Titel: | Neues plastisches Product, welches in den Gewerben und Künsten vielfach verwendet werden kann; von den HHrn. Delettre-Gras und Söhne zu Canisy-Hombleux bei Ham (Somme-Departem.). |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LXX., S. 301 |
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LXX.
Neues plastisches Product, welches in den
Gewerben und Künsten vielfach verwendet werden kann; von den HHrn. Delettre-Gras und
Söhne zu
Canisy-Hombleux bei Ham (Somme-Departem.).
Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1854, S.
47.
Delettre-Gras' neues plastisches Product.
Es ist den HHrn. Delettre-Gras gelungen, mit
verkohlten Substanzen ein Product hervorzubringen, welches man wie Gyps gießen und
formen kann, das aber weit fester als letzterer ist.
Die Erfinder sind der Meinung, daß dieses neue Product wesentliche Dienste, sowohl in
den Künsten, als auch in verschiedenen Gewerbszweigen leisten könne, da man daraus
kleine Statuen, Basreliefs, Consolen, Bilderrahmen etc. anfertigen, und überhaupt
alle diejenigen Gegenstände machen kann, welche jetzt aus Gyps oder aus
Papiermaché dargestellt werden.
Diese plastische Substanz besteht lediglich aus einem Gemenge von pulverisirten
Torfkohlen und flüssigem Theer, der je nach den zu verfertigenden Gegenständen mehr
oder weniger gereinigt werden muß. Für sehr zarte Gegenstände von complicirten
Formen und scharfen Umrissen verwandelt man die Torfkohle in ein sehr feines Pulver,
und vermengt dasselbe mit vollkommen gereinigtem Theer, in solchem Verhältnisse, daß
daraus ein mehr oder weniger steifer oder auch flüssiger Teig gebildet wird.
Im ersteren Falle kann man die Substanz in Formen drücken, indem man einen solchen
Druck anwendet, daß selbst die kleinsten Theilchen der Form vollkommen ausgefüllt
werden.
Im zweiten Falle kann man sie in Formen gießen, wobei man ganz auf dieselbe Weise wie
mit einem flüssigen Metall verfährt.
Man kann diese plastische Substanz sowohl kalt als warm anwenden, jedoch scheint es
zweckmäßiger zu seyn, sie bis auf einen gewissen Grad zu erwärmen, aber nicht höher
als auf den Siedepunkt des Wassers, also mittelst eines Wasserbades.
Bei sehr dünnen Gegenständen, wie z.B. Cameen, kann man die Substanz mit einem
kleinen Pinsel oder mit einer Bürste, und in mehreren Schichten auftragen.
Will man große Stücke anfertigen, so ist es nicht nöthig, die Torfkohle in ein
außerordentlich feines Pulver zu verwandeln; auch kann man dann statt des
gereinigten Theers den gewöhnlichen, selbst von geringer Qualität benutzen und ihm
beim Vermengen mit Kohlenpulver noch gewöhnlichen Tischlerleim zusetzen.
Die Erfinder haben bei ihren Versuchen gefunden, daß man statt des Theers auch andere
Substanzen zur Bildung des Teiges oder der Flüssigkeit anwenden kann, z.B. alle
Leimsorten, Gummiarten und Harze, je nach der Feinheit oder Größe des zu
producirenden Fabricats. Auch kann man statt der Torfkohle jede andere verkohlte und
in ein mehr oder weniger feines Pulver verwandelte Substanz anwenden, die alsdann
mit Theer, Leim oder Harz zu einem Teige oder zu einer Flüssigkeit angemacht
wird.
Die Erfinder haben auf diese Weise sehr schöne und scharfe Statuetten, Ornamente und
selbst kleine façonnirte Knöpfe dargestellt. Auch ist es ihnen gelungen,
größere Sculpturen sowohl durch Pressen, als auch durch Gießen ebenso schön und
scharf darzustellen, wie die aus Gußeisen, Bronze, Gyps, Wachs und
Papiermaché bestehenden.
Auch kann man mit dieser neuen plastischen Substanz außer Schwarz noch andere Farben
erzielen, indem man verkohlte Producte von der entsprechenden Nüance anwendet, oder
solche von verschiedener Nüance mit einander mengt.