Titel: | Ueber die Füllung der Barometer-Röhren mit Quecksilber, die Reinigung des Quecksilbers und einen zum Auskochen desselben im Rohr dienlichen Apparat; von L. Georg Treviranus. |
Autor: | Ludwig Georg Treviranus [GND] |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LIV., S. 187 |
Download: | XML |
LIV.
Ueber die Füllung der Barometer-Röhren mit
Quecksilber, die Reinigung des Quecksilbers und einen zum Auskochen desselben im Rohr
dienlichen Apparat; von L. Georg
Treviranus.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Treviranus, über die Füllung der Barometer-Röhren mit
Quecksilber und das Auskochen derselben.
In Bd. CXXVI S. 90 dieses Journals befindet sich ein Aufsatz von mir unter der
Aufschrift: „Ueber eine Vereinfachung der
Construction und des Gebrauchs der stationären Barometer“,
in welchem die
Möglichkeit dargethan wurde, Barometer in der Art einzurichten, daß sich der
Quecksilberspiegel des Gefäßes, oder auch der Flasche, selbst regulirt. Von den
Vortheilen, welche dieses in Bezug auf die Bequemlichkeit im Gebrauch des
Barometers, in der Zeitersparung und der Richtigkeit der Beobachtungen gewährt, bin
ich selbst so sehr überzeugt, daß ich den Wunsch nicht unterdrücken konnte,
mindestens ein Gefäß-Barometer ausgeführt zu sehen, welches, nebst den obigen
Vortheilen, allen andern Forderungen, welche man sonst an Barometer der bessern Art
zu machen berechtigt ist, ein Genüge zu leisten geeignet sey.
Zu diesen Erfordernissen gehört bekanntlich unter anderm auch: daß das Quecksilber im
Rohre selbst ausgekocht wird, worin ich aber zu jener Zeit, als ich den oben
angezogenen Aufsatz schrieb, noch gar keine Erfahrung hatte, sondern mir dachte, ich
müsse vor allem den Auskoch-Proceß von Jemand verrichten lassen, welcher in
dieser Sache ganz bewandert sey. Jedoch was ich seitdem darüber las und mir mündlich
über den Gegenstand mitgetheilt wurde, brachte mich auf die Vermuthung, daß wenn
sichs wirklich so verhielte, man bei dem Auskochen wohl noch nicht die rechte
Methode getroffen hätte. Da soll es so starke Schwankungen der Säule und so heftige
Schläge im Rohr geben, daß man jeden Augenblick gewärtigen muß, es in Trümmer gehen
zu sehen. In dem Glauben, daß dieß nicht so seyn könne, wenn die Sache besser
angegriffen würde, wurde ich durch den Umstand bestärkt, daß das Auskochen des
Quecksilbers im Rohr bei den Verfertigern gewöhnlicher Barometer ganz aus der Mode
gekommen zu seyn scheint, und daß sie, wenn sie ja einmal Bedürfniß dafür haben, die
Sache so betreiben, wie sie sie von dem infalliblen Meister gelernt haben, gar nicht
denkend und zugeben wollend, daß es auch wohl auf andere und bessere Art geschehen
könnte.
Als ich hierüber nachdachte, schien mir gleich anfänglich der Gebrauch eines offenen
Kohlenfeuers, dessen Hitze nicht auf einen Punkt hin concentrirt ist, keine
Nachahmung zu verdienen; sowie auch die schräge Lage, in welcher man das Rohr dem
Feuer aussetzt, weil es eben als keine leichte Aufgabe erscheint, ein solches mit
Quecksilber gefülltes, dabei stark erhitztes Rohr in den Händen in der Art zu
handhaben, daß keine Ungleichheit in der Erwärmung des Umfanges stattfindet, welche
den Bruch veranlassen kann.
Ich kam nun auf die Idee, eine Weingeistlampe mit doppeltem Luftzug zu benutzen, und
zwar so, daß das Glasrohr nach und nach in dem Innern des Rohrs der Lampe sich in
senkrechter Richtung herabsenkt, während die Hitze des brennenden Weingeistes durch
einen über dem Gefäße der Lampe befindlichen Schirm concentrirt, gleichförmig und
ohne daß das Rohr mit
den Händen berührt wird, immer nur auf einen kleinen Theil von dessen Höhe und
Umfang wirkt.
Schon der erste Versuch, welchen ich mit dem obgleich noch unvollkommenen Apparat
anstellte, fiel zu Gunsten der neuen Auskochungsmethode aus. Schläge im Rohr, welche
entstehen, wenn es zu viele Feuchtigkeit vermischt mit Luft im Innern enthält, gab
es gar nicht, wohl aber wurde ein ziemliches Schwanken der Quecksilbersäule, auf und
nieder, bemerkt. Solche Oscillationen entstehen zwar zum Theil aus dem Entweichen
der Luft und des Wasserdampfes, und sie lassen sich wohl nicht ganz beseitigen; aber
der Hauptgrund liegt, wie ich beobachtete, in dem Umstand: daß, wenn man den
Auskochproceß übereilt (nämlich schon einen höhern Punkt des Rohres dem Brennpunkt
der Lampe aussetzt, ehe der niedrigere Theil, vergleichsweise wie beim Silber,
geblickt hat, so daß man genöthigt ist das Rohr am Seil und der Rolle wieder zu
heben), dann die Masse des kochenden Quecksilbers zu groß wird, und die Dämpfe nicht
mehr mit der Leichtigkeit als beim regelmäßigen Verlauf des Processes entweichen
können.
Es geht in diesem Falle, wo immer nur beiläufig ein 3/4 Zoll der Quecksilberhöhe sich
im Kochen befindet, dasselbe so ruhig vor sich, daß man das Rohr bis auf beiläufig 1
1/2 Zoll unter dem offenen Ende mit Quecksilber füllen, nebstdem das Ende mit einem
Korkstöpsel, ohne daß er herausfliegt, schließen darf. Auch schienen
Quecksilberdämpfe nicht eher ins Freie zu treten, als bis das Auskochen nahe
beendiget, nämlich zum offenen Ende des Rohres vorgeschritten ist. Die
Quecksilberdämpfe, welche sich früher entwickeln, schlagen sich in den höhern
kältern Theilen des Rohrs wieder nieder.
Bei dem letzten Rohr von 3 1/4''' Weite, welches ich auskochte, betrugen die
Oscillationen der Säule, soviel ich während einzelnen Blicken bemerken konnte, nur
etwa 1/2''; denn nur ganz kurze Zeiträume darf man das Auge von dem Punkt, wo es
kocht, wegwenden. Kocht man zu wenig, dann ist es, wie gesagt, nicht recht; kocht
man zu viel, dann gibt es braune Flecken im Rohr. Ist aber alles ganz regelrecht von
statten gegangen, dann zeigt sich weiterhin beim Umwenden des Rohrs die übrigens
schon von Anderen beobachtete sonderbare Erscheinung, daß sich die Säule in der
Spitze des Rohrs aufhängt, d.h. ohne daß man vorher am Rohr etwas rüttelt und
klopft, gar nicht herunter auf den dem Druck der Luft entsprechenden Höhenstand
sinken will. Das Auskochen erfordert nur eine Zeit von etwa 10 Minuten und an
Weingeist 1/4 Seidel, welches hier im Kleinhandel 3 Kreuzer kostet.
Bei zwei in der Weite wenig verschiedenen Röhren, welche beide mit gleich gut
gereinigtem Quecksilber gefüllt und dann ausgekocht wurden, war (nachdem sie lange
genug gestanden hatten, um gleiche Temperatur anzunehmen) mit Berücksichtigung der
Capillar-Depression gar kein Unterschied in der Quecksilberhöhe, über dem
Spiegel des Gefäßes gemessen, bemerkbar; wogegen sich bei unausgekochten, aber
anscheinend gut gefüllten Röhren, im Vergleich mit ersteren, ein Minus von 1 bis
6''' ergab, woraus ich folgere: daß man bei Anfertigung der sogenannten
Normal-Barometer das Auskochen des Quecksilbers im Rohr selbst nicht
entbehren kann.
Um nur eine Linie stellte sich das Quecksilber niedriger bei einem Rohr von (+
–) 2 1/2''' Weite, welches ich vor der Füllung mit Baumwolle möglichst rein
ausgeputzt, dann in kochendem Wasser erwärmt hatte, worauf ich das Quecksilber bis
auf 120° R. erhitzte und, nachdem es auf etwa 80° wieder abgekühlt
war, es ins Rohr füllte, endlich die kleinen Blasen welche sich noch zeigten, mit
einer größeren Luftblase sich vereinigen ließ und aus dem Rohr entfernte. Das
Verfahren hiebei besteht darin, daß man das Rohr bis auf etwa 1/4 oder 3/8'' unter
dem Korkstöpsel (womit man das offene Ende schließt) mit Quecksilber füllt; dann
durch eine etwas über die Horizontale erhöhte Lage des Kopfes bewirkt, daß sich die
Blase zum Kopfe hinauf, und endlich (indem man das Rohr senkrecht auf den Kopf
stellt) wieder nach dem verstöpselten Ende begibt, auf ihrem Wege dahin die kleinen
Blasen mitnehmend. Diese Manipulation muß so oft wiederholt werden, bis das
Quecksilber und die Luftbläschen keine Neigung mehr zeigen sich im Stamm des Rohres
festzusetzen, dasselbe also durch die Luftblase noch besser als die Baumwolle es
vermochte, gesäubert ist.
Dasselbe Verfahren wende ich auch bei den zum Auskochen bestimmten Röhren an, und
diese Vorbereitung mag wohl mit Ursache seyn, daß bei mir das Auskochen selbst so
leicht von statten geht.
Ist aber das Rohr nur etwa 1 1/2'' und darunter weit, dann kann man nach meinen
Beobachtungen die Luftblase gar nicht zum Laufen bringen, sondern muß suchen durch
Schütteln und Stoßen das Quecksilber zu vereinigen; daher nicht zu bezweifeln ist,
daß ein solches Rohr weit mehr Luft und Feuchtigkeit birgt als ein weiteres, bei
welchem das Putzen und die laufende Blase noch anwendbar ist. Das Rohr bei welchem
sich das Quecksilber um 6''' zu niedrig stellte, hatte wirklich nur 1 1/2 Weite, was
hinreichend erklärt, daß es sich so schlecht bewährte.
Ich habe noch versucht, dasselbe zu einem Flaschen-Barometer gehörige Rohr
(welches ich eben so wenig als ein Anderer gut füllen konnte) auszukochen, und bei dieser
Gelegenheit stellten sich dann in der That alle die mißlichen Umstände ein, welche
mir als die gewöhnlich den Auskochproceß begleitenden bezeichnet wurden. Die
Oscillationen des Quecksilbers im Rohr betrugen mindestens 5 Zoll; die Schläge waren
continuirlich, und als das Auskochen bis zu der halben Rohrslänge gediehen war,
zerbrach das Rohr mit einem heftigen Knall.
Ich will jedoch keineswegs behaupten, daß es gar kein Mittel gäbe, auch solche und
noch engere Barometer-Röhren vollkommen von Luft und Feuchtigkeit zu
befreien, aber die vermehrte Arbeit, welche dieses wahrscheinlich erheischt und das
größere Risico welches man dabei läuft, dürfte den erwarteten Nutzen in der
Ersparung an Quecksilber wohl überwiegen; es sey denn, daß auf das Auskochen
Verzicht geleistet wird und man wegen der Luftleere eben nicht ängstlich ist,
sondern sich wie gewöhnlich begnügt, die Scala am Brett des Wetterglases beiläufig
übereinstimmend mit derjenigen eines guten Barometers zu befestigen.
Wenn ein gehörig weites, in der angegebenen Art aufs sorgfältigste gefülltes Rohr,
beim Tages- oder auch beim Kerzenlichte, mit dem Ansehen eines ausgekochten
verglichen wird, dann hält es wirklich schwer einen Unterschied zu finden. Man
glaubt freilich mehr Glanz und Feuer in dem ausgekochten Quecksilber zu bemerken,
dieß kann aber trüglich seyn und mitunter seinen Grund nur in der Beschaffenheit des
Glases und dessen Wandstärke haben, so daß ich längere Zeit in Zweifel war, ob es
ein äußerliches Unterscheidungszeichen gäbe, bis ich es kürzlich durch Zufall
entdeckte.
Bringt man an einem an der Wand hängenden Barometer, dessen Rohr seitwärts unter
einem Winkel von etwa 45° vom Lichte getroffen wird, auf dessen Brett eine
Blende (ein schmales Lineal) in der Art an, daß die dem Lichte zugekehrte Seite des
Rohrs im Halbschatten zu liegen kommt, so bemerkt man bei einem ausgekochten Rohr an dessen etwas verdunkelter Seite
nichts, was nicht naturgemäß wäre; bei einem unausgekochten Rohre hingegen die im Schatten liegende Seite, wie die
Milchstraße am Himmel, von unten bis oben mit unzähligen feinen weißen Pünktchen
übersäet. Dieß beobachte ich wenigstens an dem Rohr eines gewöhnlichen Barometers,
welches ich besitze, dessen Quecksilber-Säule sich um 2 1/2''' niedriger als
die eines ausgekochten Rohrs stellt, und ich zweifle nicht, es wird sich auch,
wiewohl wahrscheinlich im geringeren Grade, bei Röhren so finden, welche mit mehr
Sorgfalt als das genannte Rohr gefüllt sind.
Diese Luft- und Wasserbläschen im Rohr werden beim Auskochen desselben sehr
bemerklich, und ich wiederhole, nicht eher darf an dem betreffenden Punkt das Kochen unterbrochen
werden, als bis sie sich in einer Blase vereiniget haben und entwichen sind.
Aus dem Vorhandenseyn der Bläschen und weil sie sich bis zur Kuppe des Quecksilbers,
also auch bis zum Vacuum erstrecken, läßt sich entnehmen, daß beim unausgekochten
Rohr wenig Hoffnung vorhanden ist, daß das Vacuum wie Anfangs erhalten wird, sondern
es muß in dem Maaße als die Bläschen hineingelangen, aufhören, also der
Barometerstand niedriger werden. Eine Gleichheit in der Angabe zweier Barometer und
ein constantes Vacuum läßt sich demnach nur, wie abermals folgt, von den
ausgekochten Röhren erwarten.
Für erstere ist freilich auch noch erforderlich, daß das Quecksilber welches zur
Füllung verwendet wird, stets gleiches specifisches Gewicht, also auch gleichen Grad
der Reinheit besitzt. Auf diesen Punkt wird indessen, wie ich gefunden habe, von
Seite der Barometer-Verfertiger weit mehr Sorgfalt als auf die Wahl der
Röhren in Bezug auf die Weite und auf die Füllung verwendet, wohl hauptsächlich
weil, wenn das Quecksilber bis zu einem gewissen Grad verunreinigt ist, man mit der
Füllung des Rohrs gar nicht fertig wird; das Quecksilber hängt sich bald hier bald
dort an dem Glase an, verunreinigt dasselbe, zeigt sich zu träge, und die Kuppe ist
nicht mehr regelmäßig abgerundet, so daß der Fehler dem Auge sichtbar wird und das
Wetterglas keinen Käufer findet.
Anfänglich schien es mir, nach demjenigen was ich über die Anfertigung der Barometer
von Andern hörte und darüber las, daß chemischreines, durch Destillation aus dem
Zinnober dargestelltes Quecksilber, unentbehrlich sey. Solches chemisch-rein
seyn sollendes Quecksilber habe ich mit dem doppelten und dreifachen Preis bezahlt,
wofür man gutes Quecksilber hier bei den Materialisten bekommt, und doch fand ich
später, als ich selbst mehr Einsicht in der Sache gewonnen hatte, daß man durch
Kochen mit wenig sehr verdünnter Salpetersäure, bei etwa 1 Procent Verlust am
Material, das Quecksilber in kurzer Zeit so reinigen kann, daß es mindestens eben so
brauchbar ist als das auf jenem Wege dargestellte.Es besitzt nämlich die nöthige Lebendigkeit und ist hinreichend rein, um
mindestens das Glas nicht zu schwärzen und sich daran anzulegen. Stellt sich
aber ein solches Quecksilber bei einem Barometerstand von 28'' oder 336''',
z.B. um 1/10''' höher, so kann dieß ja von der Capillar-Depression
abgezogen werden.Nach Regnault's Untersuchung (Bd. CXVII S. 12
dieses Journals) hat chemisch-reines Quecksilber von 0° im
Vergleich mit destillirtem Wasser von + 4° C. ein spec. Gewicht von
13,596, wie auch Kopp fand. Nehmen wir nun an,
ein für Barometer noch ganz brauchbares Quecksilber habe 13,592 spec.
Gewicht, so stellt sich die Säule von 336''' auf: 13,592 : 13,596 = 336 :
x = 336,1, also wie gesagt nur um 0,1'''
höher. A. d. Verf.
Durch eine zweimalige Behandlung mit Salpetersäure habe ich Quecksilber, welches eine
hiesige Materialhandlung um einen mäßigen Preis liefert, in dem Maaße gereiniget,
daß die Lösung durchaus kein Blei (die gewöhnlichste Verunreinigung des
Quecksilbers) mehr enthielt und bei einer Temperatur von + 10° R. das
salpetersaure Quecksilber in großen schneeweißen
Krystallen anschoß, was bei dem zuerst genannten theuren Quecksilber nicht so der
Fall war. Ob jenes theure Quecksilber von den Lieferanten wirklich aus
Schwefel-Quecksilber durch Destillation dargestellt wird, ist freilich sehr
zweifelhaft.Eine Methode chemisch-reines Quecksilber darzustellen, gab Millon an, im polytechn. Journal, 1847, Bd. CIII
S. 398. Ebendaselbst ist das Verfahren von Ulex
mitgetheilt, das Quecksilber durch Behandlung mit Eisenchlorid zu reinigen,
welche Methode für die Anwendung desselben zu Barometern vollkommen
ausreichend seyn dürfte. A. d. Red.
Es wäre nach meiner Ansicht wünschenswerth, ein in der Praxis (von den Barometermachern etc.) leicht anwendbares Mittel zu
besitzen, wodurch sich erkennen
Um das Quecksilber von Oxyd zu befreien, welches
dasselbe schwer beweglich macht, schüttelt man dasselbe nach Dr. Mohr's Vorschrift
mit kalter verdünnter Salpetersäure oder mit warmer verdünnter
Schwefelsäure, und wascht es dann mit viel Wasser aus. A. d. Red. ließe, ob ein Quecksilber ganz frei von Oxydul
ist. Man hat vorgeschlagen, das Quecksilber durch eine Tute von weißem Papier laufen
zu lassen, wobei man, wenn das Papier nicht geschwärzt wird, schließen dürfe, daß
das Quecksilber frei von Oxyd ist; ich muß jedoch bemerken, daß ich mir bis jetzt
kein Quecksilber verschaffen konnte, welches das Papier der Tute gar nicht
schwärzte; diese Anforderung dürfte, streng genommen, zu den Unmöglichkeiten gehören
und der Natur des Quecksilbers entgegen seyn, da es bei einer solchen Filtration
ohne Reibung des Quecksilbers nicht abgeht.
Zur Füllung der Barometerröhren ist, wie ich schon bemerkte, ein Quecksilber von
möglichst großer Lebendigkeit erforderlich, welches mindestens, wenn man es auf
einem ganz reinen glasirten, also ganz glatten Teller im Cirkel herumlaufen läßt,
dann keine Schwärze absetzt. Bei solchen vergleichenden Versuchen über die
Beweglichkeit und Reinheit verschiedener Quecksilberproben muß aber nothwendig der
angewandte Quecksilberkörper stets gleiche Größe, etwa 3/4 Zoll im Durchmesser,
haben. Bei allem Quecksilber, welches ich besitze, lassen sich durch gewisse
Bewegungen des Tellers zwar die sogenannten Schwänzchen darauf erzeugen; aber je
reiner das Quecksilber ist, desto schwieriger ist deren Erzeugung und desto kürzer und glänzender
fallen sie aus; sind sie im mindesten geschwärzt, so folgere ich daraus, daß das
Quecksilber noch nicht zu Barometern brauchbar ist.
Ein anderes Mittel zur Prüfung des Quecksilbers auf seine Reinheit soll darin
bestehen, daß man ein kleines Quantum davon, etwa 1/4 Loth, in einem ganz reinen
eisernen Löffel abdampft und aus der Größe und der Farbe des zurückbleibenden Flecks
auf die Qualität schließt. Es hat mir jedoch nicht gelingen wollen, auf diese Art zu
constanten Resultaten zu gelangen; der Fleck fiel bei demselben Quecksilber mehr
oder minder groß, auch mehr oder weniger braun gefärbt aus, und selbst das aus dem
Zinnober dargestellte Quecksilber hinterließ eine Marke. Eine weiße Einfassung des
braunen Fleckes, welche mitunter auch vorkam, scheint auf die Anwesenheit von Zinn
zu deuten.
Daß es übrigens nur der Beimischung sehr kleiner Quantitäten der fremden Metalle
bedarf, um das Quecksilber wesentlich zu verschlechtern, dürfte sich aus
nachfolgenden Beobachtungen, welche ich in dieser Hinsicht machte, schließen lassen.
Man liest hin und wieder, daß das Quecksilber im Kleinhandel bisweilen mit anderen
Metallen von geringerem Werth, am häufigsten mit Blei, verfälscht wird. Ich wollte
daher ermitteln, wie weit eine solche Fälschung getrieben werden kann, wozu ich
einen Posten Quecksilber mit 1 Proc. Blei, einen zweiten mit 1 Proc. Wismuth, und
einen dritten mit 1 Proc. Zinn versetzte, welche drei Metalle sich vollständig darin
auflösten. Das im Verhältniß von 1 Proc. zugesetzte fremde Metall bewirkte jedoch in
den drei Fällen, daß das Quecksilber fast alle Beweglichkeit und allen Glanz verlor,
und sich in einen halbflüssigen Brei verwandelte, welchen man beliebig formen
konnte. Diese Versuche dürften es demnach außer Zweifel setzen, daß Niemand in
betrügerischer Absicht eine Fälschung des Quecksilbers vornehmen kann, ohne daß es
leicht entdeckt wird.
Das Quecksilber, welches ich zu diesen Versuchen anwandte, war ein sehr reines; ich
untersuchte nun noch mit den drei Posten, deren jeder 1 Procent von einem der
genannten Metalle enthielt, wie sich die Rückstände nach dem Verdampfen des
Quecksilbers in Form und Farbe zeigen. Aber die Verdampfung war bei jeder Post
schwieriger als ich mir gedacht hatte; während ich mittelst der Flamme einer Kerze
stets 1/4 Loth gewöhnliches Quecksilber innerhalb 15 Minuten verdampfte, ging der
Proceß jetzt so wenig von statten, daß ich genöthigt war eine Weingeistlampe unter
den Löffel zu stellen; aber auch mit deren Hülfe dauerte es ungewöhnlich lange bis
das Quecksilber beiläufig auf 1 1/2''' im Durchmesser reducirt war, worauf in allen drei Fällen die
Verdampfung bald mit einer Explosion des Kügelchens endigte, so daß ich über den
erwarteten Rückstand keinen Aufschluß erhalten konnte.
Diese Erscheinung ist von einigen Chemikern, welchen ich sie mittheilte, als bisher
unbekannt erklärt worden, und ich glaubte sie daher um so mehr erwähnen zu müssen,
weil sie hinsichtlich der Destillation des unreinen Quecksilbers im Großen
beachtenswerth ist.
Aus obigen drei Versuchen folgte, daß man reines Quecksilber nicht mit 1 Proc. Blei,
Zinn oder Wismuth versetzen darf, wenn es zu physikalischen Zwecken nicht ganz
unbrauchbar werden soll; seitdem habe ich mich durch einen vierten Versuch
überzeugt, daß das Quecksilber vom Blei selbst nicht 1/5 Proc. verträgt, und sehr
wahrscheinlich selbst 1/10 Proc. noch zu viel ist.
Aber angenommen, dieses sey noch zulässig, dann läßt sich nach der Vermischungsregel,
unter der Voraussetzung, daß bei der Auflösung des Bleies
im Quecksilber der körperliche Raum beider Metalle nicht verändert wird,
ein Schluß auf das spec. Gewicht der Mischung wie folgt machen:
beim Quecksilber
ist das
spec. Gew.
= 13,596; das absol.
= 100,0;
das Product
= 1359,6
„ Blei
„
„
„
= 11,330;
„ „
= 0,1;
„ „
=
1,1
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
die Summen sind:
= 100,1
und
= 1360,7
und als spec. Gewicht der Mischung folgt:
1360,7 : 100,1
=
13,593
Dasselbe ist also noch um 0,001 besser, als ich Seite 192 in der Anmerkung annahm; es
würde sich aber auf 13,590 und zwar im Minimum stellen, wenn in dem Amalgam Zinn,
welches nur ein spec. Gewicht = 7,291 hat, anstatt Blei angenommen würde.
Aus dem Vorhergehenden dürfte sich entnehmen lassen: daß die
Unrichtigkeit der Angabe, welche bei mehreren Barometern aus der Verschiedenheit
des spec. Gewichtes ihres Quecksilbers entspringen kann, jedenfalls viel
geringer ist als die Differenz, welche aus einer schlechten Füllung und
Unterlassung des Auskochens entspringt; ferner, daß das spec. Gewicht von
chemisch-reinem Quecksilber und solchem, welches zur Füllung der
Barometer nicht mehr tauglich ist, wahrscheinlich in
noch engern Gränzen eingeschlossen ist, als sich aus den Zahlen 13,596 und 13,593 ergibt.
Was endlich die specielle Einrichtung des Auskoch-Apparates für das
Quecksilber der Barometer-Röhre anbelangt, so dürfte sie mit Hülfe der Abbildungen aus dem, was
ich anfänglich bereits darüber bemerkte und jetzt noch hinzufügen werde, ganz
verständlich werden.
Fig. 1 ist der
Aufriß des Apparates von vorne, in welchem übrigens die vordere Stütze für das
Tischblatt fehlt und dieses unterhalb der Lampe durchbrochen ist. Fig. 2 ist ein
vollständiger Aufriß von der Seite. Fig. 3 zeigt im
Verticaldurchschnitt das Rohr eines Flaschen-Barometers und wie beim
Auskochen ein Verlust an Quecksilber zu verhindern ist; nebstdem, wie der erhitzten
Luft und den Dämpfen ein Ausweg ins Freie verschafft wird, und wie die Leitung für
das Rohr einzurichten ist, damit die Flasche durchpassiren kann, wenn die Leitung
nicht mehr nöthig ist. Fig. 4 zeigt einen
Eisendraht, an dessen Obertheil ein aus dünnem Kupferblech bestehendes
durchbrochenes Körbchen befestigt ist, in welchem der Kopf des Barometerrohrs
während des Auskochens ruht; Fig. 5 zeigt den Grundriß
des Bleches vor dem Biegen. Dieselben Theile sind in den Figuren mit gleichen
Buchstaben bezeichnet. Zwischen Figur 1 und 2 befinden sich
die einzelnen zwischen und an den Säulen angebrachten Theile von oben angesehen.
In Fig. 1 ist
B der Kopf einer Schwelle, die mit einer zweiten A, A in der Mitte im rechten Winkel zusammengeplattet
ist und welche zusammen die vier Füße des Apparates bilden. In A, A sind zwei viereckige Säulen C, C und C', C' eingezapft, durch Keile darin
befestigt und oben nochmals durch das Joch D, D zusammen
verbunden. An jede der beiden Säulen ist das Blatt G, G,
worauf die Lampe ruht, seitwärts durch eine Holzschraube befestigt; zu weiterer
Befestigung des Blattes dienen oben die Knaggen d, d und
unten die Stützen E und E'.
Zwischen dem Fuß des Gestelles und dem Blatte befindet sich der Schieber F, F; in dessen Mitte der Eisendraht a, b mit dem Körbchen oder der Spur b für das Glasrohr; außerhalb den Säulen die Gehänge F, g von Eisendraht zur Befestigung der Seile g, l daran. Wegen der Erhöhung des Punktes b über F ist eine directe
Befestigung der Seile an dem Schieber nicht anwendbar, weil dadurch dessen leichte
Bewegung zwischen den Säulen mehr oder weniger gehindert würde.
Die beiden Schnüre gehen von g aus über die Rollen I, I; sie sind hinter dem Gestell an den Enden des
Querholzes K, K und eine dritte Schnur ist in dessen
Mitte befestigt. Diese dritte Schnur K, L, Fig. 2, welche
durch ein Loch des Tischblattes passirt, dient um den Schieber F, F sammt dem Barometerrohr nach Erforderniß hinauf
oder herunter bewegen, ihn auch auf einer gewissen Höhe feststellen zu können. Zu
diesem Ende wird die Schnur zwischen den Einschnitt des Holzes L eingeklemmt und herumgeschlungen.
Im Anfange der Auskochung eines Barometerrohrs, wo der Schieber F, F nur etwa 1 1/2 Zoll unter dem Tischblatt steht, und
bis das Quecksilber beiläufig auf die Hälfte seiner Länge ausgekocht ist, bedarf das
Rohr aber einer Leitung, die es in der Mitte des Brettes H,
H in dem viereckigen Loche m des Grundrisses
findet. Das Brett hat zwei Federn r, r, um es an den
Säulen auf dem erforderlichen Höhenpunkt leicht stellen und festhalten zu können.
Drei Seiten des viereckigen Loches m werden durch das
Holz von H und die vierte Seite wird durch die innere
Kante des kleinen Schiebers n gebildet. Zieht man
letztem mittelst des Stiftes p gehörig, dann kann beim
Auskochen eines Flaschen-Barometers (weil m vorne
erweitert ist) die Flasche ungehindert das Brett passiren. Dasselbe gilt auch von
dem Rohr eines Heber-Barometers. Nachdem das Rohr aus m getreten ist, findet es hinreichende Leitung und Stütze im Obertheil der
Lampe.
Die Lampe besteht aus einer aus Kupferblech getriebenen Schale e, e, Fig.
1, von 3'' Weite und 1'' Tiefe, in deren Mitte sich ein Rohr von 7/8''
Weite befindet, das nach oben bis i, i reicht und unten
mit dem Fuß der Lampe eben ist. Dieses Rohr paßt in eine Büchse, welche in dem
Tischblatt festsitzt und etwa 1/4'' vorspringt.
Zur Concentrirung der Hitze des in dem Gefäße brennenden Weingeistes ist der
umgekehrte Trichter c, u, u, c etwa 1/2'' über dem
Gefäße und mit drei Füßen auf dessen Rand ruhend angebracht; oben endigt er sich in
einen Cylinder von 1/4'' Höhe und 1'' Weite. Nur innerhalb dieses Cylinders und 5/8
bis 3/4'' darüber findet das Kochen des Quecksilbers im Glasrohre statt.
Einestheils zur Ablenkung der Flamme von den höhern Theilen des Glasrohrs,
anderntheils um dieses nicht ohne Leitung zu lassen, nachdem es diejenige in dem
Holze verlassen hat (zugleich auch um es möglichst central in der Flamme zu
erhalten), befindet sich über dem umgekehrten Trichter ein zweiter v, v in gewöhnlicher Lage mit nach unten gestülptem
Rand.
Die Trichter sind durch zwei Blechstreifen von 3/8'' Breite und Nieten mit einander
verbunden. In den oberen wird ein Ring von Kupfer- oder Messingblech gelegt,
mit so weiter Oeffnung im Centrum, daß das Glasrohr noch den nöthigen Spielraum
behält.
Ist ein gerades Rohr bis zum höchsten Punkt seiner Füllung mit Quecksilber
ausgekocht, dann hat es keine Schwierigkeit, die Lampe an dem hölzernen Handgriff
abzunehmen; hat man aber das Rohr eines Flaschen- oder
Heber-Barometers ausgekocht, dann muß es vorher mittelst einer am gebogenen Theil
befestigten, durch das Auge x am Joch D, D laufenden Schnur in die Höhe gezogen werden.
Man kann wohl ohne Gefahr für das Glasrohr den Aufsatz v,
v weglassen, wenn dafür dem Rohr in dem cylindrischen Theil u, u des umgekehrten Trichters eine Leitung, bestehend
aus drei oder vier Stiften von Platindraht, gegeben wird. Der Vortheil bestünde
darin, daß sich in der senkrechten Richtung weitere 2 1/2 bis 3'' der
Quecksilberhöhe auskochen ließen, als die jetzige Einrichtung der Lampe für gebogene
Röhren gestattet.
Wer indessen auch bei diesen das Auskochen bis zum äußersten Punkt treiben will, mag,
wenn er in senkrechter Richtung nicht weiter kam, das Rohr aus der Lampe
herausnehmen und den Rückstand des Quecksilbers, mit Hülfe derselben Weingeistlampe,
wie gewöhnlich in schräger Richtung des Rohrs auskochen. Die Hauptarbeit hat dann
auch in diesem Fall schon der Apparat verrichtet.
Bezüglich Fig.
3 ist noch zu bemerken, daß das Röhrchen z von
Schwarzblech angefertigt seyn muß, weil Kupfer von heißem Quecksilber angegriffen
wird.
Brünn, im April 1854.