Titel: | Weitere Untersuchungen über Verfahrungsarten um die Empfindlichkeit der Collodiumschicht auf Glastafeln für eine beträchtliche Zeit zu sichern; von John Spiller und William Crookes. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LXVI., S. 288 |
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LXVI.
Weitere Untersuchungen über Verfahrungsarten um
die Empfindlichkeit der Collodiumschicht auf Glastafeln für eine beträchtliche Zeit zu sichern; von John Spiller und William Crookes.
Aus dem Philosophical Magazine, August 1854, S.
111.
Verfahren, die Empfindlichkeit der Collodiumschicht auf Glastafeln
zu sichern.
Durch unsere frühere Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 360) wollten wir auf das Princip aufmerksam machen, die
Collodiumfläche mit Hülfe zerfließender Salze feucht zu erhalten, wobei wir es der
Erfahrung überlassen mußten, welches von diesen Salzen sich als das geeignetste
erweisen wird.
Nachdem die Erfahrung gegen die Anwendung von salpetersaurem Zink entschieden hatte,
versuchten wir andere Substanzen, darunter das essigsaure Kali; mit diesem Salz erhielten wir zwar sehr
gute Resultate, aber die geringe Löslichkeit des essigsauren Silbers erheischt so
viele Vorsichtsmaßregeln, daß wir wo möglich ein gleich wirksames Salz unter den
salpetersauren aufzufinden suchten.
Bei weiteren Versuchen mit salpetersaurer Magnesia verschwanden die Schwierigkeiten,
auf welche wir früher stießen, und wir sind nun im Stande, den Photographen das
folgende Verfahren mitzutheilen, welches kaum eine Verbesserung zulassen dürfte.
Die auf gewöhnliche Weise mit Collodium überzogene Glastafel wird in einem Bad,
welches 30 Gran salpetersaures Silber in der Unze enthält, empfindlich gemacht; man
läßt sie darin nicht länger als nöthig ist (beiläufig fünf Minuten), stellt sie dann
kurze Zeit zum Abtropfen senkrecht, und taucht sie hierauf in ein zweites Bad,
welches besteht aus:
salpetersaurer Magnesia
4 Unzen,
salpetersaurem Silber
12 Gran,
Eisessig
1 Drachme,
Wasser
12 Unzen.
In demselben läßt man die Glasplatte beiläufig fünf Minuten, nimmt sie dann heraus
und stellt sie in senkrechter Lage auf Fließpapier, bis alle auf der Oberfläche
befindliche Feuchtigkeit abgezogen und vom Papier verschluckt ist; dazu reicht
gewöhnlich eine halbe Stunde hin, und man kann dann die Platte in ein Gehäuse
einschließen, bis sie angewendet werden soll.
Durch diese Behandlung wird nicht nur die Empfindlichkeit der Platte gar nicht
beeinträchtigt, sondern im Gegentheil noch etwas vergrößert; wir erhielten
augenblicklich negative Bilder auf Platten, welche mehrere Tage vorher präparirt
worden waren. Bis jetzt vermögen wir die Länge der Zeit noch nicht zu bestimmen,
welche man zwischen der Vorbereitung der Platte und der Entwickelung des Bildes
verstreichen lassen darf; wir konnten aber nach Verlauf von drei Wochen noch keine
Abnahme der Empfindlichkeit bemerken.
Vor der Entwickelung ist es rathsam, die Collodiumschicht auf die Art zu netzen, daß
man sie etwa eine halbe Minute in das Silberbad taucht, weil sonst die Lösung von
Pyrogallussäure oder Eisenvitriol nicht eben über die Platte fließen würde. Das
Fixiren etc. wird dann wie gewöhnlich ausgeführt.
Wir wollen noch auf einige Punkte aufmerksam machen, welche sich in der Praxis als
nützlich erweisen dürften. Die Glasplatten müssen mit größerer Sorgfalt gereinigt
werden, als erforderlich ist wenn man sie unmittelbar anwendet; wir fanden starke
Salpetersäure, mit einer Zahnbürste aufgetragen, sehr entsprechend. Vom Collodium
haben wir vielerlei Muster versucht, und mit ziemlich gleichmäßigem Erfolg. Die
größere Anzahl unserer Versuche wurde mit einem ziemlich dicken Collodium gemacht,
worin sich der Alkohol und Aether im Verhältniß von 1 : 2 befanden und wovon das
Unzenmaaß mit 4 Gran Jodammonium nebst einem halben Gran Bromammonium empfindlich
gemacht war.
Um dem Silberbad zum Empfindlichmachen der Platte (welches 30 Gran salpetersaures
Silber in der Unze enthält) die von einigen Photographen als nothwendig erachtete
schwach saure Reaction zu ertheilen, empfehlen wir Essigsäure statt Salpetersäure
anzuwenden.
Hinsichtlich der Bereitung des Magnesia-Bades ist folgendes zu beachten. Die
im Handel vorkommende geschmolzene salpetersaure Magnesia kann Chlor enthalten, und
auch wegen zu weit getriebener Schmelzung eine alkalische Reaction haben. Bei den in
der Formel für das Bad angegebenen Quantitäten von Essigsäure und salpetersaurem
Silber ist aber vorausgesetzt, daß die salpetersaure Magnesia rein ist; wenn dieß
nicht der Fall ist, so muß man sie mit Essigsäure vollkommen neutral machen, das
Chlor genau mit salpetersaurem Silber fällen, und dann Essigsäure und salpetersaures
Silber in dem entsprechenden Verhältniß zusetzen. Sind jedoch die Verunreinigungen
sehr beträchtlich, so ist es nicht rathsam das Salz nicht anzuwenden.
Das Magnesia-Bad bleibt lange Zeit in gutem Zustand; nur ist zu beachten, daß
man die aus dem Silberbad genommenen Platten schwach abtropfen läßt und
nöthigenfalls die Flüssigkeit auf der Rückseite mit Fließpapier entfernt, um so
wenig Silber als möglich in die salpetersaure Magnesia zu bringen. Ein Gran Silber
im Unzenmaaß der Auflösung ist ganz hinreichend um die Platten empfindlich zu
erhalten; wenn ihr Silbergehalt einmal eine gewisse Gränze überschritten hat, so
kann bei der fortwährend stattfindenden schwachen Verdunstung die Silberlösung
endlich so stark werden, daß sie Jodür aus der Collodiumschicht auflöst; in diesem
Falle läßt sich das Bad wieder brauchbar machen, indem man das Silber nahezu (aber
nicht vollständig) mit einer Auflösung von Chlormagnesium fällt und die Flüssigkeit
dann filtrirt.
Ganz besonders ist zu beachten, daß man die Platten in einem Raum aufbewahrt, in
welchen gar kein Licht dringt; denn wenn derselbe nicht absolut dunkel ist, so kann
die empfindliche Schicht nach einiger Zeit offenbar kein reines Bild mehr liefern. Daß man die
Platten gegen schädliche Gasarten, z.B. Ammoniak, verwahren muß, brauchen wir kaum
zu bemerken.