Titel: | Beschreibung eines Dynamometers für die Landwirthschaft; von Hrn. Amadeux Durand. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. CXV., S. 422 |
Download: | XML |
CXV.
Beschreibung eines Dynamometers für die
Landwirthschaft; von Hrn. Amadeux
Durand.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Febr. 1854, S. 97.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Durand's Dynamometers für die Landwirthschaft.
Dieses Instrument wurde in der Absicht construirt, ein leichtes Mittel an die Hand zu
geben, um die Leistung irgend eines Thieres beim Ziehen ohne Rechnung kennen zu
lernen. Diese Leistung wird durch eine einzige Angabe bezeichnet, welche die
Mittelzahl aller Veränderungen des überwundenen Widerstandes angibt, so langdauernd
auch die Arbeit, und welchen atmosphärischen Schwankungen sie ausgesetzt gewesen
seyn mag.
Bei allen Dynamometern mit bleibenden Angaben werden zweierlei Elemente angewendet:
zuvörderst Federn, welche die verbrauchte Kraft messen, ohne Spuren davon zu
behalten; dann ein graphisches Organ, mit einer gleichförmigen Geschwindigkeit,
dessen Bewegung entweder eine Function der verlaufenen Zeit oder des durchlaufenen
Raums ist. Wird letzteres System angewendet, so ist irgend ein Rad nothwendig,
welches durch seine Abwickelung auf dem Boden diesen Raum mißt; bei diesem Mittel
werden aber auch die natürlichen Unebenheiten des Bodens gemessen, welche der
Messung der Entfernung zwischen den beiden äußersten durchlaufenen Punkten offenbar
fremd sind.
Wenn die Angabe der verbrauchten Kraft als Function der Zeit gemacht werden soll, so
hat man bis jetzt eine Uhrbewegung angewendet, indem man entweder einen Strich auf
einen langen Papierstreifen verzeichnen ließ, oder ein totalisirendes Instrument
benutzte. Im Grunde müssen also nothwendig beide Mittel benutzt werden, nämlich eine
oder mehrere Federn, welche die Veränderungen der Kraft ausdrücken, und eine
gleichförmige Bewegung, welche zum Sammeln des Ausdrucks dieser Veränderungen
dient.
Das zu beschreibende Dynamometer liefert eine graphische Bezeichnung, ohne besondern
Mechanismus.
Das Princip ist der Art und Weise entlehnt, wie das Thier seine Kraft mittelst des
Brustblattes entwickelt. Dieses Thier, gewöhnlich das Pferd, kann nicht anders
ziehen, als indem es abwechselnd seine Schultern gebraucht, so daß es bei der
Kraftentwickelung Schwankungen veranlaßt. Diese Schwankungen stehen mit den
Schwankungen des Widerstandes in gar keinem Zusammenhang; man hat sie daher gewählt,
um die Mittelzahl der entwickelten Leistungen graphisch zu bezeichnen. Diese
Mittelzahl wird durch einen Einschnitt ausgedrückt, der sich auf der Schneide eines
Metallblattes mittelst der Einwirkung eines stählernen Schabers bildet, welcher auf
einem der ausdehnbaren Enden des Instrumentes befestigt ist, während das Metallblatt
am entgegengesetzten Theil angebracht ist. Die größere oder geringere Entfernung
dieser Theile mißt die Stärke des überwundenen Widerstandes, und die unaufhörliche
ungleichförmige Einwirkung der Schwankungen, welche von der Bewegung der Schultern
des Thieres herrühren und das Einschneiden in das Metallblatt bewirken, bezeichnen
die mittlere Leistung.
Dieses speciell für die Landwirthschaft bestimmte Dynamometer ist so eingerichtet,
daß es jeder Dorfschmied anfertigen kann; ein solches Instrument kann nicht über 30
Fr. (8 Rthlr.) zu stehen kommen, selbst wenn es nur in einem Exemplar angefertigt
wird. Um den Werth der durch die Einschnitte bezeichneten Mittelzahl in Gewichten
auszudrücken, muß man das Instrument an einem festen Punkt aufhängen (wie eine
Schnellwaage) und es so
lange belasten, bis der Schraper in dem tiefsten Theil des Einschnittes steht.
Aus dem Vorhergehenden ersieht man, daß man eine gewöhnliche starke Schnellwaage
leicht in ein dynamometrisches Instrument verwandeln kann. Um die Leistung der mit
der Brust ziehenden Thiere zu messen, hätte man nur eine Vorrichtung beizufügen,
analog derjenigen, welche hier den graphischen Apparat bildet.
Es versteht sich, daß wenn man die Leistung totalisiren, in einen allgemeinen
Ausdruck bringen will, man den Werth der erlangten Mittelzahl mit der Zeit
multipliciren muß, durch welche die Leistung gedauert hat.
Schließlich ist noch zu bemerken, daß, da die Genauigkeit der Resultate von der
Periodicität der Schwankungen abhängt, welche durch die successive Wirkung der
Schultern des Zugthiers hervorgebracht werden, diese Periodicität von ihrer
Genauigkeit verlieren würde, wenn man an dasselbe Dynamometer mehrere Thiere
spannte. Denn man erhielte alsdann Schwankungen, welche in Beziehung auf Zeit und
Stärke unter einander sehr verschieden wären; sie würden bald durch eine zufällige
größere Anstrengung des Zugthiers, bald durch eine vorübergehende Steigerung des
Widerstandes entstehen, und zwischen diesen beiden Wirkungen würde die Periodicität
verschwinden, welche als Anhaltspunkt bei der Messung der unregelmäßigen Leistungen
der Zugthiere, nach ihrer Dauer und Intensität, dient.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 16 das
Dynamometer, von oben gesehen, ohne den Schwengel oder das Ortscheit.
Fig. 17
dasselbe im Durchschnitt nach der Linie YZ der
Fig. 16;
man sieht daraus die Anordnung des Schabers, der den Einschnitt oder die Vertiefung
bewirkt, welche die durchschnittlich verbrauchte Kraft anzeigt. Der Schwengel ist im
Durchschnitt dargestellt.
Fig. 18
Details der Verbindung der Blätter und ihrer Enden. Diese Figur ist ein Durchschnitt
nach der Linie VX in Fig. 16.
Fig. 19
Profil eines Blattes mit dem Einschnitt.
Fig. 20
Ansicht des Schabers von zwei Seiten.
A, A die Federblätter, welche bloß geschmiedet und nicht
befeilt sind; ihre Enden sind wie Wagenfedern umgebogen, so daß sie jeder Schmied
ausführen kann.
B, B zwei Kappen, welche die Federblätter tragen, die
durch einfache Keile E, E befestigt sind.
D Zapfen, welcher einer von den beiden Kappen angehört
und in der Spalte C verschiebbar ist, um einen
Stützpunkt zu bilden.
E, E Keile, welche dazu dienen die Federblätter A, A in den Kappen zu befestigen.
F Metallstreifen, gewöhnlich von Zink oder Weißblech.
Seine Dicke oder sein Widerstand gegen die Ausreibung haben nur geringe Wichtigkeit,
da die Wirkung des Schrapers nach Belieben durch eine Druckschraube K regulirt werden kann.
G, G Bänder, die als Zwingen zur Befestigung des
Metallstreifens F dienen.
H, H Schrauben zum Annähern dieser Zwingen.
I Schraper von gehärtetem Stahl, der auf dem
Metallstreifen den Einschnitt macht, welcher die durchschnittlich ausgeübte Kraft
angibt. Seine schneidende Kante hat zwei Cannelüren, wodurch drei scharfe Zungen
gebildet werden, von denen die mittlere etwas mehr hervorsteht als die beiden
anderen, um die Risse zu vermeiden, welche bei einer einzigen Schneide vorkommen
würden. Der Schraper braucht nur 1 Millimeter dick zu seyn. Fig. 20 zeigt ihn in
natürlicher Größe.
J Druckschraube zur Adjustirung des Schrapers.
K Druckschraube, welche auf die Feder L einwirkt, deren größere oder geringere Spannung den
Grad der Wirksamkeit bestimmt, welchen der Schaber auf den Metallstreifen ausüben
soll; die Stärke dieser Wirkung muß nämlich nach der Dauer des Versuchs, sowie nach
dem Widerstande bestimmt werden, welchen die Dicke des Blattes der Einwirkung des
Schabers entgegensetzt.
L Feder, welche ähnlich wirkt, wie diejenige des
Taschenmessers zum Einschlagen. Sie gestattet das Aufheben des mit einem Gelenk
versehenen Hebelarms, der den Schaber trägt, wenn man nicht will daß dieser arbeiten
soll, und den Moment zu bestimmen, in welchem die Wirkung beginnt oder aufhört. Sie
hat auch noch den Zweck, wie wir bei dem Buchstaben K
gesehen haben, die Wirkung, welche den Einschnitt veranlaßt, zu reguliren.
M Schaberträger. Dieser Theil ist der Art mit Gelenken
versehen, daß der Schaber nur während der Dauer der Operation mit den Metallstreifen
in Berührung kommt. In jedem andern Zeitpunkt ist seine Stellung eine
senkrechte.
N, N eiserne Traversen, welche dazu dienen, das
Instrument einerseits mit dem Pflug oder Fuhrwerk, womit man den Versuch anstellt,
und andererseits mit dem
Schwengel, woran das Pferd gespannt ist, in Verbindung zu setzen.
O Schwengel, der mit dem Instrument mittelst Seilen oder
eines ausgeglühten Drahtgeflechts verbunden ist.
P Mittel zur Vereinigung der Federblätter an ihren
Enden. Es besteht in einem gebogenen starken Eisendraht, von dem jedes Ende einen
Einschnitt hat, in welchen das Blatt Q tritt; um dieses
Eintreten zu bewirken, drückt man die beiden Federblätter mit der Hand zusammen; da
die Wirkung des Pferdes dahin geht, die beiden Federblätter von einander zu
entfernen, so bleibt das Blatt Q stets in seiner
Lage.
Q eisernes Blatt, welches die beiden Federblätter
zusammenhält.