Titel: | Verfahren den wollenen und seidenen Geweben und Gespinnsten, welche schwarz und dunkel gefärbt sind, ein glänzendes Ansehen zu ertheilen; patentirt für Eduard Schischkar in Halifax, und Fr. Crace Calvert, Professor der Chemie in Manchester, am 5. Januar 1854. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XIX., S. 57 |
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XIX.
Verfahren den wollenen und seidenen Geweben und
Gespinnsten, welche schwarz und dunkel gefärbt sind, ein glänzendes Ansehen zu
ertheilen; patentirt für Eduard
Schischkar in Halifax, und Fr. Crace Calvert, Professor der Chemie in
Manchester, am 5. Januar 1854.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, September
1854, S. 236.
Schischkar Verfahren den dunkel gefärbten wollenen und seidenen
Geweben ein glänzendes Ansehen zu ertheilen.
Um schwarz oder dunkel gefärbten Geweben und Gespinnsten von Wolle oder Seide (oder
aus Wolle und Seide gemischten) Glanz oder ein glänzendes Ansehen zu ertheilen,
tränken wir dieselben mit schwefelsaurem Kupferoxyd, Bleioxyd oder Wismuthoxyd, oder
bloß mit den betreffenden Metalloxyden, und setzen sie dann der Einwirkung von
Wasserdampf aus, welcher mit Schwefelwasserstoffgas gemischt ist.
Tränken der Gewebe und Gespinnste mit schwefelsaurem
Kupferoxyd oder schwefelsaurem Wismuthoxyd.
Man taucht die Gewebe oder Gespinnste in eine Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd
oder Wismuthoxyd in Wasser, welche 1002 bis 1015 spec. Gewicht (1/2 bis 2 Grade an
Baumé's Aräometer) zeigt. Wenn man die Auflösung erwärmt, so imprägniren sich
die Stoffe schneller; manche gedruckte oder gefärbte Waaren vertragen aber keine
oder nur eine schwache Erwärmung des Bades, ohne daß die Farben leiden, und in
solchen Fällen muß man daher ein kaltes oder bloß lauwarmes Bad anwenden und das
Eintauchen verhältnißmäßig länger dauern lassen.
Wenn das Bad stark erhitzt wird (auf beiläufig 75° Reaumur) und die Gewebe
nicht sehr dick sind, werden sie meistens schon in wenigen Minuten hinreichend
getränkt seyn; ist hingegen das Bad kalt oder sind die Zeuge sehr dick, so können
zum vollständigen Tränken derselben zwei bis drei Stunden erforderlich seyn.
Nach dem Tränken wird den Geweben oder Gespinnsten das überschüssige Bad zuerst in
einer Presse oder mittelst der Wringemaschine entzogen. Hierauf wascht man sie, oder
zieht sie durch kaltes Wasser, um das in ihnen noch zurückgebliebene überschüssige
Bad zu entfernen, worauf sie wieder in der Presse oder Wringemaschine ausgedrückt
werden; dieses Waschen muß aber schnell ausgeführt werden, damit nur die in den
Stoffen enthaltene freie Lösung ausgezogen wird, nicht aber die Lösung mit welcher
die Fasern imprägnirt worden sind.
Wenn die Stoffe dünn, fein oder von zarter Farbe sind, müssen sie vor der unten
beschriebenen Behandlung mit dem Schwefelwasserstoffgas ganz oder theilweise
getrocknet werdan, damit letzteres gleichförmiger einwirkt.
Tränken der Gewebe und Gespinnste mit Kupferoxyd, Bleioxyd
oder Wismuthoxyd.
Man tränkt hierzu die Gewebe oder Gespinnste mit der Auflösung eines Kupfer-,
Blei- oder Wismuthsalzes in Wasser (von 1/2 bis 2 1/2° Baumé),
preßt die überflüssige Lösung von denselben aus und wascht sie schwach, auf oben
angegebene Weise.
Hierauf taucht man die Stoffe in eine schwache Aetznatronlauge (sollte diese die
Farbe der Gewebe oder Gespinnste angreifen, so ersetzt man sie durch dünne
Kalkmilch). Dieses Bad wird kalt angewandt und die Stoffe müssen in demselben so
lange eingetaucht bleiben und bewegt werden, bis sie allenthalben durchdrungen sind,
folglich das in den Fasern enthaltene Metallsalz zersetzt worden und an dessen
Stelle das Metalloxyd getreten ist. Hierauf waschen wir die Stoffe in Wasser vollständig und pressen
dann das Wasser auf oben angegebene Weise aus.
Tränken der Gewebe und Gespinnste mit schwefelsaurem
Bleioxyd.
Zu diesem Zweck werden die Stoffe zuerst mit einem löslichen Bleisalz auf vorher
angegebene Weise getränkt, worauf man die überflüssige Lösung aus denselben
auspreßt; die Stoffe werden dann gewaschen und hierauf wird das Wasser aus denselben
ausgepreßt, wie vorher erwähnt.
Um nun das in den Fasern zurückgebliebene Bleisalz in schwefelsaures Blei zu
verwandeln, taucht man die Stoffe in ein Bad von verdünnter Schwefelsäure oder (wenn
diese die Farben der Stoffe angreifen sollte) in eine Glaubersalzlösung; die
Zersetzung ist in kurzer Zeit bewerkstelligt, besonders wenn man die Stoffe im Bad
bewegt. Die Stoffe werden dann in Wasser vollkommen ausgewaschen, worauf man das
Wasser aus denselben preßt.
Vorbereitung der gefärbten Gewebe, welche nur an einzelnen
Stellen Glanz erhalten sollen.
Um nur einigen Theilen eines gefärbten Gewebes Glanz zu ertheilen (so daß die
glänzenden Stellen ein Muster bilden) kann man zweierlei Verfahrungsarten
anwenden.
1. Verfahren. Man imprägnirt zuerst das Gewebe mit
Kupferoxyd, Bleioxyd oder Wismuthoxyd, wascht es und preßt es auf angegebene Weise
aus. Dann bedruckt man mit Handformen oder Walzen diejenigen Theile des Gewebes,
welche nicht glänzend gemacht werden sollen, mit Stärkegummi (von der Consistenz der
Druckfarben). Nachdem hierauf das Gewebe getrocknet worden ist, kann es der
Einwirkung von Wasserdampf und Schwefelwasserstoffgas ausgesetzt werden.
2. Verfahren. Man bedruckt umgekehrt diejenigen Stellen
der Gewebe, welche glänzend gemacht werden sollen, mit schwefelsaurem Kupfer, Blei
oder Wismuth (oder den betreffenden Oxyden), mit Gummiwasser verdickt. Nachdem der
Zeug dann getrocknet worden ist, setzt man ihn der Einwirkung von Wasserdampf und
Schwefelwasserstoffgas aus.
Behandlung der auf angegebene Weise präparirten Gewebe und
Gespinnste mit Wasserdampf und Schwefelwasserstoff.
Auf die mit den oben erwähnten Metallsalzen oder Oxyden imprägnirten Gewebe und
Gespinnste läßt man Schwefelwasserstoff und Wasserdampf, bei hoher Temperatur,
einwirken, damit durch die erfolgende chemische Zersetzung jener Metalloxyde den
Farben oder Fasern ein glänzendes Ansehen ertheilt wird; hierzu wird die Waare in einen
Kasten eingeschlossen, in welchen man dann Hochdruckdampf, mit
Schwefelwasserstoffgas gemischt, so lange einziehen läßt, bis die erforderliche
chemische Wirkung hervorgebracht ist, was meistens in 20 bis 30 Minuten der Fall
seyn wird. Die Waare wird nach dieser Behandlung getrocknet und appretirt.Im Princip ist dieses patentirte Verfahren nicht neu; in Frankreich empfahlen
Torne und Riot,
die schwarz gefärbte Seide, um ihr (abgesehen von der Gewichtszunahme) einen
größern Glanz zu verleihen, mit basisch essigsaurem Blei zu tränken und sie
dann unter dem Einfluß eines starken Stroms von Schwefelwasserstoffgas zu
trocknen (Polytechn. Journal Bd. CXXXIII
S. 47). A. d. Red.