Titel: | Versuche über den Einfluß des hygroskopischen Wassers auf das Gewicht und das Volum des Getreides; von den HHrn. Payen und Peligot. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXIV., S. 218 |
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LXIV.
Versuche über den Einfluß des hygroskopischen
Wassers auf das Gewicht und das Volum des Getreides; von den HHrn. Payen und Peligot.
Aus dem Moniteur industriel, 1854, Nr.
1830.
Payen, Versuche über den Einfluß des hygroskopischen Wassers auf
das Gewicht und das Volum des Getreides.
Die HHrn. Payen und Peligot
stellten nach dem Wunsche des Centralausschusses der landwirthschaftlichen Vereine
zu Paris eine vergleichende Untersuchung über den Einfluß des hygroskopischen
Wassers auf das Gewicht und das Volum des Getreides an. Diese Versuche waren von
Wichtigkeit, denn wenn der Einfluß der Feuchtigkeit auf das Volum des Getreides
größer ist als auf das Gewicht desselben, so können beim
Messen des Getreides größere Irrthümer vorkommen als beim Wägen desselben, und
umgekehrt. In Folgendem ist das Resultat dieser Versuche
zusammengestellt.
Weizensorten im Normalzustand.
Gewichteines Liter.
Zugesetztes
Wasser.(15 Procent.)
Zunahme anVolum nach
21 Stunden.
Gewichtdes
befeuchteten
Liter.
Gesammt-Wassergehalt.
Gram.
Gram. od.
Kubikct.
Kubikcnt.
Gramme.
Von Crepy (1)
757
112
300
668,4
27,34
Von Bergues (2)
751
112
300
666
28
Harter aus der Auvergne (3)
309
120
350
688,1
22,6
Kleiner (gereinigter) Weizen (4)
809
76
320
518,9
22,8
Grannenloser (Sommer-)
Weizen aus der Provence (5)
769
136
390
651
19
(1) und (2). Diese beiden Muster enthielten 12,6 Proc. Wasser.
(3). Dieses Muster enthielt 11 Proc. Wasser.
(4). Dieser kleine Weizen enthielt 12 Proc. Wasser.
(5). Dieser Weizen war 10 Stunden lang bei 110° C.
(88° R.) getrocknet worden. Er enthielt dann nur noch 1,5 Proc. Wasser. Vor
dem Trocknen enthielt er 10,3 Proc. Wasser und der Liter wog alsdann 741 Gramme.
Nach dem Zusatz von 136 Grammen Wasser enthielt der Weizen 23 Proc. Wasser.
Wie man sieht, bewirkte bei allen diesen Versuchen der Zusatz von 15 Procent Wasser
eine Volumzunahme von 30–35 Procent; nur in dem einzigen Fall, wo das
Getreide getrocknet war, betrug die Volumzunahme 39 Procent.
Unter diesen Verhältnissen beträgt also der wirkliche Verlust beim Messen wenigstens
das Doppelte von demjenigen beim Wägen. Auch zeigt es sich, daß der Hektoliter
bedeutend weniger wiegt, je feuchter der Weizen ist.
Hr. Louis Vilmorin bemerkte in der Sitzung des
Ausschusses, daß ein Zusatz von 15 Procent Wasser über den normalen Wassergehalt den
Weizen zu feucht und teigig machen müsse.
Hr. Payen widersprach dieser Annahme. Solcher Weizen sey
nicht teigig, das Wasser sey in ein paar Stunden ganz verschluckt und nach 24
Stunden, sogar noch früher, gleite der Weizen ganz leicht die Wände des Rumpfzeugs
hinab, ohne sie zu befeuchten. Was den Sommerweizen anbelange, so sey zu den
Versuchen ausgetrockneter genommen worden. Die andern Proben enthielten nur
11–12 Procent Wasser, was man als den normalen Wassergehalt betrachten kann.
Der Versuch sey also mit mehreren Weizensorten angestellt worden, welche im Ganzen,
mit Einschluß des Zusatzes, 19–25 Procent Wasser enthielten.
Hr. Vilmorin glaubt, daß es besser gewesen wäre, den
Weizen, statt ihn zu benetzen, in eine mit Feuchtigkeit gesättigte Atmosphäre zu
stellen; dann wäre er vielleicht nicht aufgeschwollen. Er frägt weiter, ob der
Weizen im Verlauf der Versuche nicht angefangen habe zu keimen.
Hr. Payen antwortet, daß dieses Verfahren das Wasser
absorbiren zu lassen, sehr viele Zeit erfordern, und am Ende doch Aufschwellung
eintreten würde wie beim Netzen, und wahrscheinlich, wenn ebensoviel Wasser
verschluckt würde, eine ebenso große Volumzunahme. So lange die Versuche dauerten,
seyen die Körner von dem zur Keimung erforderlichen Zustand noch weit entfernt
gewesen.
Weitere Versuche über den Einfluß des hygroskopischen Wassers
auf das Gewicht und Volum des Weizens etc.
Hr. Payen theilte seitdem Näheres mit über seine
fortgesetzten Versuche hinsichtlich des Einflusses des hygroskopischen Wassers auf
das Gewicht und Maaß des Getreides. Folgende Tabelle, welche seine neuen, in
Verbindung mit Hrn. Peligot angestellten Versuche
zusammenfaßt, zeigt, daß sowohl bei geringem als starkem Wasserzusatz (von 5, 10,
15, 20, 23 und 35 Proc.)
das Volum vielmehr zunimmt, als das Gewicht. Hr. Payen
steigerte diesesmal die Wasserzusätze bis zur eintretenden Keimung, welche erfolgte,
nachdem der Weizen, welcher im Normalzustand 12 1/2 Procent hygroskopisches Wasser
enthielt, noch 35 Procent seines Gewichts Wasser aufgenommen hatte, was (die 12,5
eingerechnet) 54 Wasser auf 87,5 trockner Substanz oder 35 Procent Wasser ausmacht.
Das so befeuchtete Getreide enthielt mithin auf 100 Theile in feuchtem Zustand 35
Wasser und 65 trockner Substanz. Aehnliche Versuche mit Roggen, Gerste und Hafer,
gaben so ziemlich dieselben Resultate.
Weizenvon
Saumur.
Weizenvon
Nivernais.
Roggen.
Gerste.
Hafer.
Wasser, Procente
12,20
12,60
9,40
9,10
9,90
Gewicht eines Liter
Gramme. 790
Gramme.
772
Gramme.
712
Gramme. 660
Gramme. 518
Zugesetztes Wasser, 5 Proc.
39,9
38,6
36,6
33,0
25,9
(24 Stunden.) Zunahme des
Volums in 24 St. nach Zusatz von 5
Proc. Wasser
Kubikcnt.
150
Kubikcnt.
160
Kubikcnt.
130
Kubikcnt.
100
Kubikcnt.
100
(48 St.) Zunahme des Volums, 24
St. nach dem 2ten Zusatz von 5
Proc. Wasser
250
254
250
180
220
(72 St.) Zunahme des Volums in 24
St. nach dem 3ten Zusatz von 5
Proc. Wasser
355
360
330
220
350
(80 St.) Zunahme des Volums in 8
St. nach dem 4ten Zusatz von 10
Proc. Wasser
440
450
440
300
450
(96 St.) Zunahme des Volums in 16
St. nach dem 5ten Zusatz von 10
Proc. Wasser
500 (1)
500 (2)
590
400
420
(1) 8 Stunden nachher (oder in 104 Stunden) betrug die
Volum-Zunahme 540 Kubikcentimeter.
(2) 8 Stunden später betrug die Volumzunahme 530
Kubikcentimeter.
In diesen beiden Proben hatte die Keimung nach Verlauf von 6
Stunden begonnen; doch war bei den meisten Körnern das Würzelchen kaum sichtbar. Die
Temperatur variirte während dieser Versuche von + 13 bis 17° C. (10,4 bis
13,6° R.).