Titel: | Ueber eine neue Methode den Handelswerth des Braunsteins zu bestimmen; von Dr. Astley Price, Assistent am Laboratorium der k. Bergwerkschule zu London. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XI., S. 34 |
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XI.
Ueber eine neue Methode den Handelswerth des
Braunsteins zu bestimmen; von Dr. Astley Price, Assistent am Laboratorium der k. Bergwerkschule zu
London.
Aus der Chemical Gazette, 1853, Nr.
265.
Price, neue Methode den Handelswerth des Braunsteins zu
bestimmen.
Man besitzt bekanntlich mehrere Methoden, um den Handelswerth des Braunsteins zu
bestimmen, d.h. das Quantum von Chlor welches eine gegebene Sorte desselben zu
liefern vermag. Mehrere dieser Methoden sind jedoch mit praktischen Uebelständen
verbunden und die meisten erfordern zu ihrer Durchführung einen Zeitaufwand, dessen
Verkürzung sehr wünschenswerth ist.
Die Methode welche ich seit einiger Zeit befolge und genau gefunden habe, gründet
sich auf die Verwandlung der arsenigen Säure in Arseniksäure mittelst Chlor, und auf
die Umwandlung der arsenigen Säure in Arseniksäure durch Anwendung einer Auflösung
von übermangansaurem Kali.
Die zu prüfende Braunsteinsorte wird in einer normalen salzsauren Lösung von
arseniger Säure aufgelöst; dann bestimmt man die zurückgebliebene arsenige Säure,
welche sich nicht in Arseniksäure verwandelt hat, mittelst einer Normallösung von
übermangansaurem Kali. Bei Anwendung eines Lösungsmittels, welches (wie das von mir
angewandte) ein reducirendes Agens enthält, löst sich der Braunstein bei niedriger
Temperatur schon in einem sehr kurzen Zeitraum auf.
Um diese Methode anwendbar zu machen, mußten zwei Schwierigkeiten beseitigt
werden:
1. Wenn man die arsenige Säure in Salzsäure auflöst, verdampft Dreifachchlorarsen,
und es ist daher schwierig, eine Auflösung von bestimmtem Gehalt zu bekommen. Diese
Schwierigkeit wird vermieden, wenn man die arsenige Säure in Aetzkalilauge auflöst
und dann die alkalische Lösung mit Salzsäure in Ueberschuß versetzt.
2. Eine andere Schwierigkeit zeigte sich beim Auflösen des Braunsteins in der
arsenikalischen Lösung, weil in dem Verhältniß als die Temperatur stieg, der Verlust
von Dreifachchlorarsen größer wurde. Diese Fehlerquelle wird vermieden, wenn man
eine verdünnte saure Auflösung von arseniger Säure anwendet und auf dem Kolben worin
der Braunstein aufgelöst wird, eine Glasröhre mit einer (Will'schen) Kugel welche Aetzkalilösung enthält, befestigt. Sollte etwas
Dreifachchlorarsen übergehen, so wird dasselbe sicher zurückgehalten, vorausgesetzt
daß man das Auflösen bei niedriger Temperatur bewerkstelligt.
Um die Normallösung von arseniger Säure zu bereiten, löst man 113,53 Gran arseniger
Säure, entsprechend 100 Gran Mangansuperoxyd, in Aetzkalilauge auf, und setzt dann
Salzsäure zu, bis die Lösung 100 Maaßtheile einnimmt.
Eine Normallösung von übermangansaurem Kali erhält man, wenn man z.B. 5 Maaßtheile
der Normallösung von arseniger Säure, entsprechend 5 Gran Mangansuperoxyd, verdünnt,
und dann bestimmt welche Anzahl von Maaßtheilen der Lösung von übermangansaurem Kali
erforderlich ist, um die darin enthaltene arsenige Säure in Arseniksäure
umzuwandeln.
Nachdem man diese zwei Lösungen dargestellt hat, kann man die Werthbestimmung eines
Braunsteinmusters schnell und genau auf folgende Weise ausführen.
Man bringt z.B. 10 Gran des gepulverten Braunsteins in einen kleinen Kolben, setzt 10
Maaßtheile der normalen Arseniklösung zu, und befestigt auf dem Kolben eine
Glasröhre mit einer Kugel welche Aetzkalilösung enthält. Der Kolben wird dann in ein
Wasserbad gestellt oder direct schwach erwärmt, bis der Braunstein aufgelöst ist. Nachdem man den Inhalt
des Kolbens erkalten ließ, gießt man ihn, nebst der Kalilösung, in einen größern
Kolben, und verdünnt ihn mit Wasser. Das Quantum von arseniger Säure, welche
unverändert zurückblieb, wird hierauf mittelst der Normallösung von übermangansaurem
Kali bestimmt; das so gefundene Quantum, von der anfangs angewandten Anzahl von
Granen arseniger Säure abgezogen, ergibt den Werth der untersuchten
Braunsteinprobe.
Um nach dieser Methode genaue Resultate zu erhalten, müssen die Salzsäure und das
Kali, welche man anwendet, frei von schwefliger Säure oder Salpetersäure, überhaupt
von reducirenden oder oxydirenden Unreinigkeiten seyn.