Titel: | Neue Eisenbahnweichen-Stellung, von Hrn. John Maston zu Saratoga im Staate New-York. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. CIX., S. 401 |
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CIX.
Neue Eisenbahnweichen-Stellung, von Hrn.
John Maston zu Saratoga
im Staate New-York.
Aus dem Civil Engineer's Journal, April 1854, S.
149.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Maston's Eisenbahnweichen-Stellung.
Die Wichtigkeit der Weichenzungen, wodurch der Locomotivführer in Stand gesetzt wird,
auf einen Blick und ohne Mißverständniß zu sehen, daß die Weiche in ihrer richtigen
Lage sey, ist so groß, daß schon viele Formen derselben erdacht worden sind. Keine
derselben war aber bis jetzt genügend, indem sie entweder zu unbehülflich, oder zu
complicirt, oder von der Art waren, daß Mißverständnisse aus ihrer Stellung
hervorgehen konnten. Die gewöhnliche Kugel am oberen Ende des langen Hebels deutet
die Stellung der Zunge nur durch die Neigung des Hebels von oder nach der Bahnlinie
an; bei dunklem und nebeligem Wetter kann nun der Hebel, welcher gewöhnlich dünn und
schwarz ist, nicht gesehen werden, während die Stellung der Kugel an und für sich
nichts anzeigt. Der senkrechte Zungenweiser, welcher die Schienen durch eine Kurbel
am untern Ende verschiebt und die eigentliche Weichenstellung bewirkt, hat den
Mangel, daß, wenn die Zunge in die Hauptbahn gestellt ist, die Kante der Fahne nach
dem Locomotivführer gedreht ist, so daß es aussieht, als wenn die Fahne ganz
abgebrochen wäre – ein Umstand, der wirklich nicht selten vorkommt. Auch
lassen sich an diesem Weiser nicht leicht Lichter zu nächtlichen Signalen
anbringen.
Die hier mit Hülfe der Figuren 21 und 22 zu
beschreibende Weichenzunge hat den Zweck, die angegebenen Schwierigkeiten zu
beseitigen und auf eine unverkennbare Weise anzugeben, nach welchen: Bahnzweig die
Weiche gestellt ist. Die Dimensionen sind für einen bestimmten Fall gegeben und können nach den
Umständen leicht verändert werden. Der lange Hebel des Weisers dreht sich um einen
Bolzen, welcher durch sein unteres Ende geht; 13 Zoll von diesem Bolzen entfernt,
ist die horizontale Stange angebracht, welche die Schienen verschiebt, und zwar in
diesem Fall um 4 3/4 Zoll. Die ganze Länge des langen Hebels von dem Bolzen bis zu
dem Mittelpunkt, an welchem die Fahne hängt, beträgt 6 1/2 Fuß. Der Hebel bewegt
sich zwischen den Wangen eines Bogens, 2 1/2 Fuß von dem Boden; an den oberen Enden
dieses Bogens befinden sich Einschnitte, und ein Federhaken an dem Hebel hält
denselben an dem Platz zurück, welcher für eine gewisse Weichenstellung bestimmt
ist. Die Fahne besteht aus Gußeisen, ist ungefähr 22 Zoll lang und hängt am obern
Ende des Hebels mittelst eines Stifs, welcher in der Nähe ihres Schwerpunktes
hindurchgeht, weil das runde Ende der Fahne schwach überwiegt. Mit einem Vorsprunge
an der untern Seite des Bogens ist eine Stange durch ein Gelenk verbunden, 2 Fuß 9
3/4 Zoll senkrecht über dem untern Ende des Hebels; das andere Ende dieser 4 Fuß 8
Zoll langen Stange ist an einem Stift in der Mittellinie der Fahne befestigt, nahezu
11 1/2 Zoll von ihrem Aufhängungspunkt. Da wo diese Stange den Hebel durchkreuzt,
ist sie gegabelt und umfaßt einen Stift im Hebel, damit die Umkehrung stetiger
bewirkt wird.
Wenn die Weiche auf die Hauptbahn gestellt worden ist, so halten Stange und Hebel
durch ihre relativen Verhältnisse die Fahne in einer senkrechten Stellung, die
Spitze nach oben und die breite Seite dem Locomotivführer zugekehrt, wie Fig. 22 zeigt.
Wenn dagegen die Weiche nach einer Seitenbahn gestellt wird, so bewegt sich der
Hebel nach derselben, die Fahne wird durch Einwirkung der Stange um 1/4 ihrer
Peripherie gedreht und ihre Spitze weist nach derjenigen Zweigbahn, wohin die
Locomotive geführt werden soll; eine solche Stellung ist in Fig. 21 angegeben.
Die Fahne ist zur Hälfte roth und zur Hälfte weiß bemalt, so daß sie bei jedem
Hintergrunde leicht erkannt werden kann. Die angegebenen Verhältnisse können für
jeden besondern Fall verändert werden.
Die Vortheile dieser Weichenstellung bestehen hauptsächlich in ihrer großen
Deutlichkeit, indem die Stellung der Fahne so entschieden ist, daß sie gar nicht
mißverstanden werden kann; auch gibt sie kein willkürliches Signal, indem die Spitze
der Fahne stets gegen denjenigen Bahnzweig gerichtet ist, nach welchem die Weiche
gestellt wurde. Nachts werden verschiedenfarbige Laternen an die beiden Enden der
Fahne gehängt, und ihre relativen Stellungen liefern eben so sichere Zeichen, als
die Fahne selbst. Falls
die Fahne und ihre Verbindungen nicht in Ordnung sind, so daß sie die veränderte
Weichenstellung nicht angeben, so wird die Stange eine freie Bewegung des Hebels
verhindern, und daher die Aufmerksamkeit des mit der Weichenstellung beauftragten
Bahnwärters auf sich ziehen.
Die hier beschriebene Vorrichtung hat sich in der Praxis bewährt, da sie auf den
Stationen von Saratoga und Ballston seit längerer Zeit in Gebrauch ist und weit
bessere Resultate als die übrigen Weichenstellungen gab. Man könnte befürchten, daß
die Stangen leicht verbogen würden, dieß ist aber nicht der Fall, und werden sie
wirklich verbogen, so lassen sie sich auf dem Amboß in wenigen Minuten wieder gerade
richten.