Titel: | Neue Verfahrungsarten zur Bereitung des chromsauren Kalis. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XXXIV., S. 136 |
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XXXIV.
Neue Verfahrungsarten zur Bereitung des
chromsauren Kalis.
Neue Verfahrungsarten zur Bereitung des chromsauren
Kalis.
I. Verfahren von Jacquelain.
Hr. Jacquelain, Präparator anau der école centrale des arts et
manufactures zu Paris, nahm ein Erfindungspatent für 15 Jahre auf folgendes
Verfahren zur Bereitung des zweifach-chromsauren Kalis:
1) Man macht den Chromeisenstein rothglühend und wirft ihn dann in kaltes Wasser, um
ihn zu zertheilen; diese Operation wird mit den erhaltenen Stücken wiederholt;
2) man pulverisirt hierauf die Stückchen in einer Pochmühle mit gußeisernen
Stampfern, und mahlt das Pulver endlich naß zwischen Mühlsteinen von Quarzgestein
oder gußeisernen Mahlflächen;
3) in den gehörig gemahlenen Chromeisenstein werden nun in einem gußeisernen Kessel
44 Procent kohlensaures Kali gerührt und ihm dann 90 Procent Kreide einverleibt,
worauf man das Gemenge frittet, d.h. bei der Temperatur von 500° C.
(400° R.) vollständig austrocknet;
4) die gefrittete Masse bringt man in irdene Retorten, welche am unteren Theil durch
einen gußeisernen Kopf geschlossen sind, der mit Oeffnungen versehen ist zum
Einströmen vorher erhitzter Luft, welche das Chromerz oxydiren muß; der obere Kopf
der Retorte wird ebenfalls mit einem Schornstein in Verbindung gebracht, welcher mit
einem Register versehen ist, um das Ausströmen der ihres Sauerstoffs beraubten
heißen Luft reguliren und sie zur Verwendung ihrer Wärme über die Flüssigkeit eines
Abdampfkessels leiten zu können;
5) nach beendigtem Rösten wird die Masse gemahlen und fünfmal nacheinander in Kesseln
mit kochendem Wasser behandelt, um alles chromsaure Kali auszuziehen; die letzten
Wasser werden zum Erschöpfen neuen gerösteten Materials benutzt. Wenn die
Flüssigkeit ein wenig chromsauren Kalk enthielt, muß man denselben durch Zusatz der
nöthigen Menge kohlensauren Kalis präcipitiren;
6) man dampft die Lösung von chromsaurem Kali auf den dritten Theil ihres
anfänglichen Volums ab; sättigt (mit schwacher und gereinigter) Schwefelsäure die
Hälfte des im chromsauren Salz enthaltenen Kalis und kann dann sogleich das
Bichromat von dem unauflöslichen schwefelsauren Kali, welches sich absetzt, durch
Decantiren trennen, worauf man die Flüssigkeit vollends concentrirt und in die
Krystallisirgefäße abzieht.
Mit 100 Kilogr. Chromeisenstein von 45 Procent Gehalt, welchem 90 Kilogr. Kreide, 44
Kil. kohlensaures Kali von 50 Proc. Gehalt, und für 6 Fr. 60 Cent. Schwefelsäure
zugesetzt werden, erhält man 78 Kilogr. zweifach-chromsaures Kali. (Cosmos, Revue encyclopédique, December 1853, S.
716.)
II. Verfahren von James Booth in
Philadelphia.
Das Verfahren welches sich James Booth in Philadelphia
(Nordamerika) am 9. Nov. 1852 für England patentiren ließ, besteht in zwei
Hauptoperationen; zuerst das im Chromerz enthaltene Eisenoxydul (und Eisenoxyd)
mittelst Kohle ganz oder theilweise zu reduciren, dann das reducirte Eisen mittelst
Schwefelsäure aufzulösen; im Uebrigen ist das Verfahren dem jetzt gebräuchlichen
ähnlich, indem der nach dem Ausziehen des Eisens bleibende Rückstand mit
beigemengtem kohlensaurem Kali (mit oder ohne Zusatz von Salpeter) geglüht wird. Wir
wollen nun das Verfahren näher beschreiben.
Der Chromeisenstein wird fein zerstoßen oder gemahlen, dann mit etwa dem fünften
Theil seines Gewichts Holzkohlenpulver gemengt und auf den Herd eines Flammofens
gebracht, welcher wie die zum Schweißen oder Puddeln des Eisens gebräuchlichen
construirt ist, damit die Flamme möglichst wenig freien Sauerstoff enthält. Durch
diese Operation wird das im Chromerz enthaltene Eisenoxydul (und Oxyd) wenigstens
größtentheils zu metallischem Eisen reducirt. Nachdem eine Beschickung des Gemenges
auf angegebene Weise reducirt worden ist, zieht man sie heraus, bringt eine zweite
Beschickung in den heißen Ofen, ersetzt diese nach ihrer Reduction durch eine
dritte, und so fort. Die aus dem Ofen gezogene Masse kommt in Kufen welche verdünnte
Schwefelsäure enthalten, die das Eisen auflöst, indem sich schwefelsaures
Eisenoxydul bildet. Diese Auflösung (welche noch freie Säure enthält) wird abgezogen
und auf ein frisches Quantum reducirten Erzes gebracht, um die freie Säure
größtentheils zu sättigen; hierauf wird sie wieder abgezogen und zur Krystallisation
abgedampft, um verkäuflichen Eisenvitriol zu erhalten. Der Rückstand in den Kufen
wird dann mit Wasser gut ausgewaschen und getrocknet, worauf man ihn mit
kohlensaurem Kali (oder mit diesem und Salpeter) mengt und wie das Chromerz bei dem
gewöhnlichen Verfahren glüht.
Bei dem gewöhnlichen Verfahren zur Bereitung des chromsauren Kalis wird bekanntlich
nur ein Theil des Chromoxyds oxydirt und folglich nur ein Theil des Chromeisensteins
in chromsaures Kali durch einmaliges Glühen verwandelt, so daß wiederholte Glühungen
mit frischen Antheilen von Potasche vorgenommen werden müssen, bei denen ziemlich
viel Kali durch Verflüchtigung verloren geht. Bei dem neuen Verfahren verwandelt
hingegen schon das erste Glühen mit Potasche fast alles Chromoxyd in chromsaures
Kali, so daß der Verlust an Kali durch Verflüchtigung desselben großentheils
vermieden wird. Der als Nebenproduct gewonnene Eisenvitriol vermindert überdieß die
Gestehungskosten des zweifach-chromsauren Kalis. Die zum Auflösen des Eisens
bei dem neuen Verfahren erforderliche Schwefelsäure beträgt beiläufig zwei Drittel
vom Gewicht des Chromeisensteins. (London Journal of
Arts, December 1853, S. 432.)