf ausgetriebene Volum V durch nachstehende Gleichung ausgedrückt werden:
V = 2 . π (R² – r²) L – 12 × L × Oberfl. nCm.
Vergleichen wir die Oberfläche nCm mit einem
geradlinigen, gleichschenkligen Dreieck. Der Scheitelwinkel nCm ist, wie man leicht erkennen kann, 30°
und die Höhe dieses Dreiecks ist 1/2 r; die Basis daher
1/2 r tang. 15°, folglich die Oberfläche = 1/4
r² tang. 15° = 0,066985 r², daher
V = 2 L {πR² – (π + 0,40191) r²}.
Wenn man den Halbmesser r als gegeben annimmt, so wird
der höchste Werth des Halbmessers R dadurch bedingt, daß
die Enden der Flügel
eines Rades, indem sie sich gegeneinander stützen, die epicykloidischen Zähne des
andern Rades nicht treffen. Man erkennt leicht, daß dieser höchste Werth R = r √3 ist.
Um mit einem Apparat von gegebener Dimension die größtmögliche Ventilation zu
erlangen, muß man sich offenbar dieser Gränze soviel als möglich nähern.
Wenn man R = r √3
setzt, so wird die obige Formel
V = 2 L {2π – 0,40191} r² = 11,763 r²L.
In seiner Praxis nimmt Hr. Fabry für kleine Apparate L = 2 Met. und
für große L = 3 Met.; r in
allen Fällen = 1 Met.
Man wird daher, wenn man R = √3 = 1,73 setzt,
haben
V
=
23 1/2 Met., genau 23,526 Met., wenn L = 2 Met.
und
V
=
35,289 Met., wenn L = 3
Met.
Wegen eines unerläßlichen Spiels nimmt man aber R nur =
1,70 und erhält alsdann für kleine und große Apparate:
V = 22,143 Met. und V =
33,214 Met.
Es ist sehr leicht und zweckmäßig, den Rädern eine Geschwindigkeit von wenigstens 30
Umgängen in der Minute zu geben, und das in der Secunde ausgeströmte Luftvolum
beträgt alsdann bei den kleinen Apparaten über 11 Met. und bei den großen 17,5 Met.,
eine Quantität, die im Allgemeinen mehr als hinreichend zur guten Wetterführung für
eine Grube ist, worin sich schlagende Wetter entwickeln.
In der Wirklichkeit muß dieses Volum eine gewisse Verminderung wegen des
erforderlichen Spielraums zwischen den epicykloidischen Zähnen, so wie zwischen den
Flügeln und dem Mantel erleiden. Dieser Spielraum wird aber, bei übrigens gleichengleicheu Umständen, um so weniger Verlust veranlassen, je geringer die Differenz
des Drucks im Innern des Apparats und außerhalb desselben für eine gehörige
Wetterführung der Grube zu seyn braucht. Aus den zahlreichen Versuchen, welche in
Belgien von dem Bergwerks-Ingenieur Jochams
Annales des Travaux publics de la Belgique, t.
XI p. 13. H. angestellt wurden, geht in der That hervor, daß der Verlust 15 bis 20 Proc.
betrug, wenn die hervorgebrachte Luftverdünnung eine manometrische Höhe von 2 bis 4
Centimet. Wasser entsprach, und daß er auf 26, 40 und sogar 51 Proc. stieg bei
Wassersäulenhöhen von 50, 70 und 86 Millimetern. Dieser Verlust ist aber auch fast
der einzige zu berücksichtigende, weil die Reibung sehr un bedeutend ist und der Luft keine
merkliche lebendige Kraft unnütz mitgetheilt wird.
Wenn man nicht dahin gelangt (was jedoch nicht unmöglich ist), diese Verluste durch
eine sorgfältigere Construction und Adjustirung zu vermindern, so scheint dieser
Umstand die Windräder ungeeignet zur Ersetzung der Kolbenmaschinen in allen
denjenigen Fällen zu machen, wo ein bedeutender Unterschied des Drucks
hervorgebracht werden muß, wie z.B. bei einem Hohofengebläse.
Bei der Wetterhaltung der Gruben ist hingegen ein Unterschied des Luftdrucks von 10
Centimet. Wassersäule im Allgemeinen mehr als hinreichend, und die Räder sind
alsdann vollkommen anwendbar. Sie sind einfacher, benutzen die Triebkraft besser und
sind minder theuer in der Anlage als alle Kolbenmaschinen, daher sie letztere in
allen Gruben, deren Wetterführung eine ziemliche Druckverminderung erfordert,
vollständig ersetzen können.
Was nun die eigentlichen Ventilatoren betrifft, welche noch einfacher und vielleicht
noch wohlfeiler in der Anlage als die Windräder sind, so dürften sie auch in der
Folge noch zur Wetterführung in Gruben angewandt werden, in denen eine sehr geringe
Luftverdünnung (von höchstens 20 Millimet.) einen hinreichenden Wetterwechsel
veranlaßt.
Wenn auch nicht alle Ventilatoren die Eigenschaft der Windräder haben, durch bloße
Umkehrung der Bewegung nach Belieben saugen oder blasen zu können, so haben sie
dagegen den wichtigen und nicht zu verkennenden Vortheil, daß sie bei einer
Betriebsunterbrechung nicht wie die Windräder die Schachtöffnung gänzlich
verschließen, und daß der Wetterzug, obgleich schwächer, während des Stillstandes
der Maschine seinen Fortgang hat.
Wegen dieses Umstandes dürfte es vortheilhaft seyn, neben den Windrädern eine andere,
während des Betriebs der Maschine verschlossene Oeffnung anzubringen, welche beim
Stillstande der Maschine entweder von dem Maschinenwärter oder von selbst mittelst
des von dem Ingenieur Devaux
vorgeschlagenen hydraulischen Verschlusses (obturateur
hydraulique) geöffnet würde.
Der Verschluß, von dem hier die Rede, ist eine in mehreren Gewerben wohl bekannte
Vorrichtung; allein bei der Wetterführung der Gruben wurde er unseres Wissens zuerst
von Hrn. Devaux, ehemaligem
Oberingenieur in der Provinz Lüttich und jetzigem
General-Bergwerks-Director zu Brüssel, angewendet. Er besteht im
Wesentlichen in einer leichten blechernen Glocke, welche die Schachtöffnung neben
der Wettermaschine bedeckt. Der Rand der Glocke tritt in eine kranzförmige
Vertiefung, welche mit
Wasser gefüllt ist, so daß ein luftdichter Verschluß hergestellt wird. Die Glocke
hängt an einem Seil, welches über eine Rolle läuft und an dessen anderem Ende ein
Gegengewicht hängt, welches etwas schwerer als die Glocke ist. Diese bleibt daher
nur deßhalb eingetaucht, weil unter ihr durch das Ansaugen verdünnte Luft befindlich
ist. Wenn aber die Wettermaschine außer Thätigkeit kommt, so stellt sich das
Gleichgewicht unter und über der Glocke bald her, das Gegengewicht erhält das
Uebergewicht und die Schachtöffnung wird aufgeschlossen.
Hr. Devaux hat diese
Vorrichtung hauptsächlich wegen Explosionen vorgeschlagen. Er ist der Meinung, daß
es zweckmäßig sey, die Wettermaschine nicht auf dem Schacht, sondern an dem Ende
einer söhligen Strecke anzubringen, die von dem einen Schachtstoß abgeht, und die
Oeffnung desselben mit dem hydraulischen Verschluß zu versehen; es würde alsdann in
den meisten Fällen bei Explosionen die Maschine nicht zerstört werden.
Die Fabry'schen Windräder verbreiten sich sehr schnell in
Belgien; in den Gruben der Bezirke von Mons und Charleroi findet man schon deren
dreißig; auch fangen sie an, sich in den französischen Nord- und
Pas-de-Calais-Departements zu verbreiten. Keine andere
Wettermaschine hat einen ähnlichen Erfolg gehabt. Dieser einzige Umstand beweist
hinlänglich das über diesen Apparat Gesagte und rechtfertigt die genaue Beschreibung
desselben.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1
geometrische Skizze des Fabry'schen Ventilators;
Fig. 2 der
Ventilator oder das Windrad von der Seite der Triebmaschine;
Fig. 3
derselbe im Grundriß;
Fig. 4
Längendurchschnitt nach der Linie AB der Fig. 3.
Der Fabry'sche Ventilator besteht aus sechs Flügeln,
welche auf eben soviel Armen von Gußeisen angebracht sind; diese sind mit ebenfalls
gußeisernen Kreuzen versehen. An diesen Armen und Kreuzen befestigt man Bretter und
die Kreuze endigen in hölzerne, nach einer Epicykloide gekrümmte Flächen. Durch
Berührung der Kanten auf den krummen Oberflächen, jedoch ohne zwischenliegendes
Leder, schließt man die Verbindung zwischen der innern und äußern Luft ab. Der
Halbmesser des von den Enden der Flügel beschriebenen Kreises beträgt 1,70 Met.
aa, a'a' gußeiserne Arme, zu dreien miteinander
verbunden und auf den Wellen D, D festgekeilt.
bb, b'b' Scheider von Brettern, welche den sich
drehenden Cylinder in drei gleiche Theile theilen; sie sind auf den Rändern der Arme
befestigt.
cc, c'c' Verschlüsse, welche an den Kreuzen befestigt
sind; letztere sind mit den Armen aus einem Stück gegossen.
dd' epicykloidische Oberflächen, außerhalb mit starken
Brettern versehen.
Die Läufe der Mäntel A, A' bestehen aus Mauerwerk,
welches mit einer Schicht von Cement bekleidet ist. Diese wird jedoch erst nach der
Montirung der Maschine aufgetragen, damit, wenn sich die Flügel drehen, ein
möglichst genauer Anschluß zwischen denselben und dem Mantel stattfindet und nur
geringe Luftschichten zwischen beiden entweichen können. Auch an den Seitenwänden
sucht man diesen Verschluß genau zu machen, indem man die Kanten der Flügel und
Kreuze so dicht als möglich an die Wände herantreten läßt.
B Oeffnung des Wetterschachtes.
C, C Zahnräder, welche ineinander greifen und auf den
Wellen D, D befestigt sind. Die eine der letztern trägt
das Schwungrad E; an ihrem Ende ist eine Kurbel
angebracht, an deren Warze eine Kurbelstange hängt, die ihre Bewegung von einer
horizontalen Dampfmaschine erhält.
Der Mantel ist an beiden Enden mittelst zweier senkrechten Wände verschlossen, welche
durch eiserne Stäbe G, G in gehöriger Entfernung
auseinander und dicht an die gekrümmten Theile F, F
gehalten werden. Die Wetter strömen aus dem Schacht in den Ventilator und aus diesem
in die freie Luft.
H Schwelle, auf welcher die Zapfenlager für die Wellen
D, D befestigt sind.