Titel: | Methode den Essig auf seinen Gehalt zu prüfen; von W. Gréville. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XXXVI., S. 140 |
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XXXVI.
Methode den Essig auf seinen Gehalt zu prüfen;
von W.
Gréville.
Aus dem Journal de Pharmacie, Octbr. 1853, S.
288.
Gréville's Methode den Essig auf seinen Gehalt zu
prüfen.
Um den Gehalt der verschiedenen im Handel vorkommenden Essigsorten zu bestimmen,
benutzt man die Sättigungscapacität der Essigsäure, nämlich ihr Vermögen ein mehr
oder weniger großes Quantum reinen und ganz trockenen kohlensauren Kalis zu
sättigen. Man bereitet zu diesem Zweck mit dem Alkali eine Probeflüssigkeit und
verfährt übrigens nach den Vorschriften für die alkalimetrischen Proben. Gegen dieses Verfahren ließe
sich nichts einwenden, wenn der Sättigungspunkt sicher zu treffen wäre; dieß ist
aber nicht der Fall, weil sich Kohlensäure entwickelt. Man begreift, daß dieses Gas,
welches frei und im Wasser aufgelöst ist, in dem Zeitpunkt wo die Sättigung statt
findet, ebenfalls auf das Lackmus wirken muß, welches man als Anhaltspunkt benutzt,
und da sich also die weinrothe Farbe welche es dem Lackmus ertheilt, mit dem Roth
vermischt welches überschüssige Essigsäure anzeigt, oder mit dem Blau welches
überschüssiges Alkali anzeigt, so kann man die rechte Gränze zwischen beiden nicht
mehr treffen. Die Flüssigkeit zu erhitzen oder die Sättigung in der Wärme
vorzunehmen, geht aber ebenfalls nicht an, weil die Essigsäure flüchtig ist und man
folglich einen nicht unbedeutenden Antheil derselben durch Verdunstung verlieren
könnte.
Um diesen beiden Uebelständen zu entgehen, empfiehlt Hr. Gréville die aus kohlensaurem Kali bestehende Probeflüssigkeit
durch eine neue zu ersetzen; letztere ist eine titrirte Auflösung von Zuckerkalk,
d.h. eine Auflösung worin das Alkali (der Aetzkalk) mit einer so schwachen Säure
(Zuckerstoff) verbunden ist, daß diese frei werden kann, ohne auf das Lackmus zu
wirken.
Er bereitet nämlich auf gewöhnliche Weise eine Auflösung von gelöschtem Kalk in
Zuckersyrup, und bestimmt ihre Stärke. Hierauf verdünnt er sie mit Wasser, bis 5
Abtheilungen der Bürette 1 wasserfreier Essigsäure entsprechen; man braucht die
Auflösung nicht schwächer zu machen.
Alsdann wiegt er 50 Gran von dem zu prüfenden Essig ab, und nachdem er ihn verdünnt
und einige Stückchen Lackmuspapier hineingebracht hat, gießt er die Flüssigkeit der
Bürette tropfenweise so lange hinein, bis das Lackmuspapier plötzlich seine Farbe
verändert und blau wird. Der Uebergang ist deutlich genug wahrzunehmen, und wird
noch merklicher, wenn man gegen das Ende ein Stückchen Curcumapapier hineingibt,
welches den geringsten Ueberschuß von Alkali anzeigt.
Diese Probeflüssigkeit von Zuckerkalk ist der bisher angewandten von kohlensaurem
KaliUm den Säuregehalt des Essigs genau zu bestimmen, benutzt man in Deutschland
schon längst eine Probeflüssigkeit mit Aezammoniak, nach den
Verfahrungsarten von Otto und Wagenmann (polytechn. Journal Bd. LXXVI S. 280 und Bd. LXXXIV S. 452).A. d. R. hei weitem vorzuziehen; während man mit letzterer genöthigt ist zwei Proben
zu machen und das Mittel derselben zu nehmen, um ein der Wahrheit sich näherndes
Resultat zu erhalten, genügt mit der neuen Probeflüssigkeit ein einziger Versuch, denn alle
Proben geben dieselbe Ziffer und das Resultat ist überdieß viel genauer.