Titel: | Versuche zur Gewinnung des Tellurs im Großen aus den Siebenbürger Golderzen; von Alex. Löwe. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CXXIII., S. 447 |
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CXXIII.
Versuche zur Gewinnung des Tellurs im Großen aus
den Siebenbürger Golderzen; von Alex.
Löwe.
Aus den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, Bd.
X, S. 727.
Löwe's Versuche zur Gewinnung des Tellurs im Großen aus den
Siebenbürger Golderzen.
Nach verschiedenen mehr oder weniger mißglückten Versuchen, auf trocknem Wege durch
Schmelzen mit schwarzem Fluß, oder Potasche, oder Soda unter Zusatz von Eisen oder
Bleiglätte das Tellur in größern Mengen abzuscheiden, bediente sich der Verfasser
zuletzt des Verfahrens, welches zur Affinirung der edlen Metalle mit Schwefelsäure
eingeschlagen zu werden pflegt, mit besserm Erfolg.
Das Material, welches aus den siebenbürgischen Bergwerken zur Verfügung gestellt war,
bestand aus einem Centner derbsten Blättererzes, theils als Kern (56 Pfund), theils
als Staub (44 Pfund), wovon ersterer im Centner 5 Mark, letzterer 6 Mark 3 Quint.
güldisches Silber enthielt, dessen Feingehalt an Gold 20 Karat 3 1/2 Grän im
Durchschnitt betrug. Die mit dem Blättererz zugleich auftretenden Mineralien sind
gewöhnlich Quarz, Kalkspath, Manganspath, Schwefel- und Arsenikkies, Fahlerz, Bournonit,
Zink- und Manganblende, Bleiglanz, gediegen Arsenik u.a. Der zu den Versuchen
dienende Schliech, in welchem die einzelnen Beimengungen nicht erkennbar waren,
wurde analysirt und lieferte in 100 Theilen:
der Kern.
der Staub.
Blei
31,7
31,8
Gold
2,8
2,8
Tellur
4,6
5,0
Quarz
31,1
30,8
Verlust
29,8
29,6
In dem Verlust sind die übrigen Erzbeimengungen, wie Schwefelmetalle, Antimon u.s.w.
begriffen.
Das zweckmäßigste Verfahren, das Tellur zu gewinnen, war die Behandlung mit
Schwefelsäure, welche dadurch erleichtert wurde, daß man durch Salzsäure zuvor die
kohlensauren Verbindungen auszog. Das so vorbereitete Erz wurde zu 25 Pfund in einen
Gußeisenkessel, in welchem sich Schwefelsäure befand, eingetragen und zwar
portionsweise und unter allmählichem Erwärmen der Säure. Der Kessel war mit einem
Bleideckel versehen, und in diesem zwei Oeffnungen, die eine für eine Bleiröhre zum
Entweichen der schwefligen Säure u.s.w. bestimmt, die andere als Arbeitsöffnung.
Nachdem das Kochen des Erzes so lange fortgesetzt war, bis nur Dämpfe von
Schwefelsäure entwichen und der Bodensatz gelblich weiß geworden, wurde die Masse
aus dem Kessel in einen mit Blei ausgefütterten Kasten geschöpft und hier durch ein
Salzsäure haltiges Wasser verdünnt. Der Salzsäuregehalt bezweckte einerseits die
Auflösung des bei der Verdünnung sich ausscheidenden Telluroxydes, andererseits die
Fällung des gelösten Silbers. Von dem Bodensatz wurde die Flüssigkeit in einen
danebenstehenden Bleikasten abgezogen und aus ihm durch Zink das Tellur ausgefällt;
der Bodensatz selbst wurde später auf trocknem Wege zur Gewinnung des Goldes
verarbeitet. Man wählte der Kürze halber zur Ausfällung des Tellurs nicht schweflige
Säure, sondern Zink, obwohl durch dieses Metall auch noch viele andere Metalle
gleichzeitig mit gefällt werden; später sollen auch Versuche mit schwefliger Säure,
vielleicht mit der aus dem Kessel bei Behandlung des Erzes entweichenden, angestellt
werden.
Das durch Zink gefällte Tellur kann nur als Rohtellur
bezeichnet werden; es wurde in Gestalt eines feinen schwarzen Pulvers von den
Zinkplatten abgepinselt, mit heißem Wasser, verdünnter Salzsäure und wiederum mit
heißem Wasser behandelt und dann im Sandbade getrocknet. Es enthielt Antimon,
Arsenik, etwas Kupfer und beträchtliche Mengen Blei (wahrscheinlich vom Zink herrührend). In gläsernen
Retorten eingeschmolzen zeigte die Oberfläche unter der Schlackendecke
krystallinischstrahliges Gefüge wie Antimon; der Bruch war mehr körnig als strahlig,
namentlich bei schneller Abkühlung, und eine starke Zusammenziehung fand beim
Erkalten statt. Die beim Einschmelzen des Rohtellurs sich bildende Schlacke konnte,
mit Baumöl durchtränkt, durch Schmelzen leicht reducirt werden.
Eine andere Partie Tellur wurde durch schweflige Säure gefällt und dieses in einem
trocknen Wasserstoffstrom aus einem Porzellanschiffchen in einer Porzellanröhre der
Destillation unterworfen. In der als Gasableitungsrohr aufgestellten Glasröhre
verdichtete sich zuerst Wasser, dann ein graues Sublimat, und endlich entwich
Tellurwasserstoff. Das meiste Tellur befand sich geschmolzen im untersten Theil der
Röhre; auf dem Schiffchen blieb ein theils grauer, theils brauner Rückstand. Das
geschmolzene Tellur war zwischen stahlgrau und zinnweiß, metallisch glänzend und
krystallinisch, auf der Oberfläche strahlig und hatte 6,18 spec. Gewicht.
Die Menge des aus den Erzen gewonnenen Tellurs betrug 4 Pfund Rohtellur und diese
hatten die Kosten von 40 Gulden C.-M. verursacht.
Der Bodensatz enthielt bei der Probe auf den Centner Erz 4 Pfund 2 1/2 Loth
güldisches Silber von 20 Karat pro Mark Feingehalt. Er
wurde wegen seines reichen Gehalts an Quarz mit leichtflüssiger Beschickung
eingeschmolzen und am besten eignete sich der Zusatz von einem gleichen
Gewichtstheil Glätte und 3/4 Theile einer Mischung aus gleichen Theilen Potasche,
Soda, Kreide und Kohle. Die erhaltenen Bleikönige wurden wie gewöhnlich abgetrieben,
wobei die meisten Verluste durch Reißen der Teste und die dadurch erforderlichen
Nacharbeiten erwuchsen. Denn man erhielt nur 4 Mark 3 Loth 3 Quint. güldisch Silber
mit 3 Mark 8 Loth 3 Quint. und 3 1/2 Den. Feingold und außerdem aus den Testen 2
Loth güldisch Silber.
Es würde daher zweckmäßiger seyn, die Gewinnung des Goldes aus dem schwefelsauren
Bleioxyd des Bodensatzes nicht durch reducirendes Schmelzen und Abtreiben in der
Münze zu bewerkstelligen, sondern sie dem gewöhnlichen Hüttenproceß wieder zu
überweisen, wodurch die bedeutenden Verluste wegfallen würden.