Titel: | Ueber den relativen Werth der Wurzeln, namentlich der Runkelrübe, je nach ihrer verschiedenen Größe; von den HHrn. William Sullivan und Alphonse Gages. |
Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XXIII., S. 71 |
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XXIII.
Ueber den relativen Werth der Wurzeln, namentlich
der Runkelrübe, je nach ihrer verschiedenen Größe; von den HHrn. William Sullivan und
Alphonse
Gages.
Aus dem Moniteur industriel, 1854, Nr.
1859.
Sullivan, über den relativen Werth der Wurzeln je nach ihrer
verschiedenen Größe.
Auf dem Kontinent, wo die Runkelrüben behufs der Zuckerfabrication angebaut werden,
hat man schon längst die Beobachtung gemacht, daß die großen Wurzeln weniger Zucker
geben als die kleinern von 454 Grammen bis 1 Kilogr. 361 Grammen Gewicht. Die
Chemiker des Kontinents haben diese Thatsache durch analytische Untersuchungen
vollkommen nachgewiesen und ihre Resultate wurden durch unsere Versuche vom vorigen
Jahre bestätigt.
Wir nahmen sechs Wurzeln von jeder Localität, drei von den größten und drei von den
kleinern, stellten aber, um den Einfluß zufälliger Ursachen zu vermindern, mit einer
großen Anzahl von Wurzeln Analysen an, im Ganzen ungefähr 450 Wurzeln jeder Art,
schwedischen Kohlrüben, Mohrrüben, verschiedenen Runkelrüben-Varietäten
etc.
Mit sehr wenigen Ausnahmen fanden wir, daß die kleinen Wurzeln eine größere Menge
trockener Substanz enthalten als die großen, in einigen Fällen stieg der Unterschied
auf 50 Procent.
So betrug in drei Zucker-Runkelrüben von je 1,680 bis 1,871 Kilogr. Gewicht
die trockene Substanz im Mittel nur 10,4 Procent, während sie bei drei kleinen Rüben
von 553 bis 787 Grammen Gewicht 17,427 Proc. betrug. Mit andern Worten, 100 Kilogr.
kleiner Wurzeln würden 167,43 Kilogr. großer entsprechen.
Ein anderes Beispiel. Drei lange, rothe Runkelrüben von 3,132 bis 3,167 Kilogr.
Gewicht, enthielten nur 10,986 Proc. trockner Substanz, während drei kleine von 177
bis 200 Grammen Gewicht 15,624 Procent enthielten; 100 Kilogr. kleiner Rüben
enthielten also ebensoviel trockene Substanz wie 124,18 Kilogr. großer.
Dieses Gesetz gilt auch für die schwedische Kohlrüben. 100 Kilogr. kleiner Wurzeln
entsprachen hier 117,37 Kil. großer.
Wenn man die Ernte eines Feldes nach der Größe der Wurzeln abtheilt, so läßt sich in
den einzelnen Loosen das Gesetz wieder wahrnehmen; der Gehalt der Wurzeln an
trockener Substanz nimmt mit ihrer Zunahme an Gewicht ab.
In folgender Tabelle sind unsere durchschnittlichen Resultate zusammengestellt.
Textabbildung Bd. 134, S. 72
Mittleres Gewicht der Wurzeln;
Weiße schlesische Runkelrübe; Lange rothe Runkelrübe; Runde gelbe Runkelrübe;
Runde rothe Runkelrübe; Schwedische Kohlrübe; Rothe Mohrrübe; Weiße belgische
Mohrrübe; Proc; Ueber; Mittel aus allen Wurzeln
Abgesehen von der Werthzunahme der Wurzeln mit der Abnahme ihres relativen Gewichts,
ergibt diese Tabelle noch einige andere interessante Resultate. So enthielte,
wenigstens nach diesen Versuchen, die Zuckerrübe mehr trockene Substanz, als jede
andere gegenwärtig angebaute Wurzel, und ist die rothe und weiße Möhre, obwohl sie
zu 4 Fr. 90 Cent. bis 6 Fr. 15 Cent, per 100 Kilogr.
verkauft werden, nicht viel besser als die schwedische Kohlrübe und geringer als
gewisse Runkelrübensorten. Es versteht sich, daß der Werth der Wurzeln nicht
ausschließlich nach ihrem Gehalt an trockner Substanz beurtheilt werden kann; es muß
auch ihre Zusammensetzung in Betracht gezogen werden; bei einigen Species kommt
jedoch dieses Mengenverhältniß der Wahrheit sehr nahe.
Bei den wenigen Ausnahmen von der allgemeinen Regel fanden wir die Zusammensetzung
der großen und der kleinen Wurzeln ziemlich gleich, niemals aber die kleinen von
geringerem Gehalt als die großen. Als Regel fanden wir ferner, daß die
Runkelrüben-Varietäten mit weißem Fleische besser sind, als diejenigen mit
gefärbtem. Die Wurzeln welche sich außerhalb des Bodens entwickeln und deren oberer
Theil sich mehr oder weniger grün färbt, enthalten weniger von trockener Substanz,
als diejenigen welche sich ganz unter dem Boden entwickelten; dieß ist ganz in
Uebereinstimmung mit der Thatsache, daß der unmittelbar unter dem Hals liegende
Theil der Wurzel weniger trockene Substanz enthält als der Wurzelkörper.
Prof. Payen bemerkte nach dem Vortrag dieser Abhandlung in
dem französischen Centralverein für Landwirthschaft, daß deren Resultate in
Frankreich schon zu wiederholtenmalen bestätigt wurden; jedoch dürfe ihnen kein zu
unbedingter Werth beigelegt werden, weil die Runkelrübe z.B. in sehr trockenem und
sandigem Boden angebaut, kleine faserige, wenig Zucker enthaltende Wurzeln liefert.
Hinsichtlich derjenigen welche eine gewisse Dimension erreichen, sey es allerdings
wahr, daß die Wurzeln von mittlerer Größe mehr nutzbare Substanzen enthalten als die
größten.
Aus den bekannten Versuchen des Hrn. Péligot geht
hervor: 1) daß die Runkelrüben in verschiedenen Lebensaltern dieselben
Mengenverhältnisse von Zucker geben; 2) daß kleine und mittelgroße Rüben in ihrem
Zuckergehalt ziemlich gleich sind.