Titel: | Untersuchung des französischen Cichorien-Kaffees; von A. Marquis. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XCI., S. 378 |
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XCI.
Untersuchung des französischen
Cichorien-Kaffees; von A.
Marquis.
Aus dem Journal de Pharmacie, Septbr. 1853, S.
210.
Marquis' Untersuchung des französischen
Cichorien-Kaffees.
Bekanntlich wird der Cichorienkaffee auf die Art fabricirt, daß man die Wurzel,
nachdem sie gewaschen worden ist, in der Richtung der Achse in zwei Theile spaltet,
welche dann in 1/4 bis 1/2 Linie große Stückchen geschnitten, hierauf getrocknet und
in großen Kaffeetrommeln gebrannt werden. Dieses Product (cossettes), in ein mehr oder minder feines Pulver verwandelt, liefert den
käuflichen Cichorienkaffee.
Von 75 Mustern solchen Kaffees, welche bei mehreren Specereikrämern und Großhändlern
in Paris gekauft worden waren, fand ich bei der chemischen Untersuchung 64 mit
erdigen Substanzen verfälscht.
Der reine Cichorienkaffee gibt 5 Procent Asche. Alle untersuchten Muster aber gaben
mehr Asche und zwar um 1 Procent bis zu 40 Proc. darüber; einige sogar 51 Proc.
Jeder Fabrikant hat seine besonderen Bezeichnungen für die verschiedenen Sorten; ich
fand in den Mustern einer Fabrik 13, 22, 39 und 51 Proc., in jenen einer andern 11,
20, 34 und 45 Procent erdiger Substanzen.
Die zur Verfälschung des Cichorienkaffees dienenden Substanzen sind zahlreich; unter
andern fand ich darin:
1) Geröstetes Brod; man entdeckt es durch die Färbung, welche das Jod dem Absud
dieses Products ertheilt; ferner verbreitet sich beim Einäschern eines solchen
Gemenges ein ähnlicher Geruch wie beim Verbrennen des Dextrins.
2) Sand, Erde.
3) Ziegelmehl. Die Asche ist in diesem Falle röthlich, fühlt sich rauh an und enthält
wandelbare Mengen von Eisen, Kieselerde, Thonerde, kohlensaurem und schwefelsaurem
Kalk.
4) Erschöpfte Knochenkohle aus Zuckerfabriken. Diese läßt sich zum Theil dadurch
absondern, daß man das KaffeepulverKaffeepnlver mit Wasser anrührt, wobei die Knochenkohle zu Boden sinkt. Beim Verbrennen
eines solchen Gemenges verbreitet sich gewöhnlich ein Geruch nach Caramel
(gebranntem Zucker) und die Einäscherung geht viel langsamer und schwieriger vor sich. Endlich ist der
beträchtliche Gehalt der Asche an phosphorsaurem Kalk der sicherste Beweis der
betrügerischen Beimengung.
Die erwähnten Verfälschungen sind schon seit längerer Zeit gebräuchlich; folgende
scheint neuer zu seyn. Es kamen mir nämlich zwei Muster vor, worin sich
5) gesiebte Steinkohlenasche befand. Wenn man dieses Product in Wasser rührt, setzen
sich zuvörderst kleine, der Verbrennung entgangene Steinkohlenpartikelchen zu Boden;
die Asche solchen Kaffees ist weißlich oder schwach gelblich; sie enthält einen
beträchtlichen Antheil Thon oder Thon mit kohlensaurem Kalk, welche von dem
Thon- oder Kalkmergel herrühren, die in den nördlichen Departements
Frankreichs dem Kohlenklein beigemengt werden, um damit ein brauchbares
Brennmaterial in Ziegelform anzufertigen.