Titel: | Prüfung des künstlichen Ultramarins auf seine Anwendbarkeit zum Kattundruck. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. LXXXII., S. 278 |
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LXXXII.
Prüfung des künstlichen Ultramarins auf seine
Anwendbarkeit zum Kattundruck.
Aus dem Moniteur industriel, 1854, Nr.
1851.
Prüfung des künstlichen Ultramarins auf seine Anwendbarkeit zum
Kattundruck.
Da das Ultramarin aus verschiedenen Fabriken ein sehr abweichendes Verhalten bei
seiner Anwendung zum Kattundruck zeigt, so muß man es zu diesem Zweck nothwendig
vorher prüfen.
Dabei ist der erste Punkt, daß man die Intensität seiner Farbe zu bestimmen sucht;
hierzu wiegt man 1 Gramm von jeder Sorte ab und setzt 5 Gramme Champagner Kreide zu;
man reibt das Ganze in einem kleinen Mörser einige Minuten lang, bis das Gemenge
recht gleichartig ist, und nimmt dann das Pulver, welches blaß lasurblau ist,
heraus, um es mit dem Resultat zu vergleichen, welches die verschiedenen anderen
Sorten geben. Das Ultramarin, welches den größten Zusatz von Kreide verträgt, um auf
eine lasurblaue Normalnüance herabzukommen, ist das dunkelste.
Mittelst dieser Verfahrungsweise kann man leicht bestimmen, welches Quantum man von
einem Ultramarin anderer Intensität nehmen muß, um eine früher angewandte Nüance zu
erzielen.
Der zweite Punkt ist, daß man untersucht wie sich das Ultramarin verhält, nachdem es
mit dem Verdickungsmittel gemischt worden ist; denn je nach seiner Darstellung
begünstigt das Ultramarin mehr oder weniger die Zersetzung des Eiweiß, womit es gewöhnlich zum
Aufdrucken auf die Zeuge verdickt wird. Mit manchen Ultramarinsorten ist diese
Zersetzung im Sommer so lebhaft, daß eine frisch bereitete und ganz druckrechte
Farbe vom Morgen bis zum Abend dick wird, einen starken Geruch nach
Schwefelwasserstoff verbreitet und einen weniger scharfen Druck liefert.
Man kann diese Zersetzung theilweise aufhalten, wenn man der Farbe ein wenig
Terpenthinöl zusetzt, welches einige Tropfen Kreosot enthält, oder wenn man ihr eine
kleine Quantität Terpenthinölseife (mit Ammoniak als Basis) beimischt; aber beide
Mittel sind unzureichend. Die Hauptsache ist, diejenige Ultramarinsorte zu wählen,
welche am wenigsten die faule Währung des Eiweiß veranlaßt.
Um diese Eigenschaft zu bestimmen, verfahre ich folgendermaßen: in ein Glas mit Fuß
bringe ich 2 Gramme von dem zu prüfenden Ultramarin, setze 2 Gramme Eiweiß zu und
rühre das Ganze mit einem Centiliter (10 Grammen) lauwarmen Wassers an; dieses
Gemenge setze ich beiläufig achtzehn Stunden lang einer Temperatur von 20° C.
(16° R.) aus; nach Verlauf dieser Zeit untersuche ich die Gläser; diejenige
Farbe welche ihr Verdickungsmittel am besten conservirt hat und am wenigsten
Schwefelwasserstoff entwickelt, verdient den Vorzug.
Endlich handelt es sich auch noch darum, zu bestimmen welches Ultramarin das feinste
Pulver darstellt; dieser Punkt ist besonders für den Walzendruck von großer
Wichtigkeit. Da das Ultramarin eine glasige Substanz ist, eine Verbindung von
Kieselerde, Thonerde, Natron und Schwefel, so nutzt auch das zarteste Pulver seiner
Natur nach die Schrägfläche des Abstreichmessers beim Walzendruck schon ziemlich
schnell ab, und dieser Uebelstand muß sich um so größer herausstellen, wenn das
Pulver weniger fein ist; alsdann verletzt es das Abstreichmesser, denn jedes weniger
feine Körnchen welches zwischen der Walze und dem Drucktuch durchgeht, macht eine
Scharte im Abstreichmesser, und man erhält einen fehlerhaften Druck.
Wenn man kein hinreichend feines Pulver im Handel findet, muß man sich dadurch
helfen, daß man das Ultramarin auf Mahlsteinen von Quarzgestein reibt; bei dieser
Operation verliert es aber seine Nüance, denn wenn man ein Ultramarin vor und nach
dem Zerreiben auf angegebene Art mittelst Kreide probirt, so zeigt sich ein sehr
merklicher Unterschied im Ton. Man sollte daher immer nur das feinste Pulver kaufen,
und nur wenn solches nicht zu bekommen ist, das Ultramarin zerreiben, was stets auf
Mahlflächen von Quarzgestein geschehen muß, denn wenn man es in kupfernen Schalen
reibt, so wird dieses Metall von manchen Ultramarinsorten schnell geschwärzt, ein Theil des
gebildeten Schwefelkupfers vermengt sich mit der Farbe und macht sie matt.
Um das Ultramarinpulver auf seine Feinheit zu prüfen, benutze ich das Schlämmen in
drei über einander aufgestellten Schalen von zunehmender Größe; die erste hat einen
Inhalt von 3 Centilitern, die zweite von 25 Centilitern und die dritte von 1 Liter.
Nachdem der Apparat hergerichtet ist, bringe ich 2 Gramme von dem zu prüfenden
Ultramarin in die kleine Schale, rühre es mit einer hinreichenden Menge Wasser an
und leite einen dünnen Wasserstrahl hinein, mittelst eines kleinen am Ende sehr
ausgezogenen Glastrichters, welcher aus einer Flasche mit constantem Niveau von 1
Liter Inhalt gespeist wird. Nachdem der ganze Liter Wasser ausgelaufen ist, lasse
ich die drei Schalen ruhig stehen, und wann sich das Ultramarin am Boden gesammelt
hat, decantire ich die Flüssigkeit; indem man dann das in der oberen Schale
zurückgebliebene Pulver unter dem Zahn probirt, kann man leicht dessen Feinheit
bestimmen; in den zwei anderen Schalen ist das Pulver stufenweise zarter.
Nach dem Vorhergehenden muß der Zeugdrucker diejenige Ultramarinsorte wählen, welche
am dunkelsten ist, am wenigsten das Eiweiß zur Fäulniß disponirt und das feinste
Pulver darstellt.
H. Benner.
Colorist der Köchlin'schen Kattundruckerei zu
Darnetal.