Titel: | Verfahren kohlensaure Magnesia und Englischroth zu bereiten; patentirt für Thomas Richardson in Newcastle-upon-Tyne, am 14. Juni 1853. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. C., S. 359 |
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C.
Verfahren kohlensaure Magnesia und Englischroth
zu bereiten; patentirt für Thomas Richardson in
Newcastle-upon-Tyne, am 14. Juni
1853.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Februar
1854, S. 115.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Richardson's Verfahren kohlensaure Magnesia zu
bereiten.
Kohlensäure Magnesia. – Das Verfahren zur
Bereitung kohlensaurer Magnesia besteht darin, daß man unreine
basisch-kohlensaure Magnesia in Wasser vertheilt, und kohlensaures Gas
hindurchleitet. Nachdem sich die Verunreinigungen abgefetzt haben, wird die klare
überstehende Auflösung von Magnesia-Bicarbonat abgezogen und gekocht, um die
sogenannte Magnesia alba zu erhalten.
Als unreine halb-kohlensaure Magnesia wende ich hauptsächlich das Nebenproduct
an, welches man bei Ward's Proceß der SodabereitungWard vermischt die Auflösung der rohen Soda,
welche viel Aetznatron und Schwefelnatrium enthält (um sie auf
krystallisirtes kohlensaures Natron zu verarbeiten), mit kohlensaurer
Magnesia, dampft sie damit ein, und bringt dieses Gemenge in den
Calcinirofen; da diese unschmelzbare Salzmasse in einem porösen Zustande
bleibt, so verwandelt sich das Schwefelnatrium leicht in schwefelsaures
Natron und das Aetznatron in kohlensaures Salz; wenn die aus dem
Calcinirofen genommene Salzmasse in Wasser aufgelöst wird, setzt sich die
Magnesia sammt dem Eisenoxyd ab. Man s. die Patentbeschreibung im polytechn.
Journal, 1847, Bd. CIV S. 62.A. d. Red.
erhält; man kann aber
auch jede andere unreine kohlensaure Magnesia benutzen, welche nur sehr wenig oder
gar keinen Kalk enthält, z.B. den Magnesit. Das unreine Magnesiasalz wird mit Wasser
zu einer Milch angerührt und dann kohlensaures Gas in einer
Sodawasser-Maschine hineingepumpt. Oder ich fülle einen luftdicht
schließbaren hölzernen Kasten, welcher durch Scheidewände, die abwechselnd vom Boden
und der Decke ausgehen, in Zellen getheilt ist, theilweise mit der milchartigen
Flüssigkeit, und treibe mittelst eines Dampfstrahls oder einer Druckpumpe einen
Strom kohlensauren Gases (durch Verbrennen von Kohks oder Holzkohlen dargestellt)
durch die ganze Reihe der Abtheilungen. Nachdem die Flüssigkeit mit
doppelt-kohlensaurer Magnesia gesättigt ist oder 11° Twaddel's
Aräometer (8° Baumé) zeigt, wird sie abgezogen, dann etwa eine Stunde
stehen gelassen, hierauf eine kleine Quantität mit Wasser zur Rahmconsistenz
angerührten Magnesits allmählich zugesetzt, welcher alles Eisenoxyd etc.
niederschlägt unfeine klare reine Auflösung von doppelt-kohlensaurer Magnesia
hinterläßt. Diese Auflösung wird erhitzt, um die überschüssige Kohlensäure
auszutreiben, wobei die einfach-kohlensaure Magnesia sich niederschlägt;
dieselbe wird gesammelt und in geheizten Kammern getrocknet.
Apparat zur Kohlensäure-Bereitung. – Der
Ofen, welchen ich zum Erzeugen der Kohlensäure anwende, wird mit Kohks oder
Holzkohlen gefüllt und mit Luft gespeist: einerseits durch eine Oeffnung am Boden,
andererseits durch eine andere oben, im Niveau der Höhe des Brennmaterials. Die Luft
kann mittelst eines Dampfstrahls hindurchgezogen oder mittelst eines Cylinder
– oder Ventilatorgebläses hineingetrieben werden; das Gebläse muß so durch
Ventile oder Schieber regulirt seyn, daß die an der oberen Oeffnung des Ofens
eintretende Luft nicht viel mehr beträgt als erforderlich ist um alles Kohlenoxyd in
Kohlensäure zu verwandeln. Fig. 7 zeigt den Ofen im
Aufriß, Fig. 8
im verticalen Durchschnitt, und Fig. 9 im Grundriß, a ist ein Ventilatorgebläse; b und c sind die zwei Röhren, welche die Luft
über und unter den Kohks oder Holzkohlen d einführen;
die relativen Quantitäten dieser Luft werden durch die Ventile e und f regulirt. Die
Kohlensäure zieht bei g ab. Die Asche und Schlacken
werden bei h entfernt, und die Kohks durch die Thür i eingefüllt. Man kann einen Rost k anwenden, wenn sich die Asche nicht verschlackt.
Englischroth. – Gegenwärtig wird in einigen
Fabriken die unreine schwefelsaure Magnesia bei einer hohen Temperatur geglüht, um
das Eisen- und Mangansalz in Oxyde zu verwandeln, also unauflöslich zu
machen. Diese Operation ist mit bedeutendem Verlust von schwefelsaurer Magnesia verbunden, selbst wenn
man dem unreinen Epsomer Salz vor dem Glühen Magnesia zusetzt. Um diesen Verlust zu
vermeiden, wende ich auf je 4 Theile schwefelsaures Eisen oder Mangan, welche in dem
unreinen Epsomer Salz enthalten sind, 1 Theil Flußspath
an, nebst dem gewöhnlichen Quantum von Magnesia, und glühe dieses Gemenge bei einer
sehr niedrigen Temperatur. Es erfolgt eine doppelte
Zersetzung zwischen den Metallsalzen und dem Flußspath, wobei die Metalle rasch in
höhere Oxyde verwandelt, also unauflöslich werden. Das geglühte Gemenge wird
ausgelaugt und wie gewöhnlich auf Epsomer Salz verarbeitet; die Metalloxyde sind als
Farben verkäuflich.
Man kann auch Flußspath mit dem Eisenvitriol bei der Fabrication von venetianischem
Roth glühen. Ich wende den Eisenvitriol und Flußspath in dem erwähnten Verhältniß
an, und um so viel weniger Gyps, als während der Operation von dem Flußspath
gebildet ward; die anderen Materialien des Gemenges bleiben dieselben. Die Operation
wird genau so ausgeführt wie gegenwärtig; die Oxydation erfolgt aber viel rascher
und vollkommener, so daß ein Ofen eben so viel rohes venetianisches Roth liefert wie
drei Oefen ohne die Anwendung von Flußspath.