Titel: | Vergleichung der Dampfmaschinen mit einem und mit zwei Cylindern; von Hrn. Farcot, Maschinenbauer zu St. Ouen. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. LXXXIV., S. 322 |
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LXXXIV.
Vergleichung der Dampfmaschinen mit einem und mit
zwei Cylindern; von Hrn. Farcot, Maschinenbauer zu St. Ouen.
Aus Armengaud's Génie industriel, Decbr. 1853, S.
307.
Farcot, über Dampfmaschinen mit einem und mit zwei
Cylindern.
Hr. Farcot richtete neuerlich an die Société d'Encouragement zu Paris ein
Schreiben über das Ergebniß von Versuchen, die er mit zweien nach verschiedenen
Systemen in seiner Werkstatt ausgeführten Dampfmaschinen angestellt hat. Dieser
Brief ist für die Maschinenbauer sehr interessant, daher wir ihn mittheilen.
„Am 26. und 28. October 1853 habe ich mit zwei Dampfmaschinen, welche von
mir für die Krystallglasfabrik zu Saint-Gobain angefertigt worden sind,
verschiedene Versuche angestellt, welche eine genaue Vergleichung zwischen den
Maschinen mit einem und denen mit zwei Cylindern ermöglichen. Diese Versuche
wurden mit dem Prony'schen Zaum im Beiseyn des Ingenieurs der erwähnten
Glashütte angestellt.“
„Die erste Maschine, mit zwei Cylindern und von 30 Pferden Nominalkraft,
welche 28 Umgänge in der Minute machte, wurde 6 Stunden lang mit einer Leistung
von 38 Pferdekräften betrieben, und verbrauchte per
Pferdekraft in der Stunde weniger als 1,15 Kilogramme gewöhnlicher Steinkohlen
von Charleroi. Der Dampfdruck im Kessel wechselte von 4,75 bis 5
Atmosphären.“
„Dieselbe Maschine wurde alsdann mit einer Leistung von 45 Pferdekräften
versucht, ging dabei mit Leichtigkeit, und nur die Schwäche des
Dynamometerhebels verhinderte uns die Leistung noch höher zu
treiben.“
„Die zweite Maschine hat einen einzigen horizontalen Cylinder, macht 42
Umgänge in der Minute und hat ebenfalls eine Nominalkraft von 30 Pferden. Sie
wurde am 28. October 5 1/2 Stunden lang mit 32 Pferdekräften versucht; der
Brennmaterialverbrauch betrug per Pferdekraft in der
Stunde nicht über 1,106 Kilogr. derselben Kohlen. Die Güte der Steinkohlen von
Charleroi ist eine mittlere.“
„Dieselbe Maschine wurde hierauf mit einer Leistung von 49 Pferdekräften
versucht, ohne daß ihr Gang auf eine Anstrengung der beweglichen Theile
schließen ließ. Sie wird gewöhnlich mit 40 oder 45 Pferdekräften
betrieben.“
„Bei diesen beiden Versuchen waren die Dynamometer verschieden, ebenso die
Heizer, die Maschinen arbeiteten Tag und Nacht seit mehreren Monaten; diese
beiden Versuche bestätigen sich daher gegenseitig. Der Kessel der horizontalen
Maschine war im Innern reiner als derjenige der Maschine mit zwei Cylindern, und
dieß kann die bei dem Brennmaterial-Verbrauch wahrgenommene Differenz
erklären; übrigens erhielt der zweite Heizer den Druck im Kessel konstanter als
der erste.“
„Man hat bis jetzt angenommen, daß die Maschinen mit zwei Cylindern
weniger Dampf und folglich auch weniger Brennmaterial verbrauchen, als
diejenigen mit einem Cylinder; meine Versuche zeigen aber, daß dieß einzig und
allein von den Verhältnissen und von der Constructionsweise abhängt, und daß,
für gleiche Umstände der Dampfanwendung, der Verbrauch bei beiden Systemen
derselbe ist.“
„Was nun den Vorzug einer größeren Regelmäßigkeit betrifft, welchen man
den Maschinen mit zwei Cylindern zuschreibt, so läßt sich nicht bestreiten, daß
er theoretisch wahr ist; aber verschiedene Versuche, welche ich mit mehreren
meiner Maschinen in Fabriken angestellt habe, berechtigen mich zu der
Behauptung, daß die Regelmäßigkeit bei Maschinen von beiden Systemen in
praktischer Hinsicht keinen Unterschied darbietet, wenn sie mit guten
Regulatoren versehen sind. So z.B. bewegen horizontale Dampfmaschinen
Spinnereien und Papierfabriken auf eine weit regelmäßigere Weise als die
Wasserräder, welche sie ersetzen, und lassen nach der Ueberzeugung der
Fabrikanten durchaus nichts zu wünschen übrig.“
„Diese Schlüsse zielen keineswegs dahin, daß man die Anwendung der
Maschinen mit zwei Cylindern aufgeben soll, sondern sagen nur, daß die Maschinen
mit einem Cylinder jene in vielen Fällen vortheilhaft ersetzen können,
hauptsächlich wenn sie horizontale sind, weil ihre Anschaffungskosten geringer
sind und ihre Geschwindigkeit sich mehr derjenigen der zu bewegenden Wellen
nähert.“
„Was nun den Steinkohlenverbrauch meiner Maschinen betrifft, so ist
derselbe zwar geringer, als man ihn bisher bei rotirenden Maschinen gefunden
hat; ich zweifle aber nicht, daß er sich noch geringer herausgestellt hätte, wenn der
Betrieb der Fabrik länger dauernde Versuche gestattet hatte. Jedenfalls würde er
bei stärkeren Maschinen geringer seyn.“
„Die Verhältnisse und Einrichtungen dieser Maschinen und ihrer Generatoren
sind die schon seit mehreren Jahren von mir angewendeten.Man f. den Bericht darüber im polytechn. Journal, 1849, Bd. CXIII S.
1.A. d. Red. Verschiedene Verbesserungen in der Construction einzelner Theile haben
den früheren Brennmaterialverbrauch noch mehr vermindert.“