Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die ägyptische Eisenbahn von Alexandria nach Cairo.
Mitgetheilt vom Bauinspector Wild.
Es ist bekannt, daß die langen und vielfachen Verhandlungen und Untersuchungen über
die Verbindung des rothen mit dem Mittelmeere damit endigten, daß der Bau einer
Eisenbahn beschlossen wurde; ebenso daß und wie man den Vicekönig von Aegypten in
der Ausführung dieses Planes schließlich zu behindern suchte; dessenungeachtet aber
begannen ungefähr mit dem Jahre 1852 die Bauarbeiten, und zwar zunächst von
Alexandria nach Cairo.
Die Bahn beginnt in Alexandria bei den großen Magazinen am Hafen des
Mahmudjeh-Canals und zieht sich dann eine Zeitlang in der Nähe dieses Canals
aus der schmalen Erdzunge fort, welche sich zwischen den Seen Madyer und Mareotis
befindet. Ist diese passirt, so wird die südöstliche Richtung eingeschlagen, welche
nach etwa 30 deutschen Meilen Länge, mit Berührung einiger Hauptorte und nach
zweimaliger Uebersetzung des Nils, in einer aus wenigen Geraden zusammengesetzten
Linie nach Cairo führt.
Die Steigungsverhältnisse sind natürlich die günstigsten, da Cairo nur etwa 40 Fuß
über dem mittelländischen Meere liegt und das Delta eine fast vollkommene Ebene
bildet. Die Höhenlage der Bahn wird daher nur durch die größte Wasserhöhe des Nils
bestimmt, wodurch eine durchschnittliche Aufdämmung von 8–10 Fuß
entsteht.
Die Planie wird durchgängig für zwei Geleise hergestellt, wovon man anfänglich nur
eins legt. Bei der Herstellung im Rauhen erhalten die Dämme anderthalbmalige
Böschung, welche später auf zweimalige planirt wird. Man rechnet, daß sich die Dämme
um etwa 1/6 setzen. Das Material für dieselben gewinnt man immer in zwei Gruben,
welche links und rechts des künftigen Bahnkörpers eröffnet werden. Das Verfahren
hiebei ist folgendes: die stärkeren Arbeiter hauen mit einer Breithaue von etwa 5
Zoll Schneide und 10 Zoll Höhe die Erde auf und laden sie mit derselben in
Palmkörbe, welche zwischen ihren Füßen liegen und die Gestalt einer halben Sphäre
von 15 Zoll Durchmesser mit zwei starken Handhaben haben. Diese beladenen Körbchen
nehmen die jüngeren Arbeiter entweder auf den Kopf oder sie tragen sie, gekrümmt
gehend und einen Henkel erfassend, auf dem Rücken. An Ort und Stelle angekommen,
wird die geschüttete Erde mit derselben Haue wieder auseinander gebreitet, da die
Schaufel ein völlig unbekanntes Werkzeug ist. Während der Arbeit lassen besonders
diejenigen, welche den Transport besorgen, beständig einen eigenthümlichen monotonen
Gesang in kurzen Sätzen erschallen, wobei litaneiartig einer von jeder Gruppe
vorsingt und die anderen im Chor einfallen. Dieser Gesang, welcher weder Freude noch
Trauer ausdrückt, hat zur Begleitung in Zwischenräumen ein allgemeines Klatschen mit
den Händen. Um von der Leistung dieser Arbeiter einen Begriff zu geben, wollen wir
eine Beobachtung anführen, nach welcher 3000 Männer und Buben in einem Tage etwa
1200 Schachtruthen förderten.
Der Oberbau der Bahn wird nach dem Greave'schen Systeme
hergestellt, wonach statt der Quer- oder Langschwellen hohle Halbkugeln von
Eisen mit angegossenen Schienenstühlen in Anwendung kommen.
Die Schienenstöße erhalten Laschen, und um nun das wegen der Bolzenlöcher besonders
unangenehme Abhauen der Schienen in den Curven zu vermeiden, hat man folgendes
Auskunftsmittel getroffen: es werden außer den Schienen von der regelmäßigen Länge
von 20 Fuß auch eine kleine Anzahl von 19 Fuß 10 1/5 Zoll Länge angefertigt, welche
zu der inneren Curvenlinie in Verwendung kommen, und zwar
in
Curven
von
1/4
engl.
Meile
Radius
eine
kurze
Schiene
auf
2
lange
oder
1 : 2
„
„
„
3/8
„
„
„
„
„
„
„
3
„
„
1 : 3
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„
„
1/2
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4
„
„
1 : 4
„
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„
5/8
„
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1 : 5
„
„
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3/4
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„
„
„
„
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6
„
„
1 : 6
„
„
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7/8
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7
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1 : 7
„
„
„
1
„
„
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„
„
„
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8
„
„
1 : 8
„
„
„
1 1/4
„
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„
„
„
„
10
„
„
1 : 10
„
„
„
1 1/2
„
„
„
„
„
„
„
12
„
„
1 : 12
„
„
„
2
„
„
„
„
„
„
„
16
„
„
1 : 16
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„
„
3
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„
„
„
24
„
„
1 : 24
„
„
„
4
„
„
„
„
„
„
„
32
„
„
1 : 32
Was die Kunstbauten anbelangt, so haben wir hier nur von den zwei Uebergängen über
den Nil, d.h. über den Arm von Rosette und den von Damiette zu sprechen. Bei dem
ersteren ist eine feststehende Brücke aus localen Gründen nicht zulässig, und es
soll der Uebergang durch eine Dampffähre bewerkstelligt werden. Zu diesem Behufe
wird vorerst die Bahn auf beiden Seiten des Flusses vermittelst eiserner Piloten
wöglichst weit in das Flußbett hineingeführt, um den mit der Fähre zurückzulegenden
Weg thunlichst zu verkürzen. Die Fähre besteht alsdann aus dem Maschinenraume und
dem beweglichen Verdecke. Ersterer enthält eine große Welle, auf welcher die
Leitketten aufgerollt werden, die den Gang der Fähre reguliren. Ein Theil des
Verdeckes, so groß, daß acht Wagen, je vier nebeneinander, Platz haben, ist durch
einen Schraubenapparat in verticalem Sinne deßwegen beweglich, um bei dem stark
veränderlichen Wasserstande die Schienen der Fähre mit denen der Bahn ins Niveau zu
bringen.
Der Uebergang über den Arm von Damiette erfolgt in der Nähe von Benha, woselbst eine
eiserne Brücke gebaut wird. Die Fahrbahn dieser Brücke bildet ein System von 6 Fuß 6
Zoll hohen eisernen Röhren (girders), welche auf
gleichfalls eisernen Mittelpfeilern ruhen. Diese Mittelpfeiler bestehen aus je zwei
Röhren von 7 Fuß Durchmesser, welche nach Art der Brunnen etwa 35 Fuß unter den
niedrigsten Wasserspiegel versenkt werden. In der Mitte der Brücke befindet sich
eine Drehvorrichtung, um der Schifffahrt freien Durchgang zu eröffnen. Als Auflage
für die geöffneten zwei Joche ist flußauf- und abwärts ein ähnlicher eiserner
Pfeiler angebracht. Dieselben sind mit dem Drehpfeiler durch ein hölzernes
Rahmenwerk verbunden, welches auf der Höhe des niedrigsten Wasserstandes liegt und
die nöthige Stabilität bezweckt. Eine ähnliche Anordnung befindet sich auch bei
demjenigen Pfeiler, welcher dem Drehpfeiler zunächst liegt und aus vier Röhren
besteht. Auch hier steht oder- und unterhalb der Brücke ein isolirter und
verrahmter Pfeiler, welcher gleichen Zweck erfüllt, wie die eben besprochenen.
Zugleich ist durch diese festen Punkte, wie durch Abweiser, für die durchfahrenden
Schiffe die Fahrbahn genau bezeichnet und die Brücke vor Beschädigungen
geschützt.
Wir haben nun noch einiges über die Bauführung beizusetzen. Der Bau, dessen Kosten,
wie man angibt, der Vicekönig aus seiner Privatcasse bestreitet, wird in technischer
Beziehung gegen eine Aversionalsumme von dem Ingenieur H. R. Stephenson geleitet, welcher sich von Zeit
zu Zeit an Ort und Stelle einfindet, im übrigen die Plane und Anordnungen von London
aus sendet und sich durch etwa 16 englische Techniker (darunter in Cairo der in
Deutschland wohl bekannte Ingenieur Swinburne) auf seine Kosten vertreten läßt. Die ganze Administration
aber wird von Eingebornen besorgt, sowie auch beim ganzen Bau außer den bezeichneten
Technikern nur Inländer beschäftigt sind, was auch für den Betrieb der Bahn
thunlichst geschehen soll.
Von den gewöhnlichen Taglöhnern und Handwerkern sind etwa 10,000 beim Bau
beschäftigt, welche gewöhnlich mit Gewalt gepreßt werden müssen und gegen Desertion
beständig vom Militär bewacht sind. Alle Monate findet ein Wechsel statt, und
während dieser Zeit ist der Arbeiter ein vollständiger Gefangener. Der Lohn beträgt
etwa 8 Kreuzer per Tag, wird aber nur zum Theil in Geld
ausbezahlt, indem ein Theil desselben in Brod verabreicht wird.
Die Baukosten der Bahn sind, ohne die Betriebsmittel, auf 800,000 Pfd. St.
veranschlagt, dürften aber nach der Meinung der Techniker wohl die Summe von 1
Million erreichen.
Nach einem Jahre hofft man die Strecke von Alexandria bis an den Arm von Rosette
befahren zu können, wovon die Aufdämmung schon auf großen Strecken und in der Nähe
von Alexandria selbst der Oberbau hergestellt ist; nach einem weiteren Jahre dürfte
dann die ganze Bahnstrecke bis Cairo eröffnet werden, worauf dann wahrscheinlich der
Beginn der Arbeiten auf der Linie von Cairo nach Suez nicht lange auf sich warten
lassen wird. (Förster's
Bauzeitung, 1853, S. 168.)
Ueber die Grundsätze welche die Wald- und
Hüttenbesitzer zu befolgen haben, um in dem zwischen Holz und Steinkohlen
entwickelten Kampf zu bestehen.
Von besonderem Interesse ist ein über diese wichtige Frage in den Annales des mines, 1853, t.
III. p. 463 von dem französischen
Ober-Bergingenieur, Hrn. Le
Play, enthaltener Aussatz. Der Verfasser geht von der Voraussetzung
aus, daß nicht nur der Hohofen- und Walzwerk-Betrieb, sondern auch der
Waldbesitz für ein Hüttenwerk von 200,000 Centner Stabeisenproduction sich in Einer
Hand befinde, und daß sowohl die Hohöfen als das Walzwerk das Brennmaterial aus dem
Wald zu beziehen haben. Die Anschaffung der Eisenerze ist für ein solches Hüttenwerk
mit 14 kr. der
CentnerDie Preise in rheinischen Gulden im 24 1/2 fl.-Fuß für den
Zollcentner, welche durchaus gerechnet sind, sind den Preisen in
C.-M. im 20 fl.-Fuß für den österreichischen Centner bei 9
Proc. Silber-Agio gleich. und für den Centner Roheisen (à 2,5 Cntr. Erz) mit 35 kr. nicht
besonders günstig angenommen. Bei der Anschaffung der Holzkohlen für die
Roheisenerzeugung, und des gedörrten Holzes für den Walzwerkbetrieb, sind nur die
wirklichen Auslagen für die Forstcultur und für die Beischaffung des Brennmaterials
zur Hütte berechnet; für die Eisenfabrication sind außer den wirklichen Auslagen an
Löhnen, Materialien und Verwaltung, 5 Proc. Zinsen aus dem Grund- und
Betriebscapital des Hüttenwerks, und 5 Proc. Benefiz, zusammen also 10 Proc.
Capitalrente berechnet. Bei den auf diese Weise berechneten Selbstkosten ist der
Ertrag aus dem Waldcapital Null, und ein Waldertrag tritt erst ein, wenn höhere
Preise aus den Fabricaten erlöst werden. Die Verhältnisse der Holzanschaffung sind
nicht besonders günstig in Rechnung gebracht, indem das Holz auf eine Entfernung von
100 Kilometer oder 27 Poststunden zur Hütte beigeflößt werden soll, wobei für 10,000
Tonnen à 20 Centner Eisenfabricate aller Art, ein
Bedarf von 180,000 Stère in gemischten Sorten berechnet, und die sämmtlichen
Kosten für Forstcultur, Transport und Verwaltung, zu 1 fl. 7 kr. für das
Stère oder 3 fl. 48 kr. für die Klafter zu 3,4 Stère berechnet sind.
Die sämmtlichen Auslagen für Cultur, Fällung, Beischaffung und Verkohlung sind im
Detail berechnet, und stellen sich auf 32 kr. der Centner Kohlen aller Art. Die
Selbstkosten des Roheisens sind unter diesen Voraussetzungen folgendermaßen für den
Centner angeschlagen:
2,5 Ctr. Eisenstein zu 14 kr. der
Ctr.
35 kr.
0,25 Ctr. Fluß zu 4 kr.
1
„
1,15 Ctr. Kohlen zu 32 kr.
37
„
Löhne der Arbeiter bei einer wöchentlichen
Hohofen-Production von 2500 Ctr.
3
„
Allgemeine Kosten für Unterhaltung,
Verwaltung, Steuern, Unfälle und außerordentliche
Ausgaben
14 „
10 Proc. Zinsen aus einem Grund- und
Betriebscapital von 333,000 fl.
8
„
–––––––––––––
zusammen
1 fl. 38 kr. der Ctr. Roheisen.
Für die Verarbeitung des Roheisens in einem gut eingerichteten Walzwerk empfiehlt Le Play das in Kärnthen und Steiermark für Holzfeuerung
erprobte Verfahren unter Angabe der einzelnen Nachweisungen, wobei das Holz in
besondern Oefen gedörrt und beim Verbrennen in Flammöfen durch Zuleitung von
erwärmter Luft zu Erzeugung der höchsten Hitzgrade tauglich gemacht wird. Die Kosten
des Dörrens sind zu 2 kr. der Centner wasserfreie Holzfaser (Ligneux) berechnet.
Unter diesen Voraussetzungen, wegen welcher wir auf den Aufsatz selbst verweisen,
sind die Kosten von 1 Centner Stabeisen aller Art berechnet:
1,26 Ctr. Roheisen zu 1 fl. 38 kr.
2 fl.
3 kr.
2,5 Ctr. gedörrtes Holz zu 12 kr.
30 „
Löhne der Arbeiter
15 „
Allgemeine Kosten für Unterhaltung,
Verwaltung, Steuern
24 „
10 Proc. Zinsen aus einem Grund- und
Betriebscapital von 800,000 fl.
24 „
–––––––––––––
zusammen
3 fl.
36 kr. per
Ctr.
Werden die Zinsen aus dem Anlagecapital nicht berechnet, so stellen sich die
wirklichen Auslagen für 1 Ctr. Stabeisen auf 3 fl. 2 kr., worunter die Kosten der
Waldcultur, der Köhlerei und des Hüttenbetriebs begriffen sind.
Nach der bisherigen Erfahrung sind die Preise in England unter diesen Betrag bisher
selten gesunken, und in den Steinkohlen-Revieren des Zollvereins sind die
Preise des Stabeisens nicht unter 6 fl. der Centner oder 3 Thlr. 13 Sgr. der
Zollcentner heruntergesunken, auch ist nicht zu erwarten daß der Preis unter 5 fl.
per Centner sich stellen werde. Im südlichen
Deutschland sind die Preise des Stabeisens nicht unter 7 fl. der Centner gesunken und in Oesterreich
haben sie sich immer noch zwischen 9 und 11 fl. der Centner erhalten.
Um nun zu erheben, welchen Holzwerth ein Grundbesitzer durch die Eisenindustrie
erzielen und welche Bodenrente er aus dem Wald ziehen kann, dienen folgende
Ansätze;
Zu einer Production von 200,000 Centner Stabeisen sind 500,000 Centner gedörrtes Holz
erforderlich, welche 90,000 Stère Tannenholz oder 26,600 Klafter à 3,38 Stère entsprechen, oder in runder
Zahl 30,000 Klafter. Für 200,000 Centner Stabeisen werden 252,000 Centner Roheisen
erfordert, welche mit 290,000 Centner Kohle im Hohofen erblasen werden und in runder
Zahl 50,000 Klafter Tannenholz zu 3,38 Stère entsprechen. Das ganze
Holzerforderniß berechnet sich hienach auf 80,000 Klafter Tannenholz. Bei einem
Eisenpreis von 5 fl. der Centner bleibt gegen die Selbstkosten von 3 fl. 36 kr. ein
Ueberschuß von 1 fl. 24 kr. per Centner Stabeisen oder
von einer Fabrication von 200,000 Centner ein Ueberschuß von 280,000 fl., und auf
80,000 Klafter vertheilt, stellt sich ein Holzwerth auf dem Stamm heraus von 3 fl.
30 kr. bei der Klafter; bei einem Eisenpreis von 6 fl. der Centner ist der
Ueberschuß von 480,000 fl. und der Holzwerth der Klafter 6 fl., bei einem Eisenpreis
von 7 fl. wird das Holz zu 8 fl. 30 kr. die Klafter verwerthet. Für die
Laubholz-Sorten stellt sich der Preis der Klafter im Verhältniß von 7: 10
höher.
Diese Ergebnisse sind so glänzend, daß Zweifel in ihre Zuverlässigkeit sehr nahe
liegen. Eine Vergleichung mit der Schrift des Bergraths Schübler („der Kampf der Eisenhüttenwerke“) ergibt
daß die Ansätze hinsichtlich der wöchentlichen Production der Hohöfen, hinsichtlich
des Roheisen- und Brennmaterial-Verbrauchs und der Production der
Puddelöfen bedeutend günstiger gegriffen sind, was sich jedoch dadurch erklärt, daß
die Erfahrungen der mit vorzüglichen Spatheisensteinen ausgestatteten Hüttenwerke in
Kärnthen und Steiermark zum Anhalt genommen sind. Indessen sind die Ansätze für die
Eisenstein-Anschaffung und für sonstige Angaben so hoch, daß die berechneten
Selbstkosten sich in manchen Districten sollten einhalten lassen, wenn die
Hauptbedingung eines mit der Eisensteingewinnung in Verbindung stehenden
Waldcomplexes erfüllt werden kann, was allerdings sich nicht so häufig finden
dürfte, daß eine Ueberproduction, wie sie bei Steinkohlen-Betrieb häufig
eintritt und alle Uebel des Arbeiter-Proletariats mit sich führt, zu
befürchten wäre. Die günstigsten Verhältnisse für die Beischaffung von Holz und
Kohlen würde sich bei einem Hüttenwerk finden, welches in der Mitte der für den
Bedarf erforderlichen Waldfläche gelegen wäre, deren Halbmesser von Le Play zu 8 Kilometer oder 2 Stunden berechnet wird,
unter der Voraussetzung daß 1 Hektare Wald 3 Tonnen wasserfreie Holzmasse jährlich
erzeugt, was einem jährlichen Erzeugniß von 1 Klafter Tannenholz à 3,38 Stères auf 1 Morgen à 0,315 Hektare entspricht und für viele Gegenden
bei vollkommener Bewirthschaftung zu erreichen seyn sollte. Für Laubholzwaldungen
ist der jährliche Waldertrag zu 7/10 Klafter berechnet, was hinsichtlich des
Kohlenerzeugnisses nach dem Gewicht dem gleichen Werth entspricht.
Es ist einleuchtend welchen hohen Werth in volkswirthschaftlicher Beziehung der
Hüttenbetrieb gewinnen müßte, wenn auf diese Weise dem Morgen Waldboden eine
Bodenrente von 7 bis 8 fl. nachhaltig abgewonnen werden könnte. Denken wir uns einen
gebildeten Forstmann mit der Bewirthschaftung eines Waldcomplexes von etwa 1000
Morgen beschäftigt, so wird die Cultur der Pflanzungen, das Roden der Stöcke, das
Fällen des Holzes, das Anrücken des Holzes zu der Meilerstätte, die Beifuhr der
Kohlen zur Hütte, von seiner in der Mitte des Waldes gelegenen Wohnung durch seine
Knechte und Taglöhner mit den geringsten Kosten geschehen können, und bei gehöriger
Eintheilung der landwirthschaftlichen Nutzung werden die Nahrungsmittel für Arbeiter
und Zugvieh dem Waldboden abgenommen werden können, ohne daß der Waldertrag darunter
leidet, so daß bei einem jährlichen Kohlenerzeugniß von 6000 Centner die bei dem
Ofenbetrieb berechnete Auslage von 32 kr. für die Anschaffung von 1 Centner Kohlen
mit einem Aufwand von weniger als 3200 fl. sich sollte bestreiten lassen, und die
Nebennutzungen des Waldes und der Köhlerei noch hinzukommen würden. Die Lösung der
Frage, ob die Forstcultur auf Bauholz oder auf Kohlholz sich richten soll, wird bei
solchen Holzpreisen in den meisten Gegenden nicht zweifelhaft seyn, und die
Interessen der Waldwirthschaft und des Hüttenbetriebs werden am meisten gewinnen
wenn die Hütte einerseits der Holzanschaffung versichert ist der Waldbesitzer aber andererseits bei
einem durchschnittlichen Erlös von 6 fl. aus dem Centner Stabeisen eine Rente von
480,000 fl. zu erwarten hätte, welche den Interessen eines Capitals von 9,600,000
fl. bei 5 Proc. Zins, oder von 12,000,000 fl. bei 4 Proc. Zins entspricht, und noch
annehmlich erscheinen würde, wenn auch statt der von Le
Play berechneten Waldfläche von 80,000 Morgen eine Waldfläche von 130,000
Morgen für die Holzanschaffung erfordert würde, wie diese bei einem jährlichen
Erzeugniß von 6/10 Klafter vom Morgen nach der Annahme von Schübler sich berechnete. Le Play erklärt daher
auch als die nothwendigste Bedingung eines auf Holz gegründeten Hüttenbetriebs, daß
die Waldbesitzer und die Hüttenbesitzer sich über ihre Interessen verständigen, wo
diese Besitzungen sich nicht in Einer Hand befinden, was allerdings in vielen
Gegenden als eine sehr schwierige Aufgabe sich darstellen dürfte.
Weniger schwierig wird die Lage des Hüttenbesitzers seyn, wenn er auch nur einen
Theil seines Brennmaterialbedarfs durch eigene Waldungen gedeckt hat und einen Theil
des Bedarfs durch Steinkohlen, Braunkohlen oder Torf decken kann, wie dieses auf
vielen Hüttenwerken mit Vortheil geschieht. Sind die Verhältnisse des Eisenabsatzes
günstig, die Holzanschaffung kann aber über ein bestimmtes Quantum nachhaltig nicht
ausgedehnt werden, so wird der Hüttenbesitzer seine Rechnung leicht stellen können
und die Holzkohlen dem Hohofenbetrieb zuwenden, den Walzwerkbetrieb aber mit
Surrogaten von Steinkohlen, Braunkohlen und Torf unterhalten.
Bei der Ausdehnung, welche der Eisenverbrauch mit der steigenden Industrie nothwendig
gewinnen muß, werden die auf den Holzverbrauch angewiesenen Hüttenwerke immer mehr
von den Hüttenwerken in den Steinkohlen-Revieren überflügelt werden, wenn sie
nicht von den mit den Holzkohlen zu erzielenden Vortheilen den gehörigen Gebrauch
machen. Diese Vortheile werden in den Steinkohlen-Revieren am besten erkannt,
indem hier trotz der Wohlfeilheit der Steinkohlen die Holzkohlen höher bezahlt
werden als in den auf Holz angewiesenen Gegenden. Diese Betriebsmethode ist auf den Grund der in Deutschland gemachten Erfahrungen
von einem französischen Techniker seinen Landsleuten dringend empfohlen worden, und
nach so vielfachen Erfahrungen sollte diesen Vorschlägen dadurch in Deutschland mehr
Aussicht auf Berücksichtigung zu Theil werden, als wenn diese von deutschen
Technikern ausgehen; wir wollen daher hoffen, daß diese Grundsätze bei der deutschen
Eisenindustrie bald ins Leben treten werden, wozu es an Capitalien nicht fehlen
sollte, vielmehr würde die Größe des Capitals von 8 bis 10 Millionen Gulden bei der
Sicherheit der Anlage im Grundbesitz ein solches Unternehmen für die Börsenwelt
empfehlen, und in manchen Gegenden sollte es großen Grundbesitzern erwünscht seyn,
auf diese Weise ihre Waldungen als Actien-Einlagen zu verwenden. (Allgemeine
Zeitung, 1853, Nr. 342.)
Neues Verfahren die Oberfläche von Metallblech zu
verzieren.
R. W. Winfield und R. F. Sturges in Birmingham legten in einer Versammlung des dortigen Vereines
der Maschinenbauer Proben dieses Verfahrens vor, welches sehr einfach ist, und darin
besteht, ein Metallblech oder einen Papierbogen aus welchem das Muster
ausgeschnitten ist, oder Zwirnspitzen, Tull etc. zwischen die zwei zu verzierenden
Metallplatten zu bringen und dann das Ganze durch ein gewöhnliches Blechwalzwerk
gehen zu lassen. Auf diese Weise entsteht ein sehr scharfer und sogar tiefer
Eindruck des angewandten Musters auf den Metallblechen; derselbe ist tief genug, daß
das verzierte Blech durch Stanzen etc. zu verschiedenen Artikeln verarbeitet werden
kann, ohne daß das Muster benachtheiligt wird. Es wurden Proben von Stahlblechen
vorgezeigt, welche durch gewöhnliche Zwirnspitzen verziert worden waren; die zarten
Skelette von Baumblättern hinterließen auf der Oberfläche einer Kupferplatte einen
Eindruck, wovon Abdrücke in der Kupferdruckerpresse gemacht werden konnten, welche
ebenfalls vorgezeigt wurden. (London Journal of Arts,
August 1853, S. 130.)
Das Abdrucken von Pflanzen und Blüthen, Moosen u.s.w. durch
chemische Niederschläge.
Dr. Voget empfiehlt dazu
folgendes Verfahren. Man überstreiche gleichförmig gutes Zeichenpapier mit einer
schwachen Lösung eines Kupfersalzes, z.B. des essigsauren oder schwefelsauren
Kupferoxyds. Nach dem völligen Trocknen des Papiers feuchtet man die Rückseite des
Papiers mit Wasser an, legt es feucht auf ein Brett, mit einer Unterlage von einigen
Bogen Druckpapier. Die Pflanzen, welche nun abgedruckt werden sollen, betupft man
mit einem feinen Läppchen oder Schwamm mit einer Lösung von 1 Theil Blutlaugensalz
in 8 Theilen Wasser. Die Lösung darf aber nicht im Ueberfluß verwandt werden,
sondern nur mäßig, um überall gleichförmig den Pflanzentheil zu befeuchten. Man legt
nun denselben auf die mit der Kupfersalzlösung bestrichene Fläche, überdeckt die
Pflanze mit einem Blatt Papier und drückt gleichförmig mit der Hand und einem Lappen
so lange darauf, bis alle Theile in Berührung gekommen sind. Auf diese Weise erhält
man kupferrothe Bilder. (Voget's Notizen.)
Prüfung der englischen Schwefelsäure auf einen
Bleigehalt.
Man versetzt eine Probe der zu prüfenden concentrirten Säure mit ein oder zwei
Tropfen Salzsäure, wodurch, wenn Blei vorhanden ist, an der Berührungsstelle der
beiden Säuren sogleich eine sehr deutlich wahrnehmbare weiße Wolke entsteht, und
beim Umschütteln eine starke weiße Trübung sich bildet, die auf Zusatz von mehr
Salzsäure wieder verschwindet. Durch Versuche, die ich mit chemisch reiner
concentrirter Schwefelsäure anstellte, überzeugte ich mich, daß nur Blei, aber
keiner der andern, in der käuflichen Schwefelsäure als Verunreinigung vorkommenden
Körper, diese Reaction hervorrufen kann, und es ist daher bei dieser Prüfung, die
außerdem sehr empfindlich ist, kein Irrthum möglich. Der Niederschlag ist ohne
Zweifel Chlorblei, doch habe ich ihn bis jetzt nicht näher untersucht, wohl aber
einen Bleigehalt darin nachgewiesen. J. Löwenthal.
(Journal für praktische Chemie, 1853, Nr. 21).
Empfindliches Reagens zur Entdeckung einiger reducirenden
Körper, wie Zinnchlorür, schweflige Säure etc.
Die Reagensflüssigkeit ist eine frisch bereitete verdünnte Lösung von
Ferridcyankalium (rothem Blutlaugensalz), vermischt mit einigen Tropfen oxydfreier
Eisenchloridlösung.
Bringt man hiervon in eine Flüssigkeit, die Zinnchlorür, schweflige Säure,
Schwefelwasserstoff oder Schwefelalkalien enthält, so entsteht sogleich ein blauer
Niederschlag, oder eine blaue Färbung. (Bei Schwefelalkalien und schwefligsauren
Salzen ist natürlich ein Zusatz von Salzsäure nothwendig.) Arsenige Säure,
Antimonchlorür und salpetersaures Quecksilberoxydul zeigen dieses Verhalten nicht.
– Es läßt sich diese Prüfung natürlicherweise nur da anwenden, wo man im
voraus weiß, daß nur der eine oder andere jener reducirenden Körper vorhanden seyn
kann, was sehr oft der Fall ist. So läßt sich z.B. sehr gut Zinnchlorid auf
Zinnchlorür, Wein auf einen Gehalt an schwefliger Säure untersuchen.
Auf ähnliche Art kann man Eisenoxyd in einer Flüssigkeit entdecken, worin dieses
durch Schwefelcyankalium nicht mehr angezeigt wird, wenn man die betreffende
Flüssigkeit mit etwas Ferridcyankalium-Lösung mischt und dann eine sehr
verdünnte Zinnchlorür-Lösung hinzugießt, wodurch sogleich die Blaufärbung
eintritt. J. Löwenthal. (A. a. O.)
Reagens zur Untersuchung des Kaffees auf Verfälschung mit
Cichorie.
Der durch das Brennen der Cichorienwurzel entwickelte bräunlich gelbe Farbstoff wird
aus dem Aufguß durch Eisenoxydsalze nicht niedergeschlagen und der Aufguß behält
seine Farbe, während der braune Farbstoff des gebrannten Kaffees durch
schwefelsaures Eisenoxyd blattgrün gefärbt und theilweise in braungrünen Flocken
niedergeschlagen wird. Bei einem gemischten Aufguß behält die über dem, durch einige
Tropfen Eisenoxydsalz erzeugten Niederschlag stehen bleibende Flüssigkeit nach
Maaßgabe des Cichorienzusatzes ihre bräunlich gelbe Farbe. Wenn man die so gefärbte
Flüssigkeit mit Ammoniak schwach alkalisch macht, so setzt sich der Niederschlag
schneller ab. J. L. Lassaigne. (Journal de Chimie médicale, Septbr. 1853, S. 565.)
Dauerhafter Kitt für Stubenöfen.
Es ist höchst unangenehm, wenn im Winter die Stubenöfen Risse bekommen, durch welche
der Rauch in die Zimmer dringt. Da der gewöhnliche Lehm, mit welchem man dergleichen
Risse zu bestreichen pflegt, bald wieder auf- und abspringt, so verdient
folgende Mischung Beachtung: man siebt gute Holzasche durch ein feines Sieb, bringt
eben so viel gestoßenen und durchsiebten Lehm hinzu und vermischt beides mit etwas
Salz. Hierauf feuchtet man diese Mischung mit so viel Wasser an, daß ein Teig daraus
entsteht, und streicht damit die Risse des Ofens zu. Dieser Kitt berstet nicht und
nimmt eine außerordentliche Härte an; nur darf der Ofen nicht mehr heiß seyn, wenn
man ihn damit versieht. Bedient man sich dieses Kittes beim Setzen neuer Oefen, so
werden diese fast unverwüstlich. (Bayerische Gewerbezeitung.)
Nutzen und Gewinnung der Schweinsborsten.
Die Nützlichkeit der Haare oder Borsten des Schweins zu verschiedenen Zwecken und
darum der Werth dieses Stoffes, wird bei uns im allgemeinen nicht genügend erkannt.
Der werthvollste Theil der Borsten des Schweins sind die sogenannten Kammborsten, welche auf dem Rücken des Thiers wachsen;
sie sind am längsten, stärksten, haben die meiste Elasticität und werden daher von
Bürstenmachern, Schuhmachern u.s.w. besonders gesucht und bezahlt. Aber auch die
Borsten vom übrigen Theile des Thiers (die Bürstenmacher nennen diese gewöhnlich
Haare) sind ein Handelsartikel. Würde sie der Bürstenmacher nicht brauchen, so wäre
die Verwendung der Schweinshaare zum Ausstopfen von Polstern statt Roßhaaren oder
Seegras noch Grund genug, sie sorgfältig zu sammeln. Sogar die schlechtesten
Schweinshaare kann der Maurer oder Tüncher noch unter Lehm- oder Kalkverputz
brauchen. Die Schweinshaare sind zwar etwas weniger weich als die Roßhaare, aber in
der Elasticität sind beide ziemlich gleich. Um dieselben als Ersatzmittel der
Pferdehaare zu verwenden, werden sie zunächst gewaschen und getrocknet, alsdann
klopft man sie, um sie gehörig aufzulockern und von noch anhängenden Unreinigkeiten
zu befreien. Darauf werden sie mit Wollkratzen auseinander gezogen und in Stricke
gesponnen, die man in Wasser anhaltend kocht, im Backofen dörrt und dann nochmals
kratzt.
Man gewinnt die Borsten gewöhnlich durch Ausraufen nach dem Brühen der geschlachteten
Schweine; dieses ist die schlechteste Art, denn die Borsten verlieren durch das
Brühen an Elasticität und ungebrühte Borsten werden deßhalb theurer bezahlt. Ein
besseres Verfahren ist es daher schon, die Borsten vor dem Brühen auszuraufen oder
sie dem lebenden Thiere abzuschneiden. Im letzteren Falle verliert man aber an der
Länge und bekommt eigentlich nur kurze Kammborsten. Am besten (die größte Länge und
Elasticität vereinigend) sind die Borsten reif und im
Zustande der Reife sind sie zugleich am leichtesten zu gewinnen. Das Schwein härt
sich nämlich im Junius, Julius (es wirft die reifen Haare ab). Zu dieser Zeit ist es
eine Wohlthat für die Thiere, ihnen die Borsten abzunehmen (auszuraufen,
abzukämmen); diese gehen
leicht aus und werden, wenn man sie nicht abnimmt, vom Thiere selbst abgerieben,
wobei man neben dem Verluste der Borsten den Nachtheil hat, daß sie in den Dünger
kommen, dann Jahrelang auf dem Felde sich finden und so das Futter u.s.w.
verunreinigen.
Je älter das Schwein, desto besser die Borsten. Zuchtschweine liefern daher zur Zeit
der Haarung das beste Material. Es ist dabei zugleich zu bemerken, daß
Mutterschweine, denen man die reifen Borsten abnimmt, gezähmter werden.
Welchen Werth die zubereiteten Borsten haben, mag man aus folgender Mittheilung aus
dem amtlichen Berichte über die Industrieausstellung in London entnehmen; es heißt
dort im ersten Theile, S. 448:
Der Bürstenmacher G. Föse zu Halle hatte sächsische
Schweinshaare in 13 Sorten ausgestellt, nämlich: reingezupfte für Matratzen, der
Centner zu 18 1/3 Thlr.; graue und falbe Borsten für grobe Arbeit, der Centner zu 40
1/3 Thlr.; für Pinselmacher 5 Sorten zu 91 2/3 Thlr.; schwarze und weiße für feine
Arbeiten, 4 Sorten zu 64, 91 2/3, 110 und 220 Thlr.; Schuhmacherborsten, der Centner
zu 275 Thlr. u.s.w.
Kann man sich auch nicht in jeder Haushaltung mit der Zubereitung und Verwendung der
Schweinshaare befassen, so kann man sie doch auf die geeignetste Axt sammeln, und es
kann sich manche Familie, welche Borsten zusammenkauft, reinigt und sortirt, schon
vom Wiederverkauf ernähren, abgesehen davon, daß dann die inländische Bürstenmachern
besser als bisher mit ihrem Bedarfe versehen wird. Noch ist es vielleicht der
Erwähnung werth, daß die noch so häufig gebräuchlichen Laubsäcke, die nur Ungeziefer
beherbergen, zweckmäßig durch Matratzen ersetzt werden könnten, welche mit (wie oben
angegeben) gereinigtem Schweinshaar gefüllt werden.
(Gewerbl. f. d. Schwarzwald, 1853, S. 119.)
Zuverlässiges Mittel gegen Feldmäuse.
Man fängt Mäuse, je mehr je besser, faßt sie beim Genicke und zieht sie einigemale
durch dünne mit Fischthran vermengte Wagenschmiere und läßt sie wieder laufen. Der
Geruch hievon ist ihnen unerträglich, sie laufen sich zu todt und die andern Mäuse
fliehen alle Orte, wo diese den Geruch verbreitet haben. In zwei bis drei Tagen
sieht man auf weit und breit keine lebenden, wohl aber viele todte Mäuse, die sich
zu todt gelaufen haben. – Wenn die mit obiger Mischung beschmierten Mäuse
einige Stunden durch die Gänge gelaufen sind, so kommen alle anderen auf die
Oberfläche und laufen wie toll herum, wo viele leicht mit einem Brett oder Besen
getödtet werden können. – Wer dieses Mittel in der Weise, solange er noch
Mäuse in der Gegend bemerkt und fangen kann, zwei bis dreimal auf seinen Feldern
anwendet, wird sich wundern, wie schnell dieses Ungeziefer spurlos verschwunden ist.
– Gleiche Wirkung haben Königskerzen (Verbascum Thapsus), mit Blüthe und Wurzel dahin gelegt,
wo viele Mäuse sind. Sie fliehen diese Pflanze außerordentlich, laufen davon und
kehren nie mehr an den Ort zurück, wo die Königskerze lag oder liegt. – Bei
Bäckern und Müllern, auf Fruchtböden, in Scheunen zwischen die Garben gelegt, hat
die Königskerze die beste Wirkung und man sollte diese Pflanze zu diesem Gebrauche
besonders anbauen. Gleiche Wirkung hat das Heidekraut
(Erica vulgaris), indem die Mäuse, sobald sie in die
Nähe dieses Krautes kommen, von einer Laufwuth befallen werden, deren Folge
gewöhnlich der Tod ist. Andreä, Gutsbesitzer zu
Gelchsheim. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1853, Nr. 47.)