Titel: Ueber Maistre's elektrischen Thermometer, welcher zur Unterhaltung einer gleichförmigen Temperatur für verschiedene Zwecke dient; von Hrn. Clerget.
Fundstelle: Band 134, Jahrgang 1854, Nr. X., S. 24
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X. Ueber Maistre's elektrischen Thermometer, welcher zur Unterhaltung einer gleichförmigen Temperatur für verschiedene Zwecke dient; von Hrn. Clerget. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juni 1854, S. 361. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Clerget, über Maistre's elektrischen Thermometer. Hr. Maistre, ein junger Studirender, hat der Société d'Encouragement 18. Mai d. J. einen von ihm construirten sogenannten elektrischen Thermometer übergeben, welcher den Zweck hat, die Temperatur des Mittels in das man ihn stellt, durch ein Schlagwerk anzuzeigen oder sie durch seine eigene Wirkung zu reguliren. Bei Anfertigung dieses in Fig. 38 abgebildeten Thermometers befestigt der Glasblaser in der Kugel oder dem Cylinder welcher den Quecksilberbehälter bildet, einen Platindraht, dessen Ende das Quecksilber berührt welches diese Kugel oder dieser Cylinder enthält; ferner führt er in die Röhre des Instruments, durch deren obern Theil, ehe er ihre Oeffnung an der Lampe zuschmilzt, einen zweiten Platindraht ein, der bis zu demjenigen Grade der Scale hinabgeht, welcher die zu signalisirende oder constant zu erhaltende Temperatur anzeigt. Wenn diese Temperatur eine höhere als diejenige der umgebenden Atmosphäre ist, so findet zwischen dem Quecksilber der Säule und der Drahtspitze in der Röhre kein Zusammenhang statt. Im entgegengesetzten Fall, wenn nämlich die Temperatur, welche man zu erzielen oder zu überwachen beabsichtigt, niedriger ist als die Temperatur der umgebenden Luft zu der Zeit wo man den Thermometer an den Platz bringt, so erhält letztere den Platindraht der Röhre im Quecksilber eingetaucht. Bei einem solchen Thermometer braucht man nur die äußern Enden der zwei Drähte mit den Leitungsdrähten einer Batterie zu verbinden, um mittelst einer der zahlreichen Vorrichtungen welche zur Benutzung der elektromagnetischen Kräfte gebräuchlich sind, die nothwendige Wirkung hervorbringen zu können. Man sieht leicht ein, daß die Erhöhung oder Erniedrigung der Temperatur, indem sie veranlaßt daß das Quecksilber der Thermometerröhre mit dem obern Platindraht in Berührung kommt oder sich von demselben trennt, entweder den Hammer eines Schlagwerks in Bewegung setzen kann oder auch einen Schieber, welcher ein regelmäßiges Ausströmen von Luft, Dampf, einer heißen oder kalten Flüssigkeit, bewirkt oder unterbricht. Ich habe zwei Thermometer des Hrn. Maistre probirt, indem ich sie in einen Strom einschaltete, der durch ein Schlagwerk ging; sobald und so lange als das Quecksilber durch seine Berührung mit dem obern Platindraht die Kette schloß (es handelte sich hier um eine höhere Temperatur als die umgebende Luft hatte), functionirte das Schlagwerk vollkommen. Solche Thermometer gestatten zahlreiche Anwendungen. Sie liefern den Chemikern und Physikern ein Mittel um für viele Versuche die Temperaturen zu reguliren, bei denen allein gewisse Reactionen statt finden. Ihre Benutzung in der Industrie kann sehr wichtig werden, z.B. für die Trockenstuben, die Färbebäder, die Gährungskufen. Sie könnten auch bei Treibhäusern, Oefen, Cylindern zum Wiederbeleben der Knochenkohle, in Hospitälern, Versammlungssälen etc. angewendet werden. Der berühmte Physiker Wheatstone hat schon seit 1843 auf den Sternwarten zu Woolwich und Kiew elektrische Thermometer, Barometer und Psychrometer von seiner Erfindung eingeführt. Diese Instrumente zeigen nicht nur die in der Atmosphäre eintretenden Veränderungen an, sondern schreiben sie auch periodisch nieder. Dieselben sind für die Wissenschaft höchst wichtig, haben aber, so weit ich sie kenne, keinen so praktischen Charakter, daß sie für die oben angegebenen gewöhnlichen Anwendungen geeignet wären; sie kommen auch theuer zu stehen und müssen wegen ihrer zarten Construction mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Ueberdieß haben diese Thermometer von Wheatstone offene Röhren, so daß das Quecksilber mit der Luft in Berührung bleibt; es muß daher nach einer gewissen Zeit eine schwache Oxydation des Quecksilbers eintreten, und es wird sich zeitweise Quecksilberdampf verdichten; in Folge dieser beiden Umstände können die Instrumente fehlerhaft und manchmal auch der Zusammenhang des Metalls in der Steigröhre aufgehoben werden. Dagegen haben die Thermometer des Hrn. Maistre eine geschlossene und luftfreie Röhre. Bei ihrer einfachen Construction werden sie gewiß zu einem denjenigen der gewöhnlichen Thermometer wenig überschreitenden Preise geliefert werden können, abgesehen von den Kosten der Batterie, des Schlagwerks und der Regulirschieber, deren Anordnung sich nach den einzelnen Fällen ändert, welche jedoch nicht sehr kostspielig sind.

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Tafel Tab. I
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