Titel: | Bericht über die Feuerspritze des Ingenieurs J. A. Robert zu Paris; erstattet von einer Commission von Ingenieuren, Maschinenbauern und Mitgliedern der Feuerwehr zu Paris. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XLI., S. 162 |
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XLI.
Bericht über die Feuerspritze des Ingenieurs J.
A. Robert zu Paris; erstattet von einer Commission von
Ingenieuren, Maschinenbauern und Mitgliedern der Feuerwehr zu Paris.
Aus dem Bulletin du musée de l'industrie, Septbr.
1853, S. 129.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Robert's Feuerspritze.
Ungeachtet der vielen Feuersbrünste gibt es in Frankreich (und auch in Deutschland)
noch manche Gemeinden, denen es an Feuerspritzen fehlt. Die in Paris gebräuchlichen
Feuerspritzen wurden bis jetzt für die besten Modelle gehalten; ihre Construction
begreift alle bekannten Verbesserungen in sich und scheint als mechanische
Combination nichts zu wünschen übrig zu lassen; sie verbindet äußere Eleganz mit
großer Wirkung, und der einzige Vorwurf, den man ihr machen kann, ist ein
verhältnißmäßig zu hoher Preis. Dieß ist auch der Hauptgrund, warum viele Gemeinden
eine solche Spritze nicht anschaffen können. Daher ist es von großer Wichtigkeit,
wohlfeilere Spritzen zu verfertigen, welche dabei dauerhaft und ebenso wirksam sind
wie diejenigen der Stadt Paris.
Die Robert'sche Feuerspritze, welche wir hier beschreiben
wollen, scheint uns allen diesen Erfordernissen zu genügen. Der Constructeur hat
sich durchaus keine Neuerung weder bei der allgemeinen Anordnung noch bei den
Dimensionen der Theile erlaubt, um weder an den Grundsätzen der Behandlung der
Spritze, noch an den Gewohnheiten der sie bedienenden Mannschaft etwas zu verändern.
In dieser Beziehung hat die Pariser Spritze Hrn. Robert
als Modell gedient; dagegen ist aber die Einrichtung beider Spritzen eine wesentlich
verschiedene.
Bei der Pariser Spritze bestehen die beiden Cylinder oder Pumpenstiefel und der
Windkessel aus drei besonderen Messingstücken, die mittelst Schraubenbolzen unter einander
und auf das ebenfalls aus Messing bestehende Bodenstück befestigt sind, in welchem
sich die Seitenleitungen und die Ventile befinden.
Eine der wichtigsten von Robert eingeführten Abänderungen
besteht darin, daß diese vier Stücke einen einzigen Eisenguß bilden. Außerdem hat er
noch an den Kolben, Klappen und Verbindungen Veränderungen angebracht, wodurch der
Preis gegen denjenigen der Pariser Spritze wesentlich vermindert worden ist.
Es fragt sich nun, ob dieser Ersatz eines Metalles durch ein anderes, und die
Weglassung der Verbindungen durch Schraubenbolzen, keinen nachtheiligen Einfluß auf
die Festigkeit und die Leistung des Mechanismus haben. Zu diesem Zweck wollen wir
die einzelnen Theile der Spritze nach einander genauer betrachten.
Pumpenkörper und Recipient, Fig. 1 und 2. – Die Robert'sche Spritze besteht, wie die Pariser, aus zwei
Pumpenkörpern, A, B, C, D – A', B', C', D', und aus einem
Recipient oder Windkessel R. Auf der Kuppel des
Windkessels erheben sich die Supports K für den
Balancier. Unter den Cylindern und dem Windkessel befinden sich die beiden
Seitencanäle l, t, p – l', t', p', oder
Verbindungen zwischen den Cylindern und dem Recipient. Diese verschiedenen Theile,
welche bei der Pariser Pumpe zusammengeschraubt werden, sind hier in einem Stück aus
Eisen gegossen.
In dem unteren Theil dieses Gusses, in dem Bodenstück, befinden sich vier runde
Oeffnungen o, o' – p,
p'.
Die beiden ersteren o, o' (eine am Boden jedes Cylinders)
sind die Oeffnungen durch welche das im Troge befindliche Wasser von den Pumpen
während der aufgehenden Bewegung der Kolben angesaugt wird. Die beiden anderen p, p', beide am Boden des Kessels, sind die Oeffnungen
durch welche das Wasser in den Kessel gelangt, wenn es bei der niedergehenden
Bewegung der Kolben ausgedrückt wird. Unten an der Seite des Kessels befindet sich
noch eine Oeffnung H, Fig. 1, welche mit dem
Rohr oder dem Schlauche in Verbindung steht. Die Kuppel des Kessels hat eine ovale
Oeffnung x, z
Fig. 1 und
2, und v, x, y, z, Fig. 2, durch welche die
Druckventile s, s' eingebracht werden und nöthigenfalls
der Windkessel gereinigt werden kann. Der Verschluß dieser Oeffnung ist
wasser- und luftdicht, und wird auf dieselbe Weise bewerkstelligt, wie bei
den Mannlöchern der Dampfkessel.
Da das Gußeisen rauh ist, so würde die Reibung der Kolben gegen die Cylinderwände
sehr bedeutend seyn, und die Pumpen könnten daher nicht gehörig wirken; um diesen
wesentlichen Nachtheil zu beseitigen, steckt in jedem der unausgebohrten gußeisernen Cylinder eine
andere cylindrische Röhre, E, F, G, I – E', F', G', I'. Diese Röhren
bestehen aus dünnem Kupferblech und sind auf der Ziehbank über einen stählernen Dorn
gezogen; dadurch erhalten die inneren Wände der Cylinder die erforderliche Glätte
und Gleichartigkeit, so daß die Reibung nur gering ist. Würden aber diese Röhren
ohne Weiteres in die gußeisernen Cylinder gesteckt, so könnten sie dem Druck der
Kolben nicht lange widerstehen; es war daher unerläßlich, die Röhren mit den
gußeisernen Cylindern so genau zu verbinden, daß sie einen einzigen Körper
ausmachen. Zu dem Ende wird in die kupfernen Röhren, nachdem sie auf ihrer
Außenfläche verzinnt worden sind, ein stählerner Dorn, der sie genau ausfüllt,
gesteckt, worauf man jede Röhre außen mit engen spiralförmigen Windungen von
Eisendraht umgibt und diese auflöthet. Dadurch wird der Widerstand der Röhre gegen
die Wirkung des Kolbens bedeutend erhöht. Um die so verstärkten kupfernen Röhren nun
in den gußeisernen Cylindern zu befestigen, setzt man jene auf die Schulter B, F, I, D, welche hiezu am Bodenstück angebracht ist;
alsdann gießt man in den leeren Raum zwischen der äußern Röhren- und der
innern Cylinderwand einen eigenthümlich zusammengesetzten Kitt, welcher in der Wärme
flüssig, in der Kälte aber fest wird und ein treffliches Verbindungsmittel zwischen
beiden Metallen bildet, so daß einerseits ein fester Zusammenhang stattfindet und
andererseits das Eisen gegen Oxydation geschützt ist. Die Spiralen des Drahtes,
welche den kupfernen Cylinder umgeben und in dem Verhältniß, als sie gegen den
untern Theil (wo der Druck größer wird) vorrücken, einander näher liegen –
diese Spiralen bilden um den kupfernen Cylinder eine Art Schraube, zwischen deren
Gewinde der Kitt sich legt und folglich eine um so festere Verbindung mit den
gußeisernen Cylindern herstellt.
Ein solcher Pumpenkörper kann ohne allen Nachtheil die aus Gelb- oder Rothguß
hergestellten ersetzen; die inneren Wände eines solchen Cylinders sind sogar weit
glätter als diejenigen eines auf gewöhnliche Weise ausgebohrten.
Das Gußeisen, woraus das Bodenstück besteht, welches gewissermaßen die eigentliche
Pumpe bildet, ist allerdings spröder als Roth- oder Gelbguß, aber
ebendeßwegen nimmt es auch nicht so leicht Eindrücke an als der Rothguß, und in
dieser Beziehung sind die gußeisernen Maschinentheile weit dauerhafter als die
messingenen. Bei der Robert'schen Feuerspritze sind die
Bodentheile an den Punkten welche am wenigsten auszuhalten haben, mindestens 8
Millimeter dick, und bis 20 Millimeter an denjenigen Theilen die den stärksten Druck
aushalten müssen; letztere Theile sind überdieß mit Verstärkungsrippen versehen. Wird
zu dem Guß ein gutes und dichtes Roheisen genommen, so gewährt es auch die
erforderliche Festigkeit, um den Stößen zu widerstehen, denen eine Spritze bei
Feuersbrünsten ausgesetzt ist.
Ventil. – Das von Robert angewendete Ventil hat offenbar große Vorzüge vor dem der Pariser
Spritze. Es ist auf einer bronzenen Platte, Fig. 3, angebracht, und
mit drei kreisrunden Löchern, o, O, o' versehen. Die
mittlere Oeffnung O bildet die Saug- oder
Drucköffnung; die beiden anderen kleineren, o, o',
dienen dazu, die Platte oder das Futter mittelst Schrauben auf dem Bodenstück zu
befestigen.
Die mittlere Oeffnung ist mit einem vorstehenden Kranz v,
v' versehen, dessen oberer Rand vollkommen abgerichtet ist.
Eine bronzene Scheibe C, C' von einem um 3 Millimeter
größeren Durchmesser als die äußere Peripherie des Kranzes, ist ebenfalls genau
abgerichtet und liegt auf dem Kranz, dessen Oeffnung sie (mittelst des Randes ihrer
inneren abgerichteten Fläche) luft- und wasserdicht verschließt. Dieselbe
Scheibe oder Klappe ist zwischen den vier Armen eines Kreuzes angebracht, welche ihr
nur so viel Spiel lassen, daß sie sich frei in senkrechter Richtung bis auf eine
Höhe von 15 oder 18 Millimeter bewegen kann, wo sie von den Ouerarmen des Kreuzes
aufgehalten wird.
Dieses Klappenventil ohne Scharnier oder Stange, folglich ohne alle Reibung, kann gar
nicht in Unordnung kommen, und da es eine sehr wichtige Rolle in dem Mechanismus der
Feuerspritze spielt, so ist die vorliegende Einrichtung als eine wesentliche
Verbesserung der ganzen Maschine zu betrachten. Sollte sich ein solches Ventil
wirklich nicht mehr in gutem Zustand befinden, so läßt es sich sehr leicht wegnehmen
und durch ein neues aus der Fabrik ersetzen.
Die Kolben. – Jeder Kolben besteht aus einem
gußeisernen Stück a, b, c, d, e, f, g, h, i, Fig. 4, welches
außen cylindrisch ist und einen um einige Millimeter kleineren Durchmesser hat, als
das Innere des Pumpenkörpers. Dieses Stück ist hohl, oben offen, unten aber mit
einem halbkugelförmigen Boden geschlossen, um das untere Ende der Lenkstange
aufzunehmen. Dieser Kolbenkern wird alsdann oben und unten, wie ein gewöhnlicher
Kolben, mit zwei Scheiben versehen, wovon die eine, m,
aus Leder, die andere, n, aus Zinn besteht; jede dieser
Scheiben hat genau den Durchmesser vom Innern des Pumpenkörpers; hernach mit einer
umgestülpten Lederscheibe p, und endlich mit einer
gußeisernen Scheibe q. Durch das Ganze gehen vier
Schraubenbolzen r, welche diese Liederung fest
zusammenhalten.
Der hohle gußeiserne Kern dient als Schmierbüchse, und ist mit kleinen Löchern o, o', o'' versehen, durch
die sich die Schmiere in den Raum a, b, g, f verbreitet,
welcher zwischen dem Kolbenkern und dem Pumpenstiefel leer blieb, so daß das Innere
des Pumpenstiefels und der Kolben selbst fortwährend geschmiert bleiben. Diese
Schmiermethode und der Umstand, daß die Lenkstange am untern Theil des Kolbens
befestigt ist, gewähren große Vortheile: da die Lenkstange länger ist, so wird ihr
Abweichungswinkel während des Kolbenlaufes fast unmerklich, und es werden die Führer
entbehrlich, welche stets Reibung veranlassen. Da der Kolben von unten gezogen wird,
statt wie gewöhnlich von oben geschoben zu werden, so ist die Reibung viel
gleichförmiger und geringer, und es wird daher der Pumpenkörper weit weniger
angegriffen.
Der Balancier. – Derselbe, in Fig. 5 im Grundriß
dargestellt, besteht aus drei starken platten Stäben von Schmiedeisen l, m, l', welche auf die hohe Kante gestellt und durch
starke Niete mit einander verbunden sind, daher dieser Balancier eine eben so große
Festigkeit hat, als wenn er aus Einem Stück geschmiedet wäre. Die Enden beider
Seitenstäbe werden zuerst so gebogen, daß sie Hülsen h,
h', für die Griffe der Spritzenleute bilden; ihre zwei Arme h, l und h', l' vereinigen sich bei l, l'
mit dem dritten Stabe um den Körper des Balancier zu bilden.
Der mittlere Stab wird zwischen p' – p' unterbrochen, um in dem Zwischenraume die Lenkstangen
aufzunehmen. Derselbe Stab geht in gerader Linie durch die Oeffnung der Seitenstäbe
zwischen den beiden Supports, und durch alle drei Stäbe geht der Bolzen welcher die
Drehungsachse für den Balancier bildet. Durch diese Einrichtung wird jeder Biegung
der Seitenstäbe vorgebeugt.
Eine eiserne Röhre a, die zur Seite offen ist, um die
Schmiere einzuführen, welcher sie als Büchse dient, enthält drei bronzene Ringe,
deren Lappen dieses Schmierrohr auf den drei Eisenstäben befestigen. Die bronzenen
Ringe dienen auch dazu, eine geringe Reibung auf die hindurchgehende Drehungsachse
auszuüben.
Lenkstangen. – Jede Lenkstange besteht aus einem
starken platten Eisenstabe, dessen Enden abgerundet und mit zwei Löchern M, N, Fig. 1, versehen sind.
Letztere haben bronzene Futter, durch welche der Bolzen V des Balancier geht, sowie auch der Bolzen N,
welcher die Lenkstange mit dem Kolben verbindet.
Der Wasserkasten. – Der Wasserkasten hat dieselbe
Form und Dimensionen, wie derjenige an der Pariser Spritze, und besteht aus
Eisenblech, welches mit einer Oelfarbe angestrichen ist. Ein solcher Kasten ist
fester als ein von Kupferblech angefertigter und viel wohlfeiler; zur Verhinderung
der Oxydation des
Eisenblechs muß aber der Anstrich öfters erneuert werden.
Der Wasserkasten ruht auf drei Längenbalken, welche durch platte Eisenstäbe verbunden
sind. Vier Schraubenbolzen verbinden das Bodenstück der Maschine und den Boden des
Kastens mit diesen Hölzern. Die beiden Seitenhölzer reichen über den Kasten hinaus,
um vier Griffe T, X, T', X',
Fig. 1 und
2, daran
befestigen zu können, mittelst deren sich die Spritze leicht von ihrer Stelle
verrücken läßt.
Der mittlere Balken ist auch um einige Centimeter länger als der Kasten, um als
Stützpunkt der beiden eisernen Stäbe V, V', Fig. 1, zu
dienen, welche an der äußeren Seite des Kastens vertical bis Q, Q' hinaufreichen und zur Regulirung des Balancierlaufes dienen. Diese
verticalen Stäbe sind mittelst Nieten an dem Kasten befestigt, und jeder ist mit
einem Haken versehen, an den eine Kette gehängt wird, deren Zweck unten angegeben
ist.
Schläuche. – Man wendet die gewöhnlichen Schläuche
an, welche allerdings wesentlicher Verbesserungen fähig wären.
Verbindung der Schläuche. – Die gewöhnliche
Verbindung der Schläuche mittelst Schrauben zeigt sich in der Praxis in mehrfacher
Hinsicht mangelhaft; da die Schrauben und Muttern oft bedeutende Dimensionen haben,
so erfordert das Zusammen- und Auseinanderschrauben derselben großen
Kraftaufwand; auch können diese Verbindungsstücke durch einen nicht bedeutenden
Druck platt gedrückt werden, wo sie dann unbrauchbar sind; das Zusammenschrauben
derselben erheischt eine gewisse Geschicklichkeit und kann nicht durch eine einzige
Person verrichtet werden; kommt ein Sandkorn zwischen die Gewinde, so können sie
leicht unbrauchbar werden, indem sie dann Wasser durchlassen; überdieß sind diese
Schraubenverbindungen theuer.
Hr. Robert suchte daher dieselben durch eine andere
Verbindung zu ersetzen, welche die bisherigen Nachtheile nicht darbietet. Diesen
Zweck erreichte er auf folgende sinnreiche Weise.
Seine Verbindung besteht aus zwei gußeisernen Röhren A,
B, Fig. 8
und 9, auf
welchen die zwei Enden der Schläuche in gewöhnlicher Weise befestigt sind. Der
vordere Theil dieser Röhren, nämlich ihr Eintritt, ist ein genau abgerichteter Rand
von 5 Millimeter Breite; an den Seiten dieses Randes und einander diametral
gegenüber, treten die Lappen e, f um zwei Centimeter
vor. Die ebene Fläche des einen der beiden Verbindungsstücke, z.B. von B, ist mit einer ledernen Scheibe K versehen, welche durch zwei messingene Schrauben festgehalten wird.
Ueber jedes Ohr dieses Stücks wird ein beweglicher Bügel g,
g gesteckt, der von einem Stift festgehalten wird, um den er sich dreht; durch
den Scheitel m dieses Bügels geht eine Druckschraube h mit flachem Kopf.
Um die Verbindung zweier Schlauchstücke herzustellen, braucht man sie nur an einander
zu legen, die Bügel zu heben, und jede Druckschraube mit dem Daumen und Zeigefinger
zu drehen, bis ihre Spitze auf den Rücken des Lappens vom zweiten Verbindungsstück
drückt. Da diese Schrauben nur einen kleinen Durchmesser haben und wenig Reibung
veranlassen, so können sie auch leicht gedreht werden, obgleich sie einen
bedeutenden Druck ausüben und die beiden Schlauchstücke daher sehr fest mit einander
verbinden. Ein einziger Mann kann diese Verbindung herstellen.
Das Rohr. – Dasselbe unterscheidet sich nicht von
dem gewöhnlichen, nur wird es an dem Schlauchende durch die eben beschriebene
Verbindung befestigt.
Die neue Spritze wiegt (ohne den Karren) 160 Kilogr., während die Pariser Spritze ein
Gewicht von 204 Kilogr. hat.
Die mit der neuen Spritze in Gegenwart vieler erfahrenen Officiere und Unterofficiere
des Feuerwehrcorps der Stadt Paris angestellten Versuche haben bewiesen, daß
dieselbe, mit acht Mann bedient, einen wirksamen Strahl von 32 bis 35 Metern gibt,
der sich erst bei 15 bis 18 Meter von der Rohröffnung zu theilen beginnt.
Der Karren. – Der Karren oder zweiräderige Wagen,
auf welchem die Spritze transportirt wird, besteht aus einem Langbaum F, L, Fig. 6, und einem
hölzernen Querstück T, V, unter welchem die eiserne
Achse angebracht ist; ferner aus vier Bändern A, B, C,
D, welche einerseits mit dem Langbaum und andererseits mit dem hölzernen
Achsstück verbunden sind; diese Verbindung ist durch Zapfen und Zapfenlöcher, sowie
durch acht eiserne Klammem hergestellt. An den Enden des Achsfutters sind zwei
Unterlager angebracht, auf denen der Wasserkasten ruht.
Am vordern Ende des Langbaums befindet sich eine eiserne Klammer B, D, Fig. 7, unter welcher der
mittlere Schwell von dem Wasserkasten hervortritt. Daran ist eine Kette befestigt,
welche in den Haken C eingehängt wird und den
Spritzenkasten festhält, auch das Aufsetzen der Spritze auf den Karren erleichtert,
wenn sie von demselben abgehoben wurde.
Am hintern Theil der Spritze und auf der Verlängerung des Langbaums befindet sich ein
länglicher Ring p, q
Fig. 7; dieser
bewegliche Ring tritt in ein Zapfenloch in der Verlängerung des Langbaumes und wird
darin durch zwei Bolzen p gehalten, so daß er von unten
nach oben und von oben nach unten verschiebbar ist, ohne aus dem Zapfenloch treten zu können. Das
hintere Ende des unter der Mitte des Wasserkastens befindlichen Balkens ist mit
einem Loch versehen, welches dem Zapfenloch entspricht, so daß der bewegliche Ring
über den Balken emporgehoben werden kann. In dieser Lage erhält man ihn durch einen
Haken r, welcher sich an dem einen Ende einer Kette
befindet, deren anderes Ende an dem Wasserkasten befestigt ist, und alsdann
verhindert der Ring den Kasten nach hinten zu gleiten.
Will man nun die Spritze von dem Karren abheben und auf die Erde setzen, so braucht
man bloß den Haken zu lösen, welcher den langen Ring hält; dieser Ring fällt durch
sein eigenes Gewicht in die Oeffnung zurück, worauf man den Kasten hinten am Karren
auf dem geneigten Langbaum niederlassen kann.
Allgemeine Bemerkungen.
Da das Bodenstück als ein einziges Stück gegossen ist, so fällt das schwierige und
umständliche Auseinandernehmen der Theile, aus denen eine gewöhnliche Spritze
besteht, ganz weg. Um die Robert'sche Spritze aus
einander zu nehmen, braucht man nur die vier großen Bolzen loszuschrauben, welche
die Spritze auf dem Boden des Kastens befestigen, ferner die zwei Schrauben
abzunehmen, durch welche das Austrittsrohr befestigt ist; und um zum Innern der
Spritze zu gelangen, genügt es, die einzige Schraube loszuziehen, welche den Bügel
festhält, der das Mannloch verschließt.
Der erwähnte Guß aus Einem Stück gewährt noch zwei wesentliche Vortheile: 1) Die
beiden Cylinder können sehr nahe gestellt und ganz in Berührung mit dem Windkessel
gebracht werden, wodurch die Seitencanäle viel kürzer werden, daher die Reibung des
Wasserstrahls in den verengten Theilen bedeutend geringer ist. 2) Da die Cylinder
einander so nahe gestellt sind, so werden die kleinen Hebelarme des Balancier viel
kürzer diese Verkürzung, welche etwa 1/5 der Länge des kleinen Hebelarms bei der
Pariser Spritze beträgt, hat zwar die Folge, daß der Kolbenlauf etwas kleiner wird,
aber andererseits leisten vier Mann an einer Seite des Balancier der Robert'schen Spritze ebensoviel wie fünf Mann an der
Pariser Spritze.
Wir bemerken noch, daß bei dem gewöhnlichen Klappenventil für das Scharnier ein weit
stärkerer Kranz erforderlich ist, als bei dem Robert'schen Ventil; der Durchmesser dieser Klappe ist auch außen kleiner als
der Durchmesser der Klappe mit Scharnieren. Die Halbmesser dieser beiden Klappen
sind im Verhältniß von 6 : 7 – und da die Kreisoberflächen im Verhältniß der Quadrate ihrer
Halbmesser stehen, so folgt, daß die Oberfläche des Robert'schen Ventils und diejenige der gewöhnlichen Klappe sich zu
einander wie 36: 49, oder nahezu wie 3: 4 verhalten. Nun sind die Widerstände,
welche die Oberflächen darbieten, proportional der Größe dieser Oberflächen, woraus
folgt, daß das Wasser, um zuvörderst in die Cylinder und hernach in den Recipient
einzudringen, um 1/4 weniger Kraft aufwenden muß, um das Robert'sche Ventil zu heben als für das gewöhnliche Ventil (dabei ist noch
angenommen, daß beide Ventile gleiches Gewicht haben, eine für das Robert'sche Ventil ungünstige Hypothese, weil es leichter
ist als das gewöhnliche Ventil); dieser Betrag kommt noch in Abzug bei der Kraft,
welche bei der Robert'schen Spritze von den sie
bedienenden Arbeitern ausgeübt werden muß.
Da überdieß diese Spritze mittelst der Schmierbüchse der Kolben und derjenigen der
Balancierachse stets geschmiert bleibt, so wird die Reibung merklich vermindert, was
um so wichtiger ist, da bei den meisten gewöhnlichen Spritzen 20 bis 25 Procent der
von der Mannschaft angewendeten Kraft auf die Reibung kommen, wodurch sich der
Nutzeffect beim Saugen und Ausdrücken des Wassers sehr vermindert. Auch die Form der
Ausströmungsröhre ist bei der Robert'schen Spritze
beachtenswerth, da sie am Eintritt des Wassers weit und conisch ist, so daß der
Strahl sich nicht zusammenzuziehen braucht.
Endlich wirken bei den meisten gewöhnlichen Spritzen die Kräfte dahin, die
verschiedenen Theile der Maschine, welche mit einander fest verbunden bleiben
müssen, von einander zu trennen; so streben das in den Cylindern stattfindende
Ansaugen und Ausdrücken des Wassers, der Druck in dem Windkessel, den Cylinder und
den Kessel von der Kuppel zu trennen. Bei der Robert'schen Spritze hingegen tragen alle drückenden Kräfte bei, um die
Ventile auf ihren Sitzen festzuhalten und die einzige Fuge der Maschine, nämlich das
Mannloch, auf dem Windkessel zu verschließen.
Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß die Robert'sche
Spritze dauerhaft und wirksam, und in jeder Hinsicht zweckmäßig construirt ist. Die
verschiedenen Theile sind einfach, nicht zahlreich, nicht schwierig anzufertigen und
zu adjustiren, und die Reparaturen können nöthigenfalls von jedem Dorfschmied
gemacht werden. Die Spritze empfiehlt sich daher hauptsächlich für kleinere
Gemeinden, einzelne Gehöfte u.s.w.