Titel: | Ueber die Entsilberung des Bleies mittelst Zink; von Georges Montéfiore-Levy. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XV., S. 41 |
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XV.
Ueber die Entsilberung des Bleies mittelst Zink;
von Georges
Montéfiore-Levy.
Aus den Ann. des travaux publics de Belgique durch
das Journal für praktische
Chemie, 1854, Nr. 13.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Montéfiore-Levy, über Entsilberung des Bleies
mittelst Zink.
Bei einer metallurgischen Reise durch Wallis hatte ich Gelegenheit, den
Entsilberungsproceß des Bleies durch Zink ausführen zu sehen. Derselbe ist dort
unter dem Namen Parkes' MethodeWir verweisen auf das Patent von Parkes im
polytechn. Journal Bd. CXIX S. 466,
den Bericht von Gurlt in Bd. CXXIII S. 305, und
die Abhandlung von Karsten in Bd. CXXVII S. 40.
A. d. Red. bekannt. Ich habe alle einzelnen Operationen dieses Verfahrens kennen
gelernt, und bin somit in den Stand gesetzt, eine kurze Beschreibung desselben zu
liefern.
Die Operationen sind folgende:
1) Schmelzung des silberhaltigen Bleies und des angewendeten
Zinks;
2) Trennung des silberhaltigen Zinks von dem Blei, das es enthalten
kann;
3) Destillation des silberhaltigen Zinks;
4) Reinigung des entsilberten Bleies, um es in eine für den Handel
geeignete Form zu bringen.
1. Schmelzung des silberhaltigen Bleies und des angewendeten
Zinks. Diese Operation wird in zwei halbkugelförmigen Schmelzkesseln
ausgeführt. Diese sind mit platten Rändern versehen, welche auf der Mauer des Ofens
aufliegen.
Der größere von beiden Kesseln ist zur Schmelzung des Bleies bestimmt. Er muß
ungefähr 6 Tonnen (6000 Kilogrm.) dieses Metalls fassen; seine Wände sind 2 1/2
Centim. dick. Unmittelbar daneben befindet sich in demselben Ofen der Kessel, in
welchem das Zink geschmolzen wird; er ist viel kleiner als der erste und ist mit
einer Handhabe versehen, durch welche er in die Höhe gehoben werden kann.
Die Fig. 1
zeigt die Einrichtung des Herdes, welcher sehr klein ist, und dessen Rost sich unter
dem Kessel mit dem Blei befindet. Die Flamme, welche den großen Kessel erwärmt hat,
schlägt erst unter den kleinen Kessel und dann in den Schornstein. Durch Schieber
kann man, was unerläßlich ist, den Zug und folglich die Temperatur nach Willkür
reguliren. Das ganze Mauerwerk erhebt sich nicht über 0,90 Meter über den Boden,
damit die Arbeiter leicht an dem Kessel arbeiten können.
Wenn das Blei fast vollkommen in dem großen Kessel geschmolzen ist, so trägt man das
Zink in den kleinern Kessel ein; sind darauf beide Metalle vollständig in Fluß, so
bringt man das Zink in den Kessel mit dem Blei. Dieß geschieht, indem zwei Arbeiter
den kleinen Kessel mittelst einer in die Handhaben desselben gesteckten Eisenstange
über den großen Kessel heben. Zwei andere Arbeiter kippen ihn um und lassen das Zink
auf einmal zu dem Blei fließen.
Der kleine Kessel wird sogleich wieder an seinen Platz gebracht; darauf rühren die
vier Arbeiter beide Metalle mittelst einer langen gebogenen Stange 4 bis 5 Minuten
lang so innig als möglich zusammen.
Läßt man jetzt das Ganze ruhig stehen, so bildet sich allmählich auf der Oberfläche
der geschmolzenen Masse eine Art Schaum von runzligem Ansehen. Dieser zeigt sich
schon in dem Augenblicke, in welchem man das Zink zusetzt, bevor man umgerührt
hat.
Nach ungefähr 5 Minuten schwimmt alles Zink auf der Oberfläche; dasselbe enthält
sämmtliches Silber und die übrigen fremdartigen Körper, wie Schwefel, Arsenik und
Antimon, welche dem Blei beigemischt seyn konnten. Mit Hülfe großer durchbohrter
Löffel von Eisenblech schöpft man diese Art Magma ab und häuft es neben dem Kessel
auf.
Die Menge des angewendeten Zinks richtet sich nach dem Silbergehalt des Bleies. Für
Blei, welches in der Tonne von 1000 Kilogrm. 14 englische Unzen Silber enthält,
genügt 1 Proc. Zink.
2) Trennung des silberhaltigen Zinks von dem Blei, welches es
enthalten kann. Der Zinkschaum enthält eine beträchtliche Menge Blei.
Dieses entfernt man durch eine Umschmelzung bei nicht hoher Temperatur. Zu dem Zweck
bringt man die Masse in Retorten von unschmelzbarem Thon (Fig. 2), deren Form der
der Gasretorten ähnlich ist, und welche wie diese geschlossen sind. Am hinteren Ende
sind sie mit einer Art Schnauze versehen, welche außerhalb des Mauerwerks, auf dem
sie unten ruhen, mündet.
Der Ofen, welcher sehr klein ist, enthält nur zwei solche Retorten. Er ist fast
ebenso wie die zur Reduction der Zinkerze dienenden Lütticher Oefen construirt.
Man erhitzt gelinde, ohne den Schmelzpunkt des Bleies zu übersteigen. Je nachdem
dieses schmilzt, läuft es durch die untere Oeffnung der Retorte aus, und man sammelt
es in einem Bassin. In der Retorte bleibt ein Rückstand von silberhaltigem Zink,
welches man durch die vordere Oeffnung herausnimmt.
3. Destillation des silberhaltigen Zinks. Das Silber wird
durch Destillation abgeschieden.
Der Ofen, in welchem diese Destillation vorgenommen wird, ist fast halbkreisförmig.
Der Herd befindet sich im Mittelpunkt und erhitzt 5 oder 6 Töpfe von unschmelzbarem
Thon, welche, wie Fig. 3 zeigt, aufgestellt sind. Diese in Fig. 4 dargestellten Töpfe
stehen auf ihrem Boden und werden von oben gefüllt.
C ist die Oeffnung, durch welche sie gefüllt werden;
dieselbe ist während der Operation durch einen viereckigen Ziegelstein
geschlossen.
A ist ein kleines, in den Boden des Topfes gebohrtes
Loch, welches vor der Füllung durch einen Thonpfropfen verstopft wird. Es dient zur
Entfernung der nach der Destillation bleibenden Rückstände.
B dient zur Ableitung und Condensation des sich
verflüchtigenden Zinks.
Dieser Ofen gleicht also hinsichtlich der Disposition der Schmelztöpfe den englischen
Oefen, hinsichtlich der Art und Weise der Condensation aber den Lütticher Oefen.
Nach Beendigung der Destillation nimmt man die Rückstände heraus und treibt, nachdem
man etwas Blei hinzugefügt hat, wie gewöhnlich ab.
Das gesammelte Zink dient zur Entsilberung neuer Quantitäten Blei.
Ueber die Kosten, welche dieses Verfahren veranlaßt, habe ich keine genauen Angaben
erhalten; es ist mir folglich unmöglich, einen Vergleich zwischen der Parkes'schen und der Pattinson'schen Methode anzustellen.
Nach Nevill, welcher beide Verfahren angewendet hat, gibt
das Parkes'sche entschieden eine beträchtlichere Ausbeute
an Silber. Seinen Angaben zufolge beträgt der Verlust an Blei in seinen Hütten
durchschnittlich 1 Proc.
des angewendeten Bleies. Der Verlust an Zink 3/5 von der dem Blei beigemischten
Menge Zink.
Uebrigens ist mir bekannt, daß in der Hütte von Llanelly, welche ehemals nach der Pattinson'schen Art eingerichtet war, die zwanzig Kessel,
die zur Umschmelzung des Bleies dienten, durch zwei der beschriebenen Art von nahe
gleicher Größe ersetzt worden sind.
Man wirft der Parkes'schen Methode eine Verminderung der
Qualität des Bleies vor. Doch halte ich dieß für unbegründet, denn das aus der Hütte
von Simes und Comp. hervorgehende Blei findet sich seit
einem Jahre im Handel und ist durchaus als vortrefflich bekannt.
Man unterwirft es außerdem, bevor man es in den Handel bringt, zur Entfernung des
möglicherweise darin enthaltenen Zinks folgender Behandlung:
4. Reinigung des Bleies. Man bringt das Blei auf den Boden
eines Reverberirofens von sehr niedriger Wölbung, schließt alle Ofenthüren, und
erhitzt ziemlich rasch bis zur Dunkelrothglühhitze.
Darauf öffnet man die Thüren; die einströmende Luft oxydirt das Zink und bildet auf
der Oberfläche des Metalles eine weißliche Kruste. Diese wird von Zeit zu Zeit
abgenommen und die Temperatur auf dem Punkte erhalten, daß das Zink verbrennen kann,
das Blei aber nicht wesentlich oxydirt wird.
Wenn die Oberfläche glänzend bleibt, nimmt man das Blei aus dem Ofen und gießt es in
für den Zweck geeignete Barren.
Noch ist zu bemerken, daß die Pattinson'sche Methode in
der Regel ebenfalls eine Umschmelzung des Bleies verlangt. Diese wird in großen
Oefen vorgenommen, in welchen man das Metall, ohne es umzurühren, ziemlich lange
flüssig erhält.