Titel: | Ueber Grandval's Apparat zur Darstellung trockener Extracte mittelst des luftleeren Raumes. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LV., S. 215 |
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LV.
Ueber Grandval's Apparat zur Darstellung trockener
Extracte mittelst des luftleeren Raumes.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1853, S. 296.
Grandval's Apparat zur Darstellung trockener Extracte.
Schon vor längerer Zeit hat Hr. Grandval, Oberapotheker
der Spitäler zu Reims, der Société
d'Encouragement Proben seiner, mittelst des luftleeren Raums abgedampften
Extracte für pharmaceutische, industrielle etc. Zwecke übergeben. Diese Producte
sind von vorzüglicher Güte und mehrere derselben besser als die entsprechenden, im
Handel vorkommenden, namentlich die Extracte des Brasilien- (oder
Fernambuk-) Holzes, der Hopfenblüthe, Chinarinde, Rhabarber und die
concentrirte Fleischbrühe.
Die gewöhnliche Bereitungsweise der Extracte ist bekannt. Die Pflanzensäfte oder ihre
Decocte, wohl auch die durch Maceration, Auslaugung oder nach dem
Verdrängungsverfahren in der Kälte gewonnenen, concentrirten Flüssigkeiten werden
durch Wärme eingedickt. Früher geschah dieß auf freiem Feuer; später bediente man
sich des Wasserbades, oder der Erhitzung durch Dampf, um das Anbrennen des Extractes
zu verhüten.
Da aber die Extracte von weicher oder teigartiger Consistenz noch einen Antheil
Wasser enthalten, so daß ihr Gehalt an trockner Substanz wandelbar ist, und da sie
sich in dieser Form auch nicht so gut conserviren, so wäre es wünschenswerth, sie
stets in völlig trockenem Zustande zu besitzen, was aber durch die bisherigen Mittel
der letzten Abdampfung, wobei Verkohlung und Brandigwerden so schwer zu vermeiden
sind, noch nicht nach Wunsch gelungen ist.
Hr. Grandval war bemüht, die Darstellung von trocknen
Extracten bei niederer Temperatur und unter Ausschluß der Luft zu Stande zu bringen.
Man besitzt zwar bereits Apparate zum Abdampfen der Flüssigkeiten im luftleeren
Raum; ein solcher wurde von Ure beschrieben, und es
befinden sich deren in den Laboratorien von Bernard Derosne, Ossian Henry, Menier zu Paris; Roth und Bayvet haben einen
solchen Apparat für Zuckersyrupe construirt; allein alle diese Apparate sind sehr
complicirt und kostspielig.
Es war Hrn. Grandval nicht möglich sich nach Paris zu
begeben, um der Commission der Société
d'Encouragement seinen Apparat zu produciren und über dessen Leistungen und
Kosten nähere Aufschlüsse zu ertheilen; in einem der Gesellschaft für Künste und
Wissenschaften des Dept. der Marne von Hrn. Fauré
erstatteten Bericht wird dieser sehr einfache, nicht kostspielige, leicht zu
handhabende und wenig Raum einnehmende Apparat folgendermaßen beschrieben:
„Man denke sich zwei kupferne, innen verzinnte, eiförmige Gefäße von
verschiedenem Rauminhalte; jedes dieser Gefäße besteht aus zwei
halbkugelförmigen Theilen welche hermetisch aneinander passen und durch
Schrauben zusammengehalten werden. Die beiden Gefäße communiciren durch eine
kupferne Röhre mit einander und sind mit Tubulaturen versehen, um die
Flüssigkeiten einbringen und herauslassen zu können. Ein wenig Wasser welches
man auf den Boden dieser beiden Gefäße gießt und zum Kochen bringt, liefert
genug Dampf, um die Luft vollständig aus denselben auszutreiben; man zieht
hernach aus beiden mittelst eines Hebers das Wasser wieder heraus, aber mit den
nöthigen Vorsichtsmaßregeln daß dabei keine Luft in den Apparat eindringen kann.
Ein mit Hahn versehener Trichter, welcher auf das kleinere Gefäß geschraubt
wird, dient zum Einbringen der abzudampfenden Flüssigkeit in dasselbe. Einig Kohlen reichen zur
Erwärmung des Wasserbades hin, mit welchem der untere Theil dieses Gefäßes
umgeben wird, während ein auf das größere Gefäß gerichteter Wasserstrahl die
Temperatur erniedrigt und den luftleeren Raum hervorbringt; der im kleinen Gefäß
gebildete Dampf muß folglich sogleich in das größere Gefäß übergehen und sich in
demselben verdichten, so daß eine wirkliche Destillation stattfindet, welche
solange fortdauert, als die Temperatur der beiden Gefäße verschieden
ist.“
„Die für die Operation erforderliche Wärme ist sehr gering, denn sie
übersteigt nicht 32° R.“
Bei einem Versuch in der Centralapotheke der Pariser Spitäler stellte man den nur
eine gewisse Menge Wassers enthaltenden Apparat auf ein recht lebhaftes Feuer; die
Temperatur des Wasserbades überstieg nicht 64° R.; diejenige des in das
Innere gebrachten Wassers war 44°; als die Temperatur des Wasserbades auf
58° gesunken war, betrug diejenige im Innern noch 36° R. Durch
Eingießen von Wasser in den Apparat, bis er keines mehr aufnahm, überzeugte man sich
endlich, daß er sich fast ganz anfüllte – ein Beweis daß der luftleere Raum
so gut als möglich erzielt worden war.
Der Apparat des Hrn. Grandval nimmt kaum 1 Quadratmeter
Fläche ein, ist sehr leicht zu behandeln und nicht theuer. Nachdem die Operation im
Gang ist, braucht man bloß unter dem Abdampfungsgefäß ein schwaches Feuer zu
unterhalten und auf den Abkühler beständig einen Strom Wassers fließen zu
lassen.
Die Concentration mehrerer Absüde wurde in dem Apparat selbst bis zur vollkommenen
Trockne fortgesetzt, dessen ungeachtet hatte das Product nicht im Geringsten an Güte
verloren.
Herpin, Berichterstatter.