Titel: | Mittel zur ökonomischen Benutzung des Nutzeffekts der Triebkräfte; von Hrn. Banner. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. XCIII., S. 401 |
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XCIII.
Mittel zur ökonomischen Benutzung des Nutzeffekts
der Triebkräfte; von Hrn. Banner.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Juli 1854,
S. 267.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Banner, über Mittel zur ökonomischen Benutzung des Nutzeffects der
Triebkräfte.
Die ökonomische Benutzung der Kraft, oder des durch die Triebkräfte hervorgebrachten
Nutzeffects, ist ein Gegenstand, welcher die Aufmerksamkeit der Praktiker in hohem
Grade auf sich gezogen hat. Während viele Ingenieure darauf ausgiengen, neue Mittel
zur Krafterzeugung aufzufinden, welche die gebräuchlichen Thier-,
Wasser- und Dampfkräfte übertreffen sollten, haben Babbage, Rennie, Stephenson und andere ausgezeichnete Mechaniker die
sparsamere Benutzung der vorhandenen Kräfte zum Gegenstand ihrer Untersuchungen
gewählt. Daß jetzt in den meisten Fällen, wo Dampf- und Wasserkraft anstatt
thierischer benutzt wird, viel Kraft verloren geht, das wissen alle diejenigen,
welche praktisch mit den Details des Maschinenbaues bekannt sind und mit den Formeln
wornach die verlangte Kraft berechnet wird. Es ist ein von den Maschinenfabrikanten
allgemein angenommener Grundsatz „sicher zu gehen“, so zwar,
daß jetzt in der Mechanik eine „Pferdekraft“ eine weit größere Kraft reprasentirt, als der Dynamometer, wenn man
ihn bei dem Thiere selbst anwendet, anzeigt. Eine Dampf-Pferdekraft ist =
33,000 Pfd. avoir dupois, in der Minute 1 Fuß hoch
gehoben; aber eine thierische Pferdekraft ist nur = 22,000 Pfd. in derselben Zeit
auf dieselbe Höhe gehoben. Ursprünglich wurde also eine Dampfpferdekraft von den
Maschinenbauern, um sich vollkommen sicher zu stellen, gleich der Leistung eines
Pferdes und der halben Leistung eines zweiten angenommen, so daß eine Maschine von
60 Pferdekräften auf die Leistung von 90 Pferdekräften berechnet wurde. Wir wollen damit nicht
gesagt haben, daß alle Praktiker in dieser Weise rechnen; als aber Watt die Dampfpferdekraft zu 33,000 Pfd. bestimmte,
geschah es, weil bis zu seiner Zeit zwischen den
praktischen Resultaten und den theoretischen Berechnungen, welche sich auf seine
Versuche gründeten, ein Unterschied (Verlust) von 45 bis 50 Proc. stattfand. Diese
50 Proc. Verlust sind aber noch nicht Alles, was der praktische Ingenieur zu
berücksichtigen hat, wenn er die Kraft eines zu einem besondern Zweck von ihm zu
liefernden Motors berechnet; es muß auch die Reibung und die Trägheit der Massen
überwunden weichen, wofür wieder ein Theil der Kraft des Motors beansprucht wird,
also verloren geht.
Die Mittel wodurch Kraft erspart werden kann, so daß man die höchsten möglichen
Leistungen von einer Triebmaschine erlangt, wurden von den Praktikern nicht so
berücksichtigt als sie es verdienen; wenige Maschinenbauer haben mehr gethan, als
die Aufmerksamkeit Anderer auf gewisse Thatsachen gelenkt, welche man täglich
beobachten kann. Hr. Babbage sagt in dem Capitel über das
Sammeln (Aufspeichern) der Kraft in seiner „Oekonomie des
Maschinenwesens“: „Wenn die gewünschte Leistung mehr Kraft
erheischt, als in der zu ihrer Bewerkstelligung gegebenen Zeit erzeugt werden
kann, so muß man zu irgend einem mechanischen Mittel greifen, wodurch ein Theil der Kraft, welche vor Beginn der
Operationen ausgeübt worden ist, conservirt und verdichtet werden kann; dieß
wird am häufigsten mittelst des Schwungrades bewirkt, welches einen sehr
schweren Kranz hat, so daß der größte Theil seines Gewichts an der Peripherie
liegt; einige Zeit lang muß eine große Kraft angewendet werden, um dasselbe in
schnelle Bewegung zu sehen, nachdem diese aber eingetreten ist, sind die
Wirkungen sehr kräftig. In manchen Eisenhütten, wo die Dampfmaschine zu schwach
ist, um die Walzen umzutreiben, pflegt man die Dampfmaschine schon kurze Zeit
vorher in Betrieb zu setzen, ehe das schweißwarme Eisen von dem Ofen zwischen
die Kaliber gelangt, so daß das Schwungrad eine sehr große Geschwindigkeit
erhält, ehe die eigentliche Leistung der Walzen beginnt. Sobald man die weiche
Eisenmasse in das erste Kaliber bringt, erhält die Maschine einen merklichen
Stoß, und die Geschwindigkeit vermindert sich bei dem nächsten und jedem
folgenden Durchgange, bis der Eisenstab eine solche Stärke erlangt hat, daß die
gewöhnliche Kraft der Maschine zum Walzen hinreicht.“ Hier haben wir
ein Beispiel von einer durch gesteigerte Geschwindigkeit vergrößerten Nutzkraft, und
dieses Mittel das Moment zu vergrößern, wird sehr häufig angewendet; da bei
demselben aber eine bedeutende Abnutzung nicht zu vermeiden ist, so kann es nur in
solchen Fällen angewendet werden, wo eine große Geschwindigkeit zulässig ist. Wenn wir jedoch,
anstatt das Moment durch eine gesteigerte Geschwindigkeit zu vergrößern, dasselbe
Resultat durch ein schwereres Gewicht hervorbringen, so erlangen wir außerdem den
Vortheil, mit einer gleichförmigen Geschwindigkeit, die durch einen Regulator
beherrscht wird, zu arbeiten.
Es ist wohl kaum nöthig zu bemerken, daß das „Moment“, welches
die Kraft des in Bewegung stehenden Körpers repräsentirt, durch Multiplication des
Gewichts oder der Schwere mit der Geschwindigkeit bestimmt wird, und daß durch
Vergrößerung des einen oder des andern (des Gewichts oder der Geschwindigkeit), das
Resultat der Berechnung, unter gänzlich verschiedenen Verhältnissen von Gewicht und
Geschwindigkeit, genau gleich gemacht werden kann. Hr. Babbage gibt uns ein Beispiel, wie durch gesteigerte Geschwindigkeit eine
größere Kraft erlangt werden kann; man würde aber wirksamere Mittel zur
Kraftersparung erlangen, wenn Einrichtungen getroffen würden, um das Moment zu
vergrößern ohne die Geschwindigkeit zu steigern.
Der von Hrn. Banner vorgeschlagene Plan, welchen er sich
am 31. October 1853 für England patentiren ließ, besteht in der Vergrößerung des
Moments der Hauptwelle A (Fig. 11) der Maschinerie,
durch Hinzufügung eines zweiten Schwungrades B, nachdem
die Werke in Bewegung gesetzt worden sind und ihre Trägheit überwunden ist. Der
große Vortheil dieser Vergrößerung des Moments besteht darin, daß die durch den
Regulator G unterhaltene Gleichförmigkeit der
Geschwindigkeit nicht gestört wird. Bei der Anlage neuer Werke gelangt man dadurch
zu einer richtigen Bestimmung der geringsten Kraft, welche zur Hervorbringung des
gewünschten Resultats erforderlich ist, während man, wenn dieses Princip bei schon
vorhandenen Maschinen angewendet wird, einen Kraftgewinn realisirt.
In vielen Fällen, wo die Triebkraft zu den vorhandenen Arbeitsmaschinen nicht
hinreicht, kann man durch das erwähnte Mittel bewirken, was außerdem nur durch neue
Combinationen zu erreichen wäre. Das von Hrn. Banner
vorgeschlagene Supplementar-Schwungrad B kann mit
der Hauptwelle A auf gewöhnliche Weise verbunden werden;
als Patentrecht beansprucht er dazu folgende Methode: dasselbe liegt in einem
kleinen Gerüst D, welches seinerseits auf Schienen ruht;
das Ende der Welle E ist mit einem Schraubengewinde
versehen, welches in die Mutter am Ende der Welle F
eingeschraubt werden kann; diese Welle mit dem Rade B
läßt man längs des Bettes C des Gerüstes sich bewegen,
bis sie mit der
Hauptwelle verbunden ist; die dem zweiten Rade mitgetheilte Bewegung hat daher den
Vortheil, eine stufenweise zu seyn.
Die von Hrn. Banner bei der Construction der Wasserräder eingeführten Verbesserungen sind
hauptsächlich bei den oberschlägigen anwendbar, und bestehen in der Kraftzunahme,
welche dadurch herbeigeführt wird, daß man rings um die Hälfte der Peripherie des
Rades, auf der Seite wo das Wasser abfällt, das höchste Gewicht unterhält. Er macht
seine Räder rückschlägig, und ersetzt die geraden oder polygonalen Schaufeln durch
gekrümmte, welche aber von den durch Poncelet, Rennie und
Fairbairn eingeführten insofern verschieden sind, als
die Richtungslinie des Schwerpunktes der Wassermasse in jeder Zelle oder Schaufel zu
allen Zeiten während der Drehung rechtwinkelig auf der horizontalen Tangente der
Curve steht; zweitens unterhält er einen constanten Wasserdruck fast auf der ganzen
belasteten oder fallenden Seite des Rades, wie der senkrechte Durchschnitt Fig. 12 zeigt.
A ist die Welle, B das
Rad und G die Schaufelung. Die Aufschlagewasser treten,
nachdem sie durch den Schütz H regulirt worden sind, bei
C ein und entweichen bei B. Der zu frühe Wegfall des Wassers wird durch die Kröpfung bei B, oder durch einen Mantel bewirkt. Die Kröpfung nähert
sich den Radkränzen soviel als möglich, nie aber so, daß der Umlauf gehindert werden
könnte. Der obere Theil der Mauer ist senkrecht aber nach einwärts geneigt, um die
Masse des Wassers in dem Raum I zu vermindern. Durch
diese Anordnung wirkt ein Wasserkörper direct und senkrecht auf die tangentiellen
Theile der Zellencurven, und daher wird das Wasser gespart und auf die Peripherie
des Rades die größte Kraft ausgeübt. Bei D ist ein
Mantel von Zinkblech angebracht, welcher unten an dem Querbalken E befestigt ist; über denselben kann Eis abgeführt
werden; die Oeffnung C wird durch ein Gitter
geschützt.