Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. , S. 316 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das Gaspuddel- und Walzwerk zu Brezowa in
Ungarn.
Oesterreich verbraucht mehr Eisen als es erzeugt, und hat daher neuerlich große
Anstrengungen gemacht, um dieses Mißverhältnis zu heben. Es hat in vielen Provinzen
noch sehr bedeutende Waldungen, die nur durch den Hüttenbetrieb verwerthet werden
können, und erzeugt mehr als jedes andere deutsche Land, von sehr guten Eisensorten.
Das hauptsächlichste Brennmaterial zum Puddelbetriebe, gute Steinkohlen, hat es nur
hin und wieder, und gerade nicht häufig an denjenigen Punkten wo sie zum
Hüttenbetriebe bequem liegen. Man hat daher in Oesterreich mehr als anderwärts den
Gaspuddelbetrieb zu heben gesucht, und damit auf mehreren Hütten, namentlich zu
Lippitzbach in Kärnthen, dem Grafen Ferd. v. Egger
gehörig, außerordentlich gute Resultate erlangt. Ein wahres Musterwerk dieser Art
hat aber die k. k. Regierung zu Brezowa unweit Rohnitz an der Gran, im Schemnitzer
Directionsbezirk Ungarns, im Jahre 1853 erbaut und im November desselben Jahres in
Betrieb gesetzt. Die von Hrn. v. Hingenau redigirte
„österreichische Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen,“ 1853, Nr. 1, und 1854, Nr. 6.
enthält von diesem Werk eine Beschreibung, der wir nachstehende Notizen
entnehmen.
Dieses Werk ist auf eine jährliche Production von etwa 85,000 Ctr. Stabeisen,
Schienen, Spurkranzeisen, Kessel- und andern Blechen berechnet. Es liegt am
rechten Ufer der Gran, welche das erforderliche Aufschlagewasser liefert, und
besteht aus einem großen hufeisenförmigen Gebäude, welches durch das, von der
Rückseite bis etwa in die Mitte hineinreichende Gefluder in zwei gleiche Flügel
abgetheilt wird. Auf
jedem Flügel werden in einem hiezu bestimmten Anbaue 9 Gasflammöfen mit Holzfeuerung
– wie zu Lippitzbach – (Puddel-, Schweiß- und Glühöfen),
im Ganzen also 18 Flammöfen errichtet, während die Walzwerke und andere Maschinen im
Raume der beiden Flügelgebäude selbst aufgestellt werden. In der Mitte zwischen
beiden Flügeln ist das Gebläse aufgestellt.
Sämmtliche 18 Flammöfen werden mit gedarrtem Holz (größtentheils Tannen und Fichten)
gefeuert, und die Ueberhitze wird zur Erhitzung der Gebläseluft verwendet. Für je 9
Flammöfen, d.h. für jeden Flügel ist nur eine gemeinschaftliche Esse bestimmt.
Hinter dem Walzwerksgebäude stehen die Holzdarröfen und zwar in Verbindung mit einem
Gebäude, wo das Holz zersägt und gespalten wird. – Der Holzrechen, oberhalb
der Hütte, steht mit denselben durch eine Pferdeeisenbahn in Verbindung, die mit
mehreren Flügelbahnen versehen ist.
Hinter den Flammöfen eines jeden Flügels zieht sich ein gemeinschaftlicher
Rauchcanal, welcher den Rauch aus jedem Ofen mittelst eines kleinen Seitencanals
aufnimmt und ihn einer 80 Fuß hohen und 4 Fuß weiten Esse zuführt. – In jedem
gemeinschaftlichen Rauchcanal ist ein doppelter Winderhitzungsapparat, bestehend aus
hufeisenförmigen, senkrecht stehenden Röhren, eingebaut, von denen stets einer im
Betriebe ist, während der andere reparirt werden kann. – Die erhitzte
Gebläseluft wird aber nicht allein zum Betriebe der Gasflammöfen, sondern auch zum
Darren des Holzes in eigenen Darröfen verwendet und daher beiden in entsprechenden
Röhrenleitungen zugeführt. Es können auf diese Weise in einer Minute 4500 Kubikfuß
Luft auf 200° C. erhitzt werden.
Die Darröfen, 16 an der Zahl, sind hinter der
Walzwerkshütte in einer Reihe aufgestellt. Jeder Darrofen ist 21 F. lang, 7 F. hoch
und 7 F. breit, an beiden Längenenden offen und mit eisernen, lehmbeschlagenen
Flügelthüren versehen, welche nach vollendeter Beschickung des Ofens geschlossen und
überdieß mit Lehm verschmiert werden. Die Sohle der Oefen liegt 24 bis 27 Zoll über
dem Niveau der vorbeilaufenden Eisenbahn.
Die Ladung der Oefen geschieht auf folgende Weise: das Holz wird in leichten eisernen
Rollkörben, deren jeder etwa 2/3 Klafter 3fußiges Scheitholz faßt, auf
Eisenbahnwagen gebracht, welche aus einfachen auf vier Rädern ruhenden Platten
bestehen, auf deren Oberfläche für die Rollkörbe ein Schienengeleise angebracht ist.
Diese Bahnwägen werden auf der Eisenbahn vor die zu beschickenden Oefen geführt, das
auf dem Plattwagen befindliche Schienengeleise mit jenem im Darrofen mittelst zweier
Fallschienen verbunden, und die Rollkörbe auf denselben in den Ofen geschoben, worin
sie auch während des Darrens bleiben. Das Ausleeren der Oefen geschieht ebenso
leicht und schnell als das Füllen; da die einen der gegenüberstehenden Flügelthüren
freien Luftzutritt gestatten, so werden auch hiebei die Arbeiter nicht im geringsten
belästigt.
Ueber den Darröfen ziehen sich zwei Röhrentouren hin, die eine mit heißem, die andere
mit kaltem Winde; von beiden kann eine beliebige Menge Luft mittelst eines durch die
Ofendecke durchgeführten Rohres eingelassen und daher die Temperatur beliebig
regulirt werden. Die Abzugsöffnungen befinden sich in den Seitenwänden, etwas
unterhalb der Sohle jedes Ofens, und stehen mit einer niedrigen Esse in
Verbindung.
In jedem Darrofen haben 8 Rollkörbe Platz, welche etwa 576 Kubikfuß Holz fassen. Da
nun die Trocknung desselben in 1 1/2 Tagen vollkommen beendet ist, so liefert jeder
Ofen täglich 384 Kubikfuß gedarrtes Holz (Holzstoff), und, da bei vollem Betriebe
des Werks der tägliche Bedarf sich auf 5550 Kubikfuß beläuft, so sind im Ganzen 14
Darröfen hinreichend, während zwei zur Reserve dienen. – Von den Darröfen
führen bedeckte Eisenbahnen längs der beiden Flügel der Walzhütte, so daß das
gedarrte Holz mit Leichtigkeit zu jedem Flammofen geführt werden kann. – Man
erspart durch die Benutzung der Ueberhitze zum Betriebe der Darröfen jährlich 700
Kubikklafter Holz, welche sonst, wie zu Lippitzbach, zur Feuerung der Darröfen
erforderlich wären. – Vier Circularsägen und vier Spaltmaschinen, die in
einem Gebäude unmittelbar an den Oefen befindlich sind, und wohin das Holz von dem
Holzrechen auf der Eisenbahn gefahren wird, bewirken dessen Zerkleinerung.
Die Puddel- und Darröfen erfordern zusammen in der Minute 4200 Kubikfuß Wind,
den ein aus vier Cylindern bestehendes Gebläse reichlich liefert. Dieses bedeutende Werk wurde am
Ende November v. J., wie oben bemerkt, mit vier Puddelöfen in Betrieb gesetzt, und
es werden seitdem Rohschienen fabricirt, da die Stabeisenwalzwerke noch nicht
vollendet sind. Die Gaspuddelöfen entwickeln eine hohe Weißglühhitze und die aus
denselben abziehende Hitze erwärmt die Luftheizungs-Apparate und die Darröfen
so vollständig, daß letztere selbst mit nassem Holze beladen, gute Resultate
geben.
Ueber die Bereitung des Jodammoniums für Photographen.
Das gewöhnliche Verfahren zur Bereitung des Jodammoniums, das gegenwärtig in der
Photographie so häufig Anwendung findet, beruht auf der Zersetzung des Jodeisens
oder Jodzinks durch kohlensaures Ammoniak. Es hält bekanntlich aber sehr schwer, auf
diese Weise ein vollkommen weißes Salz zu erhalten, selbst dann, wenn man Sorge
trägt, daß in den zu verdampfenden Flüssigkeiten beständig das Ammoniak vorwaltet.
Man weiß auch, welchen Verlusten man sich aussetzt, wenn man den gebildeten
Niederschlag nicht sorgfältig auswäscht, wodurch man andererseits wieder die Gefahr
der Zersetzung des Salzes vermehrt.
Das neue Verfahren bezweckt, diese Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Das nach
demselben bereitete Präparat hält sich zwar nicht beständig mit weißer Farbe, aber
man gewinnt es wenigstens sehr schnell und ohne alle Schwierigkeit reiner, als nach
allen übrigen Methoden.
Läßt man Jod auf eine concentrirte Lösung von caustischem Kali einwirken, so bildet
sich bekanntlich Jodkalium und jodsaures Kali; nicht so bei Ammoniak. Es bildet sich
wohl, wie bei den fixen Alkalien, eine bestimmte Menge Jodammonium, aber statt des
jodsauren Ammoniaks eine eigenthümliche Substanz, nämlich der im höchsten Grade
explosive Jodstickstoff, so daß man auf diese Weise einigermaßen große Quantitäten
Jodammonium nicht darstellen könnte, ohne sich der größten Gefahr auszusetzen.
Läßt man das Jod aber, statt auf Aetzammoniakflüssigkeit, auf Schwefelammonium
einwirken, so ist die Operation außerordentlich einfach und gefahrlos. Bei Anwendung
der richtigen Mengen erhält man weiter nichts, als einen Niederschlag von Schwefel
und Jodammonium in Lösung.
Man bringt in eine Flasche eine kleine Menge Jod und Wasser und gießt nach und nach,
unter beständigem Rühren, eine concentrirte Lösung von Schwefelammonium darauf, bis
die Flüssigkeit die rothe Farbe vollständig verloren hat. Man decantirt von dem
niedergefallenen Schwefel die klare Flüssigkeit, fügt nach Bedürfniß einige Tropfen
Ammoniak hinzu und läßt aufkochen, um allen Geruch nach Schwefelwasserstoff oder
Ammoniak zu entfernen, filtrirt darauf und verdampft. Während der letzteren
Operation muß man beständig rühren, um eine weiche Masse zu erhalten, welche man
hierauf im Wasserbade eintrocknet.
Das so erhaltene Jodammonium bildet ein schönes weißes Krystallpulver, welches sich
bei Luftabschluß einige Zeit sehr gut erhält. Man kann indeß nicht verhindern, daß
es nach einigen Wochen gelb oder braun wird; aber dann ist es leicht, ihm sein
früheres Ansehen wiederzugeben durch Auflösen in sehr wenig Wasser, Behandeln mit
Schwefelwasserstoffgas, welches es vollkommen entfärbt, Filtriren und Verdampfen.
Das Salz ist dann wieder rein und unzersetzt. (Aus Journ. de
Pharm. et de Chim., durch Archiv d. Pharmacie, Bd. CXXVI S. 298.)
Zur Photographie.
1. Verbesserung der Fixirbäder; vom
Abbé Laborde.
Man sucht fast immer bei den positiven Lichtbildern die mehr oder weniger dunkeln
Schokolatefarben zu vermeiden, welche die Anfänger in dieser Kunst gewöhnlich
erhalten. Man gelangt dazu leicht mittelst des schon längst von Hrn. Blanquart empfohlenen Verfahrens, welches darin
besteht, dem Bad von unterschwefligsaurem Natron Essigsäure zuzusetzen. Die Umwandlung der
Farben ist um so rascher und sicherer, je stärker das Verhältniß der Essigsäure
ist; aber das so bereitete Bad läßt sich nur für eine kleine Anzahl von Bildern
benutzen, weil es sich leicht trübt; es bleibt höchst zertheilter Schwefel in
der Flüssigkeit suspendirt, und man mag das Eintauchen eines Bildes noch so kurz
dauern lassen, so kommt es mit erdigen gelben Farben heraus, welche sich nur für
wenige Gegenstände eignen. Man vermeidet alle diese Uebelstände, ohne irgend
einen Vortheil zu opfern, wenn man dem Bad von unterschwefligsaurem Natron,
bevor man es ansäuert, ein Salz zusetzt, dessen Basis mit dem Schwefel eine
lösliche Verbindung bilden kann. Folgendes auf diesem Princip beruhende
Verfahren habe ich in der Praxis am bequemsten gefunden: man neutralisirt 25
Gramme Aetzammoniak mit Essigsäure, setzt dann 100 Gramme gewöhnliche Essigsäure
und 500 Gramme Wasser zu; diese Lösung läßt sich ohne Zersetzung aufbewahren.
Wenn man sie anwenden will, gießt man davon 100 Gramme auf 8 Gramme
unterschwefligsaures Natron. Nachdem mehrere Bilder ihre löslichen Silbersalze
in diesem Bade abgelagert haben, bildet sich allmählich unlösliches
Schwefelsilber, welches meistens die Wände des Gefäßes überzieht und bei den
folgenden Operationen gar nicht hinderlich ist.
2. Entwickelung des negativen
Bildes; vom Abbé Laborde.
Wenn man Eisenvitriol mit überschüssiger Schwefelsäure anwendet, um das negative
Bild zum Vorschein zu bringen, ist es gut, dem unterschwefligsauren Natron womit
man es fixirt, ein wenig Aetzammoniak zuzusetzen; der Grund ist folgender: die
mit dem schwefelsauren Eisenoxydul vereinigte Schwefelsäure dringt durch die
Collodiumhaut, und es ist schwer sie vollständig zu entfernen; nun trübt aber
die geringste Menge dieser Säure das unterschwefligsaure Natron und schlägt
daraus Schwefel nieder, welcher in dem Bild einen schwachen Schleier läßt.
Dieser Nachtheil verschwindet, wenn das Bad von unterschwefligsaurem Natron im
voraus ein wenig Ammoniak enthält.
3. Ueber das Mißlingen der
photographischen Operationen im Winter; von Hrn. Disderi.
Um das Mißlingen der photographischen Operationen im Winter zu vermeiden,
empfiehlt der Verfasser in der Wärme zu arbeiten, indem man die verschiedenen
Bäder auf einer TemperaturTemperaeur von 10 bis 12° Reaumur erhält, aber keiner höheren. Die
Porzellanschüsseln, welche die verschiedenen Bäder enthalten, stellt man in ein
größeres Gesäß von Weißblech, worin sich Wasser befindet, das durch eine
Weingeistlampe erhitzt wird. Das Collodium soll man auf derselben Temperatur
erhalten wie die Bäder, und die Glastafeln in ein Silberbad von 10 Proc. Gehalt
bringen, sobald sie mit dem Collodium überzogen worden sind. Endlich sollte man
die Bäder fast nach jeder Operation filtriren, um sie von Jodsilber oder
reducirtem Silber zu befreien, auch muß man sich oft versichern daß das
Silberbad nicht sauer ist. (Cosmos, Revue
encyclopédique, Bd. III S. 737.)
Perrot's Nachahmung der Stickerei durch den
Walzendruck.
Hr. Perrot, der Erfinder der nach ihm benannten
Zeugdruckmaschine, ließ sich ein von ihm entdecktes Verfahren patentiren, die Gewebe
so mit Dessins zu bedrucken, daß die Stickerei auf eine sehr angenehme Weise
nachgeahmt wird. Er bereitet zuerst einen halbflüssigen Kitt (mastic, Klebmittel) mittelst Gutta-percha, welche zuvor durch Chlor
vollkommen gebleicht worden ist, und die er dann in Schwefelkohlenstoff, oder
Kautschuköl, Steinöl, Benzin, Terpenthinöl etc. auflöst; dieser Kitt ist in Wasser
unauflöslich und widersteht also dem Waschen. Mittelst einer sehr tief gravirten
Walze, welche wie gewöhnlich unter einer Pressionswalze angebracht ist und mit dem
in einem Trog enthaltenen Kitt in Berührung kommt, trägt man letztern auf das Gewebe
auf, welches dann das auf die Walze gravirte Muster aus dem Kitt (Klebmittel)
bestehend enthält. Während der Kitt noch weich ist, oder nachdem man ihn durch die
Einwirkung der Wärme erweicht hat, bestreut man ihn mit Metallpulvern, Gold und
Silber, oder mit Scherflocken von Wolle, Baumwolle, Seide etc., welche weiß oder verschieden
gefärbt seyn können; die Nachahmung der Stickerei in Gold, Silber, Seide etc. ist
alsdann erzielt. Man kann das Klebmittel auch mit farbigen Pulvern vermischen, die
es innerlich färben. Um die Gutta-percha zu erweichen, damit ihr die Pulver
oder Scherstocken anhängen, zieht man den bedruckten Zeug über eine heiße Walze oder
Platte. (Cosmos, Revue encyclopédique Februar
1854, S. 141.)
Die Anwendung von Kupfervitriol zur Conservirung von
Thierbälgen; von Dr. Wilh. Wicke.
Der zweifelhafte Erfolg welchen die arsenige Säure für den besagten Zweck hat, ist
bekannt. Abgesehen davon, daß sie durch langsame Zersetzung die Zimmerluft
vergiftet, wird durch eine Arsenik-Emulsion eigentlich nur die Lederhaut oder
streng genommen nur die noch anhaftenden Fett- und Fleischreste vergiftet,
während die Epidermis und die Federn einer ungehinderten Zerstörung der Speckkäfer
– das Insect, was am meisten zu fürchten – preisgegeben ist. Früher
schon wurde statt der arsenigen Säure Eisenvitriol empfohlen und in Anwendung
gebracht auf die gleich beim Kupfervitriol zu beschreibende Weise. Man hat aber bald
einen nachtheiligen Einfluß dieses Mittels darin erkannt, daß helle, namentlichnamnetlich weiße Federn durch eine Abscheidung von Eisenoxyd einen stark röthlichen
Schimmer erhalten. Anders ist dieß mit dem Kupfervitriol. Er kann in einzelnen
Fällen aus den Schäften der Federn krystallisiren, ist dann aber leicht mittelst
einer Pincette zu zerdrücken und zu entfernen.
Man wendet den Kupfervitriol in fein gepulvertem Zustande an und reibt den feinen
Staub mit Wasser zu einem dicklichen Brei an. Damit wird dann die innere Wand der
Haut bestrichen und mit der übrigen Arbeit möglichst rasch fortgefahren, damit das
Wasser nicht verdunstet. Ließe man die Masse eintrocknen, so würde die Haut eine
unbequeme Härte erlangen und brüchig werden. Die Bälge werden durch und durch mit
dem Salze imprägnirt und selbst in die Schäfte der Federn steigt es auf. Namentlich
durch ihre Härte widerstehen diese jetzt der Zerstörung, während zugleich das
Kupfersalz für die Thiere ein tödtlich wirkendes Gift ist.
Der Custos des Oldenburger Museums, Herr Wiepken, hat
dieses Mittel bereits seit mehreren Jahren mit dem besten Erfolge in Anwendung
gedacht. Er hat es zweckmäßig gefunden, dem Kupfervitriol ungefähr die doppelte
Menge Alaun zuzusetzen, der durch seine Eigenschaft, mit organischen Geweben
unlösliche Verbindungen zu bilden, allerdings von Nutzen sehn mag. (Annalen der
Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXVIII S. 135.)
Ueber die zweckmäßigste Bereitung der Phosphorpaste zur
Vertilgung der Ratten und MäuseMan vergl. über diesen Gegenstand polytechn. Journal, 1851, Bd. CXXI S.
381.; von E. Krause.
Bei der Darstellung dieser häufig in Anwendung kommenden Paste zum Vergiften von
Mäusen u.s.w. muß man bekanntlich mit großer Vorsicht verfahren, wenn der Phosphor
sich nicht entzünden und dadurch dem Anfertiger gefährlich werden soll – sey
es nun, daß man denselben vorher in einem Glase durch Schütteln mit heißem Wasser
fein granulirt und dann kalt mit den übrigen Ingredienzen verletzt, oder daß man ihn
im Mörser selbst unter Wasser schmelzt und dann sofort unter stetem Reiben mit dem
Pistill das Uebrige hinzuthut.
Diesen Uebelstand beseitigt der Verfasser auf eine glückliche Weise durch vorherige
Vereinigung des Phosphors mit Schwefel. Reibt man 6 Theile Phosphor und 1 Theil
gestoßenen Schwefel unter Wasser, so vereinigen sich
beide zu einer gelblichen trüb aussehenden Flüssigkeit, die unter dem Wasser etwa
wie Quecksilber liegt.
So wie dieses, läßt sich die Verbindung durch Drücken in mehrere Kügelchen trennen,
die nach Wegnahme des Trennungsinstruments gleich wieder zusammenfließen. Die
Verbindung bleibt fortwährend flüssig und eignet sich daher ganz vortrefflich zur
feinen Vertheilung in einen Mehlbrei. Ungemein rasch erfolgt die Verbindung des
Phosphors mit dem Schwefel, wenn man den mit Wasser gefüllten Mörser kurze Zeit an
einen mäßig warmen Ort stellt, so daß er etwa lauwarm wird; vor der Bereitung der
Paste läßt man ihn und seinen Inhalt dann erst wieder erkalten.
Ein anderer Uebelstand, der die fertige Paste betrifft, ist ihre große Neigung zum
Gähren. Krause empfiehlt zur Begegnung desselben einen
kleinen Zusatz von Senfpulver. Seine bewährte Vorschrift zur Phosphorpaste ist
folgende: man reibe 6 Drachmen Phosphor und 1 Drachme gepulverten Schwefel (keine
Schwefelblumen) mit 6 Drachmen kaltem Wasser, und setze hinzu: 2 Drachmen
Senfpulver, 10 Unzen kaltes Wasser, 8 Unzen Zucker und 12 Unzen Roggenmehl.
(Zeitschr. f. Pharmacie 1853, Nr. 7.)
Mittel gegen die Traubenkrankheit.
Die landwirthschaftliche Gesellschaft zu Pisa (Accademia de'
Georgofili) hat in einem Commissionsbericht darauf aufmerksam gemacht, daß
der bisherige Verlauf der kalten Jahreszeit so wenig wie der künftige zu dem Glauben
berechtigt, daß er in Beziehung auf die Traubenkrankheit, die uns (in Italien) nun
zwei Jahre hindurch so großen Schaden gebracht hat, einen den Interessen des
Eigenthümers wie des Landmanns günstigen Einfluß üben werde. Nichts berechtige nach
dem Zustand der Reben im Zeitraum des Beschneidens auf den Traubenertrag zu
schließen, noch an ein Aufhören der epidemischen Periode zu glauben. Aber ebenso
wenig dürfe man sich der Entmuthigung hingeben oder dem Zufall sein Heil vertrauen.
Alle Erfahrungen haben bis jetzt erwiesen daß, wenn die Trauben einmal von dem
Kryptogam angegriffen sehen, die zur Abhülfe angewandten Mittel den Schaden nur
mindern im Verhältniß der Schnelligkeit womit sie gebraucht werden, während die
organischen Verletzungen der vorgeschrittenen Krankheit nicht entfernt werden
können. während somit von den sogenannten Mitteln wenig zu erwarten sey, müsse man
umsomehr auf Präservative denken, welche die Rebe mechanisch vor der Einwirkung des
Uebels bewahren können. Nach zahlreichen Versuchen und vielfach eingesammelten
Erfahrungen schlägt man nun folgendes Mittel vor: man bereite mit frischgelöschtem
Kalk und Wasser eine sogenannte Kalkmilch, deren Adhäsion durch Zusatz von etwas
Molken oder Blutwasser vergrößert wird. Mit dieser Flüssigkeit, welche etwa die
Consistenz gewöhnlicher Mauertünche haben muß, bespritze man mit Pinseln das Ende
des Rebstocks oder die Schosse in dem Augenblick des Beschneidens und Bindens, so
daß alle Theile, aus denen die neue Vegetation hervorgehen muß, mit dieser Kalkmilch
vollständig bedeckt und wie getüncht sind. Es wird gut seyn, diese Operation auch an
dem Baum vorzunehmen welcher der Rebe zur Stütze dient. Sie zerstört den Kryptogam,
wenn dieser schon sich zu bilden begonnen hat, und hält die Ansteckung ab.
Kostspielig ist das Mittel nicht. Zeigen die Trauben eine Spur der Krankheit, so ist
das bewährteste Heilmittel, sie in eine Mischung von gewöhnlicher Ziegelerde und
Seifenwasser zu tunken, die sich der Oberfläche fest ansetzt und die Traube wie mit
einem Schleier bedeckt. Die Wiederholung dieser Operation kurz vor dem Zeitpunkt des
Reifens wäre rathsam. Auch hier sind die Kosten gering: es handelt sich nur um
Sorgfakt, da die ganze äußere Traube bedeckt seyn muß wenn das Mittel wirken soll.
Hoffentlich bleiben unsere schönen Felder von der entsetzlichen Krankheit verschont,
die nun zwei Herbste in Trauerscenen verwandelt, und uns zum Theil kaum statt des
Vino den Vinello gegeben
hat. Die von der Akademie vorgeschlagenen Mittel könnten aber auch andern Ländern zu
gute kommen.
Pisa, den 18 Febr. 1854. (Allg. Ztg.)