Titel: | Ueber die Bereitung von Copalfirniß; von Hrn. Dr. Heeren. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. CVI., S. 425 |
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CVI.
Ueber die Bereitung von Copalfirniß; von Hrn. Dr.
Heeren.
Aus den Mittheilungen des hannover'schen Gewerbevereins,
1853, Heft 4.
Heeren, über die Bereitung von Copalfirniß.
Die Auflösung des Copals in fetten und flüchtigen Oelen macht bekanntlich keine
Schwierigkeit, wenn derselbe einer vorherigen Schmelzung unterworfen wurde, wodurch
jedoch eine mehr oder weniger bemerkliche Färbung eintritt und die natürliche Härte
dieses schönen Harzes beeinträchtigt wird. Man hat sich daher viel bemüht, den Copal
ohne vorherige Schmelzung aufzulösen, dabei aber, wie alle, welche sich mit dieser
Aufgabe beschäftigen, wissen, große Schwierigkeiten gefunden. So findet man die
Vorschrift, den zerstoßenen Copal in Aether oder Ammoniak gallertartig aufschwellen
zu lassen und ihn hierauf in starkem Weingeist aufzulösen – ein Verfahren, welches mir bei
mehrfachen Versuchen nie gelingen wollte. Andere empfehlen, den Copal in einem
Säckchen in einer Retorte aufzuhängen, in welcher absoluter Alkohol sich in gelindem
Kochen befindet. Auch auf diesem Wege wollte es mir nicht gelingen, einen nur
einigermaßen concentrirten Firniß darzustellen.
Die beste Vorschrift ist meines Erachtens die von Freudenvoll in seiner kleinen Broschüre über FirnißbereitungPraktische Erfahrungen über die gesammte Firnißfabrication; von D. und F. Freudenvoll. 2te Auflage. Mainz 1846. gegebene. Nach ihm werden 8 Loth westindischer Copal in einer Mischung
von
8
Loth
Terpenthinöl und
12
„
Weingeist von 98° Tralles,
oder einer Mischung von
8
Loth
Schwefeläther,
8
„
Terpenthinöl,
8
„
Weingeist von 84° Tralles
aufgelöst.
Mit Prüfung dieser Verfahrungsart beschäftigt, welche schon recht gute Resultate gab,
fand ich eine kleine Abänderung als besonders wirksam, und es ist diese, welche ich
in Folgendem beschreibe.
Es kommen im Handel zwei Sorten von Copal vor, oft- und westindischer. Der
erstere erscheint gewöhnlich in kleineren, unregelmäßigen, abgerundeten Stücken, mit
einer feinwarzigen Oberfläche, wird daher wegen der Aehnlichkeit mit Gänsehaut auch
wohl Gänsecopal genannt. Er ist etwas gelblich gefärbt, und wird zur Bereitung von
fettem Copalfirniß vorgezogen, weil er sich beim Schmelzen weniger färben soll als
der westindische. Dieser letztere besitzt jene warzige Oberfläche nicht, ist sehr
hell von Farbe, oft beinahe ganz farblos, und in größeren unregelmäßigen
Bruchstücken, theils mit abgerundeter Oberfläche, theils mit muschligen
Bruchflächen.
Nur westindischer Copal kann zu der folgenden Auslösung
gebraucht werden, der ostindische nicht, indem dieser nur gallertartige Klümpchen,
keineswegs eine Auflösung bildet.
Das Auflösungsmittel ist eine Mischung von
60
Gewichtstheilen
Weingeist von 98° Tralles,
10
„
Schwefeläther,
40
„
Terpenthinöl;
in welchem zur Bereitung eines Firnisses von ölartiger Consistenz 60 Gewichtstheile
Copal aufgelöst werden. Die Auflösung erfolgt, ohne daß der Copal vorher eine
gallertartige Anschwellung erleidet, selbst in der Kälte, noch schneller aber bei
gelinder Erwärmung. Da indessen auch unter den Stücken des westindischen Copals sich
oft einzelne finden, welche sich nicht lösen, sondern nur gallertartig aufschwellen,
wodurch auch die übrige Lösung verdorben wird, so ist zu rathen, zum Zweck der
Firnißbereitung nur die großen recht hellen Stücke auszuwählen, und jedes vorher
einer Probe auf seine Auflösbarkeit zu unterwerfen. Diese kleine Mühe belohnt sich
reichlich durch die Sicherheit des Erfolgs.
Um die erwähnte Probe zu machen, verschafft man sich ein kleines Probirröhrchen von
Glas, am einen Ende zugeschmolzen, bringt ein kleines abgeschlagenes Splitterchen
des Copals hinein, gießt ein wenig der Auflösungsmischung darauf und erwärmt das
Röhrchen. Löst sich der Copal in kurzer Zeit, d.h. in einigen Minuten, vollständig
auf, ohne gallertartig zu werden, so ist er gut.
Nachdem man auf diese Art die gewünschte Menge guter Copalstücke gesammelt hat,
zerstößt man sie zu einem ziemlich feinen Pulver, schüttet dieses in einen
Glaskolben oder ein Kochgläschen, gibt die nöthige Menge der Auflösungsmischung
hinzu und erwärmt das Ganze unter Umschütteln, bis die Lösung erfolgt ist. Um den
Firniß, der durch Staub und sonstige Unreinigkeiten etwas unklar erscheinen kann, zu
klären, stellt man ihn entweder zum Absetzen auf längere Zeit bei Seite, oder
filtrirt ihn, wenn es eilig ist, durch Fließpapier, welches als Filtrum in einen
gläsernen Trichter gebracht ist; das Filtrum darf nicht bis über den Rand des
Trichters hervorstehen, damit man diesen letzteren durch eine aufgelegte Glasplatte
verschließen kann. Das Hindurchlaufen des dickflüssigen Firnisses geht allerdings
ziemlich langsam von Statten; der Firniß aber wird so vollkommen klar, und, wenn der
angewandte Copal recht hell war, fast farblos. Er trocknet schnell, behält aber
freilich, wie alle Terpenthinölfirnisse, noch einige Tage eine schwach klebende
Oberfläche.