Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. , S. 458 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Mittel zur Verhütung der Kesselsteinbildung in
Dampfkesseln; von Dr. Elsner.
Bekanntlich sind mehrfach Sägespäne empfohlen worden, um
die Bildung von Kesselstein zu verhindern. Roard empfahl
dazu Sägespäne von Mahagoniholz; nach Hill leisten auch
solche von Eichenholz gute Dienste. Es scheint also, daß es nicht gerade nöthig ist,
zu diesem Zwecke Späne von Mahagoniholz anzuwenden, sondern daß auch Späne von
anderen Holzarten denselben Erfolg haben. Versuche, welche der Verfasser in dieser
Hinsicht angestellt hat, wobei er Späne von kienenem Holze anwendete, bestätigen
diese Ansicht; denn sehr gypshaltiges Wasser, welches, ohne Zusatz für sich allein
längere Zeit gekocht, einen starken Absatz von Kalktheilen an den Wandungen des
Gefäßes bildete, setzte gar keinen mehr an, als er dasselbe Wasser längere Zeit mit
Sägespänen, auch verschiedener Holzarten, kochte; es bildete sich vielmehr dabei
eine schleimige breiartige Flüssigkeit, die sich leicht entfernen ließ, wobei die Wandungen des
Gefäßes von jedem Ansatze vollständig frei geblieben waren.
Ritterbrandt empfahl den Zusatz von Salmiak zum Kesselwasser, um sowohl die Bildung von Kesselstein zu
verhüten, als auch den schon gebildeten Kesselstein aufzulösen, welche Wirkung
darauf beruht, daß der kohlensaure und schwefelsaure Kalk mit dem Salmiak
leichtlösliches Chlorcalcium und andererseits kohlensaures und schwefelsaures
Ammoniak bilden Bei den Versuchen des Verfassers über das Verhalten des Salmiaks zu
einem sehr gypshaltigen Brunnenwasser hat er die Erfahrungen Ritterbrandt's vollständig bestätigt gefunden; ein sehr geringer Zusatz
von Salmiak zu Brunnenwasser, welches, ohne diesen Zusatz längere Zeit gekocht, eine
starke Bekrustung von Kalktheilen an die Wandungen des Gefäßes absetzte, bewirkte,
daß sich gar kein solcher Absatz bildete; auch ein schon entstandener Absatz wurde
durch Zusatz von Salmiak zu dem Wasser leicht entfernt. Da die verschiedenen zur
Speisung angewendeten Wasser natürlich auch verschiedene Mengen Kalksalz enthalten,
so ist ersichtlich, daß sich nicht bestimmt angeben läßt, wie viel Salmiak dem
Wasser hinzugesetzt werden muß, um die Bildung des Kesselsteins zu verhindern; man
kann indessen im allgemeinen dem Speisungswasser so viel Salmiak hinzusetzen, als es
feste Bestandtheile nach der Verdampfung hinterläßt. Es versteht sich von selbst,
daß etwa nur 10 Pfund des Wassers abgedampft zu werden brauchen, um aus dem hierbei
erhaltenen festen Rückstande den Gehalt an festen Bestandtheilen in dem ganzen
Quantum des Speisungswassers zu berechnen; auch die zwei- bis dreifache Menge
des trocknen Rückstandes kann wohl noch an Salmiak angewendet werden, besonders wenn
schon Krusten vorhanden sind. Man darf im allgemeinen annehmen, daß ein Theil
Salmiak, zu 1200 Theilen Brunnenwasser hinzugesetzt, hinreicht, die Bildung von
Kesselstein zu verhindern, oder, was dasselbe ist, 1 Pfund Salmiak aus 20 Kubikfuß
gypshaltiges Brunnenwasser, wie sich der Verfasser durch Versuche, welche er mit
einem gypshaltigen Wasser anstellte, überzeugte, dem er in oben angegebenem
Verhältniß Salmiak hinzusetzte, wobei er fand, daß die Entstehung eines festen
Absatzes an den Wandungen des Gefäßes gänzlich verhütet wurde. Bei Anwendung des
Dampfes zum Erwärmen von Flüssigkeiten u.s.w. ist übrigens daran zu denken, daß aus
dem mit Salmiak versetzten Wasser, wenn dieses kohlensauren Kalk enthielt, mit den
Wasserdämpfen Dämpfe von kohlensaurem Ammoniak sich entwickeln, und in solchen
Fällen, wo diese nachtheilig seyn würden, auf die Anwendung dieses Mittels zu
verzichten.
Was die Wirksamkeit der ebenfalls gegen Kesselsteinbildung empfohlenen gerbst offhaltigen Substanzen anbetrifft, so hat der
Verfasser dieselben ebenfalls als sehr wirksam befunden. Es bildet sich ein brauner
schlammartiger Bodensatz, der sich nicht an die Kesselwände ansetzt und sich leicht
entfernen läßt. Dieser Bodensatz besteht aus einer Verbindung von Kalk mit Gerbsäure
und braunem Farbstoff. Als gerbstoffhaltige Substanz empfiehlt der Verfasser außer
Catechu, Eichenrinde, Scheiten von Eichenholz u.s.w., namentlich die in Deutschland
häufig wild wachsende Tormentillwurzel, die sehr reich an Gerbsäure ist. Der
Verfasser hat stark gypshaltiges Brunnenwasser, welches, für sich allein anhaltend
gekocht, einen starken Absatz an die Wandungen des Gefäßes absetzte, mit einem
Zusatze geschnittener Tormentillwurzel gekocht und gefunden, daß sich nun durchaus
kein Absatz an die Wandungen anlegte, dieselben im Gegentheil klar und rein blieben.
Während des Kochens bildete sich ein bräunlicher, leicht zu entfernender
Niederschlag. Am zweckmäßigsten wird es seyn, die Wurzel nicht im geschnittenen
Zustande zu verwenden, weil sie, ähnlich den Sägespänen, in die Hähne. Ventile,
Wasserstandsglas u.s.w. eindringen, und hierdurch Uebelstände für den Betrieb
hervorrufen könnten, sondern ein wässeriges Extract der Wurzel zu benutzen und
dasselbe dem Speisungswasser hinzuzusetzen, wo alsdann solche Uebelstände nicht
eintreten können.
Guinon hat bekanntlich zuckerhaltige Stoffe, wie Melasse, Stärkezucker u.s.w., gegen
Kesselsteinbildung sehr wirksam befunden. Der Verfasser hat sich gleichfalls durch
Versuche von der Richtigkeit der Angabe Guinon's
überzeugt, indem er ein sehr gypshaltiges Brunenwasser, welches, für sich gekocht,
einen starken Absatz an die Wandungen des Gefäßes absetzte, mit einem Zusatze von
Zucker kochte, wobei sich nur ein schleimartiger, bräunlicher, leicht zu
entfernender Niederschlag bildete.
Hinsichtlich der Anwendung des von Fresenius und früher
von Kuhlmann empfohlenen kohlensauren Natrons macht der Verfasser, indem er die Brauchbarkeit dieses Mittels
bestätigt, darauf aufmerksam, daß es von großer Bedeutung ist, nicht eine
verhältnißmäßig zu große Quantität von Soda oder Potasche dem Speisungswasser
hinzuzusetzen, weil nämlich in diesem Falle der große Uebelstand eintreten könne,
daß einzelne Löthungen, Verkittungen u.s.w. der Maschinentheile so angegriffen
werden, daß Lecke in den Kesseltheilen entstehen, wodurch das Wasser und der Dampf
entweichen, der Betrieb gestört und Kostenaufwände zur Reparatur nöthig werden,
welche einzelne Fabrikanten schon zu der Ansicht gebracht haben, vor dem Zusatze von
Soda oder Potasche zu warnen. Wenn eine verhältnißmäßig zu große Menge Soda oder
Potasche dem Speisungswasser hinzugesetzt wird, so läßt es sich ganz wohl denken,
daß die erwähnten großen Uebelstände eintreten können; bei einem richtigen
Verhältniß des Zusatzes von Soda zu dem im Speisungswasser aufgelösten Gyps werden
obige Uebelstände gewiß nicht eintreten, da bei der Umänderung des Gypses nur
kohlensaurer Kalk, welcher als unlöslicher Niederschlag sich ausscheidet, und
auflösliches schwefelsaures Natron entsteht, von welchen beiden neuen Verbindungen
keine einen irgend schädlichen Einfluß auf die
Kesselwandungen auszuüben im Stande ist. Bei Anwendung von Aetznatron nach dem
Vorschlage von Dam ist ein Ueberschuß desselben aus
gleichem Grunde zu vermeiden. Der Verfasser erwähnt übrigens, daß in allen Fällen,
wo er kohlensaure Alkalien anwendete, die Kesselwandungen, bei Benutzung desselben
Wassers, nie so vollständig rein und frei von jeder Spur Ansatz erschienen, als bei
der Anwendung von Salmiak; hiernach würde daher der Salmiak den Vorzug vor den kohlensauren Alkalien hinsichtlich seiner
Verwendung als Kesselsteinbildung verhinderndes Mittel verdienen. (Aus Dr. Elsner's Schrift:
„Zusammenstellung der bisher angewendeten
Mittel, die Entstehung des Kesselsteins zu verhüten“. Berlin
1854, Verlag von Julius Springer, im polytechnischen Centralblatt, 1854 Liefer.
4.)
Metalline von Sibbald, ein Mittel
zur Verhütung des Kesselsteins.
Die Mischung besteht aus 1 Theil Talg, 1 Theil Graphit in der Form eines feinen
Pulvers, und 1/2 Theil ebenfalls fein gepulverter Holzkohle. Man läßt den Talg
schmelzen, und bringt hierein vorsichtig die übrigen Ingredienzien. Um die Mischung
zum Ausstreichen flüssig zu erhalten, bringt man etwas Oel oder Theer in solcher
Menge zu, als es die Anwendung verlangt. Man erwärmt darauf das Ganze etwas und
streicht es mit dem Pinsel auf die Innenwände des Kessels auf, den man ebenfalls ein
wenig erwärmt. Es trocknet schnell und bildet einen Ueberzug, ähnlich dem
gewöhnlichen schwarzen Anstrich. War der Kessel schon gebraucht, so bringt man die
Mischung unmittelbar auf den Kesselstein; nach wenigen Tagen der Benutzung schält
und erweicht sich die Kruste, so daß man siedann leicht mit einer Kratze oder
Kratzbürste wegnehmen kann. Bei noch reinen Kesseln verhütet sie die Bildung einer
Kruste und hängt fest und lange an dem Bleche. Außerdem hält sie den Kessel dicht
und verhütet das Rosten der Niete und der Bleche an den Verbindungsstellen. Meistens
ist der Anstrich an den der Bildung einer Kruste vorzüglich ausgesetzten Theilen
alle 14 Tage zu wiederholen; doch hängt dieß auch von der Form des Kessels, von der
Natur des Brennmaterials und von der Beschaffenheit des Speisewassers ab. Eine
Eigenthümlichkeit. welche die Mischung auszeichnet, und vorzüglich durch das
richtige Verhältniß der Bestandtheile bedingt wird, ist die, daß sie trotz der
Einwirkung der Wärme und der Bewegung des Wassers und der darin enthaltenen festen
Theile, fest am Bleche haftet. Man kann sie auch zum äußeren Anstrich des Kessels,
sowie an Fundamentplatten, Gestellen von Maschinen u.s.w. anwenden. Beim Seedienst
dient sie, die Oxydation der Nägel und Niete, sowie das Verfaulen des Holzes zu
verhüten. Eben so kann sie in der Architektur mannichfache Anwendung erleiden. Den
Talg könnte man vielleicht durch andere fettige Substanzen und die Holzkohle durch
gepulverte Kohks ersetzen; doch liegen darüber noch keine Erfahrungen vor. (Aus dem
Technologiste, August 1853, durch die Zeitschrift
des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1854, Nr. 2.)
Löthrohr mit ununterbrochener Wirkung, von Hrn. de Luca.
Um das gewöhnliche Löthrohr anwenden zu können, muß man sich gewöhnen einen
ununterbrochenen und regelmäßigen Luftstrom hervorzubringen, indem man die im Mund
enthaltene Luft bloß durch die Wirkung der Muskeln des Backens austreibt, ohne dabei
die Brust im geringsten anzustrengen; um die Luft im Mund zu erneuern, muß man durch
die Nase einsaugen. So einfach dieß ist, so erfordert es doch Uebung, ehe man sich
gewöhnt die Muskeln des Mundes nicht gemeinschaftlich mit denen der Brust wirken zu
lassen. Bei Hrn. de Luca's Löthrohr mit beständiger
Wirkung verschwinden aber alle Schwierigkeiten, weil man bloß zu blasen hat. Das
Neue bei diesem Löthrohr, welches Hr. Mathieu, Fabrikant
chirurgischer Instrumente in Paris, verfertigt, besteht lediglich in der Zugabe
einer Kugel von vulcanisirtem Kautschuk, welche innerlich mit einem Klappenventil
versehen ist, das sich von außen nach innen öffnet und sich von innen nach außen
schließt, und welches am Ende des Mundrohrs angebracht wird. Dieses Ventil gestattet
also den Eintritt der Luft, welche durch dasselbe aber nicht austreten kann; die
Luft, welche einerseits durch das Blasen und andererseits durch die Kautschukkugel,
die ihr anfängliches Volum wieder anzunehmen strebt, comprimirt wird, entweicht
regelmäßig und ohne Unterbrechung durch die Spitze des Löthrohrs, ohne daß es
nothwendig ist beständig zu blasen, wie bei dem gewöhnlichen Löthrohr. Man kann also
mittelst dieses Kunstgriffs die Löthrohrflamme ganze Stunden lang unterhalten, ohne
sich anzustrengen oder zu ermüden.
Der cylindrische Luftbehälter des gewöhnlichen Löthrohrs wird bei dem neuen Apparat
entbehrlich, da die Kautschukkugel zugleich als Behälter und als Condensator der
Luft dient. (Cosmos, Revue encyclopédique, März
1854. S. 286.)
Ueber eine Schwefelbildung in der neuesten Zeit.
Ueber diesen Gegenstand hielt Hr. Dr. Zimmermann aus Hamburg bei der Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im September 1852, einen Vortrag folgenden
wesentlichen Inhalts:
„Am südwestlichen Rande der Stadt Hamburg ist bei Gelegenheit eines
Siehlbaues ein Lager natürlichen Schwefels entdeckt worden, das augenscheinlich
erst in den letzten Jahrhunderten entstanden ist. Hinter der
Kehrwieder-Straße nämlich, zwischen dieser und dem Wall befand sich ein
Canal, Fleeth genannt, in welchen sich viele Kloaken aus den Wohnungen des
Kehrwieders ergießen, und der, weil er häufig einen üblen Geruch verbreitete,
jetzt zugeworfen wird. Um aber den Kloaken wieder Abfluß zu verschaffen, ward
parallel dem Canale auf dem Wall ein gemauertes Siehl angelegt. Als der hiezu
gegrabene Stollen bis 18 Fuß Tiefe eröffnet war, entwickelte sich aus dem Boden
eine so große Menge Schwefelwasserstoffgas, daß die Arbeiter erkrankten,
Schwindel und Augenentzündung bekamen, und ihre silbernen Uhren, ihr Geld
geschwärzt wurden, und sie deßhalb halbstündlich abgelöst werden mußten Die
Baubehörde ersuchte daher den Apotheker Ulex, das
Siehl zu untersuchen, um wo möglich die Ursache der schädlichen Gasentwickelung
zu erforschen. Ulex fand nun, daß das Gas sich aus
einer grauen Erdschichte entwickelte, welche in der Tiefe von 18 Fuß ein 3 Fuß
mächtiges Lager bildete, das an zwei Stellen des Walles, jedesmal in der Länge
von 150 Fuß, durchschnitten war. Er erkannte diese Erdschichte sogleich als eine
Schwefelerde, die aus einem innigen Gemenge von Schwefel und Gyps bestand, und
worin sich eine große Menge kleiner Schwefel-Rhomboeder auskrystallisirt
fanden.
Der ursprüngliche Boden dieser Localität, ein Theil des Grasbrooks, ist
Marschland, worin sich aufeinanderfolgend Holz- und Muschelschichten
finden. Der Wall besteht aus aufgefahrener Erde, die einst aus einem Canal
gewonnen wurde. Außerdem ward beim Graben des Siehles eine so große Menge
Knochen herausgefordert, daß wochenlang täglich an 1000 Pfd. fortgeschafft
wurden Der Canal hatte seit Jahrhunderten jeglichen Abraum in sich aufgenommen
und dadurch fortdauernd einen Herd für die Bildung von Schwefelwasserstoff
abgegeben, der in die lockere Erde des Walls eingedrungen, dort zur Absetzung des Schwefels
Veranlassung gab. Außerdem ward auch aus der Schwefelerde mit Hülfe von
siedendem absolutem Alkohol Leichenfett (adiposir)
ausgezogen, und dadurch bewiesen, daß hier Fleisch, welches wahrscheinlich den
Knochen angehangen, in Verwesung übergegangen war Unter den Knochen fanden sich
nämlich auch menschliche Knochen, und nach einer Sage wurden hier, bevor der
Wall aufgeworfen war, Tausende von Seeräubern hingerichtet und eingescharrt. An
eine Verschüttung des Schwefels ist nicht zu denken; denn 1) ist die Masse
desselben zu groß und zu weit ausgedehnt; 2) kommt der Schwefel in jener Form im
Handel gar nicht vor, und 3) haben die niedlichen kleinen Krystallgruppen, die
theils die leeren Räume ausfüllen, theils durch die ganze Masse zu Millionen
vertheilt sind, ganz den Charakter der Bildung an Ort und Stelle.
Schwefelwasserstoff war also genügend vorhanden, um Schwefel und jene Krystalle
zu erzeugen; denn theils entwickelte er sich aus der faulen Gährung im Boden
selbst, theils lieferte die parallel daneben liegende Kloake, der Canal,
denselben in hinreichender Menge. Luft blieb im lockern Boden nicht
ausgeschlossen, und so zersetzte sich der Schwefelwasserstoff auf doppelte
Weise, theils Schwefel und Wasser bildend, theils zu Schwefelsäure sich
oxydirend, die, vom Kalk der Knochen aufgenommen, Gyps bildete.“ (Aus
dem Amtlichen Bericht über die 29te Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
Wiesbaden 1853.)
Ueber die überschätzte Gefährlichkeit der grünen
Arsenikfarbe.
Hofrath Dr. Krahmer aus Halle
hielt bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im
September 1852, einen Vortrag über die überschätzte Gefährlichkeit der grünen
Arsenikfarbe. Namentlich sprach er gegen die Annahme, daß der Arsenik eine
Verbindung mit Wasserstoff eingehe, und so als Arsenik-Wasserstoff auf die
Zimmerbewohner schädlich wirke, oder auch als arsenige Säure (durch Zersetzung des
Wassers). Bunsen hat eine ganze Reihe flüchtiger
Arsenikverbindungen bekannt gemacht, die seitdem bei den Aerzten, in deren
Gehirnventrikel sie sich gezogen haben, zu einer sehr wichtigen Ursache von
Erkrankungen geworden sind. v. Basedow namentlich führe
Unglücksfalle der Art an, wo mehrere Personen unter Symptomen der Arsenikvergiftung
erkrankt seyen, ohne daß eine solche anders als aus der Zimmerfarbe zu erklären
gewesen; auch habe das betreffende feuchte Parterrezimmer einen eigenthümlichen
Knoblauch- oder Meerrettiggeruch gehabt. Dagegen wendet Hofrath Krahmer ein, daß das spurweise
Vorkommen von Arsenik überhaupt nicht einmal nachtheilig wirke, und daß eine Reihe
von Untersuchungen an grüner Arsenikfarbe, die er mit Lehm, Milch u.s.w. gemischt
und dem Durchstrich der Luft ausgesetzt hatte, ihm nie auch nur ein spurweises
Vorkommen flüchtiger Arsenikverbindungen in der Luft ergeben habe; so wie die
chemische Untersuchung nach Verlauf von Jahren wenig oder gar keinen Mangel an dem
zum Versuch gewählten Arsenik nachweisen konnte, indem auf 1000 Theile nicht mehr
als 2 fehlten. (Aus dem Amtlichen Bericht über die 29te Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte. Wiesbaden 1853.)
Krappfarben von J. H. Weiß in
Mülhausen in Thüringen.
„Für Lieferung der schönsten
Krapplacke,“ heißt es in dem Berichte der Preisrichter für die
Weltausstellung in London (Reports by the Juries S. 50)
„wird I. H. Weiß in Mülhausen die
Preismedaille zuerkannt.“ Wer da weiß, welche Mächte in London behufs
der Preiserringung in Bewegung gesetzt wurden, der wird die Bedeutung der Ertheilung
des Preises an einen zurückgezogenen Greis von 67 Jahren, welcher in der alten
Reichsstadt Mülhausen in Thüringen nur seiner Kunst lebt, zu würdigen wissen. Die
Sache hat sich durch sich selbst Geltung verschafft! Die Weiß'schen Krappfarben haben auf der ersten
allgemeinen Thüringer
Gewerbeausstellung in
Gotha dann auch den ersten Preis verdienter Weise
erhalten. Wir wollen nun Einiges über diese Farben hier anführen.
Es ist nicht leicht, das Pigment der Krappwurzel in voller Reinheit für die
Farbenbereitung so auszuziehen, daß man dadurch Farben erhält, für welche man Preise
erzielen kann gleich denen der Pariser Fabricanten für ihre wahrhaft prachtvollen
mit Cochenille und Fernambuk vertieften Farbensorten unter dem Namen
„Krappcarmin.“ Verschiedene Krappsorten, ja verschiedene
Jahrgänge erzeugen verschiedene Töne. Es gehört die sorgsamste Umsicht des
Fabricanten dazu, um durch Anwendung besonderer Beizen Gleichmäßigkeit der Töne zu
erzielen.
Hr. Weiß begründete, um obengedachte Gleichförmigkeit der
Töne mehr und mehr in die Gewalt zu bekommen, mit dem Jahre 1837 einen eigenen
Krappbau in Thüringen, und wirklich hat er von 1838 bis zum Jahr 1852 seine
sämmtlichen Farben aus selbst gebautem Krapp bereitet. Im Jahre 1848 wurde dieser
Anbau jedoch unterbrochen, in Folge der bedeutenden Aufregung unter den Arbeitern
überhaupt, und konnte im Jahr 1853 noch nicht wieder aufgenommen werden. Bei den
Erkundigungen, die Hr. Weiß in Folge der eingetretenen
Verhältnisse über holländische Krappe anstellte, und aus deßfallsigen Versuchen
ergab sich der merkwürdige Umstand, daß jene über Bremen,
Hamburg oder Köln bezogenen Krappe, selbst bis zu dem hohen Preise von 24
Thalern den Centner bezahlt, mindestens ein Dritttheil
weniger Pigment enthielten, als die von ihm selbst erbauten Krappe, die in
offenen kaum mit Tüchern zugedeckten Fässern in den Scheuern oft 2 bis 3 Jahre
lagerten und trocken blieben, auch, wie guter
holländischer Krapp, eine rothbraune Farbe besaßen. Jene Mindergüte des
holländischen gemahlenen Krapps läßt auf Verfälschung schließen. Dieser gemahlene
holländische Krapp hat eine senfgelbe Farbe, die sich in etwas feuchter Luft nach
kurzer Zeit in Kastanienbraun verändert. Ein wässeriger Abguß des Pulvers schmeckt
zuckersüß, während die Krappwurzel einen mehr bittern als süßen Geschmack besitzt.
Reagensversuche haben im Krapppulver Zusatz von Weidenholz nachgewiesen. Dieser
Zusatz thut der Erzeugung von angenehmen Rosatönen keinen Eintrag, wenn auch der
Farbenfülle in einer gegebenen Menge Pulver. Die Süße desselben hat aber eine andere
Wurzel, als sie der ächten Krappwurzel eigen ist. Die Leichtlöslichkeit, die
bedeutende Wasserziehungskraft und der Minderrückstand beim Ausziehen des Pigments
gegen guten Krapp gehalten, weisen bestimmt auf eine Beimischung anderer Stoffe zum
Krapppulver hin.
Man hat uns gesagt, daß jene Eigenschaft sich durch vorsichtig getrocknete und
gepulverte gelbe Zuckerrübe vortrefflich und jedenfalls sehr einträglich dem
Krapppulver ertheilen lasse. Sey dem nun wie ihm wolle, so können wir doch so viel
behaupten, daß jenes holländische Krapppulver kein „beroofter Krapp“ ist. denn er ist nicht „beraubt,“ sondern beschenkt, aber es ist selbst nicht die schlechteste Sorte des More Mull. Denn diese sieht nicht senfgelb, sondern braun aus. Jene holländische Windmühlenflügelei
veranlaßte Hrn. Weiß, als ihm sein eigener Krapp ausging,
sich schlesischer Elektoralkrappe zu bedienen, die inzwischen auch einen um 1/4
geringeren Ertrag an Lack als sein eigenes Gewächs gaben.
Avignoner und Levantischen
Krapp hat unseres Wissens Hr. Weiß nicht verarbeitet,
weil sie zu theuer sind.
Indem wir die Verwender von gemahlenem Krapp auf die entdeckten statthabenden
Verfälschungen aufmerksam machen. gereicht es uns zugleich zum Vergnügen mittheilen
zu können, daß Hr. Weiß sich entschlossen hat, in diesem
Jahre wieder vier Acker mit Krapp zu bestellen, und wird mit anerkennenswerther
Freigebigkeit im Jahr 1855 bereit seyn. gratis Keimlinge zum Anlegen abzugeben, dort
wo man gesonnen ist, mit der Cultur des Krapps zu beginnen. Er wird mit seinen
reichen Erfahrungen im Krappbau nicht hintanhalten und ist der auf Thatsachen
gestützten Ansicht, daß überall da in Deutschland, wo sich die geeignete Mischung
von Kalk und Lehm im Boden vorfindet, der Bau gedeihen wird. Daß man diesem in
Deutschland die verdiente Aufmerksamkeit schenken möge, ist sehr zu wünschen. Die
Summen oder vielmehr Arbeitskräfte, welche wir für Krapp dem Auslande bezahlen,
gehen ins Ungeheure. Sein Anbau ist, gehörig und rationell betrieben, einer der
einträglichsten Betriebe.
Der deutsche Krappfabrikant, der das „Carminiren“ der Pariser Fabrikanten nicht so weg hat, hilft
sich am liebsten durch die Anfertigung von „krystallisirten
Krapplacken.“ Das Verfahren hat aber seine
Uebelstände. Denn wenn die Alaunerde in Verbindung mit dem Krapppigment mit Salmiak,
kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron niedergeschlagen wird, so treten
schwefelsaures Ammoniak, Kali oder Natron auf. Dadurch wird aber nicht allein das
Gewicht vermehrt, sondern der Lack sieht auch viel schöner und tiefer aus, als die
reinen ächten Lacke von Weiß aussehen, welche letztere solchergestalt von den
Kunsthandlungen und den oft unwissenden Käufern nicht
vorgezogen werden.
Die Kunstmaler sind inzwischen nicht wohl berathen, wenn sie jene Krystalllacke in
Gebrauch nehmen. Die Salze sind es, die jenen Krapplacken eine vermehrte Deckkraft
in der Lasur der Gemälde verleihen, welche den Lacken von Weiß nicht innewohnt. Inzwischen eine einsichtige vorurtheilsfreie Prüfung
muß ergeben, daß jene Salze, deren Anwesenheit von jedem Chemiker leicht
nachgewiesen werden kann, auf Metallfarben zersetzend wirken. Die Krystalllacke
springen auf den Gemälden und geben Risse, während dieß bei reinen Lacken von Weiß nie der Fall ist. Derselbe lieferte eine Nachbildung
des sehr empfohlenen Bettkaber (?) Lacks, der das Loth 1 1/2 Thaler kostet, für 12
Sgr. das Loth eben so schön, aber haltbarer.
Die sogenannte „Carmination“ der
Krapplacke, d.h. die Versetzung mit zwar blendenden aber nicht haltbaren rothen
Farbstoffen, wie Cochenille, Fernambuk, wird oft sehr weit getrieben. So z.B. bei
einer „Smyrnaer Krapplack“ benannten
Farbe. Eine angestellte Prüfung ergab bei dieser, daß sie eine große Menge
ungehöriger Stoffe mit sich führte, so Faserstoffe wie Salze, und zwar bis zu einem
Grade, daß das Gewicht jener Ungehörigkeiten ein größeres war, als das des reinen
Krapplackrückstandes. Daß eine solche Verunreinigung der Krapplacke höchst
nachtheilig für feine Kunstmalerei seyn muß, liegt auf der Hand, abgesehen von der
Uebervortheilung des Käufers, dem eine scheinbar schönere aber unächte Farbe dafür
nicht Ersatz zu bieten vermag. Weiß wendet keine Cochenille, keinen Fernambuk, keine
Chemikalien an, um seine Lacke zu schönen und schwer zu machen. Und er thut Recht
daran. Denn wenn seine Krapplacke, die reine Krappfabricate und nicht nur
„gekrappte Farbstoffe“ sind,
auch die Tiefe jener mit Kremserweiß gemengten nicht besitzen, so übertrifft doch
die klarere Lasur der Lacke von Weiß, wie wir uns selbst überzeugt haben, die anderer Lacke. Wir warnen
daher die Verwender von Krappfarben, sich von dem Scheine blenden zu lassen, und
namentlich die Kunstmaler, denen alles daran liegen muß, ein unverfälschtes Fabricat
zu erhalten, damit ihre werthvollen Kunsterzeugnisse nicht aus Schuld schlechten
Materials später unwiederbringlich zu Grunde gehen oder sich ganz anders zeigen, als
sie ursprünglich geschaffen sind. Alle Künstler sollten daher ihre Krapplacke stets
in natürlicher trockner Form und nicht mit Oel gemengt oder in Form von
„Moist und Honey colours etc.“ kaufen. Sie werden bei diesem Verfahren
nicht allein sicher gehen, sondern auch viel billiger fahren.
Aber nicht allein zur Kunstmalerei eignen sich die Krapplacke van Weiß vorzugsweise
vor anderen dergleichen Erzeugnissen, sondern auch mit besonderem Vortheil zur
sogenannten Decorations- oder Zimmermalerei. Die von Hrn. Weiß auf der ersten allgemeinen thüringischen
Gewerbeausstellung in Gotha zur Anschauung gebrachten „Anstrichtafeln“ zeigten nicht allein dem
Auge höchst wohlgefällige Farbentöne in Krapprosa, sondern bewiesen auch deren
Unveränderlichkeit während eines sechswöchentlichen Auehängens im vollsten Lichte.
Der zarte rosa Farbenton, der mittelst des Rosa Nro. 4 und einem Zusatz von 7
Theilen Schwerspath erzeugt ist, gibt immer noch eine liebliche Färbung und ist eben
so wohlfeil, wenn nicht wohlfeiler aufzutragen als es mit einer grünlichen oder
bläulichen Farbe geschehen kann. Dabei ist aber noch ganz besonders zu
berücksichtigen, daß die Krappfarbe ganz unschädlich ist.
Es dürfte auffallend erscheinen, daß es erst unserer Empfehlung bedarf, um die Weiß'schen Farben mehr in Aufnahme zu bringen, da sie
sich ihrer innewohnenden Vorzüglichkeit halber, besitzen sie solche wohl schon von
selbst Raum machen werden. Inzwischen dürfen wir die hemmende Concurrenz von Seiten
der Verbreiter schlechterer Farben von nicht zu geringem Einfluß anschlagen. Die
Baumeister und Zimmerbesitzer haben selten eine Kenntniß von der inneren Güte der
Anstrichfarben. Sie verlassen sich auf die Besorger von Wandverzierungen mit
Anstrichen und Tapeten! Nun aber ist es klar, daß verbleichende Tapeten und
verschießende Anstriche den Wechsel der Wandverzierungen befördern.
Die geschickten Decorationsmaler aber, denen allerdings nichts daran liegt, daß die
Kunstwerke ihres Pinsels vor dem strengen Antlitz der Sonne erbleichen, sind in der
Regel weniger farbenprüfende Chemiker, als vertrauungsvolle Käufer in den
Farbenhandlungen, von denen sehr viele die ächten Krappfarben nicht führen. Die
gewöhnlichen Zimmeranstreicher aber sind nicht eben sehr geneigt, sich aus ihrem
alten Schlendrian herauszuwickeln, und die allerdings etwas verschiedene Art der
Zurichtung und der Behandlung beim Anstreichen, wie sie die Krappfarben erheischen,
sich anzueignen.
Wir werden für diejenigen welche es angeht, jene Zurichtung und Behandlung hier näher
beschreiben.
Die ächten Krappfarben, wie Weiß sie liefert, müssen,
nachdem sie fein gerieben sind, mit weniger Wasser als man bei anderen Farben
anwendet, aber mit etwas mehr Leimlösung angemacht werden. Diese Leimlösung erzeugt
man sich am besten mit gut bindendem Flechsenleim im Verhältniß von 1 Theil Leim auf
7 Thle. Wasser. Diese 8 Pfd. Leimlösung seihet man durch ein Tuch. Nachdem man die
Farbe zu dieser Lösung in einem Topfe gemischt hat, stellt man denselben in ein
zweites Gefäß mit heißem Wasser, so zwar, daß die Anstrichfarbe im Topfe eine
Temperatur von 35° R. beibehält. So erwärmt muß der Anstrich mit der Farbe
vorgenommen werden. Denn nur in der Wärme löst sich das Krapppigment im Leimwasser
ganz auf. Warmgestrichen wird daher die Farbe tiefer,
voller und vertheilter. Streicht man aber kalt oder nur
etwas lauwarm auf, so fängt der Leim etwas zu gerinnen an, es entstehen
schmutziggraue Streifen im Anstrich, und die Farbe trägt sich nicht gleichmäßig auf.
Der warme Anstrich erspart gegen den kalten Anstrich 1/4 Farbe. Ein Zusatz von
Schwerspath erzeugt einen Anstrich von tieferem Ton, als der ursprüngliche Farbenton
ist, was von der vollkommenen Lösung des Krapppigments in der Wärme herrührt.
Beim Anstrich der Krappfarben ist inzwischen wohl zu beachten, daß sie nicht auf Kalkwand (Leder- oder Weißkalk mit Lehm
gemischt), zumal nicht auf frische Kalkwand gestrichen werden dürfen. Sie theilen
diese Eigenschaft mit mancher andern Farbe. Das Rothe erhält einen bläulichen
Schein. Beim Anstrich auf eine gegypste Wand tritt diese Veränderung nicht ein.
Frische Kalkwände sind nach dem Trocknen mit Papier zu beziehen. Am zweckmäßigsten
erscheint uns das Anfertigen von einfarbigen Tapeten behufs der Zimmerverzierung in
Rosa. Nachdem diese auf die Wand geklebt sind, können die gewünschten Verzierungen
mit der Hand darauf gebracht werden.
Eine Berechnung der Kosten dieses Anstrichs auf Papier ohne Ende ergibt folgendes:
Mit 1 Pfund Rosa-Krapplack Nr. 4 sind 28 Ellen Papier zu bestreichen = 2
Stück Tapeten à 14 Thaler. Aus einer Mischung von
1 Pfd. Rosa Nr. 4 und 7 Pfd. Schwerspath streichen sich 10 1/2 Stück Tapeten. Das
Pfund Schwerspath (nicht theurer als Schlämmkreide) zu 8 Pfennig, das Pfund Rosa Nr.
4 zu 10 Sgr., ergibt 14 Sgr. 8 Pf. oder pro
Stück Tapete 1 1/4 Sgr. 4 Pfund Schwerspath mit 1 Pfund
Rosa Nr. 4 streichen 6 1/2 Stück und kosten, nach obigem Fuße berechnet, 12 Sgr. 8
Pf. oder 2 1/6 Sgr. pro Stück Tapete à 14 Ellen Leipziger Maaß. (Deutsche
Gewerbezeitung, 1854, S. 33.)
Verfahren zur Prüfung der Leinwandgewebe auf Beimischungen von
Baumwolle; von Dr. Elsner.
Der Verfasser hat im Jahr 1847 in einer Abhandlung über die bis dahin bekannten
Methoden zur Prüfung der Leinengewebe auf eine Beimischung von Baumwolle (polytechn.
Journal Bd. CV S.
192), zu diesem Zweck die Cochenille-Tinctur empfohlen. Er fand
später, daß die weingeistige Tinctur von Färberröthe-Wurzel dazu fast noch zweckmäßiger ist, da die
orangerothe Färbung der Leinenfaden stärker hervortritt gegen das Gelb der
Baumwollenfäden, als die violette Färbung der Leinenfaden gegen die hellrothe
Färbung der Baumwollenfäden bei Anwendung der Cochenille-Tinctur. Das
Verfahren bei dieser Prüfungsmethode ist folgendes: 1/2, Loth zerschnittene Färberröthe-Wurzel wird in einem Glase, welches
man mit einer Glasplatte bedecken kann, oder in einem Glaskolben mit 6 Loth Alkohol
von 94 Proc. Tralles übergössen und 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur,
unter öfterem Umschütteln, damit in Berührung gelassen. Die dadurch entstandene
klare, braungelbe Tinctur wird durch weißes Löschpapier filtrirt und zum Gebrauche
aufbewahrt.
Reine Leinengewebe färben sich beim Eintauchen in diese Tinctur nach 1/8–1/4
Stunde gleichförmig unrein orangeroth, reine
Baumwollengewebe dagegen gleichförmig gelb; ist das
Gewebe gemischt, so erscheinen die Leinenfäden gelbroth,
die Baumwollenfäden gelb, das Ganze erscheint daher nicht
mehr gleichmäßig gefärbt, sondern gestreift Werden die
Gewebestreifen vor dem Eintauchen an den Kanten 2 Linien
breit ausgezupft, was übrigens von wesentlichem Einfluß
auf die Erkennung der einzelnen Fäden ist, so tritt die Erscheinung so deutlich
hervor, daß die einzelnen verschieden gefärbten Fäden von Leinen und Baumwolle an
den ausgezupften Kanten mit Leichtigkeit gezählt werden
können. – Die Fäden können, nach Anwendung dieser Probe, auch noch, der
Controle halber, der mikroskopischen und der
Verbrennungsprobe unterworfen werden, was bei der Schwefelsäureprobe bekanntlich
nicht möglich ist, da bei Anwendung derselben die Baumwollenfäden gänzlich zerstört
werden. – Die Färbungsprobe mit der Röthe-TincturRöthe-Tintcur ist besonders für weiße Waare zu empfehlen, da
dieselbe, ohne alle bei der Schwefelsäureprobe nothwendigen Voroperationen, sofort mit dem kleinsten Streifchen Waare vorgenommen
werden kann; außerdem sind die Tincturen selbst völlig unschädlich. Bei gefärbter Waare dagegen ist die Anwendung der Schwefelsäureprobe einfacher.
Uebrigens hat der Verfasser schon früher auf die Anwendung der Röthe-Tinctur
nächst der Tinctur von Cochenille aufmerksam gemacht.
Der Sicherheit halber sind die Prüfungen mit beiden
Tincturen anzustellen. (Aus Dr. Elsner's chemisch-technischen Mittheilungen der Jahre
1850–1852, Berlin 1853.)
Ueber die Unterscheidungsmerkmale des leinenen Hand-
und Maschinengarns.
Hierüber hat eine von der Handelskammer in Prag niedergesetzte (Kommission ein
Gutachten aus Anlaß der Bestimmungen des Handelsvertrags mit Oesterreich, worin für
Handgarne besondere Begünstigungen verabredet sind, abgegeben, dem wir Folgendes
entnehmen:
Das Handgarn hat eine Eigenthümlichkeit, welche beim Maschinengarne nicht angetroffen
wird, es fühlt sich fetter, klebriger und doch glatter an als dieses; der Faden ist
auch elastischer und läuft nicht zusammengerollt, was seinen Grund darin hat, daß
der Flachs beim Handspinnen nur genetzt und zum Faden gedreht wird, weßhalb die auf
diese Art gegebene Anfeuchtung bald in sich selbst vertrocknet und daher der Faden
schlank fortläuft, während bei Maschinengarnen, die naß gesponnen werden, das
Product erst in geheizte Trockenstuben gebracht werden muß, wo der Faden durch den
Einfluß der Wärme sich rollt. Der Faden der Maschinengarne ist durchgehends runder
und gleich voll; der Faden der Handgarne hingegen ist spitzer und schärfer, hat eine
ungleiche Drehung und ist sowohl von zu dünnen als zu dicken Stellen und von
Knötchen nicht frei. Die Hauptunterscheidungsmerkmale liegen aber in der
Zusammensetzung des Fadens. Dreht man einen Faden Handgarn auf und zieht ihn langsam
auseinander, so gibt er eine lange Flachsfaser, wo hingegen bei Maschinengarn, wenn
man den Faden zurückdreht und dann zerreißt, die Flachsfaser kurz und stumpf
erscheint. Auch sind die Maschinengarne durchweg rauher als die Handgarne und mit
kleinen, selbst bei den vollkommensten Gespinnsten hervorstehenden Härchen versehen
Ein weiteres Erkennungszeichen ist die Farbe. Maschinengarne sind meist aus
Wasserflachs gesponnen, welcher dem Garne eine hellgraue und egale Farbe verleiht.
Zudem ist der Faden reiner und ohne schilfige Theile. Bei Handgarnen, wo die
nöthigen guten Vorbereitungen des Urstoffs fehlen, fällt die Farbe des Garns,
angenommen auch, es würde hiezu Wasserflachs versponnen, immer ins Bräunliche,
Schwärzliche oder Röthliche. Es findet sich bei demselben ein sogenanntes
Ineinanderspielen der Farbe, kurz, die Farbe sieht schmutziger aus, und der Faden,
besonders bei den ordinären Garnen, ist nie frei von Schilf. Die Farbe beim
Handgarne fällt deßhalb so verschieden aus, weil auf dem Spinnrocken nur 1/2 bis 1
Pfd. Flachs, wie er sich eben darbietet, befestigt und versponnen wird, während beim
Maschinengarne große Quantitäten von 20 bis 30 Cntr und noch mehr Flachs
durcheinander gemengt werden und so schon ein gleichfarbiger Flachs auf die Maschine
kommt. Endlich springt auch der auffallende Unterschied in die Augen, daß
Handgespinnste in kleinen Döckchen (vier auf einen Strahn), Maschinengespinnst
hingegen in großen Strähnen verarbeitet wird. (Austria.)
Vorschrift für durchsichtiges Papier.
Wenn man ein Blatt sehr seinen weißen Papiers in einer dicken Auflösung von
arabischem Gummi einweicht, dann zwischen zwei trockenen Blättern desselben Papiers
preßt, so werden die drei Blätter mit einander durchsichtig gemacht. Diese neue Art
durchsichtigen Papiers ist dem geölten Papier bei weitem vorzuziehen. (Cosmos, Revue encyclopédique, Februar 1854, S.
226.)
Positive Lichtbilder auf emaillirtem Glas.
Hr. Millet hat der französischen Akademie der
Wissenschaften solche Lichtbilder übergeben, welche wahrhaft schon und effectvoll
sind, es sind im Grunde negative Bilder auf Collodium, welche direct in positive
verwandelt wurden, nach dem Verfahren des Hrn. Martin (beschrieben im polytechn.
Journal Bd. CXXV S. 119). Hr. Millet überzieht sie dann mit seinem Email, wodurch sie
einen größern Glanz erhalten. Er sagt: „ich überziehe das nach den
bekannten Methoden dargestellte Bild mit einem klaren und durchsichtigen Email,
wodurch dasselbe unveränderlich gemacht wird; man kann das Bild dann wie ein
Gemälde aus Porzellan waschen und reiben; das durchsichtige Email gestattet es
ohne Glas einzurahmen.“ (Cosmos, Revue
encyclopédique, März 1854, S. 261.)
Photographie auf bromhaltigem Collodium.
Seitdem Sir John Herschel darauf gedrungen hat, daß man in
der Photographie auf Collodium das Jod durch Brom ersetzen soll, seitdem er gezeigt
hat, daß man nur mit einer bromhaltigen Collodiumschicht dahin gelangen kann, daß
die Farben Roth, Grün, Braun, Gelb und Blau ihren Eindruck machen, bevor die anderen
mehr photogenischen Nüancen schon zu sehr auf die Platte eingewirkt haben, sind
viele englische Photographen darauf eingegangen und haben ihr Verfahren
veröffentlicht. Das Journal der photographischen Gesellschaft zu London empfiehlt
folgende Vorschrift von Hrn. Berry aus Liverpool:
Man löst 26 Centigramme Jodammonium in möglichst wenig Alkohol auf und setzt dann
soviel reines Collodium zu, daß die Mischung 31 Gramme wiegt: man nimmt 3 Gramme
salpetersaures Silber für je 31 Gramme des empfindlichmachenden Bades. –
Handelt es sich um positive Bilder, so entwickelt man sie in einer Auflösung von
Eisenvitriol, wie gewöhnlich. – Handelt es sich um negative Bilder, so wird
das Bad, um sie zum Vorschein zu bringen, folgendermaßen zusammengesetzt:
Pyrogallussäure
0,40 Gramme
gewöhnliche
Essigsäure
1,80
„
Weingeist
1,81
„
Wasser
10,80 „
Sollte das negative Bild zu schwach zum Vorschein kommen, so bringt man
Pyrogallussäure-Auflösung in ein Glasgefäß, setzt dem Bad von salpetersaurem
Silber einige Tropfen derselben zu und gießt die Mischung auf die Platte; auf diese
Weise gelingt es stets, dem Bild die erforderliche Intensität zu geben. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S.
264.)
Nadard's Collodiumschale für Photographen.
Man denke sich eine verticale Schale, deren eine Wand die Glastafel selbst ist,
stehend auf einer andern horizontalen Schale, welche letztere die aus der erstern
ablaufende Flüssigkeit aufnimmt. Nachdem die Flüssigkeit in die verticale Schale
gegossen worden ist, verläßt sie dieselbe sogleich mittelst eines an deren Basis
angebrachten Hahns, wobei auf der Glastafel eine ganz reine und durchsichtige
Collodiumschicht zurückbleibt. Hr. Nadard gibt seinen
Glastafeln bis fünf Schichten, wovon jede so dünn ist, daß sie zusammen nicht dicker
als die nach dem gewöhnlichen Verfahren erhaltene Schicht sind. Die erste Schicht
muß trocken seyn, bevor man die zweite anbringt. Ehe man die Glastafel in das
salpetersaure Silber bringt, muß man so viel Zeit verstreichen lassen, als die
ersten Operationen erforderten. Auf diese Weise vermeidet man einen Verlust an
Collodium und erhält eine gleichförmig vertheilte Schicht ohne alle Streifen. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S.
261.)
Naturgetreue Nachbildung von Mollusken und anderen Thieren in
Wachs oder Gyps; von Hrn. Stahlin Paris.
Nach dem von dem Verfasser früherhin in Anwendung gebrachten Verfahren (polytechn.
Journal Bd. CXVIII. S. 294) wurden die
Mollusken vor dem Abformen in eine Lösung von Chlorzink getaucht. Taucht man sie
aber im noch lebenden Zustande in diese Lösung, so ziehen sie sich sehr zusammen, so
daß sie manchmal Risse erhalten, und werden daher hart, mißgestaltet und zum
Abformen untauglich. Man mußte sie daher im todten Zustande in die Lösung
eintauchen. Sie ließen sich dann zwar leicht abformen, aber sie blieben in einem
weichen, welken und zusammengefallenen Zustande, und verloren großentheils ihre
natürliche Form, konnten nun also auch nicht mehr naturgetreue Abgüsse liefern. Stahl hat deßhalb die Anwendung des Chlorzinks
aufgegeben, und benutzt statt dessen die Owen'sche
Flüssigkeit, sehr mit Wasser verdünnt. Diese Flüssigkeit, welche Owen statt Spiritus zur Conservation von Thieren in
Anwendung bringt, wird bereitet aus 160 Gram Kochsalz, 80 Gram. Alaun, 0,3 Gram.
Quecksilbersublimat und 2 1/2 Litern Wasser. Statt 2 1/2 Liter Wasser nimmt Stahl aber 10 Liter. Die abzuformenden Thiere werden
nicht todt in diese Flüssigkeit eingetaucht, sondern einige Zeit bevor das Leben sie
verlassen hat. Nachdem sie ungefähr zwei Stunden lang eingetaucht waren, nimmt man
sie, oft noch lebend, heraus und schreitet dann zum Abformen. Die Thiere behalten
bei dieser Manier ihre natürlichen Formen auch in den zartesten Organen auf das
Vollkommenste bei, und Stahl stellt mittelst dieses
Verfahrens Abgüsse in Wachs her, die, von dem Maler Formant mit den entsprechenden Farben ausgestattet, die Natur auf das
Täuschendste nachahmen. Auch in Gyps werden sowohl lebende als fossile Thiere von
Stahl in ganz vorzüglicher Weise nachgebildet, wie
man unter andern im naturhistorischen Museum in Paris, welches viele derartige
Producte besitzt, wahrnehmen kann (Bulletin de la
Société d'Encouragement, durch polyt. Centralblatt, 1853, S.
1278.)