Titel: | Boussingault's Untersuchungen über den Ammoniakgehalt verschiedener Wasser. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. CXII., S. 453 |
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CXII.
Boussingault's
Untersuchungen über den Ammoniakgehalt verschiedener Wasser.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXXVIII S.
391.
Boussingault's Untersuchungen über den Ammoniakgehalt verschiedener
Wasser.
Boussingault (Annales de Chimie et
de Physique, t. XXXIX p. 257) hat
Untersuchungen über den Ammoniakgehalt von Regen-, Schnee-,
Fluß-, Quell- und Brunnenwasser angestellt. Seine Methode, den Gehalt
eines Wassers an Ammoniak zu bestimmen, gründet sich darauf, daß bei der
Destillation von Wasser, das nur wenig Ammoniak enthält, dieses sich schon in den
ersten Portionen des Destillats vollständig vorfindet. Er destillirt von 1 Liter
Wasser, welchem zur Zersetzung der darin enthaltenen Ammoniaksalze und zur Bindung
der Kohlensäure etwas Aetzkali zugesetzt ist, 400 Kubikcentimeter ab, bei guter
Abkühlung und mit der Vorsicht, daß nichts von dem siedenden Wasser mechanisch in
das Destillat übergerissen werde. Die Menge des Ammoniaks im Destillat bestimmt er
dann volumetrisch nach Péligot's Methode, für
ammoniakreicheres Wasser unter Anwendung einer verdünnten Schwefelsäure, welche in 1
Liter 61,250 Grm. Schwefelsäurehydrat enthält und von welcher 10 Kubik-Cent.
0,212 Grm. Ammoniak zur Neutralisation bedürfen, und einer verdünnten Lösung von
Aetzkali, von welcher bekannt ist, wieviel Kubik-Cent. derselben ein
bestimmtes Volum der verdünnten Schwefelsäure neutralisiren. Es brauchen z.B. 10
Kubik-Cent. verdünnte Schwefelsäure, nachdem sie mit 40 bis 50
Kubik-Cent. Wasser vermischt und mit einigen Tropfen Lackmustinctur roth
gefärbt worden sind, 33,2 Kubik-Cent. der Kalilösung, damit die Farbe der
Flüssigkeit ins Blaue spiele (die blaue Färbung der Flüssigkeit geht später wieder
in Roth über; der zu treffende Punkt, wo die Menge der verbrauchten Kalilösung
notirt wird ist der, wo
die Flüssigkeit in ihrer ganzen Masse zuerst bläuliche Färbung zeigt); wenn 10
Kubik-Cent. der verdünnten Schwefelsäure, die mit ammoniakalischem Destillat
versetzt und dann mit etwas Lackmustinctur gefärbt wurden, nur 13,5
Kubik-Cent. Kalilösung (entsprechend 4,066 Kubik-Cent. Schwefelsäure)
bis zum Eintreten der blauen Färbung brauchen, so waren 10 – 4,066 = 5,934
Kubik-Cent. Schwefelsäure schon durch das in dem Destillat enthaltene
Ammoniak neutralisirt und letzteres beträgt 0,1258 Grm. (10 : 0,212 = 5,934 :
0,1258). Bei geringem Ammoniakgehalt der zu prüfenden Flüssigkeit nimmt man die
Schwefelsäure und die Kalilösung noch verdünnter; die Glasgeräthe, welche man zu
diesen Versuchen anwendet, müssen vorher mit concentrirter Schwefelsäure behandelt
werden, weil namentlich noch nicht gebrauchtes Glas etwas Alkali an saure
Flüssigkeit abgibt; von der alkalischen Lackmustinctur muß man immer dieselbe Anzahl
Tropfen zur Färbung derselben Menge verdünnter Säure anwenden, und endlich thut man
wohl, die verdünnte Kalilösung durch Auflösen von neutralem schwefelsaurem Kali
specifisch schwerer zu machen, damit sie bei Zusatz zu der sauren Flüssigkeit in
derselben untersinke und sich rascher damit mische.
Bei Versuchen, wo reinem (ammoniak- und kohlensäurefreiem) Wasser bekannte
Mengen Ammoniak oder Ammoniaksalz zugesetzt wurden, ließ sich nach dem obigen
Verfahren die Menge des in der Flüssigkeit enthaltenen Ammoniaks auf weniger als
1/10 Milligramm wiederfinden. War dem Wasser eine kleine Menge stickstoffhaltiger
organischer Substanz (z.B. Leim) zugesetzt, so ergab sich dadurch keine in Betracht
kommende Vermehrung des Ammoniaksalzes im Destillat.
Boussingault theilt die Resultate vieler einzelnen
Versuche über den Ammoniakgehalt verschiedener Wasser mit, die für die verschiedenen
Arten von Flußwasser, Quellwasser und das an verschiedenen Orten und Zeiten
gesammelte Regenwasser sehr verschiedene Resultate ergaben. Im Allgemeinen enthielt
das Regenwasser mehr Ammoniak, als das Fluß- und Quellwasser. 1 Liter
Regenwasser, gesammelt am Liebfrauenberg an den Vogesen, enthielt durchschnittlich
0,79 Milligramme Ammoniak (1 Liter Regenwasser zu Paris gesammelt hingegen mehr, bis
zu 3 Milligramm.), 1 Liter Flußwasser durchschnittlich 0,47 und 1 Liter Quellwasser
durchschnittlich 0,09 Milligramme Ammoniak (die Versuche mit solchem Brunnenwasser
sind hier nicht berücksichtigt, welches ohne Zweifel mit faulenden Substanzen
verunreinigt war; 1 Liter Brunnenwasser von Paris hielt bis zu 34 Milligrm.
Ammoniak). 1 Liter Meerwasser von Dieppe enthielt 0,2 Milligramme Ammoniak; 1 Liter
Rheinwasser, bei Lauterburg geschöpft, im Juni 1853 0,49, im October 0,17 Milligrm.
Ammoniak (bei dem letzteren kleineren Ammoniakgehalt führt doch der Rhein in 24
Stunden 16245 Kilogr. Ammoniak bei Lauterburg vorbei). 1 Liter Wasser von frisch
gefallenem Schnee enthielt 1,78 Milligrm.; 1 Liter Wasser von zu gleicher Zeit
gefallenem Schnee, der aber 36 Stunden lang auf Gartenerde gelegen hatte, 10,34
Milligrm. Ammoniak.