Titel: | Ueber das Metall Alumium, das Radical der Thonerde; von Hrn. Sainte-Claire Deville. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LXXIV., S. 270 |
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LXXIV.
Ueber das Metall Alumium, das Radical der
Thonerde; von Hrn. Sainte-Claire Deville.
Aus den Comptes rendus, Februar 1854, Nr.
6.
Deville, über das Metall Alumium.
Bekanntlich erhielt Wöhler das Alumium als graues Pulver,
indem er das Chloralumium mit Kalium behandelte. Ich habe gefunden, daß wenn man die
nach dem Wöhler'schen Verfahren (mit Anwendung von
Natrium statt Kalium) erhaltene Masse, welche aus dem Metall und Chlornatrium
besteht, in einem Porzellantiegel einer lebhaften Rothglühhitze aussetzt, das
überschüssige Chloralumium sich verflüchtigt und eine sauer reagirende Salzmasse
zurückbleibt, in deren Mitte sich mehr oder weniger große Kügelchen von vollkommen
reinem Alumium befinden.
Dieses Metall ist so weiß wie das Silber, im höchsten Grade hämmerbar und dehnbar.
Wenn man es jedoch bearbeitet, so findet man, daß es mehr Widerstand leistet, und es
ist zu vermuthen, daß es in der Zähigkeit dem Schmiedeisen nahe kommen wird. Durch
Kaltschmieden wird es hart und spröde, durch Ausglühen wieder weich und dehnbar.
Sein Schmelzpunkt ist wenig von demjenigen des Silbers verschieden. Seine
Dichtigkeit ist 2,56. Man kann es in Berührung mit der Luft schmelzen und in Formen
gießen, ohne daß es sich merklich oxydirt. Es leitet die Wärme sehr gut.
Das Alumium ist an trockener oder feuchter Luft vollkommen unveränderlich; es wird
nicht matt, sondern bleibt glänzend, während frisch durchschnittenes Zink und Zinn,
daneben gelegt, ihren Glanz verlieren. Schwefelwasserstoff wirkt nicht darauf ein.
Kaltes Wasser hat keine Wirkung auf dasselbe; kochendes Wasser macht es nicht matt.
Schwache oder concentrirte Salpetersäure, schwache Schwefelsäure, in der Kälte
angewandt, wirken ebenfalls nicht auf dasselbe. Sein eigentliches Auflösungsmittel
ist die Salzsäure; es entbindet aus derselben Wasserstoff, und es bildet sich
Anderthalb-Chloralumium. Wenn man es bis zum Rothglühen in
Chlorwasserstoffgas erhitzt, so bildet sich trockenes und flüchtiges
Anderthalb-Chloralumium.
Man begreift, daß ein Metall, welches weiß und unveränderlich
wie das Silber ist, an der Luft sich nicht schwärzt, dabei schmelzbar,
hämmerbar, dehnbar und zähe ist, und die merkwürdige Eigenschaft zeigt, leichter
als das Glas zu seyn, daß ein solches Metall nützlich werden könnte, wenn
es leicht darzustellen wäre. Bedenkt man überdieß, daß die Thonerde, deren Grundlage
dieses Metall bildet, in Form von Thon im Mineralreich sehr verbreitet ist, so muß
man wünschen, daß das Alumium in Gebrauch kommen möchte. Ich habe allen Grund zu
hoffen, daß dieses der Fall seyn wird, denn das Chloralumium wird mit einer
merkwürdigen Leichtigkeit bei hoher Temperatur durch die gewöhnlichen Metalle
zersetzt, und ich bin jetzt beschäftigt auf diesem Wege Versuche in größerem
Maaßstab anzustellen, um die Frage in praktischer Hinsicht zu lösen.Nachdem Hr. Prof. Dumas diese Mittheilung über das
Alumium der Akademie der Wissenschaften vorgelesen hatte, stellte Hr. Thenard den Antrag, daß die Akademie Hrn. Deville zur Fortsetzung seiner Arbeit die
erforderlichen Geldsummen zur Verfügung stellen soll, welcher Antrag
natürlich unterstützt wurde.