Titel: | Neue Sicherheitslampe, von Hrn. Martin Roberts. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. CI., S. 417 |
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CI.
Neue Sicherheitslampe, von Hrn. Martin Roberts.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1854, Nr. 1609.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Roberts' Sicherheitslampe.
Die wichtigsten Einwürfe, welche man gegen die Davy'sche
Sicherheitslampe machen kann, bestehen in ihrer Unwirksamkeit wenn sie in Ströme von
schlagenden Wettern kommt, und in der leichten Verstopfung der Drahtgaze, wo dann
nur ein spärliches Licht hindurch dringt. In Folge des leichten Durchströmens der
Luft durch die Maschen der Gaze kann auch die Lampenstamme hindurch geblasen werden,
worauf die außerhalb des Drahtcylinders befindlichen schlagenden Wetter leicht
entzündet werden und den Verlust von Menschenleben veranlassen können. Das spärliche
Licht, welches durch die theilweise verstopften Drahtmaschen fällt, macht die Lampe
nicht nur oft gänzlich unbrauchbar, sondern wird bisweilen eine Quelle der Gefahr,
indem die Bergleute den Gaze-Cylinder gern abnehmen um ein helleres Licht zu
erlangen, worauf Explosionen folgen. Es sind bereits zahlreiche und oft sehr
sinnreiche Versuche gemacht worden, um diese Nachtheile zu vermeiden oder wenigstens
zu vermindern, bis jetzt wurden aber vollständige Erfolge noch nicht erreicht. Bei
mehreren von diesen Verbesserungen ist die Flamme mit einem Glascylinder umgeben,
wodurch ein besseres Licht erlangt wird: wenn der Glascylinder aber zerspringt,
was sehr leicht geschieht, oder wenn er durch dagegen fliegende Kohlen- oder
Gesteinsstücke beschädigt wird, so erfolgt eine Entblößung der Flamme, und wenn
Ströme von schlagenden Wettern vorhanden sind, so lassen sich Explosionen nicht
vermeiden. Da es offenbar unmöglich ist, eine Lampe anzufertigen welche nicht
beschädigt werden kann, so ist die Anwendung durchsichtiger und zerbrechlicher
Substanzen, um das Licht durchzulassen, überhaupt gefährlich und folglich zu
verwerfen.
Ich versuchte daher eine Sicherheitslampe zu construiren, welche die schlagenden
Wetter nicht mehr zu entzünden vermag, sobald sie eine Beschädigung erleidet. Dieß
ist mir vollkommen gelungen, während zugleich die Flamme meiner Lampe gegen alle
Luft- und Gasströmungen geschützt ist und sie auch dem Bergmanne das volle
Licht gibt, welches durch keine Verunreinigung der Maschen vermindert wird. Die
Construction meiner Lampe ist folgende:
Ein Cylinder von Weißblech A, A,
Fig. 8, etwa 9
bis 12 Zoll lang und 2 bis 3 Zoll weit, ist oben mit einer zwei- oder
dreifachen Lage von Drahtgaze bedeckt, wie solche gewöhnlich bei den
Sicherheitslampen angewendet wird. Am Boden dieses Cylinders ist der gewöhnliche
Oelbehälter B angebracht, so wie auch der Störer oder
Reiniger. Der Boden des Cylinders, durch welchen die Luft zu der Flamme gelangt, ist
auf dieselbe Weise mit Drahtgaze geschützt, wie der Deckel.
An der einen Seite des Cylinders und der Flamme gegenüber ist eine Röhre C angebracht, die ebenfalls aus Weißblech besteht, etwa
1 Zoll lang und zwei Zoll weit ist; an beiden Enden derselben sind Glasscheiben a, a eingekittet, so daß ein geschlossener und
wasserdichter Raum gebildet wird. Das innere Ende dieser Röhre oder Kammer, zunächst
der Flamme, tritt seitwärts etwa 1 1/2 Zoll vor der Glasplatte hervor (wie der
horizontale Durchschnitt der Lampe, Fig. 9 zeigt) und in
dasselbe ist eine Scheibe von vulcanisirtem Kautschuk D,
eingelassen, welche wirklich einen Theil von der Seite der Kammer bildet. Wenn nun
diese Kammer mit Wasser angefüllt wird, so muß die Kautschukscheibe nach außen
gebogen werden. Gegen diese Scheibe tritt das Schwanzende e eines kleinen Hebels c, c, der sich um einen
Stift d dreht und zwar im Innern des senkrechten
Cylinders; am andern Ende des Hebels ist ein Löscher b
angebracht, so daß, wenn der Hebel in Freiheit ist (also die Kautschukscheibe nicht
gegen ihn drückt), er mit einiger Kraft, von einer kleinen Feder s getrieben, auf die Flamme fällt und dieselbe sogleich
ausgelöscht wird. In Fig. 10 ist der Löscher
und der Hebel besonders abgebildet. Die Kammer C wird mittelst
einer Oeffnung und einer zwei bis drei Fuß hohen Röhre mit Wasser gefüllt, wobei
dessen Druck hinreicht um die Kautschukscheibe auswärts zu treiben; nachdem dann die
Oeffnung, durch welche das Wasser eingelassen wurde, verschlossen worden ist, ruht
das Schwanzende des Hebels auf der Scheibe und wird von dem Wasser getragen, welches
nicht zusammendrückbar ist und auch nicht entweichen kann.
Wir wollen nun die Lampe angezündet und in Wirksamkeit betrachten.
Die Kammer mit den Glasscheiben an ihren beiden Enden ist voll Wasser, das Licht
fällt ohne Hinderniß durch und der Bergmann arbeitet in schlagenden Wettern. Fliegt
nun ein Steinkohlenstückchen gegen das Glas, so würde bei einer andern
Lampenconstruction ein solcher Unfall lebensgefährliche Folgen haben, während er bei
der vorliegenden Lampe gar keine Gefahr veranlaßt; sobald nämlich das Glas
zerbricht, läuft das Wasser ab, drückt nicht mehr gegen die Kautschukscheibe, diese
also nicht mehr gegen den Hebel, der Löscher fällt und das Licht verlöscht, wodurch
alle Gefahr entfernt ist. Diese Wirkung erfolgt, wie zahlreiche Versuche bewiesen,
augenblicklich. Das Entweichen von einigen Tropfen Wasser ist schon hinreichend, das
Fallen des Löschers zu bewirken.
Wir haben daher eine Lampe, deren Cylinder die Flamme gegen Strömungen von Luft oder
schlagenden Wettern schützt, welche durch ihre Glasscheiben dem Bergmann volles
Licht gibt, das durch einen, hinter der Flamme angebrachten Reflector noch erhöht
werden kann, während durch den einfachen Wasserapparat jede Gefahr beim Zerbrechen
der Gläser gänzlich vermieden wird. Wenn die Flamme durch die Leitung des Metalles
das Wasser erhitzt, so kann man einen Ring von Horn oder Elfenbein zwischen der
Kammer und dem Cylinder anbringen, der die Kosten etwa um einen Shilling erhöht.
Eine solche Lampe kostet etwa 15 Shill. oder 5 Rthlr. – Competente Richter
haben sich über die Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung sehr günstig ausgesprochen.