Titel: | Ueber ein leichtes und schnelles Mittel, um dem Wein den schimmeligen oder den vom Faß oder den Korkstöpseln angenommenen Geschmack und Geruch zu benehmen; von Hrn. Dr. Penot. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CXXV., S. 451 |
Download: | XML |
CXXV.
Ueber ein leichtes und schnelles Mittel, um dem
Wein den schimmeligen oder den vom Faß oder den Korkstöpseln angenommenen Geschmack und
Geruch zu benehmen; von Hrn. Dr. Penot.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1854, Nr. 122.
Penot, über ein Mittel um dem Wein den schimmeligen Geschmack zu
benehmen.
Bisweilen bekommt der Wein entweder im Faß, von dem Holz desselben, oder in Flaschen,
von den Stöpseln, einen widerlichen Schimmelgeschmack. Meines Wissens war bisher
kein Mittel bekannt, um diesem Uebelstand leicht abzuhelfen. Ich erfuhr, daß die
Weinhändler mittelst einer riechenden Substanz, z.B. Himbeerensaft, welche sie in
die Fässer schütten, bis zu einem gewissen Grad den sehr unangenehmen Geschmack und
Geruch solchen Weins zu verdecken Pflegen; dieß ist aber ein sehr ungenügendes
Hülfsmittel, womit man sich bisher, in Ermangelung eines besseren, begnügen
mußte.
Im August v. I. nahm ich in einem Fäßchen, welches ich gekauft hatte ohne es vorher
zu untersuchen, Burgunderwein auf das Land mit, und war sehr unangenehm überrascht,
als ich fand, daß dieser Wein nach bloß zweitägigem Verweilen im Fäßchen einen
solchen Schwefel- und Schimmelgeschmack angenommen hatte, daß er gar nicht
mehr trinkbar war. Ich kam nun auf den Gedanken, ihm ein wenig Holzkohlenpulver
beizumischen, welches bekanntlich sehr desinficirend wirkt. Dadurch gelang es mir,
diesen unerträglichen Geschmack vollständig verschwinden zu machen, selbst bei
Flaschen worin der Wein über einen Monat verweilt hatte; ich glaube, besonders im
gegenwärtigen Zeitpunkt, wo der Wein sehr theuer ist, vielen Personen durch
Veröffentlichung dieses so einfachen Mittels einen Gefallen zu erweisen.
Nachdem man den Wein umgefüllt hat, um ihn der nachtheiligen Wirkung des Fasses zu
entziehen, setzt man ihm das Holzkohlenpulver zu, nämlich zwei bis drei Eßlöffel
voll per Liter, und rührt um. Man läßt dann absetzen, um
später auf Flaschen zu ziehen: alle Kohle setzt sich mit den Hefen am Boden ab. Ist
der Wein schon in Flaschen, so setzt man das Kohlenpulver zu, schüttelt und filtrirt
nach Verlauf von beiläufig zwei Stunden. Aller schlechte Geschmack verschwindet
vollständig, ohne daß der Wein im geringsten an Güte verliert.
Diese Notiz war schon seit einiger Zeit geschrieben, als ich im Journal des Faits vom 19. October 1853 folgende Stelle
las: „Der unangenehme Geschmack, welcher von dem an den Wänden der Fässer
gebildeten Schimmel herrührt, und den man Faßgeschmack nennt, ist dem Wein
schwer zu benehmen. Hr. Pomier, Apotheker zu Salins,
empfiehlt solchen Wein in ein gesundes Faß umzufüllen und 1 Maaß Olivenöl auf
230 Maaß Wein hineinzugießen, dann das Gemisch stark zu rühren. Da das
wesentliche Oel, welches den charakteristischen Geruch der fraglichen Krankheit
veranlaßt, sich zum Theil im fetten Oel auflöst und dieses hernach obenauf
schwimmt, so verschwindet der schlechte Geschmack fast vollständig.“
Die Praxis wird zwischen dieser Methode und der meinigen entscheiden.