Titel: | Beiträge zur Statistik des Hopfenbaues im Königreich Bayern; mitgetheilt von Professor Dr. Rudolph Wagner in Nürnberg. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. XL., S. 151 |
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XL.
Beiträge zur Statistik des Hopfenbaues im
Königreich Bayern; mitgetheilt von Professor Dr. Rudolph Wagner in Nürnberg.
Wagner, Beiträge zur Statistik des Hopfenbaues im Königreich
Bayern.
Bayerns hopfenbautreibende Gegenden lassen sich in folgende drei Bezirke
eintheilen:
I. in den Bezirk Mittelfranken, indem man von Nürnberg aus
eine Linie zieht
a) einerseits längs des Pegnitzgrundes über Lauf bis Hersbruck, dann über
Offenhausen nach Altdorf,
Ferrieden, Allersberg, Hilpoltstein, Heideck, Pleinfeld, Georgsgmünd, Spalt, Wassermungenau nach Windsbach;
b) andererseits nach Langenzenn im Zenngrund nach Wilhermsdorf, Markt Erlbach, Emskirchen nach
Neustadt a. d. Aisch, und
von da dem Aischgrund entlang über Üehlfeld bis Hörtstadt und hinüber nach Forchheim.
An beiden Seiten dieser Linien in größerer oder geringerer Ausdehnung ziehen sich die
Landdistricte jener Orte mit ihrem ergiebigen Hopfen bau hin;
II. in die ober- und niederbayerschen Bezirke mit Wasserburg und Kinding innerhalb einer von
Regensburg aus
a) über Landshut,
b) über Ingolstadt
nach München gezogenen Doppellinie.
In diesem unregelmäßigen Dreiecke liegen zerstreut die hopfenbautreibenden
Ortschaften Altbayerns (darunter die sogenannte Hallertauer Gegend), von denen die folgenden die
wichtigsten sind: Wollenzach, Abendsberg, Neustadt a. d. D., Mülhausen, Rothenburg,
Pfeffenhausen, Regensburg, Pfaffenhofen, Vohburg.
An diesen altbayerschen District schließt sich noch einerseits die Gegend um
Wasserburg, andererseits die des Landgerichtes Greding (Kipfenberg, Kindig) als
hopfenbautreibend an;
III. in den Bezirk Memmingen (Kreis Schwaben).
Die durchschnittliche Gesammtproduction von Hopfen beläuft sich auf circa 60,000 Centner, davon kommen auf
Bezirk
I.
40,000 Centner
„
II.
18,000 „
„
III.
2,000
„
Bezüglich der Qualität des bayerischen Hopfens im Vergleich zum böhmischen Hopfen
kann man im Allgemeinen annehmen, daß Bayern eine kräftigere, aber weniger feine Qualität Hopfen
liefert als Böhmen.
Der Durchschnittspreis des bayerischen Hopfens während der letzten fünfzig Jahre,
welcher einen Gesammtdurchschnittsertrag von 3/5 einer vollen Ernte nachweist, liegt
zwischen 55 bis 60 fl. per Centner. In diesem Zeitraume
war der niedrigste Jahresdurchschnittspreis circa 20 fl.
(1828 und 1847), der höchste circa 300 fl. (1805).
Für die Folge kann ein etwas niedrigerer Durchschnittspreis angenommen werden, da bei
dem sehr vermehrten ausländischen Hopfenbau und bei den jetzigen
Communicationsmitteln der Ersatz für eine unzureichende Ernte schnell zu beziehen
ist.
Bayern bedarf zu seiner Biererzeugung jährlich ungefähr 42–45,000 Centner
Hopfen. Der Ueberschuß von 15,000 Centner geht je nach Bedarf ganz oder theilweise
nach dem Norden von Deutschland, nach Frankreich und nach der Schweiz.
Bayern bezieht bei genügender inländischer Ernte von Böhmen (Saazer) und von Baden
(Schwetzinger), nur kleine Quantitäten je nach der Liebhaberei einzelner Brauer für diese
ausländischen Sorten; bei mangelhafter Ernte dagegen bezieht es aus allen
hopfenproducirenden Ländern, zunächst aus Böhmen, Polen, Baden, Württemberg, und
wenn diese Länder genügenden Ersatz nicht bieten können, aus Frankreich, Belgien und
zuletzt aus Amerika und England.
Es ist in der neueren Zeit ausgesprochen wordenBalling's Bierbrauerei, 1854, Bd. II S. 122., daß die große Hopfenproduction Nordamerika's die böhmischen Hopfenbauer
beunruhige. Für die bayerischen Hopfenproducenten gilt nicht dasselbe, da weder die
Hopfenproduction Englands, noch die der Vereinigten Staaten, noch diejenige irgend
eines anderen Landes für Bayerns Hopfenbauer beunruhigend seyn kann, so lange Bayern
so ausgezeichnetes Product, das es seinem Boden und seinem Clima verdankt, liefert,
und so lange ächt bayerisches Bier getrunken wird.
Uebersicht der Menge des in verschiedenen Ländern producirten
Hopfens.
Böhmen
erzeugt
70,000 Centner
Bayern
„
60,000 „
Baden
„
15,000 „
Württemberg
„
5,000 „
Elsaß mit Lothringen
„
18,000 „
Polen
„
20,000 „
Braunschweig u. Altmark
„
15,000 „
England
„
250,000 „
nördliches Frankreich
„
4,000 „
Belgien
„
50,000 „
Amerika
„
20,000 „