Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. , S. 461 |
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Miscellen.
Miscellen.
Neue Anwendung der Elektricität zur Sicherung des Verkehrs auf
Eisenbahnen.
Hr. Vérité in Beauvais hat zu diesem Zweck
einen Plan entworfen, der in Folgendem besteht: Es handle sich z.B. um die
Regulirung der Fahrten auf der Nordeisenbahn zwischen Paris und Amiens. Auf jeder
Station stellt man zwei gekuppelte von einer hölzernen oder gußeisernen Säule
getragene Zifferblätter auf; eins davon ist gegen Paris, das andere gegen Amiens
gerichtet und beide können von den Locomotivführern in dem Augenblick, wo sie auf
dem Stationsplatze ankommen, leicht wahrgenommen werden. Ein jedes Zifferblatt hat
einen sehr sichtbaren Zeiger, und der Umkreis des erstern ist in so viel Räume
getheilt als die Entfernung zwischen den zwei aufeinander folgenden Stationen, wo
sie aufgestellt sind, Kilometer beträgt; jeder Raum hat eine Nummer, und sämmtliche
Nummern zählen von dem höchsten Punkt des Zifferblattes an, der mit 0 bezeichnet
ist. Gesetzt nun, es gehe von dem Nordbahnhof in Paris ein Zug nach St. Denis ab,
das 8 Kilometer entfernt liegt; das Pariser Zifferblatt ist also in 8 gleiche Theile
getheilt, und der Zeiger steht bei dem Abgange des Zuges vertical und seine Sitze
zeigt auf 0. Hat der Zug einen Kilometer zurückgelegt, so rückt der Zeiger von 0 auf
Nr. 1, und nach Nr. 2, wenn 2 Kilometer zurückgelegt sind u.s.w., so daß, wenn der
Zug ohne Hinderniß in St. Denis angekommen ist, der Zeiger auf dem Zifferblatt von
Paris den ganzen Kreis durchlaufen hat und wieder auf 0 zurückgekehrt ist, um den
Abgang eines zweiten Trains abzuwarten: Die erste in St. Denis ankommende Locomotive
tritt in Verbindung mit einem zweiten Zifferblatt, dessen Zeiger ebenfalls auf 0
steht, und in so viele Räume getheilt ist als es Kilometer zwischen St. Denis und
Enghien, der zweiten Station, gibt. Der Zug wirkt bei seinem Fortrücken auf den
Zeiger des Zifferblattes in St. Denis, wie er vorher aus den Pariser Zeiger gewirkt
hat, und ist er in Enghien angekommen, so wird auch der Zeiger von St. Denis wieder
auf 0 zurückgekehrt seyn. Dasselbe Spiel wiederholt sich von einer Station zur
andern bis zum Endpunkt der Linie. Auf diese Art kann man den von einer Station
abgehenden Zug auf seinem Gange Schritt vor Schritt bis zur Ankunft auf der
folgenden Station verfolgen und auf beiläufig 1 Kilometer den Punkt finden, wo er
ist; sollte ihm ein Unfall begegnen, oder sollte ein Hinderniß in seinem Gange sich
ergeben, so würde man durch das Stehenbleiben des Zeigers sofort davon in Kenntniß
gesetzt werden; indem dieser Zeiger mit dem Zuge zu gleicher Zeit stehen bleibt,
zeigt er auf der entsprechenden Ziffer die Entfernung an, wo der Unfall sich
zugetragen hat. Im Allgemeinen erfordert der Dienst auf den frequentesten
Eisenbahnlinien nicht mehr als zwei Züge, die gleichzeitig auf demselben
Schienenwege in dem zwischen zwei Stationen liegenden Zwischenraume fahren. Die
Entfernung zwischen den entferntesten Stationen beträgt höchstens 20 Kilometer,
welche die Locomotive in weniger als 25 Minuten zurücklegt; anzunehmen, daß sich
nicht zwei Züge auf dem Geleise zwischen zwei Stationen befinden werden, heißt so
viel als die Züge folgen sich nur von 25 zu 25 Minuten. Nun erheischt es aber das
Interesse der Reisenden, deren Sicherheit so viel als möglich garantirt seyn muß, so
wie auch das Interesse der Gesellschaften, die für die Schonung ihres Materials
sorgen müssen, daß die Züge nicht öfter abgehen. Da nun die Trainführer bei ihrer
Ankunft auf irgend einer Station sogleich sehen können, wo sich der vor ihnen
abgegangene Zug befindet, und da sie diesen Stationsplatz nicht eher verlassen
werden, als bis der in 0 zurückgekehrte Zeiger andeuten wird, daß der erste Zug in
den folgenden Bahnhof eingelaufen, so ist es durchaus unmöglich, daß der zweite Zug
mit dem ersten zusammenstoßen kann.
Das von Hrn. Vérité erdachte Mittel, um den
Gang des Zeigers auf dem Zifferblatte hervorzubringen, besteht in Folgendem: Hinter
jedem Zifferblatt befindet sich ein Rad, dessen Anzahl der Zähne gleich ist der
Anzahl der Theilungen oder der Zahl der Kilometer zwischen beiden Stationen; das Rad
wird getrieben durch eine Hemmung, welche jedesmal einen Zahn weiter gehen läßt,
wenn sie thätig ist; die Hemmung dagegen wird in Bewegung gesetzt durch die
Anziehung eines weichen Eisens, das ein Strom magnetisirt, welchen die Locomotive
jedesmal selbst schließt, wenn sie 1 Kilometer zurückgelegt hat. Einer der Pole
einer Säule wird in Verbindung gesetzt mit einem Draht, der wie die gewöhnlichen
Telegraphendrähte von Stangen getragen wird; von Kilometer zu Kilometer geht eine
Abzweigung von diesem Draht bis zur Schiene, wo sie sich in schiefer Linie endigt;
der andere Pol der Säule steht in Verbindung mit dem Boden oder besser mit einer der
Schienen. Die Locomotive und der Tender sind ebenfalls mit einem beweglichen Stück
Metall armirt, das sich auch in schiefen Linien endigt und so eingerichtet ist, daß
es nothwendigerweise bei seinem Vorübergehen mit den geneigten Linien der
Abzweigungen des Leitungsdrahts, die 1 Kilometer weit aus einander liegen,
zusammentreffen muß. Wie auch nun die Geschwindigkeit seyn möge, so wird nun die bei
einem neuen Kilometer ankommende Locomotive den Strom schließen; der geschlossene
Strom magnetisirt den Elektromagneten, der die Hemmung in Bewegung setzt, wodurch
das Rad um einen Zahn und folglich der Zeiger um eine Theilung vorwärts geschoben
wird, was also auf dem Zifferblatt anzeigt, daß der Zug 1 Kilometer mehr
zurückgelegt habe.
Wenn es sich darum handelt, den viel seltenern Unfällen vorzubeugen, die durch das
Begegnen zweier Züge auf demselben Geleise entstehen, so bringt man besondere Zeiger
an paffenden Stellen an, auf welchen dann der Conducteur im Vorbeifahren die Distanz
ablesen kann, welche ihn noch von dem ihm begegnenden Zuge trennt; jeder hemmt dann
die Schnelligkeit seines Zuges und es wird jedes Zusammenstoßen unmöglich gemacht
werden.
In seinen Werkstätten hat Hr. Vérité das
eben beschriebene Verfahren im Kleinen ausgeführt, welcher Versuch ihm so gut
gelungen ist, daß er beinahe die Gewißheit hat, daß es auch im Großen gelingen wird.
(Förster's Allg. Bauztg.)
Verfahren die Collodiumschicht für Lichtbilder mehrere Stunden
empfindlich zu erhalten; von Maxwell Lyte.
Ich breite die Collodiumschicht aus wie gewöhnlich, jedoch auf einer
mattgeschliffenen Glasplatte, – dann lasse ich die collodionirte Platte in
dem sensibilisirenden Bade, bis sie vollkommen empfindlich gemacht worden ist,
wornach ich sie herausnehme und auf selbe eine zweite Platte von mattem Glase lege.
– Ich tauche diese beiden Platten wieder in das Bad, indem ich sie darin
vorsichtig trenne und wieder vereinige, um alle Luftbläschen zu vertreiben; sodann
nehme ich beide vereinigte Platten heraus und lege sie zusammen in die Cassette. Ich
halte das Silberbad dabei um die Hälfte schwächer als gewöhnlich. – Das
Anhangen des Collodium an dem matten Glase ist nothwendig, damit man die beiden
Platten nach der Belichtung leichter trennen könne. Nach dieser Methode läßt sich
die Feuchtigkeit der Collodiumschicht mehrere Stunden und noch länger erhalten.
Hr. Wilh. Horn bemerkt hierzu in seinem photographischen
Journal, August 1854, S. 26: „Die Idee, ein mattes Glas für die
Collodiumschicht anzuwenden, ist ganz vortrefflich für Dilettanten, welchen sich
die Collodiumschicht zu ihrem größten Verdrusse öfter abblättert, was auf einem
matten Glase nicht so leicht stattfinden wird.“
„In der beschriebenen Methode finden wir es ganz unstatthaft, daß die
zweite aufzulegende Glastafel ebenfalls mattgeschliffen sey, denn wir glauben,
daß einerseits die Belichtung bedeutend längere Zeit erfordern würde und
andererseits gerade das leichte Trennen der beiden Tafeln nach der Belichtung
erschwert und Anlaß gegeben würde, daß die Collodiumschicht sich auch an die
Deckplatte anhängen könnte. – Endlich finden wir es zur Entfernung der
Luftbläschen durchaus nicht nöthig, die Vereinigung beider Platten auf obige
Weise auszuführen, abgesehen davon daß Reinlichkeit und Einfachheit erste
Bedingung bei jeder photographischen Operation seyn sollen. Es wird in Bezug auf
Beseitigung der Luftbläschen vollkommen genügen, die sensibilisirte Platte im Silberbade
beinahe senkrecht, die zweite, rein geputzt, ihr gegenüber ebenfalls in das Bad
zu stellen, die unteren Kanten zuerst und so von unten nach oben beide Tafeln
einander zu nähern, bis sie sich vereinigt haben.“ (Im Wesentlichen
wurde dieses Verfahren, jedoch ohne eine matte Glastafel für die Collodiumschicht
anzuwenden, in Frankreich schon früher befolgt; man sehe Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 315.)
Verfahren zur Bereitung des ölbildenden Gases in
Laboratorien.
Die Bereitung des ölbildenden Gases aus einem Gemisch von Alkohol und Schwefelsäure
ist bekanntlich mit dem Uebelstand behaftet, daß die Masse, noch ehe die Zersetzung
ganz beendigt ist, zuletzt so schaumig wird, daß sie unvermeidlich übersteigt. Dem
wird vollkommen vorgebeugt, wenn man in das Gemisch so viel Quarzsand schüttet, daß
es damit eine dicke, kaum mehr flüssige Masse bildet, und diese nun erhitzt. Hierbei
findet durchaus kein Aufblähen statt, die Zersetzung kann bis zu Ende geführt
werden, und man erhält fast den ganzen Kohlenstoffgehalt des Alkohols in Form von
ölbildendem Gas. Von 50 Grammen Alkohol von 80 Proc. Gehalt erhält man über 22 Liter
Gas. Prof. Fr. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie,
Juli 1854, S. 127.)
Ueber eine zellenartige Bildung in einem Diamanten; von Prof.
Dr. H. R. Göppert.
Schon Lavoisier, Guyton-Morveau, Fourcroy, Macquer
und Murray bemerkten bei der Verbrennung des Diamanten
schwarze oder bleigraue Flecke, welche Gilbert für
unkrystallisirten Kohlenstoff hielt. Petzholdt in seiner
interessanten Schrift (Beiträge zur Naturgeschichte des Diamanten, Dresden 1842, mit
1 Kupfertafel) bestätigte diese Beobachtungen und erklärt dadurch auch noch eine
Angabe von F. Parrot, der von uralischen Diamanten
anführte, daß viele rohe Diamanten von Natur aus einen Metall ähnlichen ins
Bleigraue übergehenden Glanz besäßen, oder auch bisweilen schwärzliche Flecke,
welche an der Oberfläche haftend durch starkes Glühen des Diamanten oder durch
Abschleifen weggeschafft würden. Abgesehen von fleckenähnlichen Rissen und Sprüngen,
die im Diamant häufig vorkommen, gibt Petzholdt noch
weiter an, fände man auch noch Flecke, Punkte und moosförmige Zeichnungen, von
gelber durch Braun in Schwarz übergehender Farbe von verschiedener Größe, selten
über 0,17 Linie, von scharfen wohlbegränzten Umrissen, ähnlich Schuppen, Blättern
oder Splittern, jedoch niemals von regelmäßiger Gestaltung oder krystallinischer
Structur, so daß er diese Flecke und Punkte allemal als wohlbegränzte in sich
abgeschlossene und von dem Diamanten nur umhüllte Körper zu unterscheiden vermochte.
Was nun endlich die weitere physikalische Beschaffenheit so wie die chemische
Zusammensetzung dieser Flecke und Punkte beträfe, so erkannte er in der Asche,
welche Erdmann und Marchand
beim Verbrennen einer bedeutenden Quantität Diamant (5,6344 Grammen) erhielten und
ihm mitgetheilt hatten, und zwar in einem darin enthaltenen Quarzsplitter, ein
feines schwarzes oder dunkelbraunes Netzwerk mit sechsseitigen Maschen, so wie eine
ähnliche Bildung auch in einem kleinen nelkenbraunen Diamant der königl.
Mineraliensammlung in Dresden, wo diese Stelle sich mir als eine leichte Trübung
darstellte und von ihm ebenfalls für einen eingeschlossenen Quarzsplitter gehalten
wurde. Er meint in diesem von ihm auch abgebildeten Gewebe mehr oder weniger gut
erhaltenes parenchymatöses Zellengewebe, dem er allerdings wohl ähnlich sieht, zu
erkennen, und fühlt sich dadurch noch mehr bewogen, an den vegetabilischen Ursprung
des Diamanten zu glauben, welche Ansicht schon früher Newton aufstellte und Jameson und Brewster in neuerer Zeit vertheidigten.
Veranlaßt durch diese Untersuchungen benutzte ich in den letzten Jahren jede sich mir
darbietende Gelegenheit, mit Flecken versehene Diamanten mikroskopisch zu
betrachten. In mehreren Fällen sah ich wie Brewster, daß
die schwarze Farbe nicht durch Farbstoff, sondern durch eine große Menge darin
enthaltener Höhlungen hervorgebracht wurde, und gewährte in einem kleinen als
Brillant geschliffenen Diamanten zwei nelkenbraun gefärbte mit Sprüngen in
Verbindung stehende Flecke, parenchymatösen Pflanzenzellen ähnliche Bildungen. Das
Gewebe in dem größeren etwa 1/3 Linie breiten und 1/6 Linie hohen Flecken ähnelt
mehr zersetztem Parenchym, wie auch die sechseckigen Maschen von ungleicher Größe
erscheinen; zarte Punkte befinden sich im Innern derselben, während die des
kleineren an der entgegengesetzten Stelle mehr im Innern befindlichen Fleckens sich
durch große Regelmäßigkeit der Maschen auszeichnet. Einzelne derselben sind mit
einer braunen undurchsichtigen Masse erfüllt. Zur Seite des letzteren befindet sich
auch eine Reihe von Bildungen, die wie vierseitige Säulen erscheinen. Das Vorkommen
des Diamanten in einem ganz versteinerungsleeren Gestein, abgesehen von jeder
anderen bisher über seinen Ursprung aufgestellten Ansicht, erfordert doch die
umsichtigste Erwägung, ehe wir uns für die Zellennatur jener Gewebe aussprechen. Man
vermißt überall die hinteren Wandungen, die freilich weniger deutlich bei stark
zersetzten Zellen sichtbar sind. Sprünge in Copal, Bernstein, Achat, insbesondere
hier in Verbindung mit Eisenoxyd, die ich früher schon beschrieb und abbildete, so
wie namentlich langsam eingetrocknete Lösungen organischer Stoffe, sehr zierlich
Eiweiß, zeigen verwandte zellenähnliche Bildungen, die durch ihre Regelmäßigkeit oft
Verwunderung erregen. Um nun auch Andere in den Stand zu setzen meine Bedenken oder
Ansichten zu theilen oder überhaupt darüber zu urtheilen, entschloß ich mich endlich
nach langem Zögern die vorstehenden Beobachtungen zu veröffentlichen, und die Hr.
Dr. Cohn mit
naturgetreuen Abbildungen zu zieren die Güte hatte.Sie sind dem Original beibefügt.A. d. Red. (Poggendorff's Annalen der Physik Bd. XCII S. 623.)
Prüfung der englischen Schwefelsäure auf einen
Bleigehalt.
Die Beobachtung Löwenthal's (Polytechn. Journal Bd. CXXX S. 398), daß starke Salzsäure in
gewöhnlicher englischer Schwefelsäure eine ganz auffallend starke Trübung
hervorbringt, und daß diese vom Bleigehalt der Schwefelsäure herrührt, hat Hr. Prof.
Bolley früher ebenfalls schon gemacht; derselbe
überzeugte sich dann durch eine directe Analyse des Niederschlags, daß dieser
wirklich Chlorblei ist. Unbedingt ist das schnellste und deutlichste Reagens auf
bleihaltige englische Schwefelsäure, Versetzen mit höchstens 1 Volumprocent starker
Salzsäure.
Dr. Bolley weist bei dieser
Gelegenheit darauf hin, daß zu analytischen Zwecken für das schwefelsaure Bleioxyd (oder Mengungen desselben, Bleikammernschlamm
u.s.w.) eine Salmiaklösung ein sehr förderndes
Auflösungsmittel ist. Wenn eine Chlorbestimmung gemacht werden soll, benutzt man
eine Lösung von salpetersaurem Ammoniak. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli
1854, S. 113.)
Ueber die Auflöslichkeit des wasserhaltigen und des
wasserfreien schwefelsauren Kalks in reinem Wasser.
Hr. J. Jac. Tipp hat über die Auflöslichkeit des Gypses in
reinem Wasser, da über diesen Gegenstand die Angaben zum Theil beträchtlich von
einander abweichen, eine Reihe genauer Versuche angestellt und in Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd.
III S. 506 veröffentlicht; dieselben ergaben folgende Resultate:
1) Der zweifach gewässerte schwefelsaure Kalk – Gyps – löst sich bei +
15 bis 20° C. in 388,3 Theilen reinen Wassers auf.
2) Der wasserfreie schwefelsaure Kalk – Anhydrit – löst sich bei + 15
bis 20° C. in 492,2 Theilen reinen Wassers auf.
3) Berechnet man den Anhydrit auf Gyps, so findet man, daß die mit dem Anhydrit
bereitete Lösung die nämliche Menge Gyps enthält, als die mit dem Gyps bereitete
Lösung.
4) Beide Lösungen, die des Anhydrits und die des Gypses, trüben sich in der Wärme
nicht; der schwefelsaure Kalk ist folglich in heißem Wasser nicht schwerer löslich
als in kaltem.
5) Beide Lösungen trüben sich erst beim Kochen und
Abdampfen, scheiden aber dabei weniger Salz aus, als dem
Löslichkeitsvermögen des rückständigen Wassers in der Kälte entspricht, d.h. sie
werden concentrirter.
6) Eine besondere Eigenthümlichkeit der durch kochendes Abdampfen concentrirter
gewordenen Lösungen besteht darin, daß sie bei mehrtägigem Stehen in der Kälte den
empfangenen Ueberschuß an Salz nicht wieder absetzen, sondern übersättigt bleiben.
7) Diese Uebersättigung ist jedoch keine gleichförmige; sie nimmt mit dem
fortschreitenden Kochen und Abdampfen zu.
Die schwefelsaure Thonerde; für Papierfabriken, Gerbereien und
Färber; von Prof. Dr. Waltl
in Passau.
Da dieses Salz eine weit größere Anwendung verdient, als es bis jetzt hat, so halte
ich es für zweckmäßig, alle Fabrikanten, die Alaun verbrauchen, auf dasselbe
aufmerksam zu machen, da es zum Vortheil der Industrie gereicht, wenn es
eingebürgert wird.
Das besagte Salz ist unkrystallisirt, hart, hat ganz den Geschmack des Alauns, nur in
einem höheren Grade. Das käufliche Salz, das in der hiesigen chemischen Fabrik im
Großen dargestellt und um 8 st. der bayerische Centner verkauft wird, enthält den
4ten Theil seines Gewichtes Thonerde, während der Alaun nur 10 bis 11 Procent
enthält. Da die Thonerde das allein Wirksame im Alaun ist, so ist es einleuchtend,
daß die Anwendung der schwefelsauren Thonerde für den Fabrikanten wesentlichen
Nutzen gewährt, da er nur die Hälfte vom Gewichte des Alauns zu nehmen braucht. Es
wird auch bereits von mehreren großen Papierfabriken, die dasselbe von Passau aus
beziehen, angewendet, und zwar zur Darstellung des Harzleims, da dieser zum
Maschinenpapier allein tauglich ist.
Die schwefelsaure Thonerde ist selbst im kalten Wasser leicht löslich, und man kann
davon die stärksten Lösungen machen, ohne Wärme anzuwenden.
Merkwürdig ist die große Verwandtschaft dieses Salzes zum Kali; sie ist so groß, daß
der Chemiker sich darüber wundern muß. So entzieht es dasselbe selbst der Salzsäure,
die bekanntlich zu den Alkalien eine nicht geringe Verwandtschaft oder
Anziehungskraft äußert, und verwandelt sich dadurch in Alaun.
Mit Hülfe dieses Salzes findet man fast in jedem Glaubersalz Kali, welches aus dem
Kochsalz herstammt, das mehr oder weniger davon enthält. So enthält z.B. das Orber
Badesalz eine bedeutende Quantität davon, und es wäre zu wünschen daß eine Methode
entdeckt würde, dieses nützliche Salz aus der Mutterlauge der Soolen und des
Meerwassers billig darzustellen.
Die Weinsteinsäurefabrication, welche viel Schwierigkeiten hat, wird sich bald der
schwefelsauren Thonerde bemächtigen, um auf eine weit billigere Weise produciren zu
können. Fünf Theile schwefelsaure Thonerde zerlegen anderthalb Theile Weinstein in
Alaun und freie Weinsteinsäure, die bekanntlich in den Kattunfabriken bedeutende
Anwendung findet.
Diese können durch den Chemiker der Fabrik ihren benöthigten Alaun und die
Weinsteinsäure mit Vortheil selbst machen; ebenso können sie auch die Kleesäure
bereiten.
Unter andern Anwendungen der schwefelsauren Thonerde ist zu erwähnen die in der
Lackfarbenfabrication wegen ihres bedeutenden Thonerdegehaltes, dann in der Färberei
und Gerberei, wo sie gewiß immer mehr wird angewendet werden, wenn man sich von den
Vortheilen überzeugt haben wird.
Noch ist zu erwähnen die fäulnißwidrige Kraft obigen Salzes; es verdient, zur
Conservation des Bauholzes, bei Neubauten allenthalben benützt zu werden, denn es
ist unverantwortlich ein so theures Material den Würmern preiszugeben. Auch gegen
Zerstörung durch Feuer sichert es: ein mit einer starken Auflösung von
schwefelsaurer Thonerde angestrichenes Holz brennt nicht mit Flamme, und wird im
Feuer nur verkohlt, es fängt also nicht Feuer, und Gebäude, deren Balkenwerk auf
diese Art feuerfest gemacht ist, werden nicht so leicht eine Beute der Flammen, wie
andere.
Ob man die Unterlagen der Eisenbahnschienen nicht auch durch Anwendung der
schwefelsauren Thonerde gegen Fäulniß schützen könne, verdient genau erprobt zu
werden; um das Auslaugen des Salzes durch den Regen zu hindern, müßte die Oberfläche
des Holzes nach der Anwendung oder Einsaugung des Salzes mit Kalkbrei bestrichen
werden, um Thonerde niederzuschlagen und die Zwischenräume des Holzes auszufüllen.
(Böttger's polytechn. Notizblatt, 1854, Nr. 18.)
Beitrag zur Vertreibung des Hausschwammes; von Jachmann-Trutenau.
Vor einiger Zeit brachte die Zeitung eine Mittheilung, daß in der Königsberger
polytechnischen Gesellschaft die Frage aufgeworfen sey: ob es ein Mittel gegen den
Hau schwamm gebe? und daß diese verneinend beantwortet worden sey. Ich kann nicht
unterlassen, meine Beobachtungen und Erfahrungen über diesen Gegenstand
mitzutheilen, indem ich glaube, daß sie als eine günstige Beantwortung dieser Frage
betrachtet werden können.
Als ich in den Jahren 1833/34 mein Wohnhaus in Trutenau baute, fand sich bald darauf
in dem Erdgeschoß der Hausschwamm ein und zerstörte mir Fußbodenbretter und
Thürgerüste, so daß ich auf deren Ergänzung Bedacht nehmen mußte. Die
Fußbodenbretter und deren Lager wurden herausgerissen, die Füllerde wurde erneuert,
so viel als möglich von alten Kohlenmeilerstellen entnommen, zu neuen Lagern und zum
Anspitzen der Thürgerüste wurde durchweg Eichenholz verwendet und jedes neue
Fußbodenbrett auf der Rückseite stark mit Holzsäure
getüncht. Ein Theil der alten Fußbodenbretter war weniger stark, wenn gleich
ebenfalls sehr sichtbar von dem Hausschwamm ergriffen; ich kam daher auf den
Gedanken, mit ihrer nochmaligen Verwendung einen Versuch zu machen; ich ließ also
die Rückseite der Bretter mit scharfen Eisen so weit stark abkratzen, als sie durch
den Schwamm angefressen und mürbe geworden waren. Darauf wurden sie mittelst eines
Pinsels wiederholt mit Salzsäure recht stark getüncht und dann in ein paar Piecen
des nämlichen Erdgeschosses wieder verwendet. In diesen bemerkte ich bald darauf,
daß auf mehreren Stellen der Wand unter der Fußleiste wieder Spuren des Schwammes
zum Vorschein kamen, ich ließ daher diese Leisten wegreißen und auf jeder Stelle, wo
der Schwamm sich zu zeigen anfing, wiederholt Holzessig in die Fugen gießen. Der
Erfolg übertraf meine Erwartungen, und heute noch liegen diese bereits vom
Hausschwamm angegriffen gewesenen, abgekratzten und mit Holzsäure gesättigten
Bretter an Ort und Stelle, ohne eine Spur vom Holzschwamm zu zeigen. Einige
derselben sind aber inzwischen vom Wurm durchstochen worden und werden einer
baldigen Erneuerung bedürfen.
Diese Erfahrung hat mir ein außerordentliches Zutrauen zu der Wirkung der brenzlichen
Holzsäure gegeben, ich habe sie daher häufig als Präservativ empfohlen und selbst
angewendet, ohne daß ein abweichendes Resultat zu meiner Kenntniß gekommen ist. Wo
sich außerhalb meiner Wohnung – da bin ich ihn ja glücklicherweise weise ganz los –
in andern Räumen Holzschwamm zeigt, wird so lange Holzsäure in die Fugen gegossen,
bis er verschwindet.
Es mag bei dieser Gelegenheit der eigenthümlichen Erscheinung hier noch Erwähnung
geschehen, daß der damaligen Zerstörung im Erdgeschoß meines Wohnhauses durch den
Holzschwamm eine kleine, im nahen Zusammenhang mit den übrigen Räumlichkeiten
gelegene Kammer entgangen ist, zu welcher nicht trockene, sondern frisch
geschnittene Bretter zum Fußboden verwendet worden waren. Alle übrigen Bretter waren
trocken gewesen. (Gewerbevereinsblatt der Provinz Preußen, 1854, Lief. 2.)
Ueber Aufbewahrung der Bonbons, des Gerstenzuckers etc.
Der stark eingekochte Zucker, sogenannte Gerstenzucker, enthält noch 10 – 15
Tausendtheile Wasser; diese geringe Menge Feuchtigkeit würde, wenn sie ungleich in
der Masse vertheilt wäre, hinreichen um eine Krystallisation des Zuckers
hervorzurufen, wodurch die Bonbons etc. undurchsichtig und rissig werden Die HHrn.
Vernaut, Vater und Sohn, Zuckerbäcker zu Paris,
überzeugten sich, daß der bestbereitete Gerstenzucker, in einer Luft eingeschlossen,
welche nur 1 Procent des ganzen Zuckergewichts Wasser enthält, schon bald
undurchsichtig wird, indem auf seiner Oberfläche die Krystallisation beginnt und
sich allmählich bis in die Mitte fortsetzt. Um Bonbons, Gerstenzucker etc., welche
für den Detailverkauf bestimmt sind, aufzubewahren ohne daß sie eine Veränderung
erleiden, wenden die genannten Zuckerbäcker Glasbehälter mit abgeschliffenem Rande
an, welche durch aufgelegte dicht schließende Glasdeckel geschlossen werden; auf dem
Boden eines solchen Behälters steht eine Schale von Weißblech, welche gebrannten
Kalk enthält, der die Luft im Behälter trocken erhält; diese Schale ist mit einem
verzinnten Drahtgewebe bedeckt, auf welchem die Bonbons liegen; der Kalk muß in den
Behältern alle 2 – 3 Monate erneuert werden. (Journal
de Pharmacie, April 1854, S. 267.)
Polirung der Tabaksdosen aus Birkenrinde.
Wenn die Dose geleimt ist, soll sie behufs der Politur rein geschliffen werden; um
dieß zu bewirken, ohne die feinen Fasern auszuschälen, wird sie zunächst mit
lauwarmer Hausenblasenlösung überstrichen, sodann, wenn diese trocken ist, mit
Bimsstein und Wasser ganz leicht abgeschliffen; das Bestreichen und Abschleifen wird
einigemal wiederholt, bis die Rinde eine Festigkeit bekommt, worauf die Hausenblase
ganz rein abgeschliffen werden muß. Zuletzt wird die Dose mit Oel und Bimsstein
abgeschliffen und hierauf polirt; nachher kann noch ein Dessin darauf gemacht
werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1854, Nr. 33.)
Das Farrenkraut als ein geeignetes Mittel zur Füllung von
Betten etc.
Bei der Versammlung des schlesischen Forstvereins in Ohlau
kam ein Gegenstand zur Sprache, der in weiteren Kreisen Beachtung verdient. Durch
Zufall hat nämlich der herzogliche Forstmeister Ulbrich
zu Bernstadt gefunden, daß das Laub des in unsern Wäldern
so häufigen Farrenkrautes (Aspidium Sw.) zur Füllung von
Betten statt des Seegrases, der Federn etc. benutzt werden kann. Es wird zu dem Ende
eingeerntet, wenn es auf der Blattspindel dürr geworden ist; dann ist es sehr
elastisch, geruchlos und nimmt kein Ungeziefer auf. Würde man das Kraut grün
schneiden und wie Heu dürr werden lassen, so würde es als zu kräftig und hart zu dem
angegebenen Zweck nicht verwendet werden können. Die Gewinnungskosten sind so
unbedeutend, daß ein mit solchem Farrenkraut gefülltes Bett sehr billig zu stehen kommt, und
Ulbrich hat durch eigene Erfahrung erprobt, daß
selbst bei Jahre langem Gebrauch die Füllung sich elastisch erhält. (Breslauer
Zeitg.)
Ueber das Verpacken der Kirschen, Trauben, Aprikosen und
Aepfel.
Für alle Früchte, wie überhaupt für alles, was genossen werden und in Quantitäten zum
Verkauf gebracht werden kann, bietet Paris einen unbeschränkten Markt dar. Gewisse
Früchte, welche gewöhnlich bei ihrer fleischigen Consistenz nicht gut in etwas
beträchtliche Entfernungen versendet werden können, kommen indeß in Folge der Kunst,
sie in Körbe so zu verpacken daß sie sich 48 Stunden darin halten und alles Stoßen
und Schütteln ohne Schaden ertragen können, aus ziemlicher Weite in der Hauptstadt
an und zwar so frisch, daß sie scheinen eben gepflückt zu seyn. Diese
Geschicklichkeit besitzen die Frauen und Töchter der Obstzüchter in den weitern
Umgebungen von Paris in hohem Grade; ihr Verfahren besteht in Folgendem.
Die so sorgfältig als möglich gepflückten Früchte von Kirschen und Stachelbeeren
werden zuerst in große, runde, flache Körbe gelegt, welche man auf dem Kopf zu
tragen pflegt. Die Weiber verpacken nun die Früchte in andere Körbe und zwar
gewöhnlich 8 – 10 Pfd. Früchte in einen solchen. Die Form dieser Körbe ist
ganz ihrer Bestimmung gemäß. Sie sind aus braunen ungeschälten Weiden geflochten;
ihr Geflecht ist locker genug, um in gewissen Zwischenräumen Zweige von ächten Kastanien, die etwas zugespitzt und mit reichen
Blätterbüscheln versehen sind, stecken zu können. Der Boden jedes Korbes ist mit
einer dichten Lage derselben Blätter bedeckt. Nach dieser Vorbereitung werden die
Körbe gefüllt, indem man die Früchte in einen kegelförmigen Haufen bis zur Höhe des
Henkels in den Korb bringt. Hierauf werden alle Spitzen der eingesteckten
Kastanienzweige auf die Früchte niedergebogen und durch einige darüber und ringsum
gezogene dicke Bindfäden befestigt. Hiermit ist die Verpackung beendet. Ein gut
verpackter Korb Kirschen oder Stachelbeeren kann ohne große Gefahr nicht nur im
Dampfschiff und auf der Eisenbahn, sondern auch auf Post- und gewöhnlichen
Wägen versendet werden.
Nach den Kirschen ist die Weintraube von allen Früchten am
schwierigsten zu verpacken. In allen, Gemeinden, welche nach Paris die
ausgezeichneten Gutedel-Trauben liefern, suchen die Frauen in den Wäldern das
zum Verpacken der Trauben angewendete Farrenkraut. Man trocknet dasselbe mit
Sorgfalt, nachdem man die Stengel und starken Blattrippen entfernt hat, um es zur
Zeit der Verpackung bereit zu haben. Die Trauben werden in ungeleimtes Papier
eingewickelt und auf ein Lager getrockneten Farrenkrautes gelegt, mit dem gleichen
Material umgeben und bedeckt und durch feine Weidenstäbchen fest gehalten. Die große
Elasticität des trockenen Farrenkrautes schützt die so verpackten Weintrauben vor
jeder Reibung.
Die Unbeständigkeit des Klima's von Paris läßt nicht auf regelmäßige Ernten von Aprikosen rechnen; man hat nur alle 5 Jahre einen vollen
Ertrag. In den Fehljahren bezieht Paris diese immer sehr gesuchte Frucht aus den
südlichen Departements. Man pflückt dort die Aprikosen vor der vollen Reife,
verpackt sie in flache Schachteln und versendet sie mit der Eisenbahn; sie kommen in
gutem Zustand an und vollenden ihre Reife während der Reise.
Rouen, Havre, Dieppe versenden ganze Schiffsladungen Aepfel nach Rußland, Schweden und Norwegen. Jede Frucht wird in graues
gewöhnliches Papier eingewickelt und man legt dann die so vorbereiteten Aepfel in
große Kisten, von denen eine oft mehr als 1000 Stück enthält. Alle Zwischenräume
werden mit stark zusammengedrückten Papierschnitzeln sorgfältig ausgefüllt. Die
bessern Reinetten, besonders die graue französische Reinette, Lederapfel, ertragen,
auf diese Weise verpackt, die weite Reise am leichtesten. (Aus dem Moniteur industriel, durch das württembergische
Wochenblatt für Landwirtschaft, 1854, Nr. 36.)