Titel: | Zählapparat für Schubkarren; von Hrn. Mesmer zu Graffenstaden. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. CX., S. 403 |
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CX.
Zählapparat für Schubkarren; von Hrn. Mesmer zu
Graffenstaden.
Aus Armengaud's Génie industriel, März 1854, S.
139.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Mesmer's Zählapparat für Schubkarren.
Der sinnreiche Apparat, welcher in Fig. 5 und 6 im senkrechten
Durchschnitt und im Grundriß mit theilweisem Horizontaldurchschnitt dargestellt ist,
dient dazu, die bei Erdarbeiten, in Steinbrüchen oder beim Bergbau zum Transport von
Erde, Kohlen u.s.w. benutzten Schubkarren zu zählen und zu notiren.
Dieser Zähler ist für den Gebrauch sehr bequem und erfordert sehr wenig Aufsicht. Es
genügt, daß die mit dem Transport oder der Förderung der Materialien beschäftigten
Arbeiter mit ihren Schubkarren eine durch eine hinreichend breite Vertiefung oder
Rinne vorgeschriebene Bahn durchlaufen, welche im Niveau des Erdbodens an der Basis
des Apparates liegt.
Wir wollen mit Hülfe der Abbildungen die Wirkungsweise dieses Apparats
beschreiben.
Das Gestell des Apparats besteht aus einem niedrigen hölzernen Kasten A, welcher in dem Boden angebracht ist und eine
gußeiserne Säule B trägt, über der sich das Gehäuse C mit dem Zählmechanismus befindet.
Im Innern des Kastens A sind zwei parallele Hebel D an einer Achse E
aufgehängt, die sich in den Lagern F drehen kann. Auf
diesen Hebeln D ist eine gußeiserne Platte G befestigt, welche aus dem Kasten A durch eine länglich-viereckige Oeffnung in dem
Deckel desselben heraustritt. Diese Platte G befindet
sich in der Mitte und am Boden einer Rinne oder Vertiefung H, welche durch zwei Winkelschienen h begränzt
wird, quer durch den Kasten A geht und deren Boden im
Niveau der Fahrsohle liegt. Die anderen Enden der verbundenen Hebel D sind durch einen Querbolzen d vereinigt, welcher mittelst einer Frictionsrolle beständig auf einem
kleinen Arme I aufruht, der um den festen Punkt i drehbar ist und hinten an einem längern Arme J ein Gegengewicht trägt. Sobald man auf die Hebel D drückt und dieselben sich senken, beschreibt der Hebel
I einen Kreisbogen und das Gegengewicht J wird gehoben; wenn dann der Druck wieder aufhört, so
bringt das Gegengewicht das ganze System in seine vorige Lage zurück. Dieß findet
jedesmal dann statt, wenn ein Arbeiter mit einem vollen Schubkarren das Rad
desselben in der Rinne H und folglich auf der Platte G laufen läßt. Am vordern Ende des Hebels I ist eine senkrechte Stange a mittelst eines Gelenks angeschlossen, welche bis in die Büchse C reicht und an ihrem oberen Ende einen beweglichen
Stift b trägt.
Der Zählmechanismus ist in Fig. 7 und 8 nach einem größern
Maaßstabe in zwei auf einander senkrechten Durchschnitten dargestellt.
Der Stift b, welcher in seiner Bewegung durch die Zunge
c geleitet wird, ist auf der Platte f befestigt und wirkt auf ein Rad mit zehn Zähnen.
Dieses Rad ist in der Figur nicht dargestellt, weil es von der Platte f verdeckt wird; es sitzt aber an derselben Welle wie
das Getriebe e und die Klinke i (Fig.
7). Das erwähnte Zahnrad wird durch eine Feder mit einer Frictionsrolle in
seiner Stellung erhalten, indem sich dasselbe gegen seine Verzahnung andrückt und
eine zu leichte Drehung verhindert, während es ihm gestattet, dem Antriebe des
Stiftes b zu folgen. Die Klinke i greift in ein anderes Rad mit zehn Zähnen j,
welches wie das vorhergehende durch eine Rolle k und
eine Feder k' festgehalten wird. Das Rad j ist wieder mit einer andern Klinke l versehen, welche in die Verzahnung eines größeren
Rades m mit zwanzig Zähnen eingreift. Das Getriebe e greift in ein Zahnrad n,
dessen Durchmesser und Verzahnung zu denen des Getriebes im Verhältniß von 10 zu 1
stehen. Dieses Rad n sitzt auf einer Welle o, an deren vorderem Ende ein Zeiger p befindlich ist, welcher vor dem Zifferblatte P läuft. Das Rad m sitzt auf
einer Hülse oder hohlen Welle r, welche über die Spindel
o greift. Diese hohle Welle ist mit einem Zeiger q versehen, der sich vor demselben Zifferblatt P bewegt, welches aber für diesen Zeiger eine besondere
Theilung hat.
Sobald ein Arbeiter das Rad seines Schubkarrens über die Platte G führt (wobei er Sorge tragen muß, daß er nicht mit dem
Fuß auf diese Platte tritt), so erfahren die Hebel D
einen hinreichenden Druck, um das Gegengewicht J zu
heben und die Stange a mit ihrem Stifte b niederzuziehen. Dabei läßt der Stift b sein Rad um einen Zahn fortrücken und steigt dann,
durch das Gegengewicht J gehoben, wieder in die Höhe. Da
das Rad zehn Zahne hat, so hat es nach zehn übergefahrenen Karren eine volle
Umdrehung zurückgelegt. Die Zahnräder e und n stehen im Verhältniß von 1 zu 10 zu einander, und das
Rad e muß daher zehn Umgänge machen oder es müssen
hundert Karren übergefahren seyn, wenn das Rad n und
folglich der Zeiger p einen Umgang gemacht haben. Das
Zifferblatt ist daher in 100 Theile getheilt, und bei jedem Schubkarren rückt der
Zeiger p um 1 solchen Theil fort. Der kleine Zeiger q dient zum Anzeigen der Hunderter. Das Rad j, welches durch den Arm i
getrieben wird, rückt bei jedem Umgange des Rades e um
einen Zahn fort und macht folglich einen Umgang, wenn das Rad e deren zehn vollbracht hat, oder hundert Schubkarren über die Platte G gefahren worden sind. Das Rad m hat zwanzig Zähne und der Arm l rückt
dasselbe bei jedem Umgange des Rades j um einen Zahn
fort. Zu einem Umgange des Rades m und folglich des
Zeigers q sind daher zwanzig Umgänge des Rades j erforderlich oder zweihundert Umgänge des Rades e, oder zweitausend Schubkarren. Die Theilung des
Zifferblattes, welche dem Zeiger q entspricht, hat
folglich 20 Theile, die mit 100, 200, 300 u.s.w. bis 2000 bezeichnet sind. Die
beiden Zeiger gehen in entgegengesetzter Richtung, wie man aus Fig. 7 und 8 ersieht.
Um die Anzahl der über die Platte G gefahrenen
Schubkarren zu erfahren, hat man die von dem kleinen Zeiger q angegebene Zahl, oder vielmehr diejenige, welche er eben überschritten
hat und welche die Hunderter angibt, zu der von dem großen Zeiger p angegebenen Zahl zu addiren.
Wenn die Arbeiter mit den leeren Schubkarren zurückkommen, so können sie entweder
einen andern Weg (als über den Apparat) nehmen, oder auch auf demselben Weg
zurückkehren, weil das Gewicht des leeren Karrens nicht hinreicht, um das
Gegengewicht J zu heben und den Zählmechanismus in
Thätigkeit zu setzen.
Durch Aenderung der relativen Verhältnisse der die Zählung bewirkenden Zahnräder kann
man leicht Apparate construiren, welche noch mehr als zweitausend Schubkarren
zählen.