Titel: | Verbesserungen in der Metall-Formerei und -Gießerei, von den HHrn. J. W. Hoby und J. Kinniburgh zu Renfrew in Schottland. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CXVII., S. 432 |
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CXVII.
Verbesserungen in der Metall-Formerei und
-Gießerei, von den HHrn. J. W. Hoby und J. Kinniburgh zu Renfrew in Schottland.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Febr. 1854, S.
262.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Hoby's Verbesserungen in der Metall-Formerei und
-Gießerei.
Diese Verbesserung bezieht sich auf die Benutzung des feuerfesten Thons als
Formmaterial bei der Eisengießerei. Der feuerfeste Thon wird entweder für sich
allein oder gemengt mit grobkörnigem Sand oder auch mit Graphit als Rohmaterial
angewendet. Diese Formen werden in der Rothglühhitze wie feuerfeste Ziegelsteine
gebrannt, entweder im Ganzen, oder in einzelnen Theilen, die man alsdann
zusammensetzt; die Oberfläche der Form muß jedoch vor dem Brennen durch Abreiben
geglättet und dann mit einem Graphitüberzuge versehen werden. Besteht die Form aus
mehreren Stücken, so werden die Fugen mit feinem Lehm verstrichen, und nach jedem
Abguß wird der Graphitüberzug erneuert. Geringe Beschädigungen, welche die Form beim
Abguß oder bei der übrigen Behandlung erhalten hat, können mit gewöhnlichem Formlehm
wieder hergestellt werden. Der Zweck des Erfinders besteht im Wesentlichen darin,
eine und dieselbe Form zu wiederholten Abgüssen zu benutzen.
Fig. 31
stellt einen Theil von einer auf diese Weise angefertigten Röhrenform im
Längendurchschnitt dar. Die aus feuerfestem Thon bestehende Form A ist der Länge nach in zwei halbcylindrische Theile
getheilt. Der Kern B ist über einer Kernröhre C auf gewöhnliche Weise angefertigt. Das untere Ende des
Kerns paßt in den Boden der Form, deren Durchmesser sich etwas verengt. Die Form
ruht auf der Platte D innerhalb eines vorstehenden
Randes E. Eine andere Platte oder vielmehr ein Kranz F liegt auf dem obern Ende der Form und ist mit der
unteren kranzförmigen Platte durch drei Bolzen verbunden. Der Eingußkasten G ist mit Sand angefüllt, in welchem Oeffnungen zum
Einströmen des flüssigen
Metalls angebracht sind. Ein cylindrischer Rand H,
welcher von Stäben J getragen wird, dient um das obere
Ende des Kerns in seiner richtigen Stellung zu erhalten. Der Eingußkasten wird durch
drei Zapfen J auf der Deckelplatte festgestellt. Die
beiden Theile der Form werden durch eiserne Reifen zusammengehalten. Die
zusammengehaltene Form wird in eine Dammgrube gestellt, und rings umher wird Sand
gestampft. Die innere Seite der Form wird durch einen Strom warmer Luft oder auf
sonstige Weise gewärmt und dann mit einer Bürste mit langem Stiel mit einem
Ueberzuge von Graphitschlamm versehen; hierauf wird mittelst eines Krahns der Kern
eingehängt, der Eingußkasten auf den Deckel gesetzt und der Abguß bewirkt.
Nachdem der Abguß abgekühlt ist, wird der Kern mittelst des Krahns aus der Form
gezogen, indem die gegossene Röhre an demselben hängen bleibt, da sie soviel
geschwunden ist, daß sie sich von selbst von der Form oder dem Mantel loszieht. Die
Form kann aber auch, statt aus zwei oder mehreren Theilen, aus einem einzigen
angefertigt werden, sobald nur der Guß von der Art ist, daß er aus ihr
herausgenommen werden kann.
Der feuerfeste Thon wird durch Beimengung von ungefähr 1/5 seines Gewichts Sand oder
gemahlenen alten feuerfesten Ziegelsteinen verbessert. Die Formen zu Röhren und
anderen cylindrischen Gegenständen können am besten stehend oder liegend mittelst
einer Schablone oder eines Drehbrettes dargestellt werden, indem das letztere
festliegt und die Form selbst sich um eine Spindel in ihrer Mitte umdreht. Das dabei
angewendete Verfahren ist aus der Lehmformerei hinlänglich bekannt. Zweckmäßig ist
es, die Kanten der Schablone aus Eisen zu machen, weil man alsdann glattere
Oberflächen des Formmaterials erlangt, was vor dem Brennen sehr wesentlich ist. Hat
eine Form eine zu bedeutende Höhe, so fertigt man sie nach und nach an, damit sich
der Lehm in den unterm Theilen setzen kann – ein Verfahren welches auch bei
der Anfertigung der Häfen oder Tiegel zum Glasschmelzen angewendet wird. Die Form
wird bei der Rothglühhitze gebrannt, so daß die Plasticität des Thons zerstört und
derselbe in Ziegelstein verwandelt wird. Zum Schwärzen der Form wendet man am besten
ein Gemisch von Graphitpulver mit Wasser, oder auch mit Bier oder Hefen an; statt
des Graphits kann man aber auch die gewöhnliche Formschwärze von Holzkohlenpulver
benutzen.