Titel: | Dr. Watson's elektrische Lampe. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXXXIV., S. 346 |
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LXXXIV.
Dr. Watson's elektrische Lampe.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Juni 1853, S.
57.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Watson's elektrische Lampe.
Das elektrische Licht unterscheidet sich von jedem andern künstlichen Licht dadurch,
daß es in Folge seines außerordentlichen Glanzes wirklich das Tageslicht ersetzt; es
wird bekanntlich durch die bloße Verbrennung zweier Holzkohlenstücke, die mit den Polen einer
galvanischen Batterie verbunden sind, hervorgebracht. Nachdem man diese
Kohlenspitzen (Elektroden) in den Batterie-Draht eingeschaltet hat, so muß
man sie zuvörderst in wirkliche Berührung bringen, dann aber ganz allmählich von
einander trennen, worauf ein glänzender Lichtstrom entsteht. Humphry Davy hat gezeigt, daß mit einer sehr kräftigen Batterie
das Licht die bedeutende Länge von vier Zollen bekommt. Wenn das Licht einige
Minuten unterhalten worden ist, so gehen Theilchen von einem Pol oder einer
Kohlenspitze zu der andern über, und nach einiger Zeit wird an einer Kohlenspitze
eine Vertiefung bemerklich, welche einer Convexität an der entgegengesetzten Spitze
genau entspricht. Die stufenweise Verbrennung der übertragenen Kohlentheilchen
vergrößert fortwährend die Entfernung, welche der Strom durchlaufen muß, und da die
Stärke dieses Stroms von der Kraft der Batterie abhängt, so muß das Licht nothwendig
verlöschen, wenn die Oeffnung zwischen den Kohlenspitzen zu groß wird.
Bei den jetzigen Batterien bleibt der Strom nicht ganz constant, und wenn daher die
Pole oder Kohlenspitzen in einer stetigen Entfernung von einander bleiben, so muß
die Stetigkeit des Lichtes schon deßwegen beeinträchtigt werden. Bei keiner der
früheren Vorrichtungen, um das physikalische Experiment für die Praxis anwendbar zu
machen, war Vorkehrung getroffen, um den Nachtheil einer stetigen Entfernung der
Pole auszugleichen; man begnügte sich mit einer stufenweisen und gleichförmigen
Annäherung der Kohlenspitzen vermittelst eines Uhrwerks. Bei dieser Einrichtung
nähern sich die Spitzen während der Dauer des Lichts einander fortwährend, ohne
Rücksicht auf die Stärke des durchgehenden Stromes, und es ist daher nichts
gewonnen.
In dieser Beziehung nun gewährt Dr. Watson's Erfindung wesentliche Vortheile, denn
bei seiner Vorrichtung (wobei ein Elektromagnet anstatt des Uhrwerks angewandt wird)
ist der elektrische Strom selbst der Regulator des Lichts.
Fig. 19 ist
eine Seitenansicht und ein theilweiser Durchschnitt einer solchen Lampe, wie sie zum
gewöhnlichen Gebrauch auf einen Tisch gestellt werden kann. In dem Lampenfuß ist ein
Elektromagnet A angebracht, der mittelst eines bei B eintretenden Drahtes magnetisch gemacht wird; das
andere Ende der Spirale des Magnets ist mit dem Lampenfuß verbunden. Die Armatur C des Magnets ist am untern Ende der Stange D befestigt, deren oberes Ende mit dem längern Arm E des Hebels E, F, G
verbunden ist. Dieser Hebel dreht sich um den festen Mittelpunkt F und sein kurzer Arm läuft in eine Gabel G aus, während die Feder H
dazu dient, den Arm E stets gehoben zu erhalten, wenn der Magnet nicht in
Wirkung ist. Die Gabel G umfaßt den Hals I, welcher aus zwei halbcylindrischen Messingstücken
besteht, die an ihrem Fuß J mit einander verbunden sind
und die verticale Spindel K in Folge der aufsteigenden
Wirkung der Gabel auf den conischen Seiten des Halses ergreifen. An der Spindel K ist eine Hülse L
angebracht, in welcher mittelst einer Stellschraube die obere Elektrode M befestigt wird; die untere Elektrode N steckt dagegen in der stationären Hülse O, welche auf den Deckel des Lampenfußes P geschraubt ist; an diesem Fuß befindet sich auch eine
Klemmschraube, zur Verbindung mit einem Pol der Batterie. Zwei biegsame Drähte Q verbinden den oberen Theil der Lampe mit der oberen
Elektrode vermittelst der Klemmschraube R oben an der
Spindel K, wodurch die Verbindung des Lichtapparates mit
der Batterie vervollständigt wird.
Behufs der Adjustirung des Lichtbogens oder der Entfernung der Kohlenspitzen dient
der mit S bezeichnete Apparat, welcher in einem
Halsstück besteht, das sich auf einer Schulter am obern Theil der Säule T umdrehen kann, durch welche Säule die Stange D der Armatur C geht. Dieses
Halsstück ist im Innern mit einem Schraubengewinde versehen, welches ein
entsprechendes Gewinde auf einem Röhrenstück umgibt, so daß wenn sich das Halsstück
dreht, die Schraubenwirkung die Röhre in die Höhe bringt, und letztere den Träger
U und mit ihm den Hebel E,
G hinaufführt. Dadurch daß das Halsstück S in
dem einen oder andern Sinne gedreht wird, nähert sich also die an dem Hebel hängende
Armatur C den Polen oder tritt von denselben zurück, und
vermindert oder erhöht so die inductive Kraft; und da der Theil der Säule über dem
Halsstück mit einem Schlitz versehen ist, durch welchen der Hebel gehen kann, so ist
das Spiel des Hebels auf gewisse Gränzen beschränkt.
Die Wirkung des untern Lampenpoles ist folgende: der Strom, welcher die magnetische
Kraft in dem Magnet A inducirt, bringt auch den
Elektromagnet V, W in Wirkung, ehe er in den
Lampenkörper übergeht. Der Elektromagnet W zieht die
Armatur X an, welche an einem gekrümmten Hebel
angebracht ist, der sich auf der kurzen Säule Y
horizontal bewegen kann, jedoch durch die Feder Z von
der Verbindung mit dem Magnet abgehalten wird, während die Induction nicht
stattfindet. Am entgegengesetzten Ende dieses krummen Hebels befindet sich ein mit
einer Feder versehener Sperrhaken a, der in das Sperrrad
b greift, und dasselbe dreht, wenn die magnetische
Induction auf ihn wirkt. Dieses Sperrrad ist an dem Ende des röhrenförmigen
geschlitzten Stückes c angebracht, welches sich um einen
Stift d im Boden des Lampenfußes dreht. Die Röhre c geht durch die Mitte der feststehenden äußern Röhre
e, welche im Innern mit einem Schraubengewinde versehen und daher
eine lange Schraubenmutter ist. Auf der röhrenförmigen Spindel c ist die Schraube f
angebracht und mit derselben mittelst eines Stiftes verbunden, welcher in den
Schlitz tritt. Wird nun das Sperrrad b gedreht, so muß
die Schraube f in der inneren Schraubenröhre sich drehen
und der Dorn g, welcher mit der Schraube f verbunden ist, treibt die Elektrode N in der Röhre c aufwärts
und durch die Hülse O.
Die Thätigkeit des Magnets A inducirt so eine ähnliche
Wirkung des Magnets W, mit dem Unterschied, daß der
letztere eine steigende, der erstere aber eine niedergehende Bewegung veranlaßt.
Durch die gleichzeitige Wirkung beider Pole wird daher der Lichtmittelpunkt
beständig in demselben Niveau erhalten, so daß er unwandelbar mit der Focallinie des
Reflectors correspondirt. Bei dem Leuchten der Lampe zieht der elektrische Strom,
indem er durch den Magnet A geht, die Armatur B an, wodurch das Ende E des
obern Hebels niedergezogen und der Hals I nebst der
Spindel K gehoben wird. Die Elektroden werden auf diese
Weise so lange in einer geeigneten Entfernung von einander gehalten, als eine
hinreichende Anziehung zwischen dem Magnet und der Armatur vorhanden ist, um
letztere niederzuhalten; verhindert nun irgend eine nichtleitende Materie den
Durchgang der Elektricität durch den Bogen, so hört die Induction des Magnets
sogleich auf, und die Feder H, welche in Wirksamkeit
tritt, treibt das Ende E des Hebels in die Höhe, und
veranlaßt daß das entgegengesetzte Ende desselben den Hals I nicht mehr festhält. Die Spindel K geht dann
niederwärts, stellt die Berührung zwischen den Elektroden wieder her, und der
erforderliche Bogen wird sogleich durch die Anziehung der Armatur wieder
gebildet.
Die beschriebene Lampe hat die Brauchbarkeit der Watson'schen Erfindung hinlänglich bewiesen.Hr. Deleuil hat der
französischen Akademie mitgetheilt, daß er mittelst seiner Regulirapparate
für das elektrische Licht seit einem Monat jeden Abend drei bis vier Stunden
lang die Beleuchtung für achthundert Arbeiter liefert, welche in mehr als
100 Meter Entfernung vom Leuchtpunkt in den Napoleon-Docks arbeiten.
(Comptes rendus, November 1853, Nr. 19.) A.
d. Red.
Die elektrischen Lampen bilden nur einen Theil von Dr.
Watson's Erfindungen;
dieselben bestehen außerdem in der Anwendung solcher Flüssigkeiten bei den
galvanischen Batterien, daß man verkäufliche Farben als Nebenproduct erhält, worauf
wir später zurückkommen werden.