Titel: Beschreibung eines Kolben-Manometers als zuverlässiges Mittel zur Messung der Dämpfespannung in Dampfkesseln; von Fr. Marquardt.
Autor: Friedrich Marquardt
Fundstelle: Band 133, Jahrgang 1854, Nr. I., S. 1
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I. Beschreibung eines Kolben-Manometers als zuverlässiges Mittel zur Messung der Dämpfespannung in Dampfkesseln; von Fr. Marquardt. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Marquardt's Kolben-Manometer. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß die sogenannten Sicherheitsventile bei Dampfkesseln, ganz abgesehen von ihrer Unzuverlässigkeit, die Spannung der Dämpfe im Kessel erst nach dem bestimmten Maximo anzeigen, und daß mit denselben weder die Abnahme der Spannung, noch ihre Zunahme anders als auf eine sehr mühselige und unsichere Art erkannt werden kann. Eben so ist es bekannt, daß die auf Grundlage des Mariotte'schen Gesetzes construirten kleinen Quecksilber-Manometer ebenfalls sehr unsicher sind, bald unkenntlich werden, und daß in einer natürlichen Consequenz des Constructionsprincipes die Räume der Scala, welche die Spannungen messen, immer kleiner werden, je höher die Spannung steigt, d.h. also, daß sie um so weniger scharf zeigen, je nothwendiger gerade die exacte und genaue Messung der Dampfspannung wird. Ich habe mich daher, wo ich nur immer konnte, entweder des bekannten langen Quecksilberbarometers bedient, bei welchem die Größe der Spannung der Wasserdämpfe direct durch eine Quecksilbersäule gemessen wird, oder aber und am häufigsten eines Kolben-Manometers, dessen Zeichnung und Beschreibung ich hier gebe, und der sich durch sehr große Einfachheit sowohl, als durch seine zuverlässige und genaue Wirkung empfiehlt. Eine gußeiserne Stopfbüchse a...a, Fig. 26, ist an einem paßlichen Punkte des Kessels, oder an einem Stutzen desselben so befestigt, daß die Achse derselben horizontal liegt. Der Kolben b wird von ihr ohne zu große Pressung gedichtet und kann darin so wie der Pumpenkolben einer Bramah-Pumpe heraus und herein gezogen werden. An beiden gegenüberstehenden Seiten der Stopfbüchse a sind schmiedeiserne Träger c...c befestigt, welche an ihren äußeren Endtheilen zwei Zapfenlöcher tragen, von denen die oberen zur Aufnahme einer Achse mit gezahntem Quadranten d und Hebelzeiger f dienen, während die unteren für die Achse der Rolle e bestimmt sind. Der Kolben b endlich geht dort, wo er bei seinem tiefsten Eintreten in die Stopfbüchse aus derselben hervorragt, in eine Zahnstange über, in welche einestheils das Zahnrad-Segment d eingreift und die zugleich durch die Rolle e gegen Seitenbewegungen geschützt und geleitet wird. Es geht aus der Zeichnung hervor und ist erklärlich, daß in dem Augenblicke wo im Kessel gegen den Kolben gar kein Druck ausgeübt wird, der Zeiger sofort durch das an ihm hängende Gewicht so lange herabsinkt, bis sein Hebelarm zu Null wird, d.h. bis er senkrecht herabhängt. Umgekehrt wird der Kolben aber, bei entstehender innerer Spannung aus der Stopfbüchse hinausgedrückt, den Zeiger f vermittelst des Zahnsegmentes d entsprechend heben, und es ergibt sich die Berechnung der Gewichte und Dimensionen für ein gewisses Maximum der Spannung nach einfachen bekannten Regeln. Es könnte scheinen, als ob die Reibungswiderstände in der Stopfbüchse zu veränderlich seyen, um Genauigkeit in der Messung und eine gewisse präcise Schärfe in der Beobachtung zuzulassen. Bei guter genauer Arbeit der technischen Ausführung ist der Reibungswiderstand aber höchst unbedeutend, und kann auf ein kaum meßbares Maaß, der Dampfdichtheit unbeschadet, zurückgeführt werden. Ein nach dieser Art construirter Kolben-Manometer hat nun die unbestreitbaren Vortheile, daß die Räume der Scala welche der Zeiger durchläuft, bei zunehmender Spannung stets größer werden, daß derselbe also dort am schärfsten zeigt, wo wirklich die größte Genauigkeit nothwendig ist; daß er frei und offen angebracht werden kann und so solid und fest ist, um selbst unsanfte Berührungen und Stöße ohne Nachtheil ertragen zu können; daß er sehr billig hergestellt werden kann und sehr dauerhaft ist, und daß man sich jeden Augenblick ohne alle Schwierigkeit über seine ungehinderte Wirkung dadurch überzeugen kann, daß man den Zeiger erst hebt und ihn dann langsam herabsinken läßt, ihn dann aber herabdrückt und langsam wieder erheben läßt, und dann beobachtet ob der Zeiger in beiden Fällen die ursprüngliche Stelle wieder anzeigt. – Durch diese einfache Probe kann man sich zugleich überzeugen, daß der hier beschriebene Kolben-Manometer mit einer für die Praxis vollkommenen Genauigkeit und jedenfalls viel sicherer und zuverlässiger anzeigt, als der Mariotte'sche Quecksilber-Manometer.

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Tafel Tab. I
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