Titel: | Ueber die Gewinnung der Producte aus dem Theer; von Hrn. G. Shand und A. Mac Lean. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LXXIII., S. 310 |
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LXXIII.
Ueber die Gewinnung der Producte aus dem Theer;
von Hrn. G. Shand und
A. Mac
Lean.
Aus der Chemical Gazette, 1854, Nr.
270.
Shand, über die Gewinnung der Producte aus dem Theer.
Der Theer, gleichviel ob er von Holz, Steinkohlen oder thierischen Substanzen
herrührt, wird auf folgende Art behandelt:
Zuerst destillirt man die rohe Naphtha und das Ammoniak vom Gastheer in der
gewöhnlichen Weise ab. Bei weiterer Destillation erhält man das sogenannte
„Pechöl,“
„Theeröl“ oder „Kreosotöl,“ welches die
Verfasser „Naphthalinöl“ nennen. Demnächst wird dieses Oel
durch Säuren und Alkalien gereinigt und aus dem gereinigten Oel Naphthalin, ein
leichteres und ein schwereres Oel gewonnen. Ebenso wird auch Theer aus Holz und
thierischen Substanzen behandelt.
Die Operation wird nun folgendermaßen ausgeführt: Man destillirt den Theer in einem
geeigneten Apparat mittelst Wasserdampf, der in die Masse hineingeleitet wird, so
lange, als die übergehende rohe Naphtha ein spec. Gewicht = 0,91 bekommt. Dann
schließt man den Dampfzutritt ab und destillirt mit Feuer unter dem Apparat, wobei
man Wasser und das Naphthalinöl erhält. Die Destillation wird fortgesetzt, bis das
Oel ein spec. Gewicht von 0,99 hat; den Rückstand in der Retorte läßt man alsdann
auslaufen und erkalten.
Um aus dem rohen Naphthalinöl das Naphthalin und die Oele zu erhalten, wird dasselbe
in einem Bleigefäß mit Schwefelsäure (auf je 100 Gallons Oel 15 Gallons
Schwefelsäure von 1,83) allmählich versetzt und innig zusammengerührt. Dann läßt man
die Masse sich ruhig absetzen und gießt die klare Flüssigkeit oben ab in ein anderes
Gefäß, worin sie auf je 100 Gallons mit 10 Gallons Aetzlauge von 1,35 spec. Gewicht
angerührt wird. Nach gehöriger Neutralisation und Absetzen gießt man die klare
Flüssigkeit ab und unterwirft sie der Destillation bis das Uebergehende ungefähr ein
spec. Gew. von 0,94 hat. Das Oel aus dem Destillationsgefäß wird dann in ein zweites
Gefäß abgelassen und der Destillationproceß fortgesetzt bis der Inhalt des
Destillationsgefäßes erschöpft ist. Das so gewonnene Oel wird zunächst mit trockenem Ammoniak
behandelt, absetzen gelassen und ist nach dem Filtriren zum Gebrauch fertig. Es wird
„gereinigtes schweres
Naphthalinöl“ genannt.
Das erste Product von der Destillation des rohen Naphthalinöls wird in einem
passenden Destillationsgefäß mit gebranntem Kalk (auf je 1 Gallon Oel 1 Pfd. Kalk)
versetzt und bei gelinder Wärme, nachdem sie durcheinander gerührt waren,
destillirt. Dabei erhält man ein leicht flüchtiges. Oel, welches mittelst eines
Dampfstrahls rectificirt wird. Dieses Oel ist recht brauchbar als Lösungsmittel und
zu andern Zwecken. Man setzt die Destillation fort, bis das Product ein spec.
Gewicht von 0,91 erreicht hat, dann wechselt man die Vorlage und destillirt den
ganzen Inhalt der Blase ab. Das letzte Destillat, wenn es bis zu 0,44 C. erkaltet
ist, setzt Naphthalin ab, welches abfiltrirt und abgepreßt wird. Das Oel, aus
welchem sich das Naphthalin abgesetzt hat, wird leichtes
Naphthalinöl genannt, und ist, nachdem es mit Magnesia oder anderen
entwässernden Substanzen behandelt ist, zum Gebrauch geeignet. Man kann auch
Naphthalin erhalten, wenn das gereinigte schwere Naphthalinöl mit caustischem Kalk
in der früher beschriebenen Weise behandelt wird.
Um das ausgeschiedene Naphthalin zu reinigen, wird es aus Retorten oder andern
passenden Apparaten bei gelinder Wärme sublimirt und der Dampf in Holzkammern
aufgefangen, wo sich derselbe in Gestalt weißer Flocken verdichtet.