Titel: | Ueber die Gehaltsbestimmung der Soole bei den österreichischen Salzbergwerken. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XXIX., S. 121 |
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XXIX.
Ueber die Gehaltsbestimmung der Soole bei den
österreichischen Salzbergwerken.
Aus der österreichischen Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen, 1854, Nr. 6.
Ueber die Gehaltsbestimmung der Soole bei den österreichischen
Salzbergwerken.
Um bei der Bestimmung des Soolengehaltes in den k. k. Salzbergwerken und bei den
Sudhütten einen gleichförmigen Vorgang einzuführen, und die bisher gebräuchlich
gewesenen verschiedenartigen Spindeln durch ein zweckmäßiges Instrument zu ersetzen,
hat das k. k. Finanzministerium verfügt, daß künftig zur Ermittelung des
Salzgehaltes der Soole nur Pfündigkeits-Aräometer
angewendet werden sollen.
Für den beabsichtigten Zweck hatte man nur die Wahl zwischen Aräometern mit der
Eintheilung nach dem specifischen Gewichte, Procenten-Aräometern und
Pfündigkeits-Aräometern.
Aräometer nach dem specifischen Gewichte verdienen bei
genauen und wissenschaftlichen Untersuchungen sicher den Vorzug vor andern, und
werden daher auch auf den Sudhütten und an manchen Orten selbst zum Gutsprechen der
Soole angewendet. Für den vorliegenden Zweck haben sie jedoch den Nachtheil, daß sie
ein Resultat in Ziffern liefern, welches nur dem wissenschaftlich Gebildeten, nicht
aber dem gemeinen Mann verständlich ist, welchem es doch zusteht, die Soole während
der Erzeugung öfters zu untersuchen. Ferner schreitet die Scala bei diesen Aräometern in Ziffern
fort, welche in Decimalen ausgedrückt werden, und nur um 0,01 differiren, was
gleichfalls die Anwendung in der Hand des gemeinen Mannes erschwert. Endlich können
gewisse Resultate, um die es sich in der Praxis vorzugsweise handelt, nämlich der
Procentengehalt oder die Pfündigkeit der Soole, aus den aräometrischen Ziffern erst
durch eine complicirte Rechnung oder mit Zuhülfenahme von Tafeln gewonnen werden. So
wichtig daher diese Aräometer sind, so wenig eignen sie sich für den täglichen
Gebrauch der untergeordneten Aufseher und Arbeiter.
Procenten-Aräometer, welche den Salzgehalt der
Soole in Procenten ihres Gewichtes angeben, sind zwar bedeutend bequemer in der
Anwendung, dürften aber in der Praxis aus dem Grunde weniger Werth haben, weil die
Soole weder am Berge, noch bei der Hütte nach dem Gewichte gemessen wird, und daher
der Procentengehalt in vielen Fällen erst auf die Maaßeinheit = Kubikfuß Soole
reducirt werden muß.
Am brauchbarsten erscheinen daher für den Salzwerksbetrieb die Pfündigkeits-Aräometer, deren Theilstriche unmittelbar angeben, wie
viel Wiener Pfunde Salz in einem Wiener Kubikfuß Soole enthalten sind; denn da an
allen k. k. Sudwerken die Soole nach dem Rauminhalt in Wiener Kubikfuß abgegeben und
übernommen wird, so ist ein Pfündigkeits-Aräometer das einfachste Mittel, um
sogleich die Menge des in der fraglichen Soole enthaltenen Salzes zu ermitteln.
Es ist allerdings richtig, daß die Soole nicht bloß reines Kochsalz, sondern auch
andere Salze aufgelöst enthält, und daß daher das Pfündigkeits-Aräometer,
welches eine reine Kochsalzlösung voraussetzt, kein vollkommen richtiges Resultat
liefern kann; allein diese Einwendung trifft alle
Aräometer ohne Unterschied, weil alle bloß die physische,
und nicht die chemische Beschaffenheit der Soole
anzugeben bestimmt sind. Uebrigens ist das Verhältniß zwischen dem nominellen
Salzgehalt und dem wirklichen Ausbringen an jeder Sudhütte ohnedieß bekannt; es
können daher die Angaben des Pfündigkeits-Aräometers hiernach leicht
berichtigt werden. Die in Aussee übliche Soolspindel mit 18 Graden scheint ein
Pfündigkeits-Aräometer zu seyn, während die Halleiner Spindel mit 27 1/2
Graden einem Procenten-Aräometer entsprechen dürfte.
Da bei den Salzsoolen specifische Gewichte über 1,2078 nicht vorkommen, welches
Maximum einem Gehalte von 18,639 Pfd. Salz in einem Kubikfuß entspricht, so erhält
man beim Pfündigkeits-Aräometer, von Pfund zu Pfund fortschreitend, eine
mäßige Anzahl von Theilstrichen, deren Ziffern sich leicht abnehmen lassen, und
selbst dem gemeinen Arbeiter vollkommen verständlich sind. Auch läßt sich dieses
Aräometer sehr compendiös herstellen, so daß es in einem angemessenen Futterale
leicht in die Tasche
gesteckt werden kann; es ist daher ganz geeignet, dem Wässerungspersonale zum
Gebrauche und zur Richtschnur zu dienen, um den Fortschritt der Wässerung zu
beobachten.
Folgende Ziffern geben die den einzelnen Theilstrichen entsprechenden specifischen
Gewichte, wobei eine Temperatur der Soole von + 15° R. vorausgesetzt wird,
was auch mit der bei den preußischen Salinen üblichen Gepflogenheit
übereinstimmt.
Theilstriche desPfündigkeits-Aräometers.
Entsprechendes spec. Gewicht.
0
1,0000
1
1,0124
2
1,0246
3
1,0367
4
1,0485
5
1,0604
6
1,0719
7
1,0834
8
1,0949
9
1,1059
10
1,1169
11
1,1279
12
1,1388
13
1,1494
14
1,1601
15
1,1705
16
1,1809
17
1,1912
18
1,2013
18,639
1,2078
Auf Anordnung des h. Finanzministeriums werden nun sämmtliche k. k. österr.
Sudsalinen mit der erforderlichen Anzahl solcher Pfündigkeits-Aräometer
versehen, und dieselben der Gleichförmigkeit wegen nach einem bestimmten Muster von
den HHrn. Pecher und Schober
zu Wien angefertiget werden.