Titel: | Verschiedene Anwendungen des chromsauren Kupferoxyds in der Färberei und Druckerei; von W. Grüne jun. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XII., S. 42 |
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XII.
Verschiedene Anwendungen des chromsauren
Kupferoxyds in der Färberei und Druckerei; von W. Grüne
jun.
Aus der Deutschen Musterzeitung, 1854, Nr.
2.
Grüne, über verschiedene Anwendungen des chromsauren Kupferoxyds in
der Färberei und Druckerei.
Anknüpfend an Hrn. J. C. Zimmermann's Notiz über die
Darstellung des chromsauren Kupfers und dessen Verwendung statt des chlorsauren
Kalis in der Druckerei (polytechn. Journal Bd.
CXXXI S. 271), werde ich hier die Resultate vieler Versuche, welche ich
mit diesem höchst interessanten und wichtigen Körper gemacht habe, mittheilen.
Dieselben sind entschieden günstig ausgefallen und dürften um so mehr Beachtung
verdienen, als sie für die verschiedensten Zweige des Geschäfts der Färberei und
Druckerei als Anregung für neu einzuschlagende Wege und Verfahren dienen können.
Die Bereitung des Präparates auf die von Hrn. J. C. Zimmermann beschriebene Art hat mir keine befriedigenden Resultate
geliefert; möglich, daß ich die Schuld davon trage; eine zweite Bearbeitung muß dieß
herausstellen. Meine Versuche habe ich mit einem Product, welches ich der chemischen
Fabrik des Hrn. Theodor Goldschmidt in Berlin verdanke,
angestellt. Diese Fabrik liefert vorläufig das Pfund der 25° B. starken
Lösung für 20 Silbergroschen; es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, daß sich
dieser Preis bei einer Darstellung im Großen sehr ermäßigen werde.Kopp bereitete dieses Salz durch Auflösen des Kupferoxydhydrats in wässeriger
Chromsäure; die Lösung liefert beim langsamen Verdunsten durchsichtige grüne
Krystalle von der Form des Kupfervitriols, welche 33,5 Proc. Wasser
enthalten. Sie lösen sich leicht in Wasser. Beim Entwässern werden sie weiß,
beim Befeuchten mit Wasser unter starker Wärmeentwicklung wieder grün.A. d. Red. Versuche über die von Hrn. Zimmermann angedeutete
Verwendung an Stelle des chlorsauren Kali's in der Druckerei habe ich noch nicht
gemacht, dagegen viele derselben, die auf die wichtigsten Zweige der Färberei und
Druckerei Bezug haben und welche von vornherein Aussicht auf Erfolg gewährten. Es
sollen hier nur diejenigen Erwähnung finden, welche sichere Resultate geliefert
haben und solche auch bei der Anwendung in der Praxis ergeben müssen. Ich will
dieselben für jeden Zweig der Anwendung unter einer besonderen Ueberschrift
zusammenfassen:
Das chromsaure Kupfer als Mordant in der
Wollenfärberei.
Die Herstellung der sogenannten Chromfarben in der Wollenfärberei, bei welchen die
Wolle mit chromsaurem Kali angesotten wird und dann in verschiedene Farbbäder zum
Ausfärben kömmt, ist seit einigen Jahren eine sehr bedeutende und immer mehr
zunehmende gewesen.
Diese Art der Färberei, so billig und schnell sie auszuführen ist, bringt jedoch
Mängel mit sich, die der weiteren Ausdehnung der Anwendung hemmend
entgegentreten.
Einmal wird die Wolle selbst, indem man sie mit chromsaurem Kali, dem man gewöhnlich
noch Schwefelsäure zusetzt, kocht, mehr oder weniger verändert, so daß dieselbe nach
beendigter Färbung leicht sturr und staulend erscheint; dann fehlt den Farben auch
die Tiefe und Kraft der Töne – Umstände, die sich leicht erklären lassen,
wenn man bedenkt, daß die Chromsäure aus dem Kali sich mit der Faser verbinden muß,
mithin letztere gewissermaßen selbst Basis ist, während bei anderen Färbeverfahren
solche, sey es Thonerde, Zinn, Kupfer etc., der Faser zugeführt wird.
Eine vereinte Anwendung von chromsaurem Kali mit Thonerde, Zinn- und anderen
Salzen läßt sich zwar ausführen, doch bilden sich dabei meist unlösliche
Niederschläge, welche ein Fleckigwerden beim Färben verursachen.
Diese Uebelstände fallen bei der Anwendung des chromsauren Kupfers ganz fort, die
Wolle verbindet sich beim Ansieden ohne Veränderung der Structur sowohl mit dem
Kupfer als mit der damit verbundenen, also nicht freien Chromsäure und liefert,
nachdem in den verschiedenen Farbflotten ausgefärbt, eben so lebhafte als kräftige
und ächte Farben. Die Gegenwart des Kupfers in Verbindung mit der Chromsäure liefert
andere Nuancen beim Färben, die bei gleicher Menge des angewandten Farbstoffes
tiefer und voller sind, als die mit reinem chromsaurem Kali, oder mit diesem und
Kupfervitriol hergestellten.
Es wurde Wolle schwach mit reinem chromsaurem Kupfer angesotten, gespült, dann
ausgefärbt; es gab:
Blauholz: angenehmes Blau bis Tiefschwarz.
Rothholz: hellkirsch Braun – dunkel amaranth Braun.
Gelbholz: grünlich gelb.
Quercitron: Oliven.
Catechu: Braun.
Die Wolle behielt ihre ganze Weichheit bei.
Zur Herstellung von braunen, schwarzen, oliven, grauen und Modefarben bietet sich in
dem chromsauren Kupfer ein schätzbares Mittel, welches schnell verbreitet zu werden
verdient, um so mehr als die stark oxydirenden Eigenschaften desselben nur ein
Minimum von Farbstoffverbrauch nöthig machen.
Als dunkelndes Mittel eignet sich das Präparat besser als
alle bisher zu diesem Zweck benutzten; Farben mit Thonerde, Zinn etc. hergestellt,
dunkeln durch ein Bad desselben genommen um 4–6 Töne, auch noch mehr, nach,
ohne wie dieß in der Regel der Fall ist, stumpf zu werden.
Anwendung des chromsauren Kupfers in der
Baumwollenfärberei.
Daß für dieses Feld der Färberei die Benutzung des Präparates eine eben so wichtige
werden wird, als sie es für das zuerst abgehandelte Gebiet ist, werden jedem, der
die Mühe einiger Versuche nicht scheut, die Resultate am sichersten zeigen. Die
Möglichkeit der Verwendung kann für unendlich viel Fälle stattfinden, die hier
speciell nicht erwähnt werden können; im Allgemeinen sey nur gesagt, daß das
chromsaure Kupfer, als Beizmittel verwendet, mit den verschiedenen Farbstoffen satte
und ächte, dabei sehr billige Farben in den bei der Wolle erwähnten Nuancen liefert,
so z.B. mit Blauholz, durch abwechselndes Durchnehmen durch eine Flotte dieses, und
einer schwachen Lösung jenes, ein hell, mittel und dunkel Blau, welches dem aus
Indigo an Schönheit nichts, an Aechtheit wenig nachgibt und so billig als
gewöhnliches Grau zu färben ist.Dieses ächte Blau mit Campecheholz liefert auf Baumwolle auch schwefelsaures
Chromoxyd, als Beizmittel angewandt; man sehe im polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 399.A. d. Red.
Wesentlicher noch dürfte die Anwendung als dunkelndes und oxydirendes Mittel für
Farben seyn, die vorher mit Thonerde, Zinn, Eisen etc. und den verschiedenen
Farbstoffen hergestellt werden.
Benutzung des chromsauren Kupfers in der
Druckerei.
Die Bearbeitung dieses Feldes in seiner ganzen Ausdehnung ist noch nicht zu Ende
gebracht; spätere Abhandlungen werden hierüber noch weitere Mittheilungen enthalten,
es sollen namentlich bei Abhandlung der Dampf- und Ternir- oder
Conversionsfarben Proben die Wirkungen dieses neuen Materials, dem eine große
Zukunft bevorsteht, anschaulicher machen. Hier jetzt nur noch einige Worte über eine
allgemeiner interessirende Anwendung für die
Küpendruckerei.
Die Ersparung von Indigo ist für diese Branche des Geschäftes ein allgemeiner Wunsch,
dessen Erfüllung durch das chromsaure Kupfer höchst wahrscheinlich zu erreichen seyn
wird. Versuche in diesem Gebiete erfordern zur gründlichen Erschöpfung sehr langer
Zeit, die bis jetzt, bei der Neuheit des chemischen Productes, nicht vorhanden war,
weßhalb ich hier nur die Wahrscheinlichkeit hinstellen kann, wenngleich die ersten
Versuche ganz entschieden günstige Erfolge hatten.
Es ist ein altes Verfahren, die Waare vor dem Druck und Färben mit einer
Kupfervitriollösung zu tränken; dieselbe verhindert ein Durchfärben des Indigo in
das Innere der Faser, indem sie denselben in der Küpe sofort an der Oberfläche des
Stoffes oxydirt und niederschlägt.
Weit vollkommener erreicht man dieß durch Tränken in einer schwachen Lösung von
chromsaurem Kupfer, dasselbe wirkt gleichmäßiger und kräftiger. Versuche ergaben,
daß drei Proben von ungetränktem mit Kupfervitriol, und mit chromsaurem Kupfer
getränktem Zeug, sich in derselben Reihenfolge nach einem Zug in der Küpe in Bezug
auf Dunkelheit wie 1 : 2 : 3 verhielten.
Zu ermitteln bleibt hierbei, ob eine wirkliche Ersparniß an Indigo oder nur eine
schnelle Oxydation desselben stattfindet.
Das chromsaure Kupfer als Aetzmittel auf indigoblauen
Grund wirkt nicht so kräftig als freie Chromsäure, gewährt jedoch vor dieser den
Vortheil, genau bestimmen zu können, wie viel man von dem Blau fortnehmen will, und
man hat es dadurch in der Gewalt, nicht nur weiß, sondern verschiedene Töne in
Hellblau hervorbringen zu können, was entschieden wichtig für Doppelblau und
Doppelgrün auf der Perrotine ist.
––––––––––
Hier anschließend muß ich noch einiger höchst interessanter Versuche erwähnen, die
ich gemacht habe, um die mir selbst gestellte Aufgabe: die Herstellung jeder Farbe
auf den verschiedenen Stoffen in einem einzigen Bade, zu lösen:
Das chromsaure Kupferoxyd-Ammoniak,Mittel zur Erzeugung von schwarzen, braunen, grauen, oliven
etc. Farben auf Baumwollenstoffen in einem Bade.
Die stark oxydirenden Wirkungen der Chromsäure, des chromsauren Kalis etc. auf
Farbstoffe sind seit längerer Zeit bekannt und für die Färberei mannichfach benutzt,
ebenso lange weiß man aber auch, daß, wenn eine Mischung der Farbflotte mit dem
chromsauren Kali erfolgt, sofort ein Niederschlag entsteht, der nicht auf die Faser
zu befestigen ist, mithin eine vereinte Anwendung zum Färben auf diese Weise nicht
ausführbar ist.
Der beste Weg, es dennoch möglich zu machen, konnte nur der seyn, die Materialien
nach einer vollständigen Neutralisation der Wirkungen zusammen zu bringen, dann
später, nachdem die Stoffe damit getränkt waren, das Neutralisationsmittel zu
entfernen um die gegenseitigen Wirkungen hervorzurufen. Das Mittel der
Neutralisation waren Alkalien, das Entfernungsmittel derselben zuvörderst eine
Säure. Die so erzielten Resultate waren sehr mangelhaft, den Farben fehlte die
Tiefe.
Ein anderer näher führender Weg war die Anwendung eines flüchtigen Alkalis, des
Ammoniaks zu dem Zweck, dann die freiwillige oder durch Dampf hervorgerufene
Verflüchtigung desselben. Die Erfolge waren günstiger, jedoch wenig Aussicht
verheißend, da alle Farben auf Baumwolle, welche nur mit Farbstoff und chromsaurem
Kali hergestellt werden, stumpf und fahl sind.
Es mußte ermöglicht werden, neben der Chromsäure noch irgend ein anderes Salz, seyen
es Thonerde-, Zinn- etc. Verbindungen, mitwirken zu lassen; der
Versuch scheiterte jedoch wieder an der Eigenschaft des Ammoniaks, welches
unentbehrlich war, die Salze zu fällen. Nur die Eigenthümlichkeit des Kupferoxyds,
sich im Ammoniak zu lösen, brachte mich auch über diese Hindernisse fort und ließ
mich ein Verfahren begründen, welches jetzt, wo das chromsaure Kupferoxyd sich
darbietet, eine große Zukunft haben wird, was die vollkommen gelungenen Erfolge
meiner Versuche erwiesen haben, und wovon sich jeder leicht Ueberzeugung durch
Selbstarbeiten verschaffen kann.
Die Bereitung des chromsauren Kupferoxyd-Ammoniaks ist eine sehr einfache: man
schüttet zur Lösung des chromsauren Kupfers so lange Ammoniak, bis der sich
anfänglich bildende bräunliche Niederschlag wieder aufgelöst ist; man erhält so eine
nach Ammoniak riechende dunkelgrüne Flüssigkeit.Das chromsaure Kupferoxyd-Ammoniak kann man einfach auf die Art
darstellen, daß man den gelbbraunen Niederschlag welchen das (gelbe)
einfach-chromsaure Kali in Kupfervitriollösung hervorbringt, nach dem
Filtriren und Auswaschen mit Aetzammoniak behandelt, welches eine prächtig
dunkelgrüne Lösung liefert.A. d. Red.
Mit diesem Präparat versehen, ist die Ausführung des oben besprochenen Verfahrens
sehr einfach: Je nach Tiefe der Farbe concentrirte Farbbrühen verseht man mit etwas
Ammoniak, gibt dann ein noch näher zu erprobendes Quantum chromsaures Kupferammoniak
zu, mischt alles gut durcheinander, tränkt darin die zu färbenden Stoffe und läßt
sie trocknen. In ganz kurzer Zeit ist die Farbe ganz ächt und satt, ohne Verlust an
Farbstoff befestigt. Zuletzt spült man in Wasser.
Die von mir auf solche Art dargestellten Farben, namentlich in Schwarz, Oliven, Grau
und Braun, lassen in Bezug auf Glanz und Aechtheit nichts zu wünschen übrig.
Verdickt lassen sich diese Ansätze sehr gut als Tafel- und Applicationsfarben
verwenden.
Die hier gegebenen Notizen werden hinreichen, um jeden, der sich dafür interessirt,
in den Stand zu setzen, für seinen eigenen Gebrauch sich die Verhältnisse selbst zu
erproben und festzustellen.