Titel: | Conserviren des Eisens mittelst eines aus Zinn und Blei bestehenden Ueberzugs. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XVI., S. 44 |
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XVI.
Conserviren des Eisens mittelst eines aus Zinn
und Blei bestehenden Ueberzugs.
Aus dem Practical Mechanics' Journal, Juni 1854, S.
67.
Ueber das Conserviren des Eisens mittelst eines aus Zinn und Blei
bestehenden Ueberzugs.
Hr. N. Callan, Professor der Physik am
Maynooth-College, hat eine sehr wichtige Methode in Vorschlag gebracht, um
das Eisen gegen das Rosten zu schützen; er überzieht es dazu mit einer Legirung von
Zinn und Blei, oder einer
Legirung von Zinn, Blei, Zink und Antimon; die Legirung darf wenigstens eben so viel
Blei als Zinn enthalten, jedoch nie mehr als 7 bis 8 Theile Blei auf 1 Theil Zinn.
Das Eisen wird mit der Legirung gerade so überzogen wie beim Verzinnen.
Bei einer Reihe von Versuchen über die Zersetzung des Wassers durch die galvanische
BatteriePhilosophical Magazine, Februar 1854, S. 73. fand er, daß die concentrirte Salpetersäure weit stärker auf Blei wirkte,
als auf Eisen das mit einer Legirung von Blei und Zinn überzogen war, welche
drei- bis vier- oder selbst sieben- bis achtmal so viel Blei
als Zinn enthielt, und daß, je größer das Verhältniß des Bleies in der Legirung war,
desto weniger dieselbe von der Salpetersäure angegriffen wurde.
Hr. Callan machte alsdann zahlreiche Versuche, um die
Wirkung starker Salpeter-, Schwefel- und Salzsäure, sowie auch
diejenige von verdünnter Schwefel- und Salzsäure auf Blei und verzinktes
(galvanisirtes) Eisen mit der Einwirkung zu vergleichen, welche die erwähnten Säuren
auf das mit einer Blei- und Zinnlegirung überzogene Eisen haben, wenn die
Menge des Bleies in dieser Legirung die zwei- bis sieben- oder
achtfache von derjenigen des Zinnes war. Aus diesen Versuchen folgerte er, daß Eisen
mit einem Ueberzuge von diesen Legirungen weit weniger oxydirbar und angreifbar sey
als Blei, und noch weit weniger als sogenanntes galvanisirtes Eisen, dessen
Zinküberzug von den Säuren, selbst wenn sie bedeutend mit Wasser verdünnt sind, noch
aufgelöst wird.
Daher ist Eisen, mit einer Legirung von Blei und Zinn überzogen, in welcher das
Verhältniß des Zinns nicht beträchtlich ist, zu allen Zwecken tauglich, wozu
Bleiblech, bleierne Röhren und verzinktes Eisen angewendet werden. Ein geringer
Zinkgehalt macht die Legirung von Blei und Zinn härter, vermindert aber ihren
Widerstand gegen chemische Agentien. Ein Ueberzug von Blei, Zinn und Zink ist aber
doch weit weniger oxydirbar, als der Zinküberzug beim galvanisirten Eisen. Ein
Zusatz von wenig Antimon macht die fragliche Legirung ebenfalls härter und erhöht
ihren Widerstand gegen Oxydation und Zerfressung.
Das mit einer Legirung von Zinn und Blei überzogene Eisen ist zu den Drahtseilen,
welche als Leitungen für die unterseeischen Telegraphen angewendet werden,
zweckmäßiger als verzinktes Eisen, indem jenes der zerfressenden Einwirkung des
Meerwassers besser widersteht als letzteres. Daß das verzinkte Eisen vom Meerwasser
leicht angegriffen wird, haben neuerlich auch der französische Physiker Pouillet und der Engländer Highton bewiesen. Letzterer fand ferner, daß durch die Dämpfe
schwefelhaltiger Steinkohlen verzinktes Eisen von acht Zoll Stärke in wenigen Jahren
gänzlich zerfressen wurde (?); dagegen ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Dämpfe
keine Einwirkung auf Eisen haben werden, welches mit einem Ueberzuge von Zinn und
Blei versehen ist.
Solches Eisen ist offenbar zu vielen Zwecken dem Blei weit vorzuziehen, da es weit
wohlfeiler und dauerhafter ist. Es hat auch große Vorzüge vor dem verzinkten Eisen
und kann überall benutzt werden, wo letzteres angewendet wurde. Es läßt sich weit
leichter bearbeiten und wiederherstellen, weil der Ueberzug weit leichter zu machen
ist als die Verzinkung. Es wird sich zu sehr verschiedenen Zwecken benutzen lassen,
bei denen das Metall der Einwirkung verschiedener ätzender Substanzen, wie Säuren
u.s.w., ausgesetzt ist, und wozu verzinktes Eisen gänzlich untauglich ist, da ein
Zinküberzug keiner Säure Widerstand leistet. Mit einer Legirung von Blei und Zinn
überzogenes Eisen, besonders wenn derselben etwas Antimon beigemischt ist, wird sich
für Schwefelsäurekammern weit besser eignen als Blei. Es würde sich auch statt des
Kupfers zum Beschlagen der Schiffe anwenden lassen, und statt der Bolzen und Nägel
von Kupfer könnte man auch solche von Eisen anwenden, welches mit der Legirung von
Blei und Zinn überzogen ist. Solches Eisen könnte auch anstatt des emaillirten
Eisens benutzt werden, z.B. für die Becken und Röhren der Wasserclosets.
In der neuesten Zeit wollten die Rheder für eiserne Schiffe keine Zuckerladungen mehr
annehmen, weil der durch die Kisten dringende Zuckersaft das Metall angreift. Würde
aber das Eisen, womit die Schiffe construirt werden, auf der innern Seite mit einer
Legirung von Blei und Zinn überzogen, welche fünf- oder sechsmal so viel Blei
als Zinn enthält, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Schiffe nicht angefressen
werden. Ein kleines Stückchen von einer Legirung, welche etwa fünfmal so viel Blei
als Zinn enthielt, wurde in Zuckerwasser drei Monate lang aufbewahrt, ohne daß die
geringste Auflösung derselben erfolgt wäre.
Wenn man die eisernen Schiffe an ihrer Außenseite mit der erwähnten Legirung
überzöge, so würde man dadurch einen bedeutenden Schutz gegen die Zerfressungen des
Eisens erlangen, was hauptsächlich für die Westindienfahrer zweckmäßig wäre, da das
Wasser jener Meere das Eisen ganz besonders stark angreifen soll.
Ein Ueberzug des Eisens mit der Legirung von Blei und Zinn kostet nicht mehr als die
Verzinkung, 1) weil dieser Ueberzug nicht halb so dick zu seyn braucht als die
Verzinkung, und daher die Menge der Legirung, welche zur Bekleidung einer gegebenen Eisenoberfläche
benutzt wird, weit geringer ist, als die zur Galvanisirung derselben Fläche
erforderliche Zinkmenge; 2) weil das Zink sehr flüchtig und daher der Metallverlust
bei der Verzinkung weit größer als bei der erwähnten Legirung ist; 3) weil zum
Schmelzen des Zinks ein höherer Hitzegrad erforderlich ist, als zum Schmelzen von
Blei und Zinn; 4) weil das Verhältniß zwischen Zinn und Blei nur 1 : 7 oder 8 zu
seyn braucht. Aus allen diesen Gründen muß das mit der Legirung von Blei und Zinn
überzogene Eisen eben so wohlfeil seyn als verzinktes.