Titel: Ueber Carville's Backofen mit Steinkohlenfeuerung; Bericht des Hrn. Felix Leblanc.
Fundstelle: Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XXII., S. 95
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XXII. Ueber Carville's Backofen mit Steinkohlenfeuerung; Bericht des Hrn. Felix Leblanc. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Januar 1854, S. 43. Mit Abbildungen auf Tab. II. Leblanc, über Carville's Backofen mit Steinkohlenfeuerung. Bereits seit 1849 beschäftigt sich Hr. Carville in Paris (rue Saint-Louis, 41, au Marais) mit der Aufgabe, das Brodbacken mit möglichster Oekonomie in Oefen mit heißer Luft zu bewirken, so daß das Brennmaterial nie in unmittelbare Berührung mit der Ofensohle kommt, sey es vor oder nach dem Einsetzen des Brodes. Ein regelmäßiges und gleichförmiges Backen in einer Muffel zu erlangen, welche das Brod aufnimmt, die Benutzung der wohlfeilsten Brennmaterialien, und die möglichste Vermeidung eines jeden Wärmeverlustes, dieß ist der Zweck, welchen sich Hr. Carville gestellt und den er mit großer Ausdauer verfolgt hat. Nach und nach hat er seinen Ofen wesentlich verbessert und die jetzige Construction desselben soll hier beschrieben werden. Der Carville'sche Ofen besteht aus einer Art Muffel, deren horizontaler und runder Boden das zu backende Brod aufnimmt. Dieser Boden wird durch die Flamme und die Verbrennungsproducte erhitzt, welche ihn von allen Seiten umgeben, und die von einem besondern Herde ausgehen, welcher von dem eigentlichen Backofen getrennt ist. Die Feuerung des Herdes erfolgt auf der Seite, welche sich der Einschießthür gegenüber befindet. Die äußere Gestalt des Ofens ist cylindrisch; der Boden oder die Sohle desselben ist kreisrund, besteht aus großen und dicken Platten von gebranntem Thon und ruht auf kurzen Säulen von feuerfestem Thon. Ueber dem Herde ist die Dicke des Bodens die doppelte. Die aus dem Herde strömende Flamme, welche gewöhnlich durch die Verbrennung von Steinkohlen hervorgebracht wird, schlägt gegen den Muffelboden, gelangt alsdann senkrecht in einen kreisrunden Canal, und zieht hierauf durch die beiden Gewölbe der Muffel ab. Der Zwischenraum zwischen den beiden Gewölben ist durch Scheider, welche radienartig nach der Peripherie gehen, in mehrere Abtheilungen getheilt, die sämmtlich in eine mittlere Oeffnung auslaufen. Register, welche mittelst Schlüsseln gedreht werden können, gestatten den beliebigen Verschluß von einem oder mehreren Durchgängen des Rauchs, je nachdem dieß die Feuerung erfordert; dadurch ist man in Stand gesetzt, die Temperatur in dem Innern der Muffel zu reguliren. Aus dem Zwischenraum zwischen dem ersten und zweiten Gewölbe gelangt der Rauch in einen zweiten Zwischenraum, zwischen dem zweiten und dritten Gewölbe, wobei er in einer gekrümmten Linie strömt. Am Ende dieser Canäle gelangen die Verbrennungsproducte in einen senkrechten Canal, und aus diesem in eine liegende Esse, welche zu der allgemeinen Esse des Backhauses führt. Durch diesen langen Weg, den die Wärme machen muß, werden die Verbrennungsproducte möglichst vortheilhaft benutzt. Ein Quecksilber-Thermometer zeigt die Temperatur im Innern der Muffel an. Ein Carville'scher Ofen, dessen Sohle 3,8 Meter (5 3/4 rheinländ. Fuß) im Durchmesser hat, kommt auf 3000 Franken (800 Thlr.) zu stehen. Die mit diesem Ofen angestellten Versuche lassen nichts zu wünschen übrig; sie wurden 63 Tage lang fortgesetzt und mit den Resultaten verglichen, die ein Ferrand'scher Ofen in der Bäckerei der Hospitäler zu Paris lieferte. Beide Oefen waren in ununterbrochener Feuerung, und man schoß in dieselben 14mal in 24 Stunden Brod ein. Man verbrannte in dem Carville'schen Ofen gemengte Steinkohlen von Charleroi und Marimont, wovon 100 Kilogr. 3,16 Fr. kosten, während in dem Ferrand'schen Ofen Espen- und Birkenholz verbrannt wird. 1000 Kilogr. (20 Zollcentner) Brod kosteten in dem Carville'schen Ofen 2,50 Fr. an Steinkohlen, während in dem andern Ofen für 6,97 Fr. Holz verbrannt wurde, oder nach Abzug des Werthes der Löschkohlen (33 Proc. vom Werth des Holzes) für 4,65 Fr. In einem andern Ofen, der von Hrn. Lespinasse erfunden wurde, erfordern 1000 Kilogr. gebackenes Brod für 4,83 Fr. Holz (nach Abzug des Werthes der Löschkohlen). Man erspart daher zu Paris 50 Proc. durch die Carville'schen Oefen; man könnte sogar noch mehr ersparen, da man in den Carville'schen Oefen ohne wesentliche Vermehrung des Brennmaterials in 24 Stunden wenigstens zwei Gebäcke mehr machen kann; bei der Feuerung mit Holz sind überdieß die Kosten für das Schneiden und Spalten desselben zu berücksichtigen.Berechnet man die Kosten für 100 Kilogr. Mehl, so findet man, daß der Carville'sche Ofen 10 Kilogr. Steinkohlen verzehrt, während der gewöhnliche Ofen 24,6 Kil Holz erfordert, welche 12,3 Kil. Steinkohlen entsprechen; die Ersparniß an Brennmaterial beträgt also dem Gewichte nach 18,8 Procent. Zu Nîmes und Servas bei Alais sind Carville'sche Oefen seit zwei Jahren im Gebrauch, und wir erhielten über deren Zweckmäßigkeit sehr günstige Berichte. Beschreibung des Carville'schen Backofens. Fig. 1 senkrechter Durchschnitt des Ofens nach der Linie AB, Fig. 2. Fig. 2 Grundriß des Ofens in der Höhe der Linie CD, Fig. 1. Fig. 3 horizontaler Durchschnitt über dem Gewölbe auf der Linie EF. Fig. 4 Grundriß der Ofensohle, in der Höhe der Linie GH. Fig. 5 horizontaler Durchschnitt über dem Herde. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen Figuren gleiche Gegenstände. A Mauerwerk des Ofens, welches mit einem Mantel von starkem Eisenblech umgeben ist. B Rost. C Aschenfall. D Thür des Backofens. E Muffel, die durch die Flamme und den Rauch, welche sie umgeben, erhitzt wird. F Ofensohle, auf welche man das Brod setzt; sie besteht aus großen und dicken gebrannten Steinen, welche auf einer Sandschicht ruhen; letztere liegt auf einem Boden von Ziegelsteinen, welcher von vier starken Säulen H, H aus feuerfestem Thon und von fünfzig anderen, schwächeren Säulen I, I getragen wird. J erstes Gewölbe, welches den Boden bedeckt und die runde Muffel schließt. K ringförmiger Canal, der durch hohle Ziegelsteine gebildet wird, aus denen die senkrechten Wände der Muffel bestehen. K' ein anderer Canal, durch welchen die Flamme in senkrechter Richtung aufwärts zieht, nachdem sie den Boden der Muffel beleckt hat, um sich zwischen das erste Gewölbe zu begeben, welches diese Muffel schließt und das zweite Gewölbe L, in dessen Mitte eine kreisrunde Oeffnung M gelassen ist. Der Zwischenraum zwischen den beiden ersten Gewölben ist durch acht Scheider N, Fig. 3, in acht Abtheilungen getheilt. O, O acht Register mit drehbaren Schlüsseln, wodurch nach Belieben einer oder mehrere von den acht Durchgängen für den Rauch verschlossen werden können, um die Feuerung zu reguliren. P drittes Gewölbe, zwischen welchem und dem Gewölbe L der Rauch durchgeht, welcher in die mittlere Oeffnung M gelangt ist; er durchläuft nach einander alle Theile des Zwischenraumes, indem er eine Spirale beschreibt, welche durch einen kleinen Scheider von Ziegelsteinen Q, Fig. 2, gebildet wird. Die Pfeile geben die Richtung des Rauches an. R senkrechter Canal am Ende des spiralförmigen Canals Q; er nimmt den Rauch auf, welcher nach der liegenden Esse S, Fig. 5, strömt, die ihn abwärts zu einer größern Esse führt, welche mehreren Oefen gemeinschaftlich ist. T, TFig. 4, sechs Röhren, welche in dem Mauerwerk befestigt sind, und von denen auf der einen Seite zwei, nämlich die Röhren T', T', mit dem Innern der Muffel, und zwar der Thür gegenüber, in Verbindung stehen, während die vier anderen nur bis in den ringförmigen Canal K treten. Diese Röhren sind mit Hähnen U versehen, welche man öffnen kann, um die Temperatur des Bodens und der Wände nach Belieben zu vermindern. V Thermometer, welches über der Thür senkrecht in dem Ofengewölbe eingelassen ist, und zwar in einer Thonröhre, die mit Asbest ausgefüllt und von einer zweiten gußeisernen Röhre umgeben ist; diese Röhre tritt bis in die Muffel. X senkrechte Esse, durch welche man, indem man das Register Y öffnet, den Zug des Ofens verstärken und die Verbrennungsproducte unmittelbar vom Herde in die große gemeinschaftliche Esse gelangen lassen kann. Z Kessel, der über dem Ofen angebracht ist, in welchem Wasser gewärmt werden kann. A' Register, womit die Flamme von dem Herde und von der Esse X abgesperrt wird.

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Tafel Tab.
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Tab. II