Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 132, Jahrgang 1854, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber das Verhältniß des Gewichts zwischen Gußmodellen und
deren Abgüssen in verschiedenen Metallen; von K. Karmarsch.
Es ist für diejenigen, welche Modelle nach einer Gießerei zu senden beabsichtigen,
oft von Interesse, schon voraus eine Schätzung des im Gusse zu erwartenden
Metallgewichtes anstellen zu können. Nicht minder muß beim Betriebe der Gießerei aus
Tiegeln es wünschenswerth erscheinen, nach dem Gewichte der Modelle jenes der
Gußstücke zu ermitteln, um entweder die zu schmelzende Menge Metall (mit gehöriger
Zugabe für den Gießkopf etc.) hiernach festzustellen, oder zu beurtheilen, wie weit
man mit einem dem Gewichte nach bekannten Tiegeleinsatze reichen werde.
Daß derartigen Berechnungen das specifische Gewicht des Modells und des beim Gusse in
Frage kommenden Metalls zu Grunde gelegt werden müsse, springt in die Augen;
zugleich aber ist klar, daß eine sehr große Genauigkeit dabei nicht zu erreichen
steht, weil das specifische Gewicht eines und desselben Materials gewissen
Schwankungen unterliegt, auch das Schwinden des Gusses (vermöge dessen das Gußstück
kleiner ausfällt als das eingeformte Modell gewesen ist) seinen Einfluß äußert. Die
nicht ganz geringfügige Bedeutung des letzterwähnten Umstandes wird einleuchtend,
wenn man sich erinnert, daß die Schwindung dem Kubikinhalte nach durchschnittlich etwa
beträgt:
bei Kanonenmetall
1 von 40
„ Gußeisen
1 „ 32
„ Zink
1 „ 27
„ Statuenbronze
1 „ 26
„ Messing und Glockenmetall
1 „ 21
Bezeichnet man allgemein mit s das specifische Gewicht
des Modells, S das spec. Gewicht des Gußstücks und a das Schwindungsverhältniß (ausgedrückt durch die
vorstehenden Zahlen 40, 32 u.s.w.); M aber das absolute
Gewicht des Modells und G jenes des Gusses: so stellt
sich die Formel
Textabbildung Bd. 132, S. 393
dar, mittelst welcher im einzelnen Falle das Gewicht G zu berechnen ist. Als ein guter Anhaltspunkt für den
praktischen Gebrauch mag eine Tabelle dienen, welche aus den Resultaten solcher
Rechnungen zusammengestellt wird; wenn man dabei nur nicht vergißt, daß deren Zahlen
ein völlig genaues Zutreffen nie erwarten lassen können. Indem ich nachstehend eine
derartige Tabelle mittheile, glaube ich die bei Aufstellung derselben zur Grundlage
genommenen specifischen Gewichte zuerst angeben zu müssen.
1) Materialien der
Modelle.
a. Fichten- und
Tannenholz wechseln im spec. Gewichte von 0,376 bis 0,746; als
zweckmäßige Mittelzahl wird 0,500 angesehen werden können.
b. Eichenholz 0,650 bis
0,920, durchschnittlich 0,785.
c. Buchenholz
(Rothbuchen) 0,590 bis 0,852, durchschnittlich 0,721.
d. Lindenholz 0,439 bis
0,604, durchschnittlich 0,522.
e. Birnbaumholz 0,646 bis
0,732, durchschnittlich 0,689.
f. Birkenholz 0,591 bis
0,738, durchschnittlich 0,664.
g. Erlenholz 0,423 bis
0,680, durchschnittlich 0,551.
h. Mahagoniholz, wovon
nur die leichteren schlichten Sorten in Betrachtung kommen, 0,563 bis ungefähr
0,637, durchschnittlich 0,600.
i. Messing schwankt nach
den vorhandenen Angaben zwischen 7,82 und 8,73; da hier der Regel nach von
Gußmessing die Rede seyn wird, welches im Allgemeinen etwas leichter ist, so
nehme ich als Durchschnittszahl 8,300.
k. Zink 6,850 bis 7,100,
durchschnittlich 7,000.
l. Zinn, worunter hier
stets bleihaltiges zu verstehen ist, mag als eine Legirung aus 3 bis 4 Theilen
Zinn mit 1 Theil Blei angenommen werden, deren spec. Gewicht ungefähr 7,900
beträgt.
m. Blei und Hartblei darf man im Mittel zu 11,000 setzen.
n. Gußeisen schwankt
gewöhnlich zwischen 7,0 und 7,5, wornach die Durchschnittszahl 7,250 sich
ergibt.
2) Metalle der
Gußstücke.
a. Gußeisen, wie
vorstehend 7,250.
b. Messing 8,300, wie
oben.
c. Rothes Messing
(Rothguß) 8,600, welche Zahl für einen Zinkgehalt von 10 bis 15 Proc.
durchschnittlich paßt.
d. Bronze, worunter hier
die dreifache Legirung aus Kupfer, Zink und Zinn verstanden werden soll, in
welcher die letztgenannten beiden Bestandtheile zusammen etwa 15 bis 25 Proc.
ausmachen, dürfte im Mittel ziemlich nahe das spec. Gewicht 8,450 haben.
e. Glockenmetall und
ähnliche Zusammensetzungen aus Kupfer und Zinn, worin letzteres zu etwa 20 bis
25 Proc. des Ganzen vorhanden ist, 8,900.
f. Kanonenmetall, ferner
zinnarme Maschinenbronze u. dgl., überhaupt Mischungen aus Kupfer und Zinn, in
welchen das Zinn 5 bis 12 Procent ausmacht, 8,760.
g. Zink 7,000, wie
oben.
Tabelle, worin diejenigen Zahlen angegeben sind,
mit welchen man das Gewicht des Modells zu multipliciren
hat, um daraus annähernd das Gewicht des Gußstücks zu finden.
Textabbildung Bd. 132, S. 394
und der Abguß gemacht ist in;
Gußeisen; Messing; Rothguß; Bronze; Glockengut; Kanonenmetall; Zink; Wenn
das Modell besteht aus; a. Fichten- od. Tannenholz; b. Eichenholz; c.
Buchenholz; d. Lindenholz; e. Birnbaumholz; f. Birkenholz; g. Erlenholz; h.
Mahagoniholz; i. Messing; k. Zink; l. Zinn; m. Blei oder Hartblei; n.
Gußeisen
Zu praktischer Erprobung dieser Tabelle habe ich verschiedene Gußmodelle und die
davon abgegossenen noch unbearbeiteten Stücke sorgfältig gewogen, dann das
letztere Gewicht durch das erstere dividirt; die hierbei gewonnenen Ergebnisse
stelle ich in Folgendem zusammen:
1. Eisenguß.
a. Modell von Tannenholz
12,2 und 14,8; – nach der Tabelle 14,0, welche Zahl zwischen den beiden
gefundenen liegt.
b. Modell von Lindenholz
12,0, 12,1 und 12,7; – nach der Tabelle 13,4.
2. Messingguß.
a. Modell von Mahagoniholz 12,7, 14,4 und 14,5; – nach der Tabelle 13,2, was
dem Durchschnitte aus den drei gefundenen Zahlen nahe kommt.
b. Modell von Messing
0,96 und 0,96 ganz übereinstimmend; – nach der Tabelle 0,95.
c. Modell von Zinn 0,89
und 1,05; – nach der Tabelle 1,00, welche Zahl zwischen die beiden
gefundenen fällt.
d. Modell von Blei 0,75;
– nach der Tabelle 0,72.
3. Guß von Glockenmetall.
Modell von Zinn 1,24; – nach der Tabelle nur
1,07.
Man kann diese Resultate sämmtlich nicht anders als genugsam übereinstimmend
finden; und ich bemerke zum Ueberfluß, daß ich meine Wägungen erst nach Feststellung der Tabelle vorgenommen, auch nicht
etwa aus einer größern Anzahl die günstigsten Versuche ausgewählt, sondern alle
Probewägungen mitgetheilt habe, welche mir im Augenblicke anzustellen möglich
war.
Ich finde in dem „Gewerbeblatt für das Großherzogthum
Hessen“, Jahrgang 1853, Nr. 50, Seite 400, die Notiz, daß nach
dem Gußwaaren-Preisverzeichnisse der kurhessischen Eisenhütte zu
Veckerhagen dort folgende Normen aufgestellt sind, welchen ich zur
Vergleichung die entsprechenden Zahlen meiner Tabelle beifüge:
Ein Pfund
des
Modells
von
wiegt in Eisen abgegossen
Nach obigerTabelle aber
trockenem
Tannenholz
17,5 Pfd.
14,0
„
Eichenholz
10,9
„
9,0
„
Buchenholz
11,1
„
9,7
„
Birnbaumholz
13,0
„
10,2
„
Erlenholz
13,5
„
12,8
„
Birkenholz
13,5
„
10,6
Messing
0,95
„
0,84
Zinn
1,11
„
0,89
Blei oder
Hartblei
0,79
„
0,64
Die in Veckerhagen angenommenen Zahlen sind also sämmtlich größer als die
meinigen, – jene, welche Tannen-, Eichen-,
Birnbaum-, Birkenholz, Zinn und Blei betreffen, sogar um 20 bis 27
Procent. Ich schließe hieraus, daß die dortige Hüttenverwaltung Maximal-Zahlen aufzustellen beabsichtigte,
welche in der Wirklichkeit kaum jemals erreicht werden dürften, wie folgende
Betrachtung zeigen mag. Das größte beobachtete
specifische Gewicht von grauem Gußeisen beträgt 7,572. Der Abguß in solchem
Eisen nach einem Modelle, welches das spec. Gewicht des Wassers (1,000) hätte,
würde folglich 7,572 Mal so viel wiegen, als das Modell, wenn kein Schwinden
stattfände. Vermindert sich aber zufolge der Schwindung die räumliche Größe um
den 32sten Theil, so sinkt damit das Gewicht auf 7,335. Diese Zahl muß man nun
durch die verschiedenen auf der Hütte angenommenen Verhältnißzahlen dividiren,
um die den verschiedenen Modell-Materialien stillschweigend
zugeschriebenen spec. Gewichte zu finden. Auf diesem Wege ergäbe sich das
specifische Gewicht für
trockenes
Tannenholz
7,335/17,5 = 0,419
„
Eichenholz
7,335/10,9 = 0,673
„
Buchenholz
7,338/11,1 = 0,661
„
Birnbaumholz
7,335/13,0 = 0,564
„
Erlenholz
7,335/13,5 = 0,543
„
Birkenholz
7,335/13,5 = 0,543
Messing
7,335/0,95 = 7,721
Zinn
7,335/1,11 = 6,608
Blei
7,335/0,79 = 9,285
Die erfahrungsmäßigen spec. Gewichte sind aber folgende:
Trockenes
Tannenholz
0,455
bis 0,746
„
Eichenholz
0,650
„ 0,920
„
Buchenholz
0,590
„ 0,852
„
Birnbaumholz
0,646
„ 0,732
„
Erlenholz
0,423
„ 0,680
„
Birkenholz
0,591
„ 0,738
Guß-Messing
7,820
„ 8,710
Zinn (ohne Bleizusatz, wie es zu Modellen wohl nie in
Anwendung kommt!)
7,050
„ 7,580
Blei
11,200
„ 11,445
Mit Ausnahme des Eichen-, Buchen- und Erlenholzes sind demnach bei
allen namhaft gemachten Modellmaterialien den Normen der Veckerhagener Hütte
geringere spec. Gewichte zu Grunde gelegt, als irgend jemals wirklich beobachtet
wurden; daher können jene Normen nicht zutreffend
seyn.
Der Verfasser würde es als eine sehr dankenswerthe Gefälligkeit erkennen, wenn
praktisch mit dem Gießereifache vertraute Männer ihm ihre Erfahrungen über den
Gegenstand dieser Notiz zur Veröffentlichung mittheilen wollten. (Aus den
Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1854, Heft 1.)
Die Donnersmarkhütte, neue großartige Eisenhüttenanlage in
Oberschlesien.
Unweit Gleiwitz, dessen berühmte Eisengießerei mit Kohks- und
Steinkohlenbetrieb bereits seit 58 Jahren besteht, im Steinkohlenbecken von Zabryn,
welches treffliche Backkohlen, die besten in Oberschlesien liefert, läßt seit der
Mitte des vorigen Jahres der Graf Guido Henkel von
Donnersmark auf Neudeck eine Hüttenanlage mit sechs Hohöfen ausführen.
Die Hohöfen liegen in einer Reihe vor einem Hügelabhange, den eine 10 Fuß starke
Futtermauer festhält. Auf derselben steht die eine Längenwand des Möllerhauses und
in und an derselben werden auch die erforderlichen drei Gicht- und zwei
Treppenthürme aufgeführt. Der Förderschacht der Steinkohlengrube, welche die Hütte
mit Brennmaterial versehen soll, ist nur 400 Schritt von der Hütte entfernt.
Zwischen ihr und der Hütte ist eine Eisenbahn vorhanden. Hinter dem Möllerhause
liegen fünf Reihen mit 99 Doppelöfen zur Verkohkung und über jeder Reihe ein
Dampfkessel, der von der aus den Verkohkungsöfen entweichenden Flamme gefeuert wird.
Diese Kessel liefern die Dämpfe für vier Gebläse-Dampfmaschinen, jede von 150
Pferdekräften, die je zwei an den beiden Enden des Möllerhauses liegen. – Die
Gichten der sechs Hohöfen liegen noch über dem Planum des Möllerhauses und der
Verkohkungsöfen, weßhalb für je zwei Hohöfen ein Gichtaufzug, der durch ein
hydraulisches Gegengewicht wirkt, vorhanden ist.
Es kommen Tarnowitzer und andere Erze und Eisensteine zur Verhüttung, die theils auf
der Beuthener Pferdebahn, theils auf der oberschlesischen Eisenbahn und theils auf
einer zu erbauenden Chaussee zur Hütte gebracht werden. Der Zuschlagskalk findet
sich in der Nähe der Hütte und ebenso feuerfester Thon. – Die Hohofenschächte
erhalten folgende Dimensionen: ganze Höhe des Schachts 50 rhein. Fuß, Höhe des
Gestelles 7 1/2 Fuß, obere Weite 4 Fuß, untere Weite 2 3/4 Fuß; die Form liegt 2 Fuß
über dem Bodenstein; Höhe der Rast 14 Fuß, Weite des Kohlensacks 14 Fuß, Weite der
Gicht 7 Fuß. – Vor den Hohöfen liegt die 400 Fuß lange Gießhütte, an deren
beiden Enden eine Eisen- und Gelbgießerei und eine Gezäheschmiede angebracht
sind. In drei Vorbauten kommen zwei Schichtenschreiberbureaux und ein Laboratorium.
In der Gießhütte werden auch drei Feineisenfeuer zum Raffiniren oder Weißen des zu
verpuddelnden Roheisens angebracht. – Die Bedachung der Gebäude wird aus
leichten Eisenconstructionen und Zinkblech bestehen.
Am Ende des laufenden Jahres sollen vier Oefen mit den erforderlichen Gebäuden fertig
und zwei davon im Betriebe seyn. – Nimmt man die wöchentliche Production
eines Hohofens gleich der des ebenso großen Hohofens zu Gleiwitz zu 1400 Ctr. an so
kann die Hütte, wenn nur 4 Hohöfen im steten Betriebe stehen, 300,000 Centner
liefern Die Productionskosten für den Centner Roheisen dürften 1 1/6 Rthlr. nicht
übersteigen.
In der Nähe der neuen Hütte wird jetzt auf Veranlassung des geheimen Commercienraths
und Maschinenfabrikanten Borsig und des Bankhauses
Gebrüder Oppenfell zu Berlin, auf Kohlen gebohrt und
wollen beide ebenfalls große Werke anlegen, wenn die Bohrungen Erfolg haben.
H.
Ueber die Bohnerze von Kandern; von Prof. Weltzien.
In Schweigger's Jahrbuch der Chemie und Physik Bd. XXI S.
209 theilte Hr. Bergrath Walchner eine chemische
Untersuchung der Bohnerze aus dem Altinger Stollen bei Liel, Erzrevier Kandern, mit.
Nach dieser Analyse gelatinirten dieselben mit Königswasser und bestünden aus einem
Silicate des Eisenoxyduls.
Da ich, bei einer von mir angestellten Prüfung, diese Angaben nicht bestätigt fand,
so ließ ich eine Reihe von Bohnerzen aus dem Erzrevier von Kandern, welche Hr.
Bergrath Hug in Kandern mir mitzutheilen die Güte hatte,
durch meinen Assistenten Hrn. R. Schenck analysiren.
Ein Gelatiniren mit Säuren ergab sich bei keinem der untersuchten Bohnerze, deren
Zusammensetzung folgende war:
Erzrevier Auggen.
Erzrevier Heuberg.
Altinger Stollen bei
Schliengen.
Kandern.
Eisenoxyd
71,714
75,508
68,700
70,460
Thonerde
6,714
6,857
7,472
5,882
Kieselerde
13,000
5,802
11,803
13,043
Wasser
8,235
12,987
11,532
11,125
Kalk
0,600
Spur
Spur
Spur
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,263
101,154
99,507
100,510.
Somit sind diese Bohnerze ebenfalls Thoneisensteine, wie die
von andern Fundorten.
Nachdem ich das Resultat der Untersuchung Hrn. Bergrath Walchner mitgetheilt hatte, übersandte mir derselbe eine kleine Probe des
von ihm selbst ausgesuchten Materials, mit dem Bemerken, daß nur die schaligen
Modificationen Eisenoxydulsilicate seyen, wie es auch von ihm schon in der
angeführten Abhandlung S. 211 angegeben wurde. Allein auch die schaligen
Abänderungen gelatinirten mit Säuren nicht, und erwiesen sich bei der Untersuchung
ebenfalls als thonhaltiges Eisenoxydhydrat.
Somit beruht die von Hrn. Bergrath Walchner gemachte
Angabe auf einem Irrthum, und das Eisenoxydulsilicat als eigenthümliches Eisenerz,
welches unter dem Namen Bohnerz der Juraformation in
vielen Chemien und Technologien angeführt wird, muß aus der Reihe der Eisenerze
gestrichen werden. (Annalen der Chemie und Pharmacie, April 1854, S. 123)
Analyse einer natürlichen ostindischen Soda.
Dieselbe war aus der ostindischen Rohwaarensammlung der Universität Erlangen (Nr.
271. Bengal. Nr. 93); sie stellte ein graubraunes gröbliches, mit größeren Stücken
untermengtes Pulver dar, welches sich etwas feucht anfühlte. Wasser nahm nur einen
Theil davon auf; die filtrirte wässerige Lösung war dunkelbraun gefärbt, jedoch
klar, trübte sich aber bei längerem Auswaschen des Rückstandes.
Die von Hrn. L. Pfeiffer ausgeführte nähere Untersuchung
ergab folgende Resultate. Durch die qualitative Prüfung wurden im wässerigen Auszuge
nachgewiesen: Kali, Natron, Spuren von Kalk und Bittererde, Kohlensäure,
Schwefelsäure und Chlor; die durch Wasser erschöpfte Masse gab an Salzsäure ab:
geringe Mengen von Eisenoxyd, Thonerde, Kalk und Magnesia und Schwefelsäure; das in
Wasser und Salzsäure Unlösliche bestand aus Sand, Kieselerde und organischer
humusartiger Substanz. Wasser nahm aus der rohen Soda 44,03 Procent ihres Gewichtes
auf.
Zur quantitativen Analyse wurde die lufttrockene Soda benutzt.
Der Wassergehalt wurde durch Trocknen bei 120° C. im Luftbade bestimmt, und
dann durch Glühen im Glasrohr und Auffangen des gebildeten Wassers im
Chlorcalciumrohr controlirt. Kieselerde und Sand wurden auf die gewöhnliche Weise
collectiv bestimmt, im Filtrat Thonerde und Eisen durch Ammoniak niedergeschlagen
und durch Kali getrennt. Im Filtrat wurde der Kalk durch oxalsaures Ammoniak, und die Magnesia durch
phosphorsaures Natron gefällt. Zur Bestimmung der Alkalien wurde eine eigene Partie
verwendet, und die von Sand und Kieselerde getrennte salzsaure Lösung mit Oxalsäure,
dann mit überschüssigem Ammoniak und Phosphorsäure versetzt. Der Niederschlag wurde
nach 24 Stunden mit ammoniakhaltigem Wasser ausgewaschen, das Filtrat zur Verjagung
des freien Ammoniaks verdampft, mit essigsaurem Bleioxyd gefällt, der Ueberschuß des
Bleies durch kohlensaures und caustisches Ammoniak entfernt, das Filtrat unter
Salmiakzusatz verdampft, die Ammoniaksalze durch gelindes Glühen verjagt, und die
Alkalien als Chlormetalle gewogen und auf die bekannte Weise getrennt. Die
Kohlensäure wurde im Will-Fresenius'schen Apparate
bestimmt. Zur Bestimmung des Chlors und der Schwefelsäure wurde eine gewogene Partie
mit Salpetersäure behandelt, und in einem Theil der Lösung die Schwefelsäure durch
salpetersauren Baryt, in einem andern das Chlor durch salpetersaures Silberoxyd
gefällt.
In 100 Theilen lufttrockener Soda wurden auf diese Weise gefunden:
Kieselerde und Sand
34,65
Eisenoxyd
1,08
Thonerde
0,26
Kalkerde
0,16
Bittererde
0,30
Natron
22,59
Kali
2,65
Kohlensäure
16,00
Schwefelsäure
4,01
Chlor
0,79
Wasser
17,59
––––––
Summa
100,08.
Aus diesen Daten berechnet sich, wenn man die Schwefelsäure an Kalk, Kali und Natron
bindet und das Chlor als Chlornatrium berechnet, der Gehalt an kohlensaurem Natron
zu 35,31 Procent. (Mittheilung des Hrn. Prof. E. v. Gorup-Besanez zu Erlangen, in den Annalen der Chemie und Pharmacie,
1854, Bd. LXXXIX Heft 2.)
Zur Verhütung der Kieferknochen-Krankheit in
Phosphorzündhölzer-Fabriken
wurde im Großherzogthum Hessen unterm 9. August 1852 Folgendes
angeordnet:
§. 1. Der in Phosphorzündhölzer-Fabriken vorräthige Phosphor darf nur
in mit Wasser gefüllten Flaschen aufbewahrt werden.
§. 2. Die Locale für das Trocknen der Zündhölzer, für das Bereiten des
Phosphorbreies und das Tunken der Hölzer, sowie die Locale für das Stecken, Zählen
und Verpacken etc. der Zündhölzer müssen von einander getrennt seyn und dürfen nicht
mit Verbindungsthüren versehen seyn.
§. 3. Alle diese Locale sind mit angemessener Ventilation an den Fenstern und
mit Schornstein ähnlichen Luftzügen durch die Decke zu versehen.
§. 4. Zur Bereitung des Phosphorbreies und zum Tunken der Hölzer dürfen nur
kräftige, gesunde Individuen verwendet, und es muß hiebei, und bei den Arbeiten in
der Trockenstube, wozu gleichfalls nur kräftige, gesunde Individuen verwendet werden
dürfen, zwischen den Arbeitern in angemessenen Zwischenräumen gewechselt werden.
§. 5. Alle Arbeitsräume müssen täglich dreimal, nämlich Morgens vor Beginn der
Arbeit, Mittags und Abends nach der Arbeit, durch Oeffnen aller Thüren und Fenster gelüftet werden.
§. 6. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Verordnung sollen mit
Polizeistrafe von 15 bis 50 Gulden belegt werden. (Hess. Gew.-Bl. von 1854,
Nr. 9.)
Analyse indischer Färbematerialien; von Professor Calvert in Manchester.
Prof. Calvert hat kürzlich für die Commercial Association mehrere gerbstoffhaltige Substanzen untersucht,
welche im Sindh zum Drucken von Krappwaaren angewandt werden, gerade so wie von
unsern Türkischrothfärbern die Aleppo-Galläpfel. Sakoon, die Gallen der Tamarisken, enthält einundfünfzig Procent
Gerbstoff; Huleleh, die Frucht der Terminalia bellerica, enthält in ihrer Kapsel zweiundfünfzig Procent
Gerbstoff. Da somit diese Substanzen fast ebenso viel Gerbstoff enthalten wie die
Aleppo-Galläpfel, so könnten sie von den Gerbern angewandt werden, wenn sie
zu niedrigen Preisen auf den europäischen Markt kämen. Das Huleleh, welches außer dem Gerbstoff auch einen gelbbraunen Farbstoff
enthält, ist in der Färberei nicht anwendbar. Dagegen besitzen das Sakoon (welches unter dem Namen Bokhara Gallen eingeführt
wurde) und das Koongootarah Eigenschaften, welche sie für
die Färberei sehr schätzbar machen. Ersteres, obgleich so reich an Gerbstoff,
enthält doch fast keine Gallussäure und liefert daher auf Baumwolle mit Eisenbeize
ein sehr schönes Schwarz, welches noch dunkler als mit Aleppo-Galläpfeln
ausfällt; mit Thonerdebeize liefert es sehr schönes Oliven und Gelb. Letzteres
Färbematerial liefert mit Eisenbeize ein schöneres Schwarz als man mit irgend einem
andern gerbstoffhaltigen Material erzielen könnte; mit Thonerdebeize gibt es ein
schönes Gelb und mit einer Mischung von Eisen- und Thonerdebeize sehr gute
Nüancen von Olivenfarbe. (Practical Mechanic's Journal,
Mai 1854, S. 45.)
Campecheholz-Blau mit Chromoxyd-Beize auf
Baumwolle.
Hr. Rydin zu Boras (Schweden) erhält eine schöne und ächte
blaue Farbe auf Baumwolle, indem er als Beize Chromoxyd, in einer Säure aufgelöst,
benutzt. Anstatt desselben kann man auch schwefelsaures Chromoxyd-Kali
anwenden, welches man erhält, wenn man eine wässerige Lösung von 1 Theil
zweifach-chromsaurem Kali mit 1 1/2 bis 2 Theilen Schwefelsäure vermischt und
dann eine die Chromsäure reducirende Substanz, z.B. Weingeist, Zucker oder Syrup,
zusetzt.
Um z.B. 30 Pfd. Baumwolle schön blau zu färben, nimmt man so viel Chromoxydsalz, als
man durch Reduction von einem Drittel Loth zweifach-chromsaurem Kali erhielt,
und gibt es in einen Absud von 30 Pfd. Campecheholz.
Man kann in einer einzigen Operation färben, indem man das Chromsalz, das Farbholz
und die Baumwolle mit einander erhitzt; oder man kann die Baumwolle zuerst in dem
Chromsalz beizen, kalt oder warm, und sie dann in das Campecheholzbad tauchen, bis
man die gewünschte Nüance erhalten hat.
Mittelst eines geringeren Verhältnisses von Beize und Farbholz kann man sehr schöne
Nüancen von Grau und Lilas erhalten. (Armengaud's Génie industriel, Mai 1854, S. 238.)
Verfahren um die Beschaffenheit des Roggen- und
gemischten Brodes zu verbessern.
Einige Versuche über Brodbereitung und Brodverbesserung welche Hr. Professor v. Liebig anstellte, haben zu dem Ergebniß geführt, daß
frisch bereitetes Kalkwasser das einzige wirksame und unschädliche Mittel ist, um
die Beschaffenheit des Roggen- und gemischten Brodes (Commißbrod, Hausbrod)
auch bei geringern Mehlsorten zu verbessern. Auf fünf Pfund Mehl wird beim Einteigen
ein Pfund oder Schoppen kalt gesättigtes, ganz klares Kalkwasser zugesetzt; zuerst
das Kalkwasser, dann das zur Teigbildung nöthige gewöhnliche Wasser; bei frischem
Sauerteig nimmt man etwas weniger, bei altem etwas mehr Kalkwasser. Durch das
Kalkwasser wird die
Säurebildung im Brodteig und damit im Schwarzbrod, eine Hauptursache von
Verdauungsstörungen bei empfindlichen Personen, und der einzige wahre Grund
beseitigt, den man für die leichtere Verdaulichkeit des Weißbrods anführen kann. Der
Kalk bildet zuletzt mit der freien Phosphorsäure des Mehls eine gewisse Menge
phosphorsauren Kalk (Knochenerde), dessen Mangel in den meisten Brodsorten als die
Ursache angesehen wird daß Thiere auf die Dauer, allein damit gefüttert, nicht am
Leben erhalten werden können; und wenn die Erfahrungen von Dr. Benecke über die Wirkung des phosphorsauren
Kalks auf scrophulöse Kinder sich bestätigen, so möchte sich hoffen lassen, daß
durch die Verbreitung dieses Brodes ein großes Uebel auf dem Lande sich vielleicht
vermindert. Ganz abgesehen von diesen physiologischen Wirkungen ist das nach diesem
Verfahren bereitete Brod leicht verdaulich, säurefrei, fest, elastisch, kleinblasig,
nicht wasserrandig, und bei etwas größerm Salzzusatz von vortrefflichem
Geschmack.
Der zur Verbesserung der äußern Beschaffenheit des Brodes, namentlich des Weißbrodes,
bei manchen Bäckern gebräuchliche Zusatz von Alaun, ist unbedingt schädlich, und
verdiente polizeilich überwacht zu werden. Der Alaun vermindert die Verdaulichkeit
und den Ernährungswerth des Brodes. (Beilage zur Allg. Zeitung vom 5. Juni
1854.)
Ueber den Einfluß des Wassers beim Kochen von Gemüsen.
Kocht man Gemüse eines Theils in destillirtem Wasser, andern Theils in mit Kochsalz
versetztem Wasser, so bemerkt man zwischen beiden einen bedeutenden Unterschied
hinsichtlich des Geruchs, des Geschmacks und vorzüglich der Zartheit. In reinem
Wasser gekocht ist es unendlich weniger schmackhaft und riechend, ja dieß geht bis
zu dem Grade, daß z.B. Zwiebeln, die in destillirtem Wasser gekocht werden, so zu
sagen, geruch- und geschmacklos sind, während, wenn dieß in gesalzenem Wasser
geschieht, sie abgesehen von dem salzigen Geschmack, einen zuckerartigen Geschmack
und ein sehr starkes Aroma nach Zwiebeln besitzen, außerdem aber noch fast mehr
lösliche Substanzen enthalten.
Wasser, das 1/125 seines Gewichts Kochsalz enthält, ist daher viel geeigneter als
reines Wasser zum Kochen von Gemüse, weil durch Zusatz von Kochsalz seine auflösende
Wirkung verringert wird, und es deßhalb dem Gemüse weniger die auflöslichen
Substanzen entzieht, und es ihnen auch mehr Zartheit, Geruch und Geschmack verleiht.
Aus diesem Umstande erklären sich die Vortheile, die die Anwendung des Kochsalzes im
allgemeinen beim Kochen von Gemüse gewährt, und die Unmöglichkeit, es nachher
vortheilhaft zu ersetzen durch späteres Zufügen von Salz an dasselbe Gemüse, das
nicht in gesalzenem Wasser ursprünglich gekocht ist. (Böttger's polytechn.
Notizblatt, 1854, Nr. 11.)
Kohlenkissen für unreinliche Kranke.
Als geruchreinigende Unterlage bei Kranken, welche Alles unter sich gehen lassen,
gebraucht man jetzt in England ein mit Holzkohlenpulver oder Braunkohlenpulver
gefülltes Kissen. Die Kohle, welche schon längst bei Abtritten und Pissoirs als ein
desinficirendes Mittel bekannt ist, wandte zuerst ein irländischer Arzt, Dr. Hondel, mit dem
günstigsten Erfolge an. Selbst wenn die Kohlenkissen mehrere Wochen nicht gewechselt
werden, soll sich dieß geruchtilgende und wenig kostende Mittel auf das
Vollkommenste bewährt haben. (Gemeinnütziges Wochenblatt des Gewerbvereins zu Köln,
1853, Nr. 37.)