Titel: | Das neue Verfahren des Hrn. Champonnois zur Alkohol-Fabrication mittelst Runkelrüben; beschrieben von Prof. A. Payen. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. CVIII., S. 435 |
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CVIII.
Das neue Verfahren des Hrn. Champonnois zur
Alkohol-Fabrication mittelst Runkelrüben; beschrieben von Prof. A. Payen.
Aus dessen: Traité de la Distillation des Betteraves.
Paris, 1854.
(Schluß von S. 394 des vorhergehenden
Heftes.)
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Payen, über Alkohol-Fabrication mittelst
Runkelrüben.
Um unsere Auseinandersetzung der Weingeistfabrication in Landwirtschaften, nach dem
System von Champonnois, verständlicher zu machen, geben
wir jetzt die Beschreibung mit Abbildungen: 1) des Apparats zum Extrahiren des Safts
mittelst des Blasenrückstandes (der Schlempe); 2) der allgemeinen Einrichtung einer
Anstalt, in welcher man täglich, in 12 Arbeitsstunden, 4000 Kilogr. Rüben
verarbeitet.
Beschreibung des Macerations-Apparats.
Fig. 26 ist
ein senkrechter Durchschnitt der drei hölzernen oder besser blechernen Bottiche A, B, C, welche von einander getrennt dargestellt
wurden, damit die Details der Röhren und Hähne ersichtlicher sind. (In der
Wirklichkeit berühren sich die Bottiche mit ihren obern Rändern, und zwischen ihren
äußern krummen Wänden bleibt hinreichender Raum, um die zwischen ihnen angezeigten
Röhren und Hähne anzubringen.)
Der Bottich A ist, wie die folgenden, mit Rübenschnitten
gefüllt dargestellt; dieselben liegen auf dem blechernen Siebboden a, b; ein zweiter beweglicher Siebboden c, d liegt frei auf den Schnitten und hält sie so
zusammen, daß der Strom von Schlempe oder verdrängtem Saft, welcher mittelst der Hähne g oder h darauf fällt, ihre
vorher geebnete Oberfläche nicht merklich verändern kann.
Eine seitwärts angebrachte sförmige Röhre e, f führt den durch die Schlempe verdrängten Saft aus
dem Bottich A unter dem Doppelboden weg auf den obern
Theil des Bottichs B, und zwar über den zweiten
Siebboden. Um dieses Ueberführen zu bewirken, ist es hinreichend, daß die
Flüssigkeit in dem Bottich A über das Niveau der
Flüssigkeit in dem Bottich B steigt und daß die
Verbindung zwischen beiden Gefäßen mittelst des Dreiweghahns g geöffnet ist.
Die in dem Bottich B durch den reinen oder mit Schlempe
vermischten Saft verdrängte Flüssigkeit filtrirt durch die Rübenschnitte und gelangt
unter den Siebboden a', b', von wo aus sie mittelst der
Röhre e', f' in den Bottich C strömt und denselben füllt.
Dieser Bottich hat eine ähnliche Einrichtung; aber während der ganzen Zeit wo man die
Schlempe durch den Hahn p in den Bottich A gelangen läßt, ist die Verbindung zwischen dem Boden
des Bottichs C und dem obern Theil des Bottichs A mittelst des mit einer Kurbel versehenen Hahns g'' abgesperrt, so daß durch die punktirte Röhre f'', f'' nichts durchgehen
kann.
Nachdem die drei successiven Füllungen von Schlempe in den Bottich A gegossen sind, und den nach und nach verdrängten Saft
in die folgenden Bottiche B, C getrieben haben, so haben
die Rübenschnitte in dem ersten Bottich ihren ganzen Saft gegen die Schlempe
ausgetauscht, welche ihnen zu drei wiederholtenmalen zugeführt worden ist, und es
muß nun dieser Bottich entleert werden: man verschließt zuvörderst den Hahn g, der alsdann die Verbindung mit dem Bottich B absperrt; öffnet hierauf den Bodenhahn i, welcher alle Flüssigkeit durch die Röhre s, t ablaufen läßt, die sie der Pumpe zuführt, mittelst
deren sie in den Kessel zum Wärmen geschafft wird.
Wenn nun die Rübenschnitte in dem Bottich A gehörig
abgetropft sind, so entfernt man den obern Siebboden c,
d, welcher die Schnitte bedeckt, und nimmt sämmtliche Rübenschnitte
mittelst der doppelten und mit Scharnier versehenen Gabel A,
B, C,
Fig. 27,
heraus. – A ist die Ansicht dieser Gabel von
vorn; B Ansicht der geöffneten Gabel in dem Augenblick,
wo man die Zinken in die Rübenschnitte steckt, welche man herausnehmen will; C stellt die Gabel geschlossen dar, wenn man die beiden
Griffe gegen einander drückt um die Rüben festzuhalten und aus dem Bottich zu
heben.
Die herausgehobenen Rübenschnitte werden auf eine geneigte Ebene geworfen, mittelst
der sie auf den steinernen Boden eines anstoßenden Raumes gelangen, wo sie mit dem
zerschnittenen Futter vermengt und dieses Gemenge dann in gemauerten Behältern der
Nahrung überlassen wird. – Sobald der Bottich A
entleert ist, wird er von Neuem gefüllt.
Während dieser Zeit hat man aus dem Wärmkessel mittelst der Röhre m, n und des Hahns h' eine
Füllung von Schlempe in den Bottich B gelangen lassen.
Dieselbe verdrängt die in diesem Bottich befindliche Flüssigkeit und treibt sie
durch die Röhre e', f' in den Bottich C. Die zuckerreichste Flüssigkeit in demselben wird nun
ebenfalls verdrängt und läuft nach Maaßgabe ihrer Verdrängung durch die untere
Oeffnung des Hahns g'' ab, dessen Kurbel gehörig gedreht
worden ist; sie fließt durch die senkrechte Röhre g'',
o'' in die horizontale r
hinab, welche in dieser Richtung verlängert ist, und gelangt so in die
Gährungskufen.
Nachdem so der Abfluß des zuckerhaltigen Saftes beendigt ist, verschließt man
mittelst der Kurbel g'' die Verbindung mit den großen
Kufen und zu gleicher Zeit öffnet man mittelst desselben Dreiweghahnes die
Verbindung zwischen den Bottichen C und A durch die horizontale Röhre f,
f''. Man sieht, daß dieser Bottich A, mit
frischen Schnitten gefüllt, alsdann der dritte ist; denn wenn man durch den Hahn h' eine Füllung Schlempe in den Bottich B gießt, so zieht die durch diese Schlempe verdrängte
Flüssigkeit in den Bottich C, verdrängt den Saft aus
demselben und treibt ihn in den Bottich A; dieser
enthält alsdann den am meisten gezuckerten Saft und treibt ihn seinerseits, während
man eine neue Füllung von Schlempe, einläßt, in den Bottich B, und sobald man den Hahn g gehörig dreht, in
die Röhre o, o', o'', r,
welche ihn in die Gährungskufen führt.
Der Bottich B, in welchen man die letzte Füllung von
Schlempe gegossen hat, wird alsdann durch Verschluß des Hahns g' isolirt.
Man läßt die in letzterm Bottich zurückgebliebene Flüssigkeit, ein Gemisch von
Schlempe, mit ein wenig Saft, durch den Bodenhahn i'
ablaufen; sie gelangt von diesem in die Röhre s, t und
mittelst derselben zu der Pumpe, welche sie ansaugt und in den Wärmkessel hebt.
Alsdann wird der Bottich B von den abgetropften
Rübenschnitten entleert und mit frischen gefüllt; er wird der dritte in der Reihe,
und sobald man eine erste, eine zweite und endlich eine dritte Füllung von Schlempe
in den Bottich C gelangen läßt, empfängt er die nach und
nach aus den Bottichen C und D verdrängte Flüssigkeit.
Man sieht nun leicht ein, daß auf diese Weise nacheinander jeder Bottich der erste,
der zweite und der dritte in der Reihe wird, welche dieses methodische Auslaugen
anfängt und vollendet.
Man wird das Ganze der aufeinanderfolgenden Processe noch besser begreifen, wenn man
die Abbildungen Fig. 19 bis 23 studirt, auf denen
gleiche Buchstaben gleiche Gegenstände bezeichnen.
A Raum zur Aufnahme der Rüben und zur Bereitung des
Futtergemenges; er enthält den Pferdegöpel, die Häckselmaschine, die Behälter für
das Mengefutter und die Waschmaschine.
B gewöhnliche Waschmaschine, nämlich ein Cylinder von
hölzernen Stäben oder auch von Drahtgitterwerk, der sich mit einer Geschwindigkeit
von 10 bis 15 Umgängen in der Minute dreht und zwar in einem Troge oder Kasten, der
halb mit Wasser gefüllt ist; die Rüben gelangen durch einen Trichter B' in den Wäscher und fallen am andern Ende, bei C, heraus.
D Rübenschneider, bestehend in einer Scheibe von 0,75
bis 1 Meter Durchmesser, welche 150 Umgänge in der Minute macht.
E Macerationsbottiche, welche die in kleine Stückchen
zerschnittenen Rüben aufnehmen und sie nach einander (wie es oben auseinandergesetzt
worden ist) ausgelaugt, d.h. den Zuckersaft durch Schlempe ersetzt, abliefern.
E' Bühne, von welcher aus die Bottiche gefüllt und
entleert werden.
E'' Oeffnung, durch welche eine geneigte Ebene von Holz
geht, auf der man die ausgelaugten Rübenschnitte vor die Futterbehälter, bringt. Das
Futter wird auf den steinernen Platten E''' gemengt und
dann in die Behälter geworfen.
F hölzerne oder ausgemauerte Behälter, welche oben mit
einem hölzernen Rahmen umgeben sind und zur Aufnahme des Futters dienen.
G, G', G'', G''' vier
Gährungskufen, zu denen die Speiseröhre c, c führt,
welche den durch die Schlempe verdrängten Zuckersaft von den Macerationsbottichen
ableitet.
Mit Hülfe zweier Paare von Hähnen c' und c', welche in der Nähe des obern Niveau's dieser Kufen
ausmünden, ist es sehr leicht, in bloß eine oder in zwei derselben, den Zuckersaft
gelangen zu lassen.
Man kann auch abwechselnd jede von diesen Kufen mit Hülfe von vier Hähnen d', d', deren jeder an der Seitenwand und 50 bis 60
Centimeter über dem Boden einer Kufe angebracht ist, entleeren; diese Hähne
correspondiren im Innern mit einer Taucherröhre d, und
äußerlich mit einer, allen vier Kufen gemeinschaftlichen Röhre d'', d'', die ihrerseits zu
einer Pumpe d''' geht, welche die Schlempe in den
Behälter f hebt, aus dem der Destillirapparat gespeist
wird.
Die gemeinschaftliche Röhre d'', d'' dient nicht bloß zur Entleerung der vier Kufen, sondern sie gestattet
auch nach Belieben eine freie Verbindung zwischen allen vieren, zwischen dreien oder nur zweien
herzustellen.
Wir haben nämlich oben gesehen, daß es vorteilhaft ist, zwei Kufen mit einander in
Verbindung zu setzen, wenn man jeden Tag die in Gährung befindliche Flüssigkeit,
womit eine Kufe angefüllt ist, zwischen dieser und einer andern von den vier Kufen,
welche leer geworden ist und Flüssigkeit aufnehmen kann, vertheilen will. Diese
Operation ist sehr einfach: wenn die vier Hähne geschlossen sind, so braucht man nur
einerseits den Hahn zu öffnen, welcher an der leeren Kufe angebracht ist, z.B.
denjenigen der Kufe G, und anderseits den an der vollen
Kufe befindlichen Hahn, z. B. denjenigen an der Kufe G'', damit sogleich die Flüssigkeit aus dieser in die
andere abläuft, bis sie in den beiden Kufen G und G'' gleichen Stand erreicht hat, worauf sogleich jeder
Abfluß aufhört; nach so bewerkstelligter Theilung verschließt man die beiden Hähne.
Man muß dann, wie wir oben bemerkt haben, gleichzeitig in diese beiden halbgefüllten
Kufen den gezuckerten Saft gelangen lassen, welchen einer von den drei
Macerationsbottichen liefert. Man öffnet daher die beiden Hähne, welche an der
Speiseröhre c, c angebracht sind und wovon der eine der
Kufe G'', der andere der Kufe G entspricht; alsdann vertheilt sich eine jede von den
Saft-Entleerungen, welche von einem der drei Maceratoren durch die Röhre c, c, c hergelangen, zwischen den erwähnten Kufen G'' und G, bis sie gefüllt
sind. Man kann übrigens diese Vertheilung zwischen den beiden Kufen leicht
reguliren, indem man die entsprechenden Hähne mehr oder weniger öffnet, und man
richtet sich dabei nach der stufenweisen Erhöhung des Niveau's, welches in jeder
Kufe von einem Schwimmer angezeigt wird, von dem eine Schnur über zwei Rollen geht,
die am anderen Ende mit einem Gegengewicht versehen ist, welches vor einem Maaßstabe
vorbeigeht. Man regulirt die Oeffnung der Hähne so, daß das Niveau in beiden Kufen
gleich steigt.
H, H erster und zweiter Kessel des Derosne'schen Destillirapparates, welcher unten beschrieben wird.
I, I senkrechte Säule, und I' liegende oder horizontale Schlange desselben Apparates.
h, h Entleerungsröhre, welche die an Alkohol erschöpfte
Schlempe des ersten Kessels H, wenn man seinen Bodenhahn
öffnet, in den Behälter K führt.
K cylindrischer Schlempebehälter, mit einem Mannloch
versehen, welches die Reinigung erleichtert. Dieser Behälter wird durch die
verlorene Hitze eines Rauchcanals erwärmt, der um die Wände des Wärmkessels
herumgeht und in die Esse N ausmündet, welche dem Ofen
der Blase, dessen Herd
unter dem Kessel H liegt, und dem Herd unter dem
Schlempekessel gemeinschaftlich ist.
L Schlempekessel, unter welchem ein durch punktirte
Linien angedeuteter Herd vorhanden ist, dessen Flamme, nachdem sie den Boden erhitzt
hat, um die Seitenwände circulirt, dann sich in den Rauchcanal begibt, welcher unter
dem Behälter K durchgeht, und endlich in die Esse N strömt.
Hr. Champonnois hat kürzlich diese Einrichtung wohlfeiler
gemacht, indem er den Schlempebehälter als Wärmkessel benutzt und mittelst eines
doppelten Canals den vom zweiten Kessel H' abziehenden
Rauch unter und rings um die Wände von jenem gelangen läßt. Es schien ihm
hinreichend, diesen Behälter durch einen der Länge nach laufenden senkrechten
Scheider in zwei Räume zu theilen; das auf diese Weise gebildete doppelte Gefäß
enthält in dem einen Raume die Schlempe welche es aus dem ersten Kessel der Blase
H empfängt, so oft derselbe entleert wird; der
zweite Raum enthält die schwachgezuckerte Schlempe, welche die Pumpe b'' jedem der Macerationsbottiche, sobald ihn die Reihe
trifft, entzieht und in den erwähnten Raum schafft, der als Wärmkessel dient.
Zwei besondere Hähne, welche am Ende dieses cylindrischen Behälters angebracht sind
und wovon der eine der ersten Abtheilung, der andere aber der zweiten entspricht,
gestatten nach Belieben auf jeden der Macerationsbottiche entweder die erschöpfte
Schlempe der Blase laufen zu lassen, oder die etwas zuckerhaltige Schlempe aus einem
Macerator, welche man durch die Pumpe in eine der Abtheilungen zum Erwärmen gehoben
hatte.
Destillation des gegohrenen Saftes.
Dieser Proceß läßt sich ganz gut in den Landwirthschaften mittelst des Apparats von
Cellier-Blumenthal, welcher von Derosne verbessert wurde, ausführen. Die Dimension von
Nr. 3 dieser Apparate, deren Kessel 85 Centimeter und die Säule 25 Cent. Durchmesser
hat, ist die hier abgebildete. Man kann in 24 Stunden damit 40 bis 50 Hektoliter
Wein, und wenn man, wie in Landwirthschaften, nur am Tage arbeitet, die Hälfte
dieses Quantums destilliren.
Fig. 24 ist
ein senkrechter Durchschnitt dieses Apparats.
A ist der erste Kessel, welcher in einem Ofen und über
einem Herde steht, dessen Rauch, wie wir schon oben bemerkt haben, unter den zweiten
Kessel gelangt, von wo aus er sich unter den Schlempebehälter begibt und dann durch
die Esse entweicht. Dieser Kessel hat einen vertieften Boden und ist mit einer Oeffnung
(Mannloch) a von 25 Centimeter Durchmesser versehen,
welche gewöhnlich mittelst eines Deckels verschlossen ist und nur behufs des
Reinigens geöffnet wird. In der Mitte dieses Deckels ist ein nach Innen sich
öffnendes Ventil a' angebracht, durch welches Luft in
die Blase strömen kann; durch einen kleinen Hahn a''
kann man etwas Dampf aus dem Kessel treten lassen, wenn man die Schlempe in unten
angegebener Weise auf ihre Erschöpfung an Alkohol prüfen will. Eine in der Nähe des
Bodens angebrachte Röhre b, b' ist mit einem Hahn
versehen und dient zur beliebigen Entleerung dieses Kessels. Eine senkrechte
Glasröhre b', b'', welche mit den beiden horizontalen
kupfernen Röhren und durch diese mit dem Kessel in Verbindung steht, zeigt außerhalb
des Ofens den Stand der Flüssigkeit in dem Kessel A.
Der Kessel A steht mit dem zweiten B in Verbindung, nämlich der untere Theil des letztem mit dem untern Theil
des erstern durch eine Röhre c, c', c'', welche mit
einem Hahn c' versehen ist, mittelst dessen man nach
Belieben die Verbindung zwischen den untern Theilen beider Kessel öffnen oder
absperren kann.
Von dem obern Theil des ersten Kessels A geht eine
kreisförmig gebogene Röhre d, d', d'' ab bis in die Nähe
des Bodens vom zweiten Kessel, wo sie in eine Brause d''
ausläuft, um den Dampf aus dem Kessel A, welcher durch
die in dem Kessel B enthaltene Flüssigkeit dringen muß,
in viele Bläschen zu vertheilen.
Auf dem zweiten Kessel steht eine hohle Säule in zwei Stücken C, D und D, E, welche durch Kränze D mit einander verbunden sind.
Die erste Abtheilung C, D enthält 19 Schalen e', e'', welche an drei senkrechten Stangen angebracht
sind und in regelmäßigen Abständen von einander horizontal gehalten werden mittelst
dreier Röhrenenden, welche eine Art Dreifuß bilden, wie Fig. 25 im vergrößerten
Maaßstab zeigt; man sieht, daß stets eine große concave Schale mit einer kleineren
convexen abwechselt.
Jede von den großen Schalen berührt fast mit ihren Rändern die innern Wände der
hohlen Säule; diese concaven Schalen sind in der Mitte mit einer Oeffnung versehen,
durch welche die von oben herabgelangende Flüssigkeit auf eine kleinere convexe
Schale abläuft; letztere ist auch mit Kupferdrähten versehen, welche an dem
vertieften Boden angelöthet sind und etwas über die Ränder hervorstehen, damit die
Flüssigkeit tropfenweis auf die unmittelbar darunter befindliche große Schale fallen
kann.
Man begreift, daß zu gleicher Zeit, als die Flüssigkeit auf diese Weise cascadenartig
von der Mitte einer hohlen Schale auf eine convexe Schale fällt und von dieser,
divergirend, in eine andere concave durchlöcherte Schale, der aufwärtssteigende
Dampf, wenigstens großentheils, durch die Oeffnung in der Mitte der ersten großen
concaven Schale geht, um die convexe Schale herumzieht, sich dann neuerdings in der
Oeffnung in der Mitte der darüber befindlichen convexen Schale sammelt und so fort,
von einer Schale zur andern, bis zum obern Theil der Abtheilung C, D. In diesem Theil der Säule und über der letzten
concaven Schale ist ein kleiner cylindrischer Behälter e
angebracht, welcher den Wein aufnimmt und ihn durch Ueberfallen auf der ersten
großen Schale vertheilt, mit Hülfe der runden Traufplatte welche über seinen Boden
hervorsteht.
Die gläserne Indicatorröhre zeigt den Stand der Flüssigkeit in diesem kleinen
Recipient und gibt folglich den Zeitpunkt an, wo er sich gefüllt hat.
Die zweite Abtheilung D, E der Säule, welche nur den
aufsteigenden Dampf und die abwärtsgehenden flüssigen Producte seiner Condensation
aufzunehmen hat, enthält sechs Platten, die mit einem weiten Loch und darüber mit
einem Rande f versehen sind. Durch letzteren wird die
Höhe der Flüssigkeit auf den Platten, welche am Umkreise von den Wänden der Säule
beschränkt wird, bestimmt; die Platten sind nämlich an den Wänden festgelöthet.
Eine umgekehrte Schale, welche durch eine oder zwei Klammern auf jeder Platte
befestigt ist, bedeckt den Rand f nebst der Oeffnung mit
ihrem innern Rande und zwar so, daß letzterer 2 Cent. von der Platte entfernt ist;
es muß daher der aufsteigende Dampf, um von einer Platte zur andern zu gelangen, die
Flüssigkeit verdrängen, indem er durch dieselbe in Blasen dringt.
Dieses Durchdringen ist der Scheidung von Wasser und Alkohol günstig; es hindert die
verdichtete Flüssigkeit nicht, über die Ränder f nieder
zu gehen und von einer Platte auf die Schale und von dieser auf die Platte welche
sich unmittelbar darunter befindet, zu fallen und folglich cascadenartig von Platte
zu Platte in die Reihe der Schalen der ersten Abtheilung der Säule D, C zu gelangen.
Die Säule C, D, E steht mittelst der Röhre E mit der liegenden Schlange G,
H in Verbindung. Jede Windung dieses Rohrs ist an ihrem abschüssigsten
Theil mittelst einer kleinen senkrechten Röhre, mit der fast horizontalen Röhre g, h'' verbunden; letztere nimmt allen in der Schlange
verdichteten Dampf auf (nur die erste und die letzte Windung haben keine senkrechten
Verbindungen). Die in den vier ersten Windungen der Schlange verdichtete Flüssigkeit
enthält am meisten Wasser; sie wird nach der vierten Platte der Säule abgeführt,
wenn der Hahn h offen ist. Die Röhre h, p, welche an ihrem untern Theile einen Heber bildet,
mündet aufsteigend in
der vierten Platte aus; ein an der Krümmung befestigter Hahn p, p' gestattet während des Processes eine Probe zu nehmen. Die in den
folgenden sechs Windungen der Schlange durch Verdichtung des Dampfs entstehende
Flüssigkeit wird nach und nach spiritusreicher, läuft in dasselbe liegende Rohr, und
je nachdem man die beiden Hähne h' und h'' oder nur den erstem verschließt oder öffnet, läuft
die verdichtete Flüssigkeit ganz oder theilweise durch die Röhre h'', h', q in die dritte
Platte der Säule C, D, E Ein Hahn q' gestattet eine Probe von der Flüssigkeit auf dieser Platte zu nehmen,
um sie auf ihren Alkoholgehalt zu prüfen.
Die letzte Windung des Schlangenrohrs endigt bei H in der
senkrechten Röhre, welche die nicht verdichteten Alkoholdämpfe der senkrechten
Schlange I zuführt, worin die Verdichtung ganz beendigt
wird. Die destillirten Producte oder Flüssigkeiten laufen durch die Röhre x ab, welche mit einer Oeffnung x' zum Entweichen der Luft versehen ist; sie gelangen nach dem untern
Theil des Aichglases J und aus diesem mittelst eines
langen Trichters in den Behälter y, der aus Holz
besteht, mit verzinntem Kupferblech gefuttert und durch einen Deckel mit Schloß
verschlossen ist; durch die Röhre y' entweicht Luft oder
sie dringt ein, je nachdem Flüssigkeit einfließt oder in das Faß z abgezogen wird.
In dem Aichglase J steckt fortwährend ein Alkoholometer,
so daß man zu jeder Zeit den Grad des producirten Spiritus ersehen kann, welcher
sich bis zu einem gewissen Punkt nach Belieben reguliren läßt, indem man eine
größere oder geringere Menge der condensirten Producte mittelst der Hähne h, h', h'' in die Säule zurückgehen läßt.
Man ersieht aus dem Vorhergehenden, welche Richtung der Dampf und die Producte seiner
Verdichtung nehmen; wir wollen nun die Beschreibung des Apparats vervollständigen,
indem wir noch die entgegengesetzte Richtung des Weines oder der zu destillirenden
Flüssigkeit angeben. Diese weinige Flüssigkeit wird durch die Steigröhre k' einer Pumpe in ein Reservoir K gehoben, welches mit einer Ueberfallröhre k'' versehen ist, die den Ueberfluß dem untern Behälter zufallen läßt und dem
Arbeiter an der Pumpe dadurch eine Anzeige liefert.
Ein Schwimmerhahn L erhält den abfließenden Wein auf
einem constanten Niveau in einem kleinen Behälter, welcher seinerseits den ganzen
Apparat mittelst eines Hahns M speist, dessen Oeffnung
man so regulirt, daß das gehörige Volum in einer bestimmten Zeit abfließt.
Der von dem Trichter M aufgenommene Wein gelangt durch
eine senkrechte Röhre bis zum Fuß des Refrigerators; er tritt bei i in denselben ein, füllt ihn, steigt durch die Röhre l, l' auf und füllt den liegenden Refrigerator G, H,
Weinwärmer (chauffe-vin) genannt. Dieses Gefäß ist mit drei großen Oeffnungen
versehen, welche gewöhnlich mit genau schließenden Deckeln mit Griffen S, S, S verschlossen sind, aber zur Reinigung
dienen.
Wenn der Weinwärmer gefüllt ist, so läuft alle überflüssige Flüssigkeit durch die
Ueberfallröhre n, n', o, o' in den kleinen Recipient e, oben an der ersten Abtheilung der Säule. Von diesem
Recipient fließt der Wein über dessen Rand auf die Reihe der Schalen und gelangt in
den Kessel. Ein am untern Theil des Weinwärmers angebrachter Hahn t dient dazu allen Wein, womit dieses Gefäß angefüllt
ist, auf die Säule auslaufen zu lassen, wenn man die Destillation beendigen will (in
diesem Fall muß man den Refrigerator I entleeren, den
Wein durch Wasser ersehen und die Verbindung mit dem Weinwärmer absperren).
Betrieb des Derosne'schen Apparats.
Der gegohrene Saft oder Runkelrübenwein, welcher 3 bis 5
Procent absoluten Alkohol enthält, wird zuvörderst in den Kessel A gegossen, bis derselbe zu drei Vierteln voll ist, was
man leicht durch den Indicator b', b'' sehen kann, in
dessen Röhren die Flüssigkeit eben so hoch steht. Man verschließt alsdann den
Kessel, und öffnet den kleinen Luft- oder Dampfhahn a''; mittelst einer Pumpe wird ähnlicher Wein in den obern Behälter K geschafft. Der kleine Recipient L füllt sich zu gleicher Zeit, und man öffnet den Hahn M, um den Wein nach und nach in den Refrigerator
gelangen zu lassen, der sich füllt, dann in den Weinwärmer H, dessen Ueberfluß mittelst der Röhre n, n', o,
o' abfällt; diese Röhre führt in den kleinen Recipient e, der die Flüssigkeit auf die Schalen und dann in den
Kessel B gelangen läßt. Sobald der Wein den Boden des
Kessels einige Centimeter hoch bedeckt, welches der Indicator c'', c''' andeutet, schließt man den Hahn M und den kleinen Lufthahn a''; man macht Feuer unter den Kessel A, und wenn
in demselben das Sieden lebhaft genug ist, daß der Dampf durch die Röhre d, d', d'' in den Kessel B
übergeht, wo er durch seine theilweise Verdichtung den Stand der Flüssigkeit zu
erhöhen beginnt, regulirt man den Abfluß des Weins, anfangs mäßig, mittelst des
Hahns M.
Wenn die Dämpfe aus dem Kessel B in den beschriebenen
Apparat übergehen, kommen sie zuvörderst mit dem Wein in Berührung, welcher als
Regen von einer Schale zur andern fällt, und reichern sich mit Alkoholdämpfen an,
indem sich wässerigere und minder flüchtige Dämpfe verdichten,Das Wasser siedet bei 100° C. unter dem gewöhnlichen Druck von 76
Centim. Quecksilber, während der absolute Alkohol bei + 78,4° C.
unter demselben Druck kocht. Die Gemische von Wasser und Alkohol haben
dazwischenliegende Siedepunkte, welche um so höher sind, je mehr Wasser sie
enthalten. So siedet z.B. Wein, welcher 5 Procent Alkohol enthält, bei
95° C. unter demselben Luftdruck. deren flüssiges Product dem Kessel B zuströmt,
während die mehr und mehr alkoholischen Dämpfe aufsteigen und sich zum Theil auf den
Platten f, f, f, f verdichten. Wenn diese Platten
gefüllt sind, so fließt das Ueberflüssige über, fällt durch die Oeffnung in der
Mitte, und die von der aufliegenden Schale zurückgehaltenen Dämpfe verdrängen die
Flüssigkeit, denn sie können nicht anders von einer Platte zur andern gelangen, als
in Blasen, wobei sie noch besser als vorher die Scheidung zwischen dem Wasser und
dem Alkohol bewirken, indem der wasserhaltigere Dampf sich verdichtet, der
alkoholreichere aber gasförmig bleibt.
Der nun mit mehr Alkohol geschwängerte Dampf gelangt zu der horizontalen Schlange G, H, deren Windungen er durchläuft, indem er bei jeder
Windung einen wässerigeren Antheil absetzt, welcher in die liegende Röhre g, h'' hinabgeht und sich entweder in die Säule, oder in
die Schlange begibt, und zwar gänzlich oder theilweise, je nachdem man entweder alle
drei Hähne h, h', h'' öffnet oder verschließt, oder bloß
eine oder zwei.
Im Anfang eines Processes, während einer halben oder Dreiviertel-Stunden, muß
man die drei Hähne geöffnet lassen, damit der Branntwein, der einen kupferigen
Geschmack hat (weil sich ein wenig Essigsäure bildete, welche etwas Kupferoxyd
auflöste), nach der Säule zurückgeht. Ist einmal der Betrieb im vollen Gange und
folglich die Luft fast gänzlich ausgetrieben, so stellt sich dieser Umstand nicht
mehr ein.
Man verschließt alsdann den Hahn h, so daß das Product
der Condensation in den ersten acht Windungen, in die Säule zurückgeht, während die
Flüssigkeit der drei letzten Windungen, sich mit dem bleibenden Dampf in das
Schlangenrohr des Refrigerators I begibt, wo die
Condensation beendigt wird. Hätte nun der Spiritus in dem Aichglase einen hohem
Grad, als er bekommen soll, so müßte man die Hähne h''
und h' verschließen, worauf die Condensationsflüssigkeit
in den sechs Windungen der Schlange in den Refrigerator zurückfließen und den
Alkoholgehalt des ganzen Products, welches in das Aichglas gelangt, vermindern
würde.
Man sieht, daß man auf diese Weise den Alkoholgehalt, welchen man direct erhalten
will, reguliren kann.
Um andererseits den ununterbrochenen Abfluß des Weines durch den Hahn M und seine Ankunft in den verschiedenen Theilen des
Apparats zu reguliren, muß man sich überzeugen, daß diese Flüssigkeit, nachdem sie
den Refrigerator, den Weinwärmer, die beiden Schlangen, die Säule und den zweiten
Kessel B durchlief, dann in dem ersten Kessel A zum Sieden kam und 3/4 bis 1 Stunde im Kochen blieb,
gänzlich erschöpft ist, also kein Alkohol in der Schlempe zurückblieb. Um dieß zu
untersuchen, öffnet man den kleinen Hahn a'', welcher
etwas Dampf entweichen läßt, den man zu entzünden sucht; brennt er, so ist dieß ein
Beweis daß noch eine gewisse Menge Alkohol in der Schlempe enthalten ist.
Bleibt diese Probe zweifelhaft, so läßt man den aus dem Hahn a'' entweichenden Dampf in den untern Theil eines kleinen Schlangenrohrs
strömen; indem dieser Dampf in demselben emporsteigt, fallen die verdichteten Theile
in den Kessel zurück, und man kann nun versuchen, den oben aus der kleinen Schlange
entweichenden Dampf anzuzünden.
Eine noch wirksamere Vorrichtung zu diesem Zweck ist in Fig. 28 abgebildet; man
läßt nämlich den, aus der ersten Schlange a
ausströmenden Dampf in das obere Ende eines zweiten kleinen Schlangenrohrs b einströmen, worin er sich gänzlich verdichtet. Die in
dem Glase c gesammelte Flüssigkeit, auf die Temperatur
von 15° C. zurückgeführt, wird alsdann mit einem Alkoholometer untersucht;
zeigt dasselbe 0°, so ist man sicher, daß die Schlempe keinen Alkohol mehr
enthält;Eine Röhre speist den Refrigerator b (Fig.
28) mit kaltem Wasser; von diesem Refrigerator läuft die
Flüssigkeit oben in den zweiten a aus, indem sie
die punktirt dargestellte Röhre d, e hinabzieht;
das warme Wasser läuft durch f ab. Diesen
kleinen Apparat kann man auf ein an einer Wand befestigtes Tischchen stellen
um nach Belieben die Röhre a'', a''' an demselben anzubringen, welche an dem
kleinen Hahn a'' des ersten Destillirkessels
befestigt wird. zeigt es aber 1, 2 oder 3°, so ist die Schlempe noch alkoholhaltig
und man muß alsdann die Oeffnung des Hahns M, Fig. 24,
verringern.
Nachdem der Kessel B in einer Stunde gefüllt worden ist
und der Kessel A während einer gleichen Zeit die
Schlempe im Sieden erhalten hat, so muß man diesen letztern entleeren können, dann
ihn sogleich wieder füllen, indem man den Hahn c'
öffnet, welcher den Kessel B entleert; man dreht den
Hahn c' zu und die zweite Schlempe kocht neuerdings eine
Stunde lang in dem Kessel A, während der Wein und die
Flüssigkeiten zurückgehen und den Kessel B füllen.
Man sieht, daß der Derosne'sche Apparat ohne Schwierigkeit
in Betrieb gesetzt und darin erhalten werden kann, und daß man, wenn einmal der Abfluß des Weins
regulirt ist, den Spiritus von beliebigem Grade erhalten kann.