Titel: | Bemerkungen über die Krankheit der Kartoffeln; von Thornton J. Herapath. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XCIV., S. 389 |
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XCIV.
Bemerkungen über die Krankheit der Kartoffeln;
von Thornton J.
Herapath.
Aus der Chemical Gazette, October 1853, Nr.
264.
Herapath's Bemerkungen über die Krankheit der
Kartoffeln.
Seit der Veröffentlichung meiner Notiz über die Kartoffelkrankheit (S. 310 im
vorhergehenden Heft des polytechn. Journals) erhielt ich zahlreiche Aufforderungen,
die von mir zur Ausrottung dieser Krankheit vorgeschlagenen Abänderungen des
gewöhnlichen Anbaues vollständig zu beschreiben.
Man wird sich erinnern, daß diese Abänderungen bestehen: 1) im vollständigen Trocknen
der Saatkartoffeln; 2) im Tränken oder Beizen derselben mit einer verdünnten
Auflösung von Kupfervitriol; 3) in der Wahl eines mageren, gut (mittelst Thonröhren)
ausgetrockneten Bodens für den Anbau; endlich 4) in der Anwendung eines
mineralischen oder unorganischen Composts anstatt des jetzt gebräuchlichen
landwirthschaftlichen Düngers etc.
Austrocknen der Saatkartoffeln. – Dazu benutzt man
ein großes Zimmer, welches mit Gestellen zur Aufnahme der Knollen versehen ist und
mittelst Dampfröhren oder mehrerer Oefen geheizt wird, die so angeordnet sind, daß
ein Luftstrom über die Knollen ziehen muß, wodurch sie schnell und gehörig
ausgetrocknet werden. Im Kleinen läßt sich derselbe Zweck dadurch erreichen, daß man
die Kartoffeln auf den Boden eines geheizten Zimmers oder auf eine Malzdarre legt,
wobei man aber die Vorsicht gebrauchen muß, sie bisweilen umzukehren, bis sie
hinreichend ausgetrocknet sind, um auf diese Weise eine freie Circulation der Luft
herzustellen.
Auf das Austrocknen der Saatkartoffeln muß man große Sorgfalt verwenden, weil sonst
die Lebenskraft der Knollen zerstört wird. Ein lange fortgesetztes Liegenlassen in
einer trocknen Atmosphäre, bei mäßiger Temperatur, liefert die besten Resultate; die
Temperatur darf nie viel über 35° Reaumur betragen. Wenn die Operation gut
ausgeführt worden ist, so werden die getrockneten Knollen, nachdem man sie einige
Tage in ein feuchtes Tuch gewickelt oder in die Erde vergraben hat, sich wieder
fleischig anfühlen und frisch aussehen; wogegen sie, wenn eine zu hohe Temperatur
angewendet wurde, nach solcher Behandlung verhältnißmäßig hart und trocken
bleiben.
Beizen der Saatkartoffeln. – Man gibt in 10 Pfd.
kochendes Wasser ein Viertelpfund Kupfervitriol und rührt von Zeit zu Zeit mit einem
Stecken um, bis der Vitriol vollständig aufgelöst ist. Nachdem die Mischung so weit
erkaltet ist, daß man ohne Nachtheil die Hand eintauchen kann, legt man die
getrockneten Knollen in das die Beize enthaltende Gefäß, worin man sie eine bis zwei
Stunden läßt, indem man besorgt ist sie im Verlauf dieser Zeit zweimal oder dreimal
gut aufzurühren. Nachdem sie aus der Kupferlösung genommen sind, läßt man sie gut
abtropfen, überstäubt sie dann mit einer kleinen Menge gelöschten oder an der Luft
zerfallenen Kalks und pflanzt sie hierauf wie gewöhnlich. – Wenn man hingegen
das vorher beschriebene Trocknen nicht angewandt hat, so muß man die Knollen 30 bis
36 Stunden in der Kupferlösung lassen und die Beize von doppelter Stärke
anwenden.
Bereitung des mineralischen Düngers. – Man
vermengt innig:
30
Pfd. Holzasche,
15
Pfd. gebrannte Knochen, als feines Pulver,
10
Pfd. Gyps,
20
Pfd. Kochsalz,
30
Pfd. an der Luft zerfallenen Kalk, und
7
Pfd. Natronsalpeter (Chilesalpeter).
Beim Pflanzen der Kartoffeln gibt man in jedes Loch beiläufig eine halbe Unze von
diesem Compost, bedeckt denselben mit etwas Erde, und pflanzt dann die Knollen auf
gewöhnliche Weise. Zum Abmessen dieses Düngers dient ein kleiner Becher von
Weißblech, welchen der Arbeiter am Leibgürtel hängend hat. Auf großen Gütern, wo die
Wurzeln in Furchen gelegt werden, kann man den Compost leichter mittelst der
Säemaschine oder wie gewöhnlich von der Hand vertheilen. Bei den meisten Bodenarten
wird jedoch ein bloßes Ueberstreuen mit Kalk und Salz, im Verhältniß von 2 Metzen Kalk auf
1 Metzen Salz, ohne Zweifel ausreichend seyn, wenn man von diesem Dünger 50 bis 60
Bushels per Acre (auf 1 preuß. Morgen 33 bis 40 preuß.
Metzen) anwendet.
Ich hoffe später die Resultate einiger im großen Maaßstab angestellten Versuche
mittheilen zu können, da unter andern ausgezeichneten Landwirthen Hr. Pusey in Farringdon meine Vorschläge
auszuführen entschlossen ist.