Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 313 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ueber Abnutzung der Metalllager bei Achsen an Eisenbahnwagen;
von A. A. C. de Vries Robbé.
Die Abnutzung der metallenen Lager, in welchen die Achsen der Locomotive oder Waggons
einer Eisenbahn sich drehen, verursacht eine beträchtliche Ausgabe in der Reihe der
Material-Erhaltungskosten einer Bahn. Man ist daher darauf bedacht gewesen,
Mittel zu ersinnen, durch welche man diese Lager bei
ihrer Abnutzung nicht geradezu wieder neu herzustellen genöthigt wäre.
Mit Auftrag des Ingenieur-Directors F. W. Conrad
sind zu diesem Zwecke, in der Werkstätte der holländischen Eisenbahn, durch den Hrn.
de Vries Robbé
Proben mit einer Metallcomposition ausgeführt worden, über welche man Mittheilung
erhalten hatte. Das Resultat derselben wird im Folgenden berichtet:
Die Anwendung einer Composition aus 85 Gewichtstheilen Blei und 15 Theilen Antimon
zur Ausfüllung des abgenutzten MetallesHier und noch mehr in der Folge wird Wohl, wie es auch im deutschen
Verkehrsleben sehr häufig geschieht, unter Metall
ausschließlich Messing oder Kanonengut verstanden. ist sehr befriedigend. Sie vereinfacht sehr die Reparatur der Locomotive,
bei welcher vor der Anwendung dieser Composition die abgenutzten Metalle stets
eingeschmolzen, neu gegossen, ausgedreht und zurecht gefeilt werden mußten. Diese
Arbeiten werden nun beinahe ganz überflüssig. Das auszufüllende Metall wird bloß
verzinnt, und, nachdem es heiß gemacht worden ist, auf oder an ein Stück Eisenblech
angelegt, welches so gebogen ist, daß es gerade die Form jener Achse hat, auf welche dieses
Metall passen soll. Wenn dieses geschehen ist, muß man die Oeffnungen zwischen dem
Metalle und dem Eisenbleche bis auf ein zu belassendes Eingußloch dicht machen, und
hierauf vorhin genannte Metallcomposition in dieselbe eingießen. Sobald diese ein
wenig erkaltet ist, kann man das Metall nach Maaßgabe des beabsichtigten Zweckes ein
wenig abebnen oder nöthigen Falles abdrehen und in Gebrauch nehmen, und man wird
finden, daß die Composition so innig mit dem Metalle verbunden ist, als wenn alles
aus einer Masse bestünde; nur die Farbe macht den Unterschied kenntlich.
Die Composition kann, je nach dem beabsichtigten Zwecke, etwas geändert werden.
Diese Composition ist nicht nur viel wohlfeiler als das Metall, sondern sie nutzt
sich auch bei weitem nicht so schnell ab, und erzeugt eine viel geringere Reibung.
Das Einzige ist bei dem Gebrauche zu beobachten, stets Oel oder Fett dabei vorräthig
zu halten, da sonst das Trocken- und Heißlaufen dieses Metall in Folge seines
niedrigen Schmelzpunktes leicht flüssig machen könnte. Die Kosten für das
niederländische Pfund dieses Compositionsmetalles betragen 0,80 Gulden, während vom
Messing oder Kanonenmetall das niederländische Pfund im DurchschnittDnrchschnitt auf 2,25 Gulden zu stehen kommt.
Auf diesen Bericht, den Herr Conrad in der Versammlung des königlichen Ingenieur-Vereins
in der k. Akademie zu Delft vortrug, bemerkte Herr Hartz, daß dieses angegebene Mittel viel
Aehnlichkeit mit dem sogenannten Antifrictionsmetalle habe. Bei der Direction der
Stapel- und Constructions-Magazine sehen, nach seiner Angabe, Versuche
damit vorgenommen worden, deren Erfolg keineswegs der Erwartung entsprochen habe.
Von besagtem Metalle seyen unter anderen zwei Nabenbüchsen gegossen worden, welche
im Vergleich mit zwei aus Bronze gegossenen und an demselben Waggon angebrachten
Nabenbüchsen probirt wurden. Nach dem eingetretenen Erfolge seyen die aus obiger
Metallcomposition gegossenen Büchsen ihrer Dicke nach gebrochen undnnd daher als zu spröde befunden worden; der Bruch sey grobkörnig und
unregelmäßig gewesen, und das Metall habe sich mit leichten Hammerschlägen
zerbröckeln lassen; bei Untersuchung der inneren Abmessung ergab sich eine merkliche
Abnutzung, während bei den Nabenbüchsen aus Bronze sich noch keine bemerkbar machte.
Die Abnutzung erstgenannter Büchsen ergab sich sogar schon aus dem verminderten
Gewichte.
Herr Conrad erwiederte hierauf,
diese von ihm erwähnte Metallcomposition sey von dem sogenannten
Antifrictionsmetalle ganz verschieden, und er habe mit letzterem auch Versuche ohne
befriedigenden Erfolg vorgenommen.
Bei dieser Gelegenheit erwähnte Herr v.
Cordt einer sonderbaren Erscheinung, die er bei Abnutzung der Achsen
der Schleifsteine wahrgenommen hatte. DurchDnrch den dabei stattfindenden ungleichmäßigen Druck sind die Metalllager einer
sehr schnellen Abnutzung unterworfen. Man hat deßhalb später zu Lagern bei den
erwähnten Schleifsteinen in Oel gekochtes Essigholz (Azynhout, wahrscheinlich das Holz des Essigbaums oder virginischen Sumach,
Rhus typhinum) angewendet, und ist hierauf durch 2
oder 3 Jahre jeder Erneuerung überhoben gewesen. Er erwähne dieses Vorfalles, da er
glaube, es könnte vielleicht bei manchen ähnlichen Gelegenheiten diese Erfahrung mit
Vortheil benutzt werden. (Aus d. Verhandl. d. königl. holländ. Ingenieur-VereinsVeeeins, übersetzt v. J. M. Méert, in d.
Zeitschr. d. österr. Ing.-Vereins, Jahrg. 1853, S. 160).
Ueber eine Gerste-Zerkleinerungsmaschine.
Das bisher übliche Zerreißen der Gerste zwischen gewöhnlichen Mühlsteinen, um aus
jedem Korne mehrere Graupen zu gewinnen, läßt so viel zu wünschen übrig, daß schon
mehrere Sachverständige bemüht gewesen sind, eine zweckentsprechendere
Zerkleinerungsweise ausfindig zu machen, was, so weit mir die Sache bekannt ist,
jedoch keinem besser gelungen seyn dürfte als dem Maschinenbauer Hrn. Luckhardt zu Waltershausen bei
Gotha, welcher zu diesem Behufe eine Maschine hergerichtet und in Gotha aufgestellt
hat, die ich zu sehen Gelegenheit hatte und einem jeden, der sich für den Gegenstand
interessirt, empfehlen zu können glaube.
Die vorher auf gewöhnliche Weise gespitzte Gerste wird durch zweckmäßige
Vorrichtungen, ihrer Größe nach, in drei verschiedene Sorten getheilt, wovon Hr.
Luckhardt die kleinsten
darunter befindlichen Körner zerschneiden ließ und aus jedem drei, nur in dem Falle
wenn einzelne Körner darunter zu kurz seyn sollten, wenigstens zwei vollständig und
rein durchschnittene Stücke erhielt.
Die Maschine ist für einen Arbeiter eingerichtet, der sie ohne große Anstrengung mit
einer Hand in Bewegung setzen und täglich von der kleinsten Sorte 4 Ctr., von der
mittlern 5 Ctr. und von der größten 6 Ctr. bequem zerschneiden kann. Ueberhaupt
dürfte es zweckmäßig und selbst nothwendig seyn, nach der verschiedenen Größe der
Körner auch drei besondere Maschinen in Anwendung zu bringen, die dann zusammen
täglich 15 Ctr. im Durchschnitt liefern, jedoch auch ganz füglich durch
Wasser-, Wind- oder Dampfkraft in Thätigkeit gesetzt werden
können.
Erfurt, den 26 October 1853.
Loock, Bau-Inspector.
Selbstkosten des Roheisens in Schottland und
Oberschlesien.
(Auszug aus einem Reisebericht des Hütteninspectors Eck und des Maschinenmeisters Chuchul.)
Es folgt hier eine Berechnung der ungefähren Selbstkosten von 1 Tonne (= 20 engl.
Centnern) schottischen Roheisens, nach den Durchschnittspreisen der
Betriebsmaterialien auf den dortigen Hauptwerken, wobei jedoch die Zinsen des
Anlagekapitals nicht mit berücksichtigt sind.
Zu einer Tonne Roheisen sind erforderlich:
35 Cntr. gerösteter EisensteinEs wird hauptsächlich Kohleneisenstein
(blackband) verhüttet, welcher 25
bis 30 Proc. Eisen hält, in gebranntem Zustande, wo das Gewicht sich
gemeiniglich auf das Halbfache vermindert, also 50 bis 60 Proc.;
nach dem obigen Verhältniß von 35 Cntr. auf eine Tonne Eisen
berechnen sich circa 57 Proc. Die Steinkohlen werden roh, in möglichst großen Stücken angewendet; es ist die
sogenannte „Splint-Kohle“ von hoher Festigkeit; eine
Steinkohle, welche sich in unseren Kohlendistricten nicht findet,
wenigstens nicht in ganzen Flötzen. Den Kalkstein gibt man ebenfalls in groben Stücken auf; fast
wie sie bei der Gewinnung im Steinbruch fallen, von Faustgröße bis
Centnerschwere. In Bezug auf den Arbeitslohn muß bemerkt werden, daß ein Einformen der
Gänze nicht stattfindet, sondern es werden, mittelst einer kleinen
Kratze, in dem – sehr groben – Formsande Rinnen
gezogen, in welche das Eisen fließt. zu 10 Sh. die Tonne
–
Liv.
17
Sh.
6
D.
2 Tonnen 5 Cntr.
Steinkohlen zu 3 Sh. 8 D. die Tonne
–
„
8
„
3
„
10 Cntr. Kalkstein zu 4 Sh. 6 D
–
„
2
„
3
„
3/4 Tonne kleine Kohlen zu 1 1/2 Sh.
–
„
1
„
1 1/2
„
Arbeitslohn für die Hohofenarbeiter
–
„
1
„
–
„
Kosten für Unterhaltung der Vorrichtungen,
Gebläse etc., für Nebenarbeiten; auch
Generalkosten, nach gewöhnlicher Annahme
in Schottland für die Tonne Roheisen
–
„
6
„
–
„
––––––––––––––––––––––––
Zusammen
als Selbstkosten für 1 Tonne
1
Liv.
16
Sh.
1 1/2
D.,
so daß bei dem jetzigenAugust 1851. niedrigen Stande des Preises von 1 Liv. 19 Sh. für die Tonne Roheisen nicht
voll 3 Sh. Gewinn bleiben, wovon aber die Interessen des
Anlagekapitals in Abrechnung kommen müssen.
Reducirt man obige Selbstkosten für die Tonne auf preußisches GeldEs ist hier 1 Pfd. Sterling = 6 2/3 Thlr. preußisch und 1 engl. Tonne = 20
Cntr. preuß. Centner gerechnet; richtiger wären 19,74 Cntr.
für
einen Centner und vergleicht dieselben in den einzelnen
Positionen mit den Selbstkosten bei den Hohöfen auf der Königshütte in Oberschlesien, rechnet aber die Kohlen, nicht so wie in
Schottland, zu dem eigentlichen Selbstkostenpreise, sondern zu demjenigen Preise,
welcher dafür als Kaufpreis verrechnet wird und einen Gewinn der Steinkohlengrube
(Königsgrube) einschließt, so erhält man:
Selbstkosten für 1 Cntr. Schottisches
für 1 Cntr. Königshütter
Roheisen
1)
Für ErzDie
Eisensteine, welche die Königshütte
verschmilzt, finden sich in der Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen S. 91 angegeben, und über das
Ausbringen s. m. ebendaselbst S. 157. Die – mageren –
Kohlen werden in offenen Meilern
verkohkt; künftig soll dieß aber in – geschlossenen –
Oefen geschehen.
–
Thlr.
8
Sgr.
9
Pf.
–
Thlr.
10
Sgr.
6
Pf.
2)
Für Steinkohlen
–
„
4
„
1 1/2
„
–
„
11
„
–
„
3)
Für Kalkstein
–
„
1
„
1 1/2
„
–
„
1
„
–
„
4)
Für Kleinkohlen
–
„
–
„
4 3/4
„
–
„
2
„
3
„
5)
An Arbeitslöhnen
–
„
1
„
–
„
–
„
1
„
7
„
6)
An sonstig. Kosten
–
„
3
„
–
„
–
„
6
„
–
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summa Selbstkostenfür 1 Cntr. Roheisen
–
Thlr.
18
Sgr.
4 3/4
Pf.
1
Thlr.
2
Sgr.
4
Pf.
Hieraus ergibt sich ein Unterschied von circa 14 Sgr. zu Gunsten des schottischen
Roheisens, und zwar stellt sich diese Differenz hauptsächlich in den Positionen 2, 4
und 6 heraus. Die beiden ersteren Positionen betreffend, würde, wenn für die
Steinkohlen nur die Selbstkosten der Grube wie in Schottland berechnet würden, bei
einem Verbrauch von durchschnittlich 1 1/4 Tonne Kohlen auf 1 Ctr. Roheisen, diese
Ausgabe sich um 4 Sgr. 6 Pf. bei den Stückkohlen (woraus
die Kohks dargestellt werden), und um circa 1 Sgr. bei den Kleinkohlen (zur
Maschinenfeuerung), zusammen also auf je 1 Ctr. Roheisen um 5 Sgr. 6 Pf. niedriger,
mithin auf nur 6 Sgr. 6 Pf. und 1 Sgr. 3 Pf. stellen. Die Ausgabe unter Nr. 6 ist
doppelt so hoch und dieß hat seinen Grund darin, daß auf den schottischen Werken die
doppelte, ja selbst bis vierfache Anzahl Hohöfen betrieben werden, von denen jeder
im Vergleich mit einem hiesigen Ofen eine vierfache Quantität von Roheisen liefert,
wodurch sich die General- und sonstigen Kosten dieser Position besser
vertheilen. Durch Abrechnung des obgedachten Gewinns der Grube an den der Hütte
zugehenden Kohlen, im Betrage von 5 Sgr. 6 Pf. auf den 1 Centner Roheisen, ermäßigen
sich die Selbstkosten des Königshütter Products auf 26 Sgr. 10 Pf., bleiben aber
dennoch um 8 Sgr. 5 1/4 Pf. höher als die des schottischen Roheisens; indessen ist
auch die Qualität des hiesigen Roheisens bekanntlich eine bessere, und zu
berücksichtigen, daß bei dem Umschmelzen des schottischen Roheisens wegen des
anhängenoen groben Formsandes ein größerer Abgang statt findet.
Durch eine bedeutende Erhöhung der hiesigen Roheisenproduction, wie solche jetzt in
Aussicht steht, werden sich übrigens die Selbstkosten des Roheisens erheblich
herabstellen. Es werden sich beim Umbau des Werkes manche Vorrichtungen anbringen
lassen, welche ebenso wie die höhere Production, zur Verminderung der Selbstkosten
beitragen werden; dazu gehört namentlich der maschinelle Betrieb der jetzt mit
Menschenhänden bewegten Gichtaufzüge, die auf den meisten Werken in Schottland und
Wales angewendete einfache Art und Weise der Fortschaffung der Hohofenschlacke, und
endlich auch die Benutzung der Hohofengase.
Aber durch alles dieß, sowie durch Anwendung noch anderer Hülfsmittel, wird ein so
niedriger Selbstkostenpreis des Products, wie in Schottland, in Oberschlesien nie
erreicht werden können. Die ausgezeichnete Beschaffenheit der Kohlen, die
Reichhaltigkeit und Leichtschmelzbarkeit der Eisensteine, so wie die geringen Kosten
der Heranschaffung des Schmelzguts und Baumaterials, ganz besonders aber die
Anwendbarkeit der Kohlen im rohen Zustande, sind
Vortheile, in denen der schottische Hohofenbetrieb in keinem andern Lande zu
erreichen ist.
Endlich kommt jenen Werken noch zu statten, daß sie für den Betrieb der Oefen trotz
der hohen Production einer weit geringeren Gebläsekraft bedürfen als die hiesigen
Werke, und daß sie bei dem dortigen milden Clima weder eines Gießhüttengebäudes,
noch eines Möllerhauses bedürfen, wodurch sich das Anlagecapital niedriger
stellt.
––––––––––
In Nr. 821, S. 237 des „Mining
Journal“ (1851) gibt ein Correspondent des Blattes die Selbstkosten bei den schottischen Hohöfen für 1 Tonne
Roheisen folgendermaßen an:
Für 32 Ctr. calcinirten
Eisenstein zu 12 Sh. per T.
(einem Gehalt von 62,5 Proc. entsprechend)
–
Liv.
19
Sh.
2
D.
=
–
Thlr.
9
Sgr.
7
Pf.
Für 45 Ctr. Steinkohlen
zu 4 Sh. per Tonne
–
„
9
„
–
„
=
–
„
4
„
6
„
Für 16 Ctr. Schlacke
zu 1 1/2 Sh. per
Tonne
–
„
1
„
3
„
=
–
„
–
„
7 1/2
„
Für 7 Ctr. Kalkstein
zu 3 1/2 Sh. per
Tonne
–
„
1
„
3
„
=
–
„
–
„
7 1/2
„
Für Arbeitslöhne in
der Hütte
–
„
3
„
3
„
=
–
„
1
„
7 1/2
„
An Nebenausgaben,
einschließlich Pferde
–
„
2
„
–
„
=
–
„
1
„
–
„
An Zinsen vom Capital
(20,000 Liv. für einen Hohofen,
einschließlich aller sonstigen
Anlagen auf der Hütte und den
Gruben)
–
„
3
„
4
„
=
–
„
1
„
8
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe als Selbstkosten
1
Liv.
19
Sh.
3
D.
=
–
Thlr.
19
Sgr.
7 1/2
Pf.
Dazu für Transport
nach dem Schiffe
–
„
2
„
–
„
=
–
„
1
„
–
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Also Selbstkosten
frei Schiff
2
Liv.
1
Sh.
3
D.
=
–
Thlr.
20
Sgr.
7 1/2
Pf.
für den Centner. Dabei ist bemerkt, daß einige Werke mit mäßigeren Selbstkosten
arbeiten. – (Aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen in dem preußischen Staate, herausgegeben von R. v. Carnall, Bd. I. Lieferung 2).
Ueber Anwendung des Centrifugalapparats zum Abscheiden sich
schwer absetzender Niederschläge, Farben etc. statt des Pressens.
Bekanntlich wendet man bereits die Centrifugalkraft in Färbereien zum Trocknen der
Zeuge, in Zuckerfabriken zum Scheiden des Syrups vom Zucker, in Bierbrauereien zum
Kühlen der Würze und zu andern technischen Zwecken an.
Ich benutzte die Centrifugalkraft seit längerer Zeit, um einen überaus feinen, sich
schwer absetzenden Niederschlag, das nach meiner Methode erzeugte Bleiweiß, von der
Flüssigkeit, in welcher dasselbe suspendirt ist, zu trennen. Der Apparat, welchen
ich anwende, ist eine kupferne, innen verzinnte Trommel, wie sie alle
Centrifugalapparate haben, mit dem Unterschiede, daß die Seitenwände dieser Trommel
für meinen Zweck dicht sind, und nicht wie gewöhnlich siebförmig durchlöchert. Am
Boden der Trommel, welcher etwas nach innen geneigt ist, befindet sich ein Hahn,
welcher außen unter dem Boden zu öffnen und zu schließen ist. Die innere Rückwand
des Apparats ist durch mehrere vertical eingelöthete Scheidewände in verschiedene
Fächer eingetheilt; letztere Vorrichtung, um das Kreisen der Flüssigkeit im Apparate, bei rascher
Bewegung desselben, zu vermeiden. Einen äußern Sammelkessel brauche ich natürlich
nicht.
Die Trommel wird bis zu etwa drei Viertel mit der milchigen Bleiweißflüssigkeit
gefüllt, sodann eingerückt und nach und nach einer Rotation von etwa tausend
Umgängen per Minute ausgesetzt. Die Flüssigkeit ist
schnell an den Seitenwänden der Trommel in die Höhe gestiegen und man bemerkt bald,
wie die weiße Farbe von der Oberfläche derselben verschwindet und letztere farblos
erscheint. Nach zehn Minuten ist die Abscheidung des Bleiweiß vollendet. Die
Bleiweißmilch hat sich in zwei Schichten geschieden, deren äußere, ein fester
Bleiweißteig, sich dicht an die Wände des Apparats angelegt hat, deren innere eine
klare Flüssigkeit ohne eine Spur Bleiweiß ist. Der Apparat wird gebremst und
angehalten; die klare Flüssigkeit fließt auf dem Boden zusammen und wird hier durch
den beschriebenen Hahn abgelassen; der Bleiweißteig wird mit Schaufeln von den
Wänden des Apparats gelöst und in Trockengefäße gefüllt.
Die beschriebene schleunige Decantation gelingt vorzüglich und würde sich auch bei
anderen, sich schwer absetzenden Niederschlägen, Farben etc. statt des Pressens
derselben anwenden lassen. Auch dürfte der Centrifugalapparat anzuwenden seyn, um
feine Thonsorten welche sich nach dem Schlämmen schwer absetzen, von Wasser zu
befreien, vielleicht sogar, da die schwersten Körper sich zuerst ablagern, zum
Schlämmen, zum Trennen der Schlieche vom tauben Gestein u.s.w.
Einen Apparat für obengenannten Zweck hat mir Hr. A. Fesca, Maschinenbauer in Berlin, von
vorzüglicher Construction und zu einem mäßigen Preise angefertigt. H. Grüneberg in Stettin. (Journal für praktische Chemie,
1853, Nr. 19.)
Levol's Verfahren um Röhren,
Tiegel und andere Gefäße für chemische Laboratorien von Gold anzufertigen.
Hr. Levol hat der Société d'Encouragement in Paris eine
hohle Rohre von Gold vorgelegt, welche er durch Fällen von Chlorgold mittelst
cylindrisch geformten Phosphors darstellte.
Man weiß längst, daß der Phosphor die Eigenschaft besitzt, gewisse Metalle aus ihren
salzigen Auflösungen zu reduciren, und zwar setzt sich das Gold als eine
continuirliche und vollkommen hämmerbare Schicht auf den Phosphor ab. Diese
Eigenschaft läßt sich daher benutzen, um in den chemischen Laboratorien Gefäße von
Gold, wie Röhren, Schalen, Tiegel, Retorten etc. zu erhalten. Bekanntlich bieten die
Gefäße von Gold im Vergleich mit den silbernen den Vortheil einer geringeren
Schmelzbarkeit dar, und im Vergleich mit den Gesäßen von Platin denjenigen, daß sie
von gewissen Substanzen, z.B. den Alkalien welche auf das Platin wirken, gar nicht
angegriffen werden. Der große Werth des Goldes ist vielleicht nicht die einzige
Ursache weßhalb man es so selten für chemische Gefäße anwendet; die Furcht,
hinsichtlich seines Gehalts getäuscht zu werden, die verloren gehenden Kosten der
Façon wenn man ein Goldgefäß, dessen man nicht mehr bedarf, verwerthen will,
sind ohne Zweifel ebenso viele Gründe welche jenen Umstand erklären. Es ist daher
vortheilhaft, selbst diese Geräthe verfertigen zu können, und dieß ist sehr leicht;
nachdem man sich eine etwas concentrirte saure Chlorgoldlösung bereitet hat, braucht
man nämlich nur den gehörig geformten Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur vierzehn
Tage lang hineinzutauchen. Um den Phosphor zu formen, füllt man damit ein gläsernes
Gefäß von entsprechender Form, was mittelst eines auf beiläufig 60° C.
(48° R.) erwärmten Wasserrades leicht ist; man nimmt den erstarrten Phosphor
aus seiner Hülle, indem man sie nöthigenfalls zerbricht, hierauf schreitet man zur
Fällung des Goldes. Man entledigt sich hernach des Phosphors, indem man ihn im
heißen Wasser durch ein absichtlich gemachtes Loch auslaufen macht, und beseitigt
dann noch die letzten Spuren desselben mittelst kochender Salpetersäure. (Bulletin de la Société d'Encouragement)
Septbr. 1853, S. 540.)
Vergoldete Seidengespinnste.
Man hat schon vor längerer Zeit feine Gewebe, z.B. Musselin, nach folgendem Verfahren
vergoldet: das Gold wird in Königswasser aufgelöst, die Auflösung zur Trockne
verdampft und der Rückstand in destillirtem Wasser aufgelöst; wenn man ein Gewebe
mit dieser Goldlösung befeuchtet und es einem Strom Wasserstoffgas aussetzt, so
reducirt sich das Gold und das Gewebe ist vergoldet. Dieses Verfahren lieferte nicht
immer gleiche Resultate, was ohne Zweifel seine technische Anwendung verhindert
hat.
Hr. Barreswil machte in einer
der letzten Sitzungen der Société
d'Encouragement auf die vergoldeten Seidengarne des Hrn. de Pouilly aufmerksam, und bemerkte
daß dessen Verfahren ein ganz anderes ist, indem auf dem Seidengarn zuerst eine
Schicht Kupfer abgelagert und dasselbe dann auf galvanischem Wege vergoldet wird.
(Bulletin de la Société
d'Encouragement, September 1853, S. 541)
Zur Theorie der Gährung.
Bei dem am 27. Novbr. d. J. in Mannheim gefeierten Stiftungsfeste des dortigen
Vereins für Naturkunde hielt Hr. Prof. Schröder einen Vortrag über eine Reihe von Versuchen, welche er
gemeinschaftlich mit Hrn. Dr. v. Dusch im Laufe des vorigen Sommers ausgeführt hat, über Filtration der
Luft in Beziehung auf Gährung und Fäulniß. Durch diese Versuche ist constatirt
worden, daß Fleisch, mit Wasser gekocht, nicht fault, und ebenso, daß eine süße
Gährungsflüssigkeit nicht in Gährung kommt, sondern unverändert bleibt, wenn man
bloß solche Luft hinzutreten läßt, welche vorher durch eine Schicht Baumwolle
filtrirt, worden ist.
Prof. J. A.
Grunert's in Greifswalde Formel zur Berechnung des kubischen Inhalts
der Fässer.
In einer im Archiv der Mathematik undnnd Physik abgedruckten Abhandlung über den Inhalt der Fässer bemerkt der
Verf., daß unter den vielen Regeln, welche zur Berechnung des Inhalts der Fässer
gegeben worden sind, sich jetzt nur noch die folgende von Lambert angegebene Methode zur Inhaltsbestimmung der Fässer erhalten
habe:
„Der Inhalt eines Fasses wird erhalten, wenn man zu 2/3 des Cylinders,
welcher die Spundtiefe zum Durchmesser und die Höhe des Fasses zur Höhe hat, 1/3
des Cylinders, welcher den Bodendurchmesser zum Durchmesser und die Höhe des
Fasses zur Höhe hat, addirt.“
Diese Regel wird allgemein für die genaueste gehalten und besitzt auch den großen
Vorzug der Leichtigkeit bei der praktischen Anwendung; Grunert hat jedoch durch directe Faßmessungen auf nassem Wege gefunden,
daß die Lambert'sche Regel den Faßinhalt fast durchgängig
etwas zu groß angibt. Bei weiterem Nachsuchen fand der Verf. dasselbe Resultat auch
meistens bei den von Lambert selbst und namentlich bei
den von Oberreit angestellten Versuchen.
Der Verf. gibt hierauf die Ableitung folgender genaueren Formel für den räumlichen
Inhalt von Fässern, welche voraussetzt, daß die Faßdauben nach einem Kreisbogen
gestaltet seyen. Es bezeichne 2a die Höhe, 2b den Spunddurchmesser und 2c den Bodendurchmesser eines Fasses, dann ist dessen Kubikinhalt:
(1) F = 2/3 (2ab²π) + 1/3 (2 ac²π) –
2/15 (2a (b – c)² π).
Diese Formel geht in die Lambert'sche über, wenn man das negative Glied der rechten Seite
vernachlässigt; wie man sieht, stellt dieses Glied 2/15 des Inhalts eines Cylinders
dar, welcher den Unterschied zwischen der Spundtiefe und dem Bodendurchmesser zum
Durchmesser und die Höhe des Fasses zur Höhe hat.
Noch genauer ist:
(2) F = 2 aπ{2/3 b² + 1/3 c² – 2/15(b
– c²) + 2/15 ((b – c) /a)²(b² – c²)},
woraus hervorgeht, daß die Formel (1) den Inhalt etwas zu
klein liefert.
Weiterhin zeigt der Verf., daß die Lambert'sche Formel
(welche sich direct mit Zugrundelegung der Simpson'schen
Regel ergibt) eine elliptische Krümmung der Faßdauben voraussetzt, und daß man auch
zu der sub (1) angeführten Formel gelangt, wenn man die
Krümmungslinie der Dauben als eine Parabel ansieht, deren Scheitel in dem durch das
Spundloch gehenden Kreise liegt. (Schweizerisches Gewerbeblatt, August 1853.)
Ueber die Verwendung von Rüböl bei der Wollspinnerei
sagt die Handelskammer zu Breslau in ihrem Jahresbericht auf
1852: Seit einiger Zeit wird hier raffinirtes Rüböl ganz
säurefrei zum Gebrauche für Tuchfabrikanten und zum
Einölen von Maschinentheilen als Ersatzmittel des Olivenöls hergestellt. Das
schlesische Rüböl, namentlich insofern es aus dem gerade in der Provinz erzeugten,
schönen großkörnigen Rapse fabricirt wird, dürfte sich zu solchem Zwecke ganz
vortrefflich eignen. Es wäre nur darauf zu sehen, daß demselben Rübsen und
dergleichen andere magere Sämereien nicht beigemischt sich fänden. Das säurefreie
Rüböl findet bereits vielfache Anwendung innerhalb der Provinz und außerhalb
derselben, besonders da durch den Ausfall in den Olivenernten der Baumölpreis um
mehr als 30 Proc. gesteigert worden ist, welcher Umstand auch zu den namentlich in
Frankreich hervorgetretenen Verfälschungen dieses Oels beigetragen haben mag.
(Handelsarchiv, 1853, Bd. II S. 33.)
Die Filztücher von Ad. Schöller in
Brünn
werden in einem Handelsschreiben als ein höchst interessantes,
mit dem früher in Berlin gefertigten Filztuche nicht zu verwechselndes Fabricat
bezeichnet, das auf sehr sinnreiche Weise gefertigt werde. Es komme nämlich ein ganz
leicht gewobener glatter Wollstoff oder ein Baumwollstoff auf eine Filzmaschine, wo
er durch mehrere Walzen laufe und vor der ersten Walze die mit ihm zu verfilzende
Wollwatte ihm aufgelegt werde, mit welcher er sofort unter einer Art von Wolf
durchzieht, welcher die Watte gleichmäßig vertheilt und das etwaige Zuviel
zurückwirft; weiterhin rinnt sodann eine Flüssigkeit von Seifen, Soda und einigen
sonstigen Ingredenzien auf ihn herab und die gegenseitige Bewegung einiger weiteren
Walzen verursacht die sofortige Verfilzung, so daß der Stoff ganz das Ansehen einer
dicken gutgewobenen Winterwaare erhält. Die Waare ist eben so elastisch wie jede
gewobene, und wird für Militär- und Civilbedarf verwendet. Die Erfindung ist
noch neu und in Oesterreich patentirt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1853, Nr.
44.)