Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. , S. 234 |
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Miscellen.
Miscellen.
Flachzangen zum Abzwicken.
Neuerdings bedient man sich in französischen und Schweizer Werkstätten einer
Flachzange, welche zugleich zum Abzwicken des Drahtes dient. Die vorderen Enden der
Zange bilden auf eine Länge von etwa 5''' die gewöhnliche Flachzange; der Rest
derselben, bis in die Nähe des Drehpunktes, etwa 5–6''' lang, dient als
Zwickzange. Die beiden Schneiden derselben stehen jedoch nicht quer wie bei den
gewöhnlichen, sondern seitwärts, der Länge nach, nach Art der Scheren, jedoch nicht
über einander greifend. Diese Zangen haben neben dem Vortheil der doppelten
Anwendung noch den wesentlichen Vorzug vor den gewöhnlichen Zwickzangen, daß man
eine weit größere Kraft mit denselben auszuüben im Stande ist, weil man mit dem
abzuschneidenden Gegenstand näher zu dem Drehpunkt der Zange gelangen kann. Auch
kommt man nicht so leicht mit dem Anlegen der Zange bei irgend welcher Lage oder
Länge des Drahtes in Verlegenheit. Vorzüglich eignen sich dieselben beim Spannen der
Telegraphendrähte, wozu sie auch schon vielfach gebraucht wurden. (Württembergisches
Gewerbeblatt, 1854, Nr. 14.)
Schmiere für Holz- und Eisenkämme der
Getriebräder.
Die Wiederbenutzung des bei allen Lagern und Stopfbüchsen der Dampfmaschinen
abtropfenden Oeles und Unschlitts gewährt bei einer vorsichtigen Sammlung in eigens
hiezu angefertigten Blechkästen eine bedeutende Ersparniß an Schmiermaterial, indem
man von diesen Abfällen eine für Treibzähne der Treibvorrichtungen sehr gut
verwendbare Schmiere anfertigen kann.
Zu diesem Behufe bringe man überall unter die Lager aller Hängarme und Zapfen
Blechnäpfe, worin sich das abtropfende Oel sammelt und von da aus in den Hauptkasten
gebracht wird. Dasselbe geschieht auch mit den Unschlittabfällen.
Hat man von beiden Theilen eine Menge von 15 bis 30 Pfd. in Vorrath, so zerlasse man
das Unschlitt, gieße es in das Oel und vermische damit eine hinreichende Menge von
(durch ein feines Mehlsieb) fein gesiebtem Glasmehl, bis das Ganze eine schmierige
Consistenz erhält.
Damit schmiere man die hölzernen und eisernen Zähne alle Wochen ein- bis
zweimal, und jeden Samstag nehme man eine Revision aller Zähne vor, wobei die
herausgedrückte Schmiere wieder zurückgedrückt und an leeren Stellen nachgeholfen
wird.
Die auf diese Weise behandelten Zähne gehen leicht, besitzen wenig Reibung, indem
sich die Glastheile in alle Poren eindrücken, die Zähne an Glätte gewinnen und eine
lange Dauer versprechen. Joh. Friedrich, k. k.
Kunstmeister in Brandeisl. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1854, Nr. 1.)
Eisenbahn-Nägel.
In den Vereinigten Staaten ist ein großer Bedarf von Eisenbahn-Nägeln; bei
fast allen dortigen Eisenbahnen werden nämlich die Schienen auf hölzerne
Querschwellen gelegt und auf denselben durch große eiserne Nägel mit vorspringenden
Köpfen befestigt, ausgenommen an den Wechseln zweier Schienen, wo der gewöhnliche
Stuhl angewendet wird. In einer Fabrik zu Pittsburgh ist eine Maschine im Betriebe,
welche in 1 Minute 50 Stück solcher Nägel, von denen jeder 1/2 Pfd. wiegt,
verfertigt. Dabei sind in der Fabrik nur 5 Arbeiter beschäftigt, und die Production
belauft sich auf fünf Tonnen täglich. (Mechanics'
Magazine, 1854, Nr. 1597.)
Das Einmachen oder Einsalzen der Güsse.
Das sogenannte Einmachen oder Einsalzen der Güsse wird in Amerika auf folgende Weise
ausgeführt: Die Güsse werden in zwei hölzerne, mit Blei überzogene Gestelle
gebracht, von denen jedes 20 Fuß lang und 12 Fuß weit ist; sie ruhen auf zwei
Walzen, ungefähr 18 Zoll von dem Boden entfernt.
Der Trog, welcher die Pökelbrühe enthält, die aus 2 1/2 Th. Wasser auf 1 Th. Säure
besteht, hat dieselbe Länge wie die Gestelle, die eine Neigung zu ihm haben, so daß
er das Ablaufende aufnehmen kann. Die verdünnte Säure wird nun über die Güsse von
Hand mittelst einer großen Schöpfkelle gegossen, und sobald sie trocken sind, wird
die Operation, so oft es nöthig ist, wiederholt.
Die Gestelle erhalten dann die entgegengesetzte Neigung, um die Güsse, welche durch
die Säure von dem Sand und der Gußhaut befreit sind, durch einen starken Strom einer
Wasserpumpe zu reinigen.
Wenn in England leichte Gußwaaren eingesalzen werden sollen, so legt man sie in die
verdünnte Säure. Das amerikanische Verfahren wurde wahrscheinlich dadurch veranlaßt,
daß die Arbeitslöhne dort sehr theuer sind. (Mechanics'
Magazine, 1854, Nr. 1597.)
Ueber die Anwendung des Pinksalzes; von Prof. Runge.
Das im Handel vorkommende Pinksalz (pink salt) ist ein Doppelsalz von Zinnchlorid und Salmiak,
Ammoniumzinnchlorid, Stannammoniumchlorid, N₄ l +
Snl₂, welches durch Zusatz von Salmiak zu einer Auflösung von
Zinnchlorid und Abdampfen bis zur Krystallisation dargestellt wird. Es löst sich bei
+ 18° C. in 3 Theilen Wasser und diese Lösung verträgt das Sieden; wird sie
aber mit mehr Wasser vermischt, so schlägt sich beim Kochen daraus Zinnoxydhydrat
nieder. Dieses Salz wird als das beste Beizmittel für ächtes Roth angewandt. Runge glaubt, das Pinksalz werde einst einer der
unentbehrlichsten Bestandtheile der Tafeldruckfarben werden, wenn man nicht mehr,
wie bis jetzt geschehen, den ganzen Inhalt eines färbenden Pflanzentheiles ohne
Sonderung seiner verschiedenen färbenden Bestandtheile verwendet, sondern jeden
Theil für sich je nach seiner Eigenthümlichkeit. Da nun die einzelnen getrennten
Farbstoffe der größeren Anzahl nach in Pinksalzlösung auflöslich sind, so lassen sie
sich folglich sehr gut als Tafeldruckfarben anwenden.
Eine solche Pinksalztafelfarbe unterscheidet sich aber wesentlich von den bisher
gebräuchlichen Thonbeiztafelfarben. Die Befestigung dieser oder das Haften der darin
enthaltenen gefärbten Verbindung an der Zeugfaser beruht auf einer Zersetzung des
Thonsalzes beim Trockenwerden. Es entweicht Essigsäure und die dadurch unauflöslich
werdende Farbenverbindung bleibt auf der Faser zurück, theils chemisch damit
verbunden, theils aber auch nur äußerlich daran haftend. Im letzteren Falle ist das
damit gedruckte Muster häufig pulverig aussehend und matt, und wäscht sich leicht
herunter.
Ganz anders verhält sich die Pinsalztafelfarbe. Diese erleidet beim Eintrocknen keine
Zersetzung, indem keine Säure entweicht; sie löst sich daher meist wieder in Wasser
auf, so daß das Porzellangefäß, worin die Eintrocknung geschah, durch Ausweichen mit
wenig Wasser davon gereinigt werden kann, ohne daß ein unlöslicher Rückstand
bleibt.
Ganz anders ist es dagegen, wenn die Flüssigkeit auf der Papier- oder
Zeugfaser eintrocknet. Hier findet auf der Stelle eine Zerlegung statt: die Faser
eignet sich den Farbstoff in Verbindung mit dem Zinnoxyd chemisch an. Dieß geschieht
so vollständig, daß der damit bedruckte Kattun sogleich nach dem Trocknen im Wasser
gespült werden kann, und nur in sehr seltenen Fällen wird man finden, daß der Zeug
Farbe gehen läßt und das Wasser sich stark färbt. Daher erscheint das Muster auch
meistens mit dem Glanze der Faser und satt gefärbt, ohne alles staubige oder erdige
Ansehen. Baumwolle und Seide nehmen diese Pinksalztafelfarben am leichtesten auf,
auch Leinwand, und es ist nun endlich einmal das Mittel gefunden, auch diesen
Faserstoff, der so lange dem Färben widerstand, mit allen nur möglichen Farben zu
versehen. – Der damit bedruckte Wollenzeug muß gedämpft werden. Auch bei der
Seide wird es in vielen Fällen nicht schaden, ist aber in den meisten unnöthig.
Was diese mit Pinksalz dargestellten Tafelfarben besonders vortheilhaft auszeichnet,
ist, daß sie nichts Aetzendes haben, keine sogenannte freie Säure, daher auch die
Zeugfaser bei ihrer Anwendung durchaus nicht leidet. Ein Auswaschen des Gedruckten
ist aber nöthig, weil sonst an der Luft ein weißes Salz auswittert und stellenweise
die Muster bedeckt.
Will man die ausgedehnte Anwendung vom Pinksalz machen, die durch seine
Auflösungsfähigkeit fast aller gefärbten Pflanzenstoffverbindungen als möglich
dargeboten wird, so tritt dem leider der Umstand entgegen, daß diese Tafelfarben,
wegen des vielen Pinksalzes, oft zu theuer kommen. Denn nicht nur zum Auflösen
braucht man das Pinksalz, sondern auch dazu, um die Tafelfarbe zu verdünnen, wenn
sie zu dunkel gefärbt seyn sollte, denn mit Wasser geht dieß nur bis zu einer
gewissen Gränze, wo die Zerlegung, d.h. Fällung der aufgelösten Farbstoffverbindung
eintritt. (Runge, Chemie der färbenden Pflanzen S. 13 u.
f.)
Methode für die Bromkalk-Erzeugung zum Gebrauche in der
Daguerreotypie; von H. Wenig.
In einer weithalsigen Flasche mit eingeschliffenem Stöpsel wird Kalkhydrat mit Brom
geschüttelt, und zwar wird das Brom nach und nach zugesetzt. Nach jeder zugesetzten
kleinen Quantität Brom zum Kalkhydrat wird die Flasche geschlossen und tüchtig
geschüttelt, bis die ganze Masse schön zinnoberroth wird. Eine mennigrothe Farbe
genügt nicht, und man muß nothwendig so viel Brom zusetzen, bis die zinnoberrothe
Farbe erscheint. Dieserhalb läßt sich, da die Güte des Broms sehr verschieden ist,
auch kein festes und genaues Verhältniß angeben. Bei guter Qualität des Broms wird
die Farbe erhalten, wenn man auf 1/4 Pfd. Kalk 4 Loth Brom nimmt. Der Bromkalk, den
Droguisten oder Handlungen haben, ist in der Regel viel zu blaß. Der nach obiger Art
gefertigte Bromkalk muß noch mit 1/10 seines Gewichts Chlorkalk (frischem und
scharfem) unter stetem Umschütteln versetzt werden.
Angewendet wird er, indem man erst in einem Jodkasten recht eben und gut trockenes
Jod ausbreitet, und auf diesem die Platte goldgelb bis zum Stich ins Röthliche
jodirt. Nun legt man die Platte auf den Bromkasten mit obiger Brommischung, bis eine
rosenrothe Farbe durchgehends erscheint, dann wird die Platte noch etwas nachjodirt
und erst zur Exposition gebracht, wenn sie 5–10 Minuten lang in einem
verschlossenen Rahmen gewesen ist. (Polytechn. Centralhalle, 1854, S. 127.)
Ueber die Einwirkung des Zuckers auf Metalle.
Die Besitzer von eisernen Schiffen weigern sich, Zucker zu verladen, weil sie die
Beobachtung gemacht haben, daß das Eisen durch die aus den Fässern abtröpfelnde
Flüssigkeit zerfressen werde. Dieser Umstand veranlaßte Gladstone einige Versuche über das Verhalten des Zuckers zu den Metallen
anzustellen. Er fand, daß Eisen in Rohrzuckerlösung gestellt, im Niveau der
Flüssigkeit heftig angegriffen wird, während der Theil, der fortwährend von der
Flüssigkeit bedeckt ist, lange Zeit hindurch rein und blank bleibt. Die Lösung
enthält Eisenoxydul, das nach und nach Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft
anzieht und sich als Oxyd ablagert, während der Zucker neue Mengen des Eisens
auflöst, so daß eine geringe Menge Zucker große Eisenbleche zerstören kann. Nach 18
Monaten hatte die Zuckerlösung eine tief rothbraune Farbe angenommen. Derselbe
Vorgang findet statt, in welcher Verdünnung auch die Zuckerlösung auf das Eisen
wirkt; Contact mit Zink verhindert das Zerfressen des Eisens nicht, ebensowenig wenn
man der Zuckerlösung die Salze des Meerwassers, salpetersaure, schwefelsaure und
Chloralkalien beimischt. Vergebens versuchte Gladstone
frisch gefälltes und gut ausgewaschenes Eisenoxyd in Zucker zu lösen; dieß gelang
selbst nicht, wenn das Eisenoxyd bei Gegenwart von Zucker niedergeschlagen wurde.
– Kein anderes Metall wird so leicht angegriffen, wie das Eisen; Kupfer sehr
wenig; Blei nur sehr langsam; Zink für sich wenig, lebhafter aber in Berührung mit
Eisen; beim Quecksilber ist es zweifelhaft, während Silber durchaus nicht
angegriffen wird. (Aus L'Institut, durch Zeitschrift f.
d. gesammt. Naturwissenschaften, 1854, S. 65.)
Ueber den Gehalt von Weinen, Bier und Branntweinen an Säure,
Zucker und Alkohol; von Hrn. Bence-Jones.
Die Säure der verschiedenen Flüssigkeiten wurde durch eine titrirte Natronlauge
bestimmt. Die Quantität der untersuchtenunterfuchten Flüssigkeiten betrug immer das Volum von 1000 Grains Wasser bei 15 5/9
Grad Celsius. Der Säuregehalt war
in
Sherries
zwischen
1,95–2,85
Grains
Aetznatron,
„
Madeira
„
2,70–3,60
„
„
„
Portwein
„
2,10–2,55
„
„
„
Claret
„
2,55–3,45
„
„
„
Burgunder
„
2,55–4,05
„
„
„
Champagner
„
2,40–3,15
„
„
„
Rheinwein
„
3,15–3,60
„
„
„
Moselwein
„
2,85–4,50
„
„
„
Branntwein
„
0,15–0,60
„
„
„
Rum
„
0,15–0,30
„
„
„
Genever
„
0,07
„
„
„
Whisky
„
0,07
„
„
„
Bitter-Ale
„
0,90–1,65
„
„
„
Porter
„
1,80–2,10
„
„
„
Stout
„
1,35–2,25
„
„
„
Cider
„
1,85–3,90
„
„
Der Zuckergehalt wurde mit Soleil's Saccharimeter
ermittelt, welches wenigstens die niedrigste Gränze des Zuckergehalts angibt.
Derselbe betrug
in
Sherries
von
4–18
Grains
in der
Unze,
„
Madeira
„
6–20
„
„
„
„
Champagner
„
6–28
„
„
„
„
Portwein
„
16–34
„
„
„
„
Malasy
„
56–66
„
„
„
„
Tokayer
„
74
„
„
„
„
Samos
„
88
„
„
„
„
Paxarette
„
94
„
„
„
Claret, Burgunder, Rhein- und Moselwein enthielten keinen Zucker.
Der Alkoholgehalt wurde mittelst des Alkoholometers von Geißler in Bonn ermittelt. Er betrug
in
Portwein
zwischen
20,7–32,2
Proc.
dem
Maaße
nach,
„
Sherry
„
15,4–24,7
„
„
„
„
„
Madeira
„
19,0–19,7
„
„
„
„
„
Marsala
„
19,9–21,1
„
„
„
„
„
Claret
„
9,1–11,1
„
„
„
„
„
Burgunder
„
10,1–13,2
„
„
„
„
„
Rheinwein
„
9,5–13,0
„
„
„
„
„
Moselwein
„
8,7– 9,4
„
„
„
„
„
Champagner
„
14,1–14,8
„
„
„
„
„
Branntwein
„
50,4–53,8
„
„
„
„
„
Rum
„
72,0–77,1
„
„
„
„
„
Genever
„
49,5
„
„
„
„
„
Whisky
„
59,3
„
„
„
„
„
Cider
„
5,4– 7,5
„
„
„
„
„
Bitter-Ale
„
6,6–12,3
„
„
„
„
„
Porter
„
6,5– 7,0
„
„
„
„
„
Stout
„
6,5– 7,9
„
„
„
„
Der Burgunder und Claret enthielten weniger Alkohol, als Brande vor 40 Jahren darin fand. Der Sherry ist stärker, der Portwein
nicht so stark, der Marsala schwächer, der Rheinwein hat dieselbe Stärke, eben so
der Branntwein, wie sonst. Der Rum ist nahezu halb so stark, der Porter stärker und
Stout weniger stark als früher. (Journal für prakt. Chemie Bd. LXI S. 239.)
Die Bierbrauereien in Holland.
(Aus einem Reiseberichte des Professors Siemens in Hohenheim.)
Aus der Magdeburger Gegend begab ich mich über Hannover direct nach Holland und blieb zunächst in Utrecht, um dort die als die besten Hollands bekannten Bierbrauereien
kennen zu lernen. Schon im Jahre 1844 hatte ich für eine der größten dortigen
Brauereien den Plan zu einer besseren Darreinrichtung geliefert und fand deßhalb in
dieser eine freundliche Aufnahme.
Die verschiedenen Sorten Bier, die man in Holland braut, unterscheiden sich durch
einen größeren oder geringeren Zusatz von Malz und Hopfen, sowie durch dunklere oder
hellere Farbe. Sie werden sämmtlich mit Oberhefe bei fast gleicher Temperatur
gestellt oder in Gährung gebracht. Es fehlt ihnen daher alle Frische und die
Lagerbiere besitzen nur einen bitteren Geschmack und größeren Malzgehalt. Die
Mälzung ist im Allgemeinen als gut zu bezeichnen, namentlich die verwendete Gerste,
meist aus den russischen und preußischen Ostseeprovinzen, ausgezeichnet. Nur sollte
zu den dunkleren und Lagerbieren ein stärker, als für gewöhnliche Biere, gedörrtes
Malz statt des gebräuchlichen Farbmalzes angewendet werden, da dieses den Geschmack
des Biers äußerst herbe macht und bei dem Mangel an Gummi in dem schwach gedörrten
Malze das Bier wenig Körper oder substanziöse Bestandtheile behält.
Der Maischproceß ist dem bayerischen ähnlich, indem ein Kochen der Maische
stattfindet. Da man auch das gewöhnliche Bier nicht mussirend, wie meist in
Norddeutschland, trinkt, so verursacht die gebräuchliche Anwendung von Oberhefe und
die Gährung bei einer Temperatur von 12–15° R. eine zu rasche und
vollständige Zersetzung des vorhandenen Zuckers, ohne daß dabei die erzeugte
Kohlensäure zurückgehalten wird. Durch die Anwendung von Untergährung und Anlage von
oberirdischen Kellern mit geeigneten Eisbehältern wäre auch in Holland gutes
Lagerbier zu erzeugen, da der Mangel eines guten Wassers durch Filtration desselben
sich so leicht beseitigen ließe.
Außer den hier gerügten Mängeln steht der Gewinnung eines guten Biers aber auch noch
der Umstand entgegen, daß sämmtliche Bierbrauer zugleich Essigfabrikanten sind und
dieses Gewerbe in der Regel viel ausgedehnter betreiben als jenes. In einer solchen
mit Essigdämpfen angefüllten Atmosphäre, die sich schon von Weitem zu erkennen gibt,
wird auch aus dem besten Material und mit der geeignetsten Gewinnungsart kein
haltbares Bier erzeugt werden, was in Holland durch schlechte Keller und besonders
durch die directe Verwendung des dortigen schlechten Wassers noch erschwert ist.
(Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1854, Nr. 16.)
Verfahren zur Erzeugung von Preßhefe; dem Bäckermeister Xaver
Zettler in München patentirt.
Es werden 1/3 Theil Roggenmalz, 1/3 Theil roher Weizen und 1/3 Theil
Gerstenschwelchmalz genommen. Diese 3 Theile werden zusammen vermischt und ganz fein
gemahlen, sowie auf je 100 Pfd. Schrotgemenges 4–5 Pfd. Kartoffeln verwendet,
welche vorher zu dämpfen und gleichfalls fein zu mahlen sind. Dieses Schrotgemenge
sammt Kartoffeln wird in einen Maischbottig bei einer gewissen Quantität Wasser von
50–52° R. ausgeleert. Vom Wasser wird nur so viel genommen, daß die
Quantität Schrot in dem Maaße verarbeitet werden kann, damit keine Klumpen mehr
darin enthalten sind; hiermit wird nun durch das Einmischen des Schrotes und das
Verarbeiten desselben die Temperatur auf 38–42° R. herabgesunken
seyn.
Um nun die Maische auf die Zuckerbildungsgrade zu stellen, wird so lange –
unter beständigem Maischen – heißes Wasser von 75° R. zugesetzt, bis
die Maische auf eine Temperatur von 50–54° R. gestellt ist.
Diese Maische bleibt dann 20–24 Stunden lang stehen, je nach Umständen, indem
die Temperatur der Luft sehr große Einwirkung auf die Maische hat, und zwar in der Beziehung, ob die
Bildung der Milchsäure schneller oder langsamer hervortrit, da diese organische
Säure die Eigenschaft besitzt, den Kleber aufzulösen und zur vollständigen
Vergährung der Maische beiträgt. Ist nun dieser Zeitpunkt eingetreten, so wird die
ganze Maische so schnell als möglich, durch Zusatz von kaltem Wasser und Kühlapparat
auf eine Temperatur von 20° R. gestellt und in den Gährbottich gebracht.
Hierauf wird die Hefe beigegeben, indem man auf je 100 Pfd. Malzgemenge 4 Pfd.
Preßhefe rechnet. Diese Quantität Hefe wird in frischem Wasser angerührt und in
einem besonderen kleineren Gefäße (40–50 Maaß) von der abgestellten Maische
zu 20° R. angesetzt, worauf diese kleine Quantität rasch in Gährung kommen
wird. Hat dieselbe den höchsten Gährungspunkt erreicht, so wird sie der ganzen Masse
beigegeben. Die ganze Maische bleibt 10 bis 12 Stunden lang stehen, wo die
vollkommene Gährung begonnen hat und die Masse in die Hefenbildungsperiode
übergegangen ist. Bei dem Zusatze der Hefe werden einige Loth aufgelöste Soda
beigesetzt, um die Hefentheile nach oben zu treiben.
Hat die GährungsperiodeGährnngsperiode geendet, und zwar in der Art, daß die Maische zu fallen anfängt, so wird
mit dem Abschöpfen der Hefe begonnen. Die abgeschöpfte Hefe wird sogleich
abgefrischt, durch einen Straminbeutel gedrückt und unter frisches Wasser gesetzt,
wo sich alsdann nach Verlauf von 5–6 Stunden die Hefe zu Boden schlägt; das
Wasser wird abgelassen und zum nächsten Ansatz zum Abkühlen verwendet; die Hefe
kommt in einen leinenen Doppelbeutel und wird auf einer Hebelpresse gepreßt. Nach
Verlauf von 6–8 Stunden ist selbe in einem solchen trockenen Zustande, daß
man sie verpacken und versenden kann. (Kunst- und Gewerbeblatt für das
Königreich Bayern, 1854, S. 106.)
Ueber Anwendung des Kalks zum Gesundmachen der Ställe; von
Hrn. Demesmay.
Wenn gebrannter und dann gelöschter Kalk mit thierischen Excrementen zusammengebracht
wird, so entwickelt er keine ammoniakalischen Producte und entzieht folglich dem
Dünger keine fruchtbarmachenden Bestandtheile; der Grund davon ist, daß die
Excremente bei ihrer Ausleerung noch kein Ammoniak enthalten und daß die Elemente,
welche dasselbe bilden müßten, bei Gegenwart des Kalks sogleich verbrennen und sich
in Salpetersäure verwandeln. Diese Ansicht unterstützen die Versuche von Prof. Payen (polytechn. Journal Bd. CXXX S. 381), wornach, wenn Kalk mit Harn
oder Blut zusammengebracht wird, der Kalk den Stickstoff fixirt und jede Fäulniß
verhindert.
Ich wende folgendes einfache Verfahren zum Gesundmachen meiner Ställe an:
„Die Streu wird jeden Morgen, diejenige der Pferde dreimal in der
Woche, aus den Ställen geräumt; man führt sie vorerst an die Thür des Stalls,
dann gießt man einen Eimer Kalkmilch, welche 4 Pfd. gebrannten Kalks enthält,
auf den von 4 Kühen oder 2 Pferden eingenommenen Platz, und schafft nun mittelst
des Besens die ganze Flüssigkeit an den Mist, mit welchem man sie vermengt,
bevor man ihn in den Hof führt.“
Dieses Verfahren gewährt den doppelten Vortheil, die ungesunden Ausdünstungen zu
verhüten und den Verlust an Dünger zu verhindern, welcher nach Hrn. Gasparin im Sommer die Hälfte vom Gewicht desselben
erreichen kann.
Man hat zu gleichem Zweck auch die Anwendung von Thon empfohlen, wobei man die Streu
durch trockne Erde ersetzt; allein auf diese Weise kömmt das Vieh in den Koth zu
stehen und wird von einer Kothkruste überzogen. Mit Stroh vermengt, ist der Thon
zwar minder nachtheilig, aber der Mist erhält dann das doppelte Gewicht und ist
beschwerlich zu transportiren.
Gyps, Eisenvitriol, selbst Schwefelsäure wurden ebenfalls zu gleichem Zweck
empfohlen; letztere aber würde sicherlich die Cisternenmauern angreifen, welche dann
nicht wasserdicht blieben. Der Gyps veranlaßt chemische Reactionen, in deren Folge
sich Ammoniak und Schwefelwasserstoff entbinden, welche ungesunder wären als die gewöhnliche Atmosphäre
der Ställe. Der Eisenvitriol ist zu theuer, und es ist sehr zu bezweifeln, ob er so
wirksam wäre, wie der Kalk. (Agriculteur-praticien, März 1854, Nr. 12.)
Verfahren die Wirksamkeit oder den Werth des
landwirthschaftlichen Düngers zu erhöhen; von Hrn. Rozet.
Ich theile im Folgenden der (französischen) Akademie der Wissenschaften das Ergebniß
von Versuchen mit, welche ich seit zehn Jahren auf meinem Gut zu
Jouélès-Tours fortgesetzt habe und die sich auf den Einfluß des
Stickstoffs bei der Vegetation beziehen.
Ich war immer der Ansicht, daß die Pflanzen hauptsächlich durch ihre Wurzeln den
Stickstoff absorbiren; denn wenn sie auf irgend eine Weise sich den Stickstoff aus
der Atmosphäre, wo derselbe in Ueberschuß vorhanden ist, aneignen könnten, so würde
der im Boden eingegrabene Dünger nicht mehr vorzugsweise durch seinen
Stickstoffgehalt die Vegetation befördern; nun ist es aber vollkommen erwiesen, daß
der Dünger um so besser ist, je mehr Stickstoff er enthält.
In den zehn Jahren seit ich mich mit der Landwirthschaft beschäftige, habe ich mich
überzeugt, daß derselbe Dünger, wenn man ihn in gleicher Quantität in verschiedene
Bodenarten eingrabt, nicht gleiche Resultate gibt; ich habe immer weniger Getreide
in Thonboden und in Sandboden geerntet, als in einem Boden der eine gewisse Menge
Kalkstein enthielt.
Aus dieser Thatsache schloß ich, daß im Thon- und Sandboden ein Theil der
flüchtigen Bestandtheile des Düngers verloren geht. Da es mir gelang, diesem
Uebelstand durch das Mergeln abzuhelfen, so folgerte ich daraus, daß der kohlensaure
Kalk die Eigenschaft besitzt, jene flüchtigen Bestandtheile im Boden zu fixiren. Als
ich später längs einer mit Kalk übertünchten und vom Stallmist berührten Mauer
Nadeln von Kalisalpeter beobachtete und einen feuchten Theil welcher den Geschmack
des salpetersauren Kalks hatte, zog ich daraus die Folgerung, daß der kohlensaure
Kalk, in Berührung mit dem Stallmist, die Bildung der zwei fixen Salze, des
salpetersauren Kalis und Kalks, veranlaßte, und es wurde mir nun sehr leicht, mit
geringen Kosten den Werth meines Stallmists zu vergrößern, wozu ich folgendermaßen
verfuhr:
Der Mist, wenn er aus dem Stall kommt, wird in Schichten von 2 Decimeter (7 1/3 Zoll)
Dicke ausgebreitet, deren jede man sogleich mit einer Schicht gepulverten Mergels
von 4 Centimeter (1 1/2 Zoll) Dicke überdeckt. Diese Schichtungsweise setzt man
während mehrerer Monate bis zum Ende des Haufens fort. Der so zubereitete Stallmist
ist fast geruchlos, und man sieht keine Flüssigkeit an seinem Fuße austreten.
Nach diesem Verfahren erhielt ich mit derselben Quantität Stallmist eine ziemlich
größere Ernte, nicht bloß in Thon- und Sandboden, sondern auch in solchem
Boden, welcher das zur Vegetation der Getreidearten nothwendige Verhältniß von
Kalkstein enthält. (Comptes rendus, April 1854, Nr.
16.)