Titel: | Das Noppen oder Belesen der wollenen Zeuge; von Hrn. David, Fabrikant zu St. Richaumont im französischen Aisne-Departement. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. VII., S. 18 |
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VII.
Das Noppen oder Belesen der wollenen Zeuge; von
Hrn. David, Fabrikant zu
St. Richaumont im französischen Aisne-Departement.
Aus Armengaud's Génie industriel, Octbr. 1853, S.
180.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
David, über das Noppen oder Belesen der wollenen Zeuge.
Das Noppen oder Belesen hat den Zweck, alle durch Zufall in die wollenen Gewebe,
besonders die sogenannten Loden, die nach dem Walken Tuch
genannt werden, gekommenen fremdartigen Körper, wie Stroh, Holzsplitterchen u. f.
w., ferner die hervorstehenden Faden-Endchen, deßgleichen die durch das
Anknüpfen gebrochener Fäden entstandenen Knoten zu entfernen und dieß letztere ist der Haupttheil der Arbeit, da die Knoten dem
Ansehen des Tuches schaden.
Bis jetzt geschieht diese Arbeit gewöhnlich mittelst eines zugespitzten eisernen
Federzängelchens, der Noppzange oder des Noppeisens, von Arbeiterinnen, Nopperinnen, welche zu drei oder vier neben einander vor dem in der Nähe
eines Fensters, über einen schrägen pultartigen Tisch gehangenen Stücke sitzen, und
dasselbe genau durchsehen. – Tuch wird sogleich nach dem Weben und dann auch
nach der Appretur genoppt.
Schon oft hat man den Versuch gemacht, die Zange durch schneller wirkende Mittel zu
ersetzen, allein die bis jetzt angewendeten waren den Geweben nachtheilig. So
bediente man sich des Bimssteins und des Glaspapiers, um die Knoten durch Reibung
wegzuschaffen; allein diese Processe benachtheiligen den Fabrikanten und den
Consumenten, da sie die Gewebe beschädigen, dünne Stellen hervorbringen, wodurch
beim Färben scheckige Stellen entstehen.
Durch die Erfindung des Hrn. David wird die Arbeit
beschleunigt und es werden nur die Knoten oder Unebenheiten des Gewebes weggenommen,
ohne dasselbe im geringsten zu verändern oder zu beschädigen, so daß auch das Färben
gut ausfällt.
Die neuen Verfahrungsarten bestehen:
1. In einem zusammengesetzten Werkzeuge, dem Noppkamm; derselbe besteht aus einem
oder aus zwei Stahlstäben, die mit einer sehr feinen Verzahnung versehen und wie
Hobeleisen an einem hölzernen oder metallenen Rahmen befestigt sind, der in der Mitte eine
Höhlung hat, um die weggenommenen Knoten durchzulassen.
Dieses Werkzeug führt man mit der Hand auf der Oberfläche des Gewebes hin, welches
genoppt werden soll, um auf diese Weise die Knoten wegzunehmen.
2. In einer einfachen Maschine, welche den erwähnten Kamm mechanisch und schnell
wirken zu lassen gestattet.
Die Benutzung des Kammes mit der Hand bewirkt das Noppen weit besser als die Zange,
Bimsstein oder Glaspapier; allein derselbe Kamm mit der Maschine bewegt, schert das
Gewebe und gibt dem Körper ein eigenthümliches Ansehen, ohne das Gewebe zu
verändern.
Der Noppkamm besteht: 1) aus einem Rahmen von Holz, Guß- oder Schmiedeisen,
welcher der Länge nach eine Vertiefung hat, die zur Aufnahme der genoppten Knoten
dient; 2) aus zwei Stahlblättern, deren Zähne nach der Beschaffenheit der zu
noppenden Gewebe, verschiedene Dimensionen haben; so muß z.B. bei Merinos jeder
Centimeter Länge etwa 12 bis 25 Zähne haben, während ein Zahn fast zwei Millimeter
Tiefe hat.
Diese beiden Stahlblätter sind sehr dünn und haben etwa eine Breite von zwei
Centimeter; sie werden mittelst metallener Deckplatten an ihrem Platz erhalten.
Wendet man dickere Blätter an, so kann man sie unmittelbar auf den Rahmen
aufschrauben und es ist keine Deckplatte nöthig.
Die beiden Zahnreihen der beiden Blätter müssen genau parallel seyn, weßhalb auch
eine sorgfältige Montirung des ganzen Apparates wesentliche Bedingung ist.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß der Rahmen vorzugsweise 6 Centimeter Breite haben muß,
wovon etwa 15 Millimeter auf die Vertiefung kommen, jedoch sind die angegebenen
Dimensionen veränderlich. Ebenso kann man die Form und die Einrichtung der Zähne der
Blätter verändern.
Die Länge des Kammes ist nach der Breite des zu noppenden Gewebes verschieden.
Der Zwischenraum zweier benachbarten Zähne muß in eine scharfe Schneide auslaufen,
damit der gefaßte Knoten der wiederholten Einwirkung des Werkzeuges nachgibt.
Uebrigens können die Kämme auf verschiedene Weise montirt werden; man kann sie durch
Stellschrauben beweglich machen, damit sie das Gewebe mehr oder weniger angreifen
können.
Bei hin- und hergehender Bewegung kann man nur ein Blatt anwenden, dann ist
aber der Vortheil minder groß, indem nur eine Seite arbeitet.
Man kann die Kämme auch auf sich umdrehenden Cylindern anbringen, welche die
wiederkehrende geradlinige Bewegung in eine rotirende verwandeln. In diesem Fall muß
der Cylinder, der Länge nach, auf seinem Umfang mit einer gewissen Anzahl von
Blättern versehen, und von einer cylindrischen Bürste begleitet seyn, die sich in
der geeigneten Richtung dreht, um die Blätter zu reinigen. Letztere Einrichtung
würde hauptsächlich bei Tuchen zweckmäßig seyn und zum Theil das Rauhen
ersetzen.
Das Noppwerkzeug kann mit der Hand bewegt werden, allein sein Betrieb ist wohlfeiler
und schneller, wenn man es mit einer Maschine in Verbindung fetzt, die in Fig. 14 im
Querdurchschnitt und in Fig. 15 im Grundriß
dargestellt ist. A bezeichnet einen Baum oder eine
Walze, auf den das zu noppende Gewebe aufgewickelt ist. Die Zapfen dieses Baums
hängen in den Haken eines Hebels d, der sich um e dreht und mit einem Gegengewicht f versehen ist, welches als Bremse für den Baum
dient.
Das zu noppende Gewebe geht unter der Querstange B durch
zu dem Stabe C in die Höhe und gelangt zur Wirksamkeit
des Kammes E, welcher die Knoten auf der ganzen
Zeuglänge wegnimmt. Von dem Kamm weg geht das Gewebe über den Stab G, über die Walze H, die
Stäbe I und K, nach der
Spannwalze L, welche am Vordertheil der Maschine
angebracht ist. Diese Walze L ist mit grobem Tuch
überzogen, auf welches Glaspapier geklebt wurde, um das Rutschen des Tuches zu
vermeiden. Von der Walze L geht das Gewebe auf den
Zeugbaum M, dessen Zapfen von zwei Hebeln g, g getragen werden, welche mit Gegengewichten h versehen sind, um die Spannung des Gewebes
auszugleichen.
Die Breite des Gewebes wird durch die Sperrruthe oder den Tempel i erhalten, der mit Schiebern j und Stellschrauben l versehen ist.
Während des dem Gewebe mitgetheilten Ganges wird das Noppen auf folgende Weise
bewirkt:
Die Bewegung wird der Welle N entweder durch eine Kurbel
O, oder durch die Treibrolle P ertheilt.
Die Welle N hat bei N' zwei
Kröpfungen oder Kurbeln und jede ist mit einer Lenkstange R versehen, die bei S mit den senkrechten
Armen T verbunden sind. Letztere schwingen bei U um Bolzen am untern Theile des Gerüstes V, und an ihrem obern Ende ist der Rahmen des Noppkammes
E angebracht.
Die Drehung der Welle N bewirkt mittelst der Hebel R die hin- und hergehende Bewegung des Noppkammes
E.
Die Welle N hat an ihrem einen Ende ein Getriebe X, welches mittelst Räderwerks Y der Spannwalze L eine beschleunigte Bewegung
mittheilt.
Mit Hülfe dieser Maschine bietet das seiner Länge und Breite nach vollständig
ausgespannte Gewebe alle Theile seiner Oberfläche der Wirkung des Kammes E dar; die Zähne desselben fassen die Wollknoten und
nehmen sie durch die vereinigte Wirkung der Form der Zähne und der wiederkehrend
geradlinigen Bewegung des Kammes weg.
Man kann die Wirkung der Maschine dadurch beschleunigen, daß man einen zweiten Kamm
so anbringt, daß er die andere Seite des Gewebes noppt, wo dann die Maschine doppelt
wirkend ist, indem sie beide Seiten des Zeuges zu gleicher Zeit noppt.